29Juli
2013

Blyde River Canyon

Ausblick in den Blyde River Canyon

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, begaben wir uns nach Graskop. Auch dieses Städtchen gehört zu denen, die wir vorher nicht kannten. Der einzige Grund, aus dem wir uns dort einfanden, ist die Tatsache, dass es an einem Ende des Blyde River Canyons liegt und dass das Coast to Coast hier ein paar Vorschläge zu Unterkünften hatte. Damit haben wir uns in die sogenannte Panorama Region begeben, welche den östlichen Teil der Drakensberge und das sich anschließende Flachland (Lowveld) umfasst.

Den Blyde River Canyon hatten wir uns bei unseren Recherchen als Zwischenziel auf der Rückfahrt nach Johannesburg ausgesucht, weil die Bilder, die wir dazu fanden, absolut toll waren. Die nähere Suche zu Wanderwegen ging in zwei sehr verschiedene Richtungen. Zum einen fanden wir schlicht und einfach gar nichts außer der Andeutung, dass es in einem Resort wohl die Möglichkeit dazu gäbe. Zum anderen mussten wir feststellen, dass die Auswahl an Tageswanderungen tatsächlich übersichtlich ist, es aber in etwa ebenso viele Mehrtagestouren gibt.

Wenn man sich den Blyde River Canyon auf der Karte anschaut, so stellt man fest, dass er nicht so unglaublich lang ist. Mit seinen gerade mal 26km ist er trotzdem der drittgrößte Canyon der Welt (nach dem Grand Canyon, USA, und dem Fish River Canyon, Namibia). Die Hauptattraktionen sind Aussichtspunkte, die sich entlang des Canyons verteilen, und deren größte Ansammlung kurz vor Graskop liegt.

Folglich haben wir unsere Unterkunft vom Standort her ganz gut gewählt. Ausgesucht haben wir uns letztlich das Graskop Valley View Backpackers. Wir hatten sogar Glück noch ein Zimmer zu bekommen. Es dauerte keine halbe Stunde, und die nächsten Backpacker wurden reihenweise wieder weggeschickt. Schon erstaunlich. Insgesamt ist es ein niedliches Hostel, in dem es jedoch zur Abwechslung mal funktionierendes Wifi gab. Im Krüger Nationalpark hatten wir so etwas gar nicht, was aber nicht verwundert, wenn man sich in die Wildnis begibt. Trotzdem ist es hin und wieder ganz nett, wenn man doch mal nach E-mails schauen oder die nächsten Reiseziele recherchieren kann. In Bezug auf Informationen zur Region ist das Valley View wirklich gut. Hier wurde sich sogar die Mühe gemacht, einen gesamten Ordner mit Wanderungen und anderen Tagesaktivitäten zusammenzustellen. In etwa die Hälfte davon kann man auch auf eigene Faust machen. Die Beschreibungen sind in dieser Hinsicht wirklich gut. Selbst sämtliche Eintrittspreise für die Aussichtspunkte sind enthalten, auch wenn sie nicht mehr ganz aktuell waren. Der einzig richtig große Nachteil des Hostels waren die Matratzen. Unbequem und durchgelegen ist noch geschmeichelt. Aber wer weiß, wie es bei einem nächsten Besuch aussähe, denn man konnte entsprechende Beschwerden auch gleich an die Chefin weiterleiten, welche postwendend beschloss, die nächste Nacht selbst dort zu schlafen um es zu testen. :) Abgesehen davon war es schweinekalt, denn Heizungen sind nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Wie dankbar war ich für dicke Socken und unsere Kuscheldecke, auch wenn das alles erst so richtig in der zweiten Nacht geholfen hat.

Den ersten Tag haben wir folglich mit einigen kleineren Wanderungen verbracht. Los ging es fast am anderen Ende des Canyons, genauer im Forever Resort. Hier muss man sich anmelden und bekommt dann eine kleine Karte. Ganz maßstäblich ist sie nicht, denn nicht nur wir hatten ein paar Probleme zu entscheiden, ob wir an der ein oder anderen Stelle richtig waren, aber mit ein bisschen Fantasie und einem Gedächtnis für die Zeichen, die die Wege markieren (Vogel ist hier nicht gleich Vogel!), kommt man letztlich doch wieder dort an, wo man hin will. Los ging es für uns von World's End. Von dort folgten wir immer A1. An deren Ende ging es nahtlos in B1 über und entlang dieses Weges auch zurück zum Resort. Hier sahen wir auch das einzige Mal seit zwei Kontinenten eine Schlange, beziehungsweise ihren Schwanz als sie blitzartig in einer Spalte verschwand. Nach etwa drei Stunden waren wir wieder zurück. So schön die Region ist, umso anstrengender war der Weg. Wer eine Abneigung gegen starke Steigungen und unmögliche Stufenhöhen von nicht vorhandenen Treppen hat, dem kann man nur abraten. Die Runde, die wir gelaufen sind, führt einmal in den Canyon rein und logischerweise muss man irgendwann auch wieder raus... Nun ja, wir wussten ja, worauf wir uns eingelassen haben. Da es mir gesundheitlich jedoch nicht ganz so wunderbar ging, empfand ich einige Teile der Wanderung unglaublich anstrengend. Irgendwie hat mein Bruder zwar zwei Tage gebraucht, um unsere kleine Eskapade im Krüger zu überwinden und ich gerade mal eine Nacht, dafür kam es bei mir mit flauem Magen zwei Tage später wieder zurück und blieb hartnäckig bis wir die Panorama Region verließen.

Vom Forever Resort ging es wieder Richtung Graskop. Auf dem Weg entlang der Panorama Route nahmen wir noch zwei Sehenswürdigkeiten mit. Am Vortag hatten wir uns schon die Three Rondavels (die Drei Rundhäuser) angesehen, wie immer kurz vor Ende der Öffnungszeiten, weswegen wir da den Sonnenuntergang mit anschauen konnten. Dieses Mal legten wir einen Stopp bei Bourkes Luck Potholes ein, welche wirklich spektakulär aber überteuert sind. Danach ging es noch zu Berlin Falls, welche sehr schick waren – insbesondere, weil wir schon wieder knapp vor Sonnenuntergang da waren. Hatte ich erwähnt, dass in Südafrika die Sonne einfach herunter fällt?

Die Three Rondavels Auf dem B1-Wanderweg vom Forever Resort aus

Für unseren letzten Tag standen dann alle restlichen Touristenattraktionen auf dem Plan. Hierzu zählten bei uns Lisbon Falls, Wonder View und God's Window. Es ist schon irre, wie viele Touristenbusse sich auf den Parkplätzen stapeln können. Und natürlich, wie viele kleine Souvenirstände es geben kann. Nun ja, dafür haben sie die Parkplätze bewacht und man braucht sich keine Sorgen machen, wenn man doch mal ein bisschen die verschiedenen Wege erkundet, um entweder einen besseren Blick auf den Wasserfall zu bekommen oder aber, weil eines der Schilder behauptet, dass es um die Ecke Regenwald geben soll. So schön die Aussichtspunkte auch sind, die Menge an Touristen ist gruselig. Noch irritierender ist es, wenn sich ganze Reisegruppen Deutscher darunter finden. Klar, den ein oder anderen deutschsprachigen Touristen hatten wir vorher auch getroffen, aber die Anzahl war gering. Folglich war es ungewohnt Deutsch als Hauptsprache um sich zu haben, wenn es sonst Zulu, Afrikaans oder Englisch war.

Lisbon Falls

Danach ging es zum Mittagessen wieder nach Graskop. Aus unerfindlichen Gründen ist das Städtchen für Pancakes bekannt. Hier sind damit jedoch gefüllte Eierkuchen gemeint, die es mit süßen aber auch herzhaften Füllungen gibt. Der Initiator der ganzen Sache ist Harrie's Pancakes. Folglich sind wir auch dort eingekehrt (mit etwa drei Gruppen von Touristen). Fazit dieses Experiments ist, dass die Pancakes wirklich gut sind. Wer sich nicht zur Kette Harrie's Pancakes (es gibt drei oder vier Restaurants davon in Südafrika) begeben will, der kann sich aus sämtlichen anderen Restaurants eines aussuchen. Jedes davon hat seine eigenen Pancakespezialitäten.

Von Graskop aus ging es nach Pilgrim's Rest. Auch das Dörfchen hatten wir erst beim Lesen unseres Footprint Reiseführers gefunden. Es ist ein altes Goldgräberdorf und versucht damit jetzt Touristen anzuziehen. Prinzipiell ist es wirklich niedlich, aber man könnte noch einiges mehr daraus machen. Haken an der gesamten Idee ist der Fakt, dass sie die Touristen selbst gleich wieder verärgern. Wir waren es ja schon gewohnt, dass an vielen Stellen, wo man das Auto parken kann, Leute mit leuchtend gelben Sicherheitswesten herum laufen und ihre Dienste als Aufpasser auf das Auto anbieten. Hier scheint es klare Regeln zu geben, wer so etwas machen darf und für welchen Bereich derjenige zuständig ist. Gerade bei großen Parkplätzen in den Drakensbergen oder auch bei anderen Touristenattraktionen ist das üblich. Die paar Cent hat man meist auch übrig, besonders, wenn man dann erfährt, dass es ohne diese Leute tatsächlich üblich ist, dass einfach mal das gesamte Auto geklaut wird. Abgesehen davon gibt es hier einen Unterschied zwischen Abzocke (ein fester Preis, der rettungslos überhöht ist, wird hinterher verlangt) und dem Normalzustand (es wird erklärt, wer sie sind, dass sie nicht angestellt sind und das sie sich über einen kleinen Betrag freuen, aber sie dürfen keinen verlangen).

So viel also zu Parkplatz- oder Autowächtern. Die gab es auch in Pilgrim's Rest. Die wären ja auch kein Problem gewesen. Was wir nicht wussten, war, dass sich hier die Touristenfänger (von denen wir glücklicherweise verdammt wenigen begegnet sind) auf das Autowaschen spezialisiert haben. Die Schilder, dass praktisch alle Parkplätze gleichzeitig „Autowaschanlagen“ sind, sieht man natürlich auch erst, wenn es schon zu spät ist. In unserem Fall reichte einem der Autowäscher die Zeit, die wir in der Information sowie mit der Buchung unseres Hotels zubrachten (Ja! Tatsächlich! Aber etwas anderes gab es auch nicht. ;) ), unser Auto ungefragt zu waschen. Es war auch wirklich nötig, aber für die Unverfrorenheit (und weil wir die Preistafel erst danach gesehen haben) gab es weniger Geld. Die Rezeptionistin des Hotels gab uns noch einen vorgedruckten Zettel für das Auto, der unter Androhung von Strafe das Autowaschen verbot. Sehr interessant.

Den Rest des Tages verbrachten wir schlafend (ich) oder lesend (mein Bruder) im Hotelzimmer, da es angefangen hatte, zu regnen. Ach ja, wir verbrachten die Nacht im Royal Hotel von Pilgrim's Rest. Mehr Auswahl gab es auch nicht wirklich (eine weitere Unterkunft gibt es wohl) und da wir außerhalb der Saison da waren, hat es nur die Hälfte gekostet und gab es sogar noch kostenlos Frühstück. Das Zimmer war toll, mit Heizung und einer richtigen Badewanne! Ich glaube, das letzte Mal, dass ich eine Badewanne gesehen habe, war in Neukaledonien im Hotel. Es war also ein voller Erfolg, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass zwischenzeitlich das Wasser nur noch kalt aus der Leitung kam.

Den nächsten Tag haben wir uns dann die Goldwäscherei am Fluss angeschaut und sind danach weiter Richtung Westen gefahren. Unser Tagesziel war eigentlich Cullinan, worüber ich jedoch das nächste Mal schreiben möchte. Auf dem Weg dorthin hatten wir noch ein kleines Erlebnis, was ich einfach an dieser Stelle erwähnen möchte. Prinzipiell findet man an den Straßen in Südafrika hin und wieder Restaurants. Spätestens in Ortschaften, wo eine Tankstelle ist, geht man nicht leer aus. Irgendetwas Herausragendes findet man jedoch nur, wenn man wagemutig doch mal anhält und einkehrt. Von Außen muss es ja auch nicht so toll aussehen, solange es innen wunderbar ist. Das wussten wir ja schon und man kann sich darauf gut einstellen.

Viel irritierender ist es dann, wenn man in einen Ort kommt, der in keinem Reiseführer erwähnt wird, und es einen einfach aus den Socken haut. Dullstrom ist einer dieser Orte. In unserem Fall auch der einzige dieser Art. Wir wissen immer noch nicht, was an diesem Dorf so besonders ist, aber sämtliche Häuser der Hauptstraße sind entweder neu oder restauriert. Das ein oder andere Wohngebiet sieht auch aus als würde es der sehr reichen Oberschicht gehören. Es gibt zahlreiche Restaurants, Cafés, den ein oder anderen Souvenirladen, eine Fleischerei, eine Käserei, mindestens eine Bäckerei, verschiedene Unterkünfte... Und das alles wie aus dem Bilderbuch. Wer aber gerade Appetit hat, der ist hier eindeutig richtig. Wir hatten uns das Charlie C's ausgesucht, welches wirklich hübsch ist und sehr gutes Essen hat.

Soviel also zu kleinen Überraschungen unterwegs. Wie schon erwähnt, Cullinan ist das nächste Ziel, worüber ich beim nächsten Mal berichten werde.

Blyde River Canyon