13März
2013

Bald geht es los

Dies ist der erste Eintrag in meinem Reiseblog. In Zukunft werde ich hier hoffentlich mehr oder weniger regelmäßig über meine Erlebnisse rund um den Globus berichten.

Eine Weltreise ist schon seit langem ein Traum von mir. Jetzt, da ich Zeit habe, wird das in die Tat umgesetzt. Wichtig bei einem solchen Unterfangen ist sicherlich die Entscheidung, jetzt doch den Rucksack (oder die Koffer) zu packen und loszuziehen. Am Anfang war also die Idee. Dann die Frage, wohin? Wie kommt man auf die 6 Länder, die ich mir ausgesucht habe? Gute Frage, nächste Frage. Nein, im Ernst, Peru, Neuseeland und Australien standen schon lange auf meiner Wunschliste. Kolumbien kam aufgrund der Verlorenen Stadt hinzu. Auf Neukaledonien fiel die Wahl, weil man dort auch schön Wandern und Tauchen kann. Südafrika? Einfach weil ich noch nie so weit im Süden auf dem schwarzen Kontinent war und der Krüger Nationalpark einen gewissen Ruf hat. 

Aber immer hübsch der Reihe nach. Was mir bei meinen Vorbereitungen ein bisschen gefehlt hat, waren konkrete Ansagen zu den Hauptfragen. Hier also meine persönliche Liste an Dingen, um die man sich vor der Reise kümmern sollte:

 

Reisepass:

  • sollte für viele Länder auch zum Ende der Reise noch 6 Monate gültig sein

 

Flugticket:

Für Ideen, wo es hingehen soll:

Round the World Ticket - je nach Anspruch, Reiseroute und Geldbeutel bieten die 3 großen Verbünde gute Angebote:

  • alle 3 haben eine recht selbsterklärende Nutzeroberfläche, die auch das Abspeichern der derzeitigen Ideen ermöglicht
  • andere Airlines haben zum Teil auch ähnliche Angebote (suchen lohnt sich, wenn man weiß, welche Airlines in welchen Regionen besonders gut unterwegs sind)

 einfaches Flugticket

  • wer eigentlich nur in eine bestimmte Region will, dem reicht sicherlich auch ein normales Flugticket um zum Ziel zu gelangen
  • hier sind sämtliche Onlineportale hilfreich die günstigsten Angebote zu finden
  • aufpassen muss man bei Billigfliegern jedoch auf die obligatorischen zusätzlichen Gebühren bei der Zahlungsweise, Flughafengebühren, Gebühren für Essen und Getränke und ganz wichtig: Gepäck! Manchmal ist nur Handgepäck im Preis inbegriffen (betrifft aber eher kleine Inlandsflüge als die Interkontinentalflüge)

 

Weg zum Flughafen:

Zug zum Flug

  • wer mit Lufthansa oder der Star Alliance fliegt, kann auch nachträglich noch per Telefon ein Rail and Fly Ticket bekommen (kommt meist günstiger als ein einzelnes Ticket für die DB)
  • ansonsten gibt’s ab 90 Tagen vor Reisedatum die vergünstigten Tickets bei der Deutschen Bahn → sollte man bei der Rückfahrt vom Flughafen bedenken, wenn man über 3 Monate weg ist

Autoanfahrt durch Freunde oder Familie

 

Impfausweis:

  • wer zum ersten mal weiter weg fliegt, sollte bedenken, dass er sehr wahrscheinlich viele Impfungen nicht hat; einige Impfungen können gleichzeitig verabreicht werden, andere nicht und wieder andere (Hepatitis A und B) bestehen aus mehreren Impfungen → daher rechtzeitig zum Arzt oder Gesundheitsamt gehen (spätestens 4 Wochen vor dem Flug)
  • Malariaprophylaxe, wenn nötig (Standby oder Chemoprophylaxe) → Klären, ob Krankenkasse das trägt, weil es ein recht teures Vergnügen ist

 

Reisekrankenversicherung:

  • die meisten gesetzlichen Krankenversicherungen bieten die obligatorischen 42 Tage Auslandsreiseschutz (Private können abweichen) → wer länger weg will, muss schauen, wie er sich absichert
  • mit Krankenkasse klären, wie eine Reise über die 42 Tage hinaus abgesichert wird: Möglichkeit der Verlängerung über die eigene Krankenkasse (Preise pro Tag → kann insgesamt teurer werden als wenn man gleich eine unabhängige Reisekrankenversicherung abschließt!) gleich extern suchen

 

Führerschein und Internationaler Führerschein:

  • wer Auto fahren will (außerhalb Europas), braucht sehr wahrscheinlich einen Internationalen Führerschein (14 Euro) → beim Bürgeramt oder bei der Führerscheinstelle beantragen

 

Internationaler Studentenausweis

  • wer noch das Glück hat, Student zu sein oder kurz nach Studienabschluss auf große Fahrt gehen will, sollte wissen, dass der eigene Studentenausweis so gut wie nirgends anerkannt wird
  • alternativ kann man sich einen ISIC zulegen, der von Oktober des einen Jahres bis Dezember des Folgejahres gültig ist (13,50 Euro) - http://www.isic.de/

 

Vielfliegerkarte:

  • wer schon Vielflieger ist, sollte auch seine Karte mitnehmen (Miles and More, Flying Blue, …)
  • wer noch keiner ist, sollte darüber nachdenken, ob er nicht die Vielfliegerkarte der Gesellschaft beantragen möchte, mit der er sowieso fliegt, da einiges zusammen kommen wird (kostenlos) und man entweder für zukünftige Flüge Vorteile hat oder Prämien erhalten oder seine Meilen spenden kann

 

Taucher:

  • wer Taucher ist, sollte sein Brevet mitnehmen und eventuell seine letzten Tauchlogbucheinträge zum Nachweis, welchen Stand er hat
  • manche Länder nehmen es auch mit der Gesundheit recht ernst in den Tauchbasen, daher auch schauen, ob die Tauchtauglichkeitsuntersuchung noch aktuell ist
  • wer im Urlaub den Schein erst machen will, braucht meist keinen Gesundheitsnachweis (oder bekommt ihr vor Ort in der Tauchbasis)

 

anderes:

Dinge, die wichtig werden können, wenn man durch Zufall einen entsprechenden Geburtstag im Urlaub hat (natürlich nur, wenn man sich um sowas nicht schon gekümmert hat):

  • wer 25 wird, braucht eine Krankenversicherung, da die der Eltern wegfällt
  • wer 27 wird, braucht eine eigene Haftpflichtversicherung, da die der Eltern wegfällt
  • wer nach Studienabschluss wegfährt, wird sich eventuell vorher auch schon exmatrikulieren → solche Infos müssen an die Krankenkasse weitergeleitet werden, die dann einen neuen Beitrag berechnen

 

So, und wer alles auf einen Blick haben will: http://weltreise-info.de/

Die Seite hab ich nur leider erst am Ende meiner eigenen Planung gefunden...

Ach ja, und eins noch: Man benötigt ein Vorhängeschloss um in den Hostels - vorausgesetzt, man begibt sich dahin - seine Sachen im Spind einschließen kann. :)

20März
2013

Ich bin dann mal weg

Flagge Kolumbiens

Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt. Nun ja, mein erster Schritt war etwas größer und brachte mich nach Kolumbien. La República de Colombia ist im Nordwesten von Südamerika gelegen und hat eigentlich alles, was man sich für den Urlaub wünschen kann: vom Karibikstrand bis zum 5000er ist alles vertreten. Dazu noch eine reiche Geschichte an Hochkulturen und deren Aufstieg und Fall. Die Natur ist unglaublich abwechslungsreich und für die Wählerischen unter uns besteht die Option sich zwischen Pazifik- und Atlantikküste zu entscheiden. Es ist also für jeden etwas dabei.

Die Reise an sich war recht angenehm, da die Deutsche Bahn mal pünktlich war und auch trotz zum Teil unfreundlichen Personals des Frankfurter Flughafens bin ich letztlich meinen Rucksack losgeworden – am Schalter 446, welcher auch Kleintiere annimmt... Versteh das wer will.

Mein Rucksack? Jup, für eine Runde um den Globus ist das eindeutig praktischer als ein Rollkoffer. Man muss so natürlich leider berücksichtigen, welches Gewicht man eigentlich tragen kann. Nun ja, damit ihr mal ein Bild davon bekommt, hier das vorher und nachher vom Packen:

   

Nach gut 12 Stunden Flug und einer Stunde Verspätung war ich dann endlich in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. Nach kleineren Problemen schon am Flughafen zwecks Geld abheben, kam ich dann doch erst gegen 22 Uhr im Musicology Hostel an – also 4 Uhr früh der deutschen Zeitrechnung.

Nach einer eiskalten Nacht (ja, auch in Kolumbien kann's kalt werden) konnte ich in den nächsten zwei Tagen die Stadt erkunden. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Bogotá auf einer Höhe von etwa 2800m liegt. Das hat zum einen zur Folge, dass es nur zwischen 10 und 20 Grad Celsius warm ist, andererseits ist das eine gehörige Umstellung für den Körper. Man fühlt sich also, auch wenn man im Schneckentempo unterwegs ist, als würde man einen Marathon rennen. Spektakulärerweise selbst im Bett... Zusätzlich hatte ich, wie schätzungsweise jeder zweite Tourist hier, auch noch Kopfschmerzen. Nun ja, Augen zu und durch, denn es gab viel zu sehen: Das historische Stadtviertel La Candelaria, den Plaza de Bolívar (der nur so von Tauben bevölkert wird), die Kirche von San Francisco, die Kathedrale, die Museumskirche von Santa Clara, die Kapelle von Sagrario und so einige historische Gebäude. Auf meiner Liste ganz oben stand das Goldmuseum, denn ich hatte gelesen, dass nur schlappe 15% des Bestandes zu einer Zeit ausgestellt werden. Wenn man die ganzen Schulklassen mal weglässt, war es tatsächlich beeindruckend, auch wenn ich irgendwie mehr erwartet hatte. Trotzdem kann man hinterher kein Gold mehr sehen...

Dann gibt es noch den Monserrate, einen Berg direkt vor der Haustür, auf den man zu Fuß, per Standseilbahn oder auch Seilbahn hinauf kommen kann. Nachdem es ordentlich geregnet hatte, ging es für mich erst zum Sonnenuntergang hoch, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn die Fotos dank des Dunstes über der Stadt nicht wirklich was geworden sind.

Ein weiteres Museum, in das ich mehr durch Zufall als alles andere reingegangen bin, ist das Museo Botero. Der Teil ist recht gewöhnungsbedürftig, weil der Künstler nur dicke Sachen gemalt hat. Personen, Tiere, selbst Brot und Obst kann dick aussehen. Toll war jedoch, dass es eine direkte Verbindung zu weiteren Museen gab. Hierzu gehört das Geldmuseum und einige Bildergalerien.

     

Das erste, woran man sich schnell gewöhnt, wenn man unterwegs ist, sind die ganzen Polizisten. Rings um den Präsidentenpalast gibt es Rucksackkontrollen und auch sonst in jedem Museum wird man entweder durch den Metalldetektor geschickt oder mit dem Handgerät untersucht. Rucksäcke werden grundsätzlich gefilzt. All das trägt aber auch dazu bei, dass man sich spätestens nach Sonnenuntergang, wenn man meist schon auf dem Rückweg ins Hostel ist, sicherer fühlt. Bogotá ist und bleibt nicht ganz harmlos, aber mit normalen Vorsichtsmaßnahmen passiert eigentlich nichts.

Weiterhin begreift man auch sehr schnell, dass man schauen muss, wohin man seine Füße setzt. Löcher im Boden bis zu einem Meter tief sind ganz normal...

Neben all dem sollte ich wohl die ganzen Leute erwähnen, denen ich begegnet bin. Kandidat Nummer eins ist ein 63-jähriger Therologiedozent, der von jetzt auf gleich beschlossen hatte, mir einen privaten Rundgang durch die Innenstadt zu spendieren. Weitere Personen waren die Taxifahrer, die mit einer Engelsgeduld und viel Freude Konversationen mit mir aufgebaut haben und das trotz der Tatsache, dass mein Schulspanisch gehörig eingerostet ist. Witzig in diesem Zusammenhang war die Tatsache, dass ich vom kolumbianischen Fernsehen angehalten wurde und spontan zu irgendeiner Rechtsfrage etwas sagen sollte... Ich schwöre, ich seh nicht mal im Ansatz aus, wie die Durschnittskolumbianerin!

Die Person, die mich am meisten beeindruckt hat, war ein Angestellter eines Einkaufszentrum. Hierzu muss ich ein bisschen weiter ausholen und zu dem Punkt kommen, der den Beginn der Reise schon ein bisschen versaut hat. Mir wurden meine nassen Treckingsandaletten geklaut und das am ersten Tag. Wie kann man auch so dusselig sein und die außerhalb des Spindes trocknen lassen zu wollen??? Ich kam mir jedenfalls ordentlich veralbert vor und außer von einer Mitarbeiterin des Hostels kam auch nicht wirklich Hilfe. Das Ende vom Lied und die schätzungsweise enttäuschendste Tatsache ist, dass es niemand von außerhalb des Hostels war, denn es gibt eine 24-Stunden-Überwachung. Ein anderer Reisender hat also meine Sandalen weggefunden. Nett.

Fazit: Ich brauchte Neue. Bogotá ist hierfür, wie ich mittlerweile weiß, nicht besonders geeignet. Zurück zum Einkaufszentrum, das ziemlich weit weg von Hostel ist. Ich hatte per Internet herausgefunden, dass es um die Ecke davon einen Outdoorladen gibt. Der hatte keine Sandaletten. Die drei Läden im Einkaufszentrum leider auch nicht. Gut, also wieder zurück – oder zumindest das war der Plan. Da aber mittlerweile draußen die Welt am untergehen war und einfach alles dank Regen weggeschwommen war (inklusive der dritten Etage des Einkaufszentrum, denn wer braucht schon wasserdichte Dächer?), waren Taxis rar gesät. Ich hätte eine Stunde warten müssen... Zur Erläuterung: es gibt offizielle und inoffizielle Taxis in Bogotá und als Tourist sollte man sich an die offiziellen halten und jeder Kolumbianer wird einem gern helfen eins zu bestellen. Bei Regen ist das Ergebnis allerdings eher unbefriedigend. Nun also zu jenem Mitarbeiter, dessen Job darin besteht, dafür zu sorgen, dass Kunden glücklich sind. Zum einen hat er versucht noch Sandaletten zu finden, was leider auch scheiterte, und zum anderen stand er letztlich mit mir an der Straße um ein vertrauenswürdiges inoffizielles Taxi anzuhalten. Das Ergebnis war super!

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass Bogotá ganz interessant ist, jedoch nicht noch mal auf meiner Liste an Reisezielen stehen wird. Die Leute, die man trifft, sind unglaublich nett und spätestens, wenn man ein bisschen Spanisch kann, freuen sie sich ungemein. Mein persönlicher Touristenführer hat über drei Stunden durchweg gesprochen und es hat ihn nicht gestört, dass meine Antworten dank Kopfschmerzen unglaublich kurz und grammatikalisch superschlecht ausfielen.

Wunderbar war auch das Essen (außer im Hostel, das war unglaublich schlecht). Überall gibt es Straßenstände und die kleinen Restaurants in den Seitenstraßen, die weniger einladend aussehen, haben eine Auswahl an sehr viel in Öl gebratenen Sachen, deren Namen ich nicht mal weiß. Meist reichte die Frage, was denn drin ist, um die Entscheidung zu treffen, ob man es wirklich essen möchte oder nicht. Auch Kaffee wird auf der Straße verkauft, nebst frisch gepresstem Orangensaft und einigen anderen sehr süßen Getränken, heiß oder kalt, die sich alle lohnen. Neben den ganzen Ständen mit Essen kann natürlich auch viel anderes gekauft werden. Witzigerweise gibt es alle fünf Meter immer Schilder, die einen darauf aufmerksam machen, dass man für sehr wenig Geld in alle Netze telefonieren kann. Das klingt wie normale Handywerbung, ist es aber nicht. Es gibt an fast jedem Stand angekettete Handys, mit denen man telefonieren kann und das ist hier ganz normal.

So, das soll's zu Bogotá gewesen sein. Neues gibt es erst, wenn ich aus der Verlorenen Stadt wieder zurück bin. :)

Öffentliches Telefonieren

26März
2013

Einmal Dschungel und zurück

Die Verlorene Stadt

Das letzte Mal war ich gerade dabei, mich auf den Weg nach Santa Marta im Norden Kolumbiens auf zu machen. Das hat auch gut geklappt und ich bin im The Dreamer Hostel angekommen. Das war mal eine positive Überraschung! Wenn man mal von der Lage absieht (was hier aber wohl ein generelles Problem darstellt), ist es echt super! Swimming Pool, Bar, Duschen (kalt, aber bei über 30 Grad Celsius ist das nichts Schlechtes), …

Die erste Amtshandlung war, sich ein bisschen die Altstadt anzuschauen oder besser das historische Zentrum. Nun ja, wirklich was zu sehen gab es nicht. Ein paar Straßen, die nicht mal besonders toll aussehen, eine Kathedrale in Miniformat, wie jede andere auch und dann eine Einkaufsstraße, die schon wieder Basarflair hat. Immerhin, da konnte ich versuchen, Sandaletten zu finden und die Frau aus dem ersten Laden war auch sehr engagiert, denn als wir bei ihr nichts Passendes gefunden hatten, ist sie mit mir noch in jeden weiteren Laden, der ihr eingefallen ist. Das Ende vom Lied war, dass die 37 wohl doch nicht so häufig vorkommt, ich die aber in Trekkingsandalen brauche. In einem Kinderschuhladen bin ich dann fündig geworden – wenn auch in zwei unterschiedlichen Größen, weil irgendjemand schlaues die anderen zwei als Paar verkauft hat. Ich hab mich über den Rabatt gefreut. ;)

Blick auf den Strand von Santa Marta Kolonialstiläuser in der Altstadt Die Kathedrale

Ansonsten sollte ich vielleicht erwähnen, dass Busfahren in etwa so interessant wie verwirrend ist. Man steht an der Straße, winkt mutig einem Kleinbus und hofft, dass das Spanisch reicht um zu sagen, wo man hin will. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass man weiß, wo man aussteigen muss, aber die Kolumbianer sind unglaublich hilfsbereit, was das angeht. Wenn man völlig verloren auf der Straße herumsteht, dann wird man auch schon mal angesprochen, ob man Hilfe mit den Bussen braucht. Fazit: Billig und witzig, aber nichts für schwache Nerven.

Die eigentliche Idee, warum es nach Santa Marta ging, war jedoch, dass ich die Verlorene Stadt, die Ciudad Perdida, sehen wollte. Da gibt es vier Organisationen, die das alle zum gleichen Preis anbieten, also kann man sich frei aussuchen, was einem gefällt. Es teilen sich eh immer zwei Organisationen die selben Camps. Ich bin mit MagicTour losgezogen, welche nicht schlecht sind, aber da ich auch die anderen kennengelernt habe, würde ich tendenziell eher Guias y Baquianos empfehlen, was aber daran liegt, dass der Guide Pedro unglaublich toll war. Er macht das ganze seit sage und schreibe 15 Jahren und hat ein unglaubliches Wissen. Und er hat die notwendige Ruhe, einen Haufen Reisender unter Kontrolle zu halten und trotzdem überall rechtzeitig anzukommen. Ja, Spanisch war ein bisschen die Voraussetzung um irgendwas zu verstehen, weil von den über 70 Guides von allen Organisationen nur vier überhaupt Englisch sprechen. Meist ist aber jemand in der Gruppe, der dann freiwillig Dolmetscher spielt – in unserem Fall ich, weil die zwei Esten kein Wort Spanisch konnten. Wir waren anfangs zu viert: Die zwei Esten, ein Brite und ich. Die Esten wollten die Tour in vier Tagen, ich in fünf und der Brite in sechs Tagen absolvieren. Klingt ein bisschen seltsam, scheint aber nicht ungewöhnlich zu sein, dass die Gruppen einfach munter zusammengewürfelt werden.

Was hieß das jetzt insgesamt? Am ersten Tag sollte ich 9:15 Uhr im Büro von MagicTour sein, weil ich die Hälfte meines Gepäcks dort aufbewahrt habe – kolumbianischer Zeitrechnung, wie ich später heraus fand. Anderthalb Stunden später ging es für den Briten und mich los. Unterwegs kamen die Esten dazu und die nächsten zwei Stunden ging es über einen Feldweg, der eher als Buckelpiste durchgehen würde in das verschlafene Touristennest Machete Pelao, welches davon lebt, Essen für die durchreisenden Touristen zu kochen.

Die Ausblicke belohnen für die Anstrengung Die Esthen Kathleen und Waido, der Brite Mike und ich Immer wieder schön

Von dort ging es zu Fuß los und etwa drei Stunden später kamen wir in Camp Nummer 1 an. Wir konnten uns glücklich schätzen, dass es bedeckt war, denn es ging nur bergauf und bei immer noch 30 Grad Celsius ist das kein Zuckerschlecken. Im Camp hieß es dann die Leute erst einmal alle kennenlernen und sich im Fluss abkühlen und waschen. Dann durfte man sich mit der Hängematte für die Nacht anfreunden, welche leider viel zu dicht hingen, so dass man beim Umdrehen immer wieder Bekanntschaft mit seinem Nachbarn machte. Der nächste Tag startete 5:30 Uhr – wie übrigens auch alle danach – damit man sich 6:30 Uhr auf die Piste begeben konnte. Theoretisch wären der Brite und ich nur bis Camp 2 gelaufen, aber die Guides hatten uns am Vorabend gefragt, ob wir nicht auch bis Camp 3 mitlaufen könnten, weil das die Organisation alles ein bisschen einfacher machen würde. Warum auch nicht, solange wir dann trotzdem unsere Originalzahl an Tagen unterwegs waren, hat uns das wenig gestört. Also ging es erst drei Stunden zu Camp 2 zum Mittagessen. Zwischendrin kamen wir an einem Indianerdorf vorbei, welches aber eher für Festlichkeiten als zum Leben genutzt wird. Folglich befanden sich nur zwei Familien dort, die Wache spielten.

Telefonzelle - Der letzte Punkt mit Empfang für die nächsten 3 Tage Lehm und Regen vertragen sich besonders gut Willkommen in der Sirra Nevada de Santa Marta Zeremoniendorf Kogijunge - erkennbar an der Tasche, Mädchen haben Ketten um den Hals Auch das sind alles Jungs

Am Nachmittag ging es dann noch mal vier Stunden zum letzten Camp. Soviel zum Thema, dass der erste Tag der schlimmste sei … Ich halte das ja für ein Gerücht, da auch die anderen Tage durchaus anspruchsvoll waren, aber ich muss zugeben, dass man sich mit der Zeit an die Temperatur und die Anstrengung gewöhnt hat. Da man zwischendurch die zurück laufenden Gruppen trifft, fragt man doch hin und wieder, was ei nen noch erwartet und wie die Ciudad Perdida so ist. Neben den Antworten darauf erhielten wir auch die Information, dass es Bettwanzen gäbe. Also haben wir um Hängematten gebeten, auch wenn es eigentlich Doppelstockbetten gab, um drin zu schlafen. Die Sache mit den Hängematten ist die: Sie können wirklich bequem sein, wenn man erst einmal herausgefunden hat, wie man darin schläft.Und wenn man weiß, wie viele Decken man braucht, um nachts nicht zu frieren.

Zur Abwechslung ging es über eine Brücke - sonst immer barfuß durch den Fluss So sieht das Ganze dann aus, wenn es keine Brücke gibt Ja, ich mag kitschige Wasserfälle

Tag drei begann dann etwas hektisch, weil man uns (den Briten und mich) nicht geweckt hatte. Alle anderen waren 19:30 Uhr schon ins Bett verschwunden, was der Brite und ich aber für nicht besonders schlau erachtet hatten. Nun ja, 6:00 Uhr haben uns dann die Esten geweckt und hurtig durfte das Frühstück herunter geschlungen werden. Dann Zeug packen, damit alles weggeschlossen werden konnte und man nur mit Antimückenzeug, Wasser und Fotoapparat bewaffnet in die Ciudad Perdida loszog. Ich hatte also schon keinen Bock mehr und hab dann unseren Guide gefragt, ob wir noch fünf Minuten hätten, als der Übersetzer der anderen Gruppe schon Stress gemacht hat. Ja ja, die fünf Minuten haben wir noch. Da wir bisher immer zeitversetzt in den Gruppen losgelaufen waren, fiel der Fehler erst auf, als der Brite noch einen Kaffee getrunken hat und dafür von dem Übersetzer zusammen gestaucht wurde, was ihm denn einfiele und ob er den Kaffee mit in die Verlorene Stadt nehmen wollte. Nun ja, unser Guide hatte Küchendienst und ist gar nicht mitgekommen … Echt fies, uns das nicht zu sagen.

Die Cidudad Perdida kündigt sich mit 1200 Stufen an, die 300 Höhenmeter umfassen (von 900m auf 1200m). Die allein sind schon faszinierend. Danach kommen ein paar Terrassen und Ringe, die ganz nett sind, bei denen man sich aber fragt, ob das wirklich schon alles war. Die Antwort ist nein. Das Gelände ist 18 Hektar groß, wovon aber nur 4 Hektar zugänglich sind. Hauptsächlich sind es Terrassen, auf denen mal die Holzhäuser der Bewohner standen. Immerhin haben mal 1200 Leute dort gelebt und gearbeitet. Damit ist Teyuna, die Verlorene Stadt, wohl die größte im Umkreis und auch die wichtigste gewesen. Die Tairona waren damals der vorherrschende Stamm. Von 700 bis ins 15. Jahrhundert hinein existierte die Stadt. Dann kamen die Spanier und wollten das Gold, was die Tairona auch in rauen Massen hatten, dank des Flusses Buritaka und einer Mine. Im ersten Anlauf waren die Spanier jedoch nicht erfolgreich, da sie an den vergifteten Pfeil- sowie Speerspitzen und der Kampfeslust der Indianer scheiterten. Sie kamen im zweiten Anlauf in friedlicher Absicht und handelten alles billige gegen Gold, insbesondere Spiegel, die die Indianer noch nie gesehen hatten. Mit den Spaniern kamen auch Schwarze, die Malaria und Gelbfieber mitbrachten. Das war von den Spaniern auch so beabsichtigt. Gegen diese Krankheiten hatte der Mammo, der Häuptling und Schamane, keine Heilmittel und so wurden 80% der Tairona ausgelöscht. Der Rest floh hoch in die Berge, war jedoch schon infiziert. Heute sind die Kogis die direkten Nachfahren der ausgestorbenen Tairona. 

Willkommen auf dem Weg nach oben Erste Terrassen der Ciudad Perdida Und mehr davon Die Treppe zum Lebens- und Regierungsbereich des Mammo Und oben angekommen Das Zentrum der Macht von Teyuna Unglaubliche Aussicht! Blick von oben auf die Hauptterrassen

Die Überreste der riesigen Stadt sind jedenfalls toll. Viele Treppen, unglaubliche Aussichten und schöne Terrassen und Ringe. Von der Natur ganz zu schweigen, weil man sich ja doch mitten im Dschungel befindet und wenn man nicht aufpasst, von jedem Moskito da angeknabbert wird. 

Da der Brite und ich ja schon am zweiten Tag bis ins Camp 3 mitgelaufen waren und am dritten Tag die Stadt besichtigt hatten, konnten wir dann den Rest des Tages genießen. Es hieß dann Abschied von den Esten nehmen, da wir noch eine weitere Nacht dort blieben, um am vierten Tag mit der nächsten Gruppe nochmals in die Verlorene Stadt zu gehen. Das hatte auch durchaus was für sich, denn dann hat man die Gelegenheit viele Details, die man vorher nicht gesehen hat, zu bestaunen und ein bisschen unabhängiger vom Guide zu sein, der ja wieder ähnliche Sachen wie am Vortag erzählt.

Auf solchen Wegen macht Wandern Spaß Die Wege in der Ciudad Perdida Und noch mehr Verlorene Stadt Weil's so schön ist, gleich noch mal

Nach den drei Stunden in der Ciudad Perdida ging es dann zum Camp 3 zurück, Sachen schnappen und los zu Camp 2, wo dieses mal die Nacht tatsächlich in Betten verbracht wurde. Von dort ging es dann am letzten Tag für mich zum Ausgangspunkt in Machete Pelao zurück und der Brite wanderte nur bis Camp 2. Also hieß es hier auch vom letzten Mitreisenden Abschied nehmen und mit der Gruppe einer anderen Organisation zurück laufen. Wir waren für unsere Verhältnisse unglaublich schnell. Schon 12:30 Uhr waren wir zurück.

Tja, wie sich herausstellte, war eine Gruppe von MagicTour, die die Wanderung in vier Tagen absolviert hatte, allerdings schon um 11 Uhr eingetroffen und wartete nur noch auf mich ... Ich durfte also gehetzt mein Essen runterschlingen und zwischen Tür und Angel Tschüß zu den anderen Reisenden sowie Pedro, dem Guide, sagen. Das war definitiv ein weiterer Minuspunkt für MagicTour. Man hätte mir ja einfach sagen können, dass es von denen eine Gruppe gab, dann wäre ich bei denen mitgelaufen. Nun ja, hilft alles nichts.

Letztlich war es eine unglaubliche Tour und ich würde sie jedem empfehlen. Das Essen ist spitze, die Unterkünfte okay, die Bademöglichkeiten traumhaft und die Leute, die man trifft echt witzig. Die Streitereien, wie man nun Mord in Palermo spielt und welche Version von Shithead oder Arschlosch gerade die aktuelle ist, sind ohne gleichen. :) Abgesehen davon ist es faszinierend, wie man es schafft, fünf Tage in den selben Klamotten rumzulaufen, die jeden Tag zu waschen und am nächsten Tag noch feucht wieder anzuziehen. Neue Klamotten einzusauen lohnte sich nicht wirklich, denn es dauerte eh nur fünf Minuten und man war wieder bis auf die Knochen durchgeschwitzt. Trotz allem hatten wir unglaubliches Glück, was das Wetter anging. Es war meist bedeckt, hat nur nachts geregnet und der einzige sonnige Tag war eigentlich der letzte.

Also, wer schöne Natur, Wandern, die ein oder andere Flussdurchquerung, Schlafen in Hängematten, Baden im Fluss und eine tolle Ruinenstadt mit faszinierender Geschichte zu schätzen weiß, für den ist die Ciudad Perdida eindeutig was. Jeder, der dort war, erzählt nur Gutes.

Ein letztes mal ein toller Blick auf die Sierra Nevada

29März
2013

Lebewohl an Kolumbien

Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus Kolumbien fort um mich Peru zu widmen. Als Start einer Reise kann ich meine Erfahrungen wahrlich nicht empfehlen, aber nun ja. Fangen wir der Reihe nach an.

Nachdem ich aus der Verlorenen Stadt zurückgekommen war, bin ich in einem neuen Hostel abgestiegen, dem Drop Bear Hostel. Insgesamt ein echt tolles Hostel, welches seine riesigen Räume nicht komplett mit Betten zustellt, sondern tatsächlich Platz lässt. Was natürlich noch besser war, war die Tatsache, dass für die ersten zwei Nächte von insgesamt vier nur drei Personen in unserem 10-Personen Schlafsaal waren. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle beichten, dass ich natürlich in etwa nach der billigsten aber auch besten Unterkunft an den jeweiligen Orten suche und das sind nun mal meistens die 10er- und 12er-Schlafsäle. :)

Wie dem auch sei, ich habe das Gefühl, dass die Hostels in Santa Marta mehrheitlich super sind, aber die Lage lässt meist zu wünschen übrig. Nun ja, Bus oder Taxi oder auch Motorradtaxis schaffen hier Abhilfe. Weiterhin ist Santa Marta nichts besonderes. Es eignet sich als Sprungbrett für Touren in den Tayrona National Park oder nach Taganga zum Tauchen (auch wenn man dann gleich dort Schlafen kann; wer auf Parties steht, ist dort sowieso besser aufgehoben, hab ich mir sagen lassen). Außerdem kommt man von Santa Marta aus auch gut in die Sierra Nevada de Santa Marta oder weiter an die Nordküste Kolumbiens (Palomino soll unglaublich toll sein).

Gut, für mich hieß es also gleich nach meiner Rückkehr versuchen, einen Tauchtermin in Taganga zu bekommen. Das hatte auch für den übernächsten Tag geklappt. Also hatte ich einen weiteren, um mich auszuruhen und zu überlegen, was ich am letzten Tag machen wollte.

Das Tauchen an sich war ganz in Ordnung. Es lohnt sich jedoch nicht wirklich, wenn man schon einige andere Plätze der Welt gesehen hat – Karibik, Rotes Meer, Indischer Ozean, … Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber dafür ist es der billigste Ort der Welt, um Tauchen zu lernen – in der Schnellbesohlung, was für den einen oder anderen auch abschreckend sein kann.

Was mich jedoch am meisten davon abgehalten hat, mich auch noch am letzten Tag in die Fluten zu stürzen, war die Tatsache, dass es für meine Verhältnisse viel zu kalt war. Ja, ich bin Warmduscher in dieser Hinsicht, auch liebevoll Warmwasser- oder Tropentaucher genannt. :)

Trotz allem war der Tag ganz nett, wenn man von einer leichten Unterkühlung mal absieht – und von der Tatsache, dass ich natürlich erst im Hostel festgestellt habe, dass ich mein Handtuch vergessen hatte … Nun ja, Tollpatschigkeit muss bestraft werden.

Der letzte Tag bestand planmäßig darin, dass ich nach Tayrona fahren wollte, um mir den Park anzuschauen, um mich letztlich an einen der laut Bildern und Erzählungen unglaublich schönen Strände zu legen. Das hat auch ganz gut geklappt, außer, dass ich mich von einem privaten Busunternehmen hab über's Ohr hauen lassen. Machte nichts, ich hatte sowieso darauf spekuliert, dass ich mit meinem internationalen Studentenausweis für weniger Geld reinkommen würde. Leider musste ich am Eingang dann aber feststellen, dass der Nationalpark wegen Überfüllung geschlossen war und ich in etwa zwei bis drei Stunden hätte warten und hoffen können, dass ich dann vielleicht reinkäme. Das fand ich natürlich nicht so besonders. Ich muss jedoch zugeben, dass ich vergessen hatte, dass die Semana Santa war, die Heilige Woche vor Ostern, in der die meisten einfach Urlaub haben und mal schön an die Küste zum Baden fahren.

Folglich beschloss ich, ich würde nach Rodadero fahren, dem Naherholungsgebiet der Kolumbianer. Dort gibt es auch Strand und außerdem sollte es von dort möglich sein, nach Playa Blanca, dem schönsten Strand außerhalb von Tayrona, zu laufen. Gesagt, getan. Also hab ich mich vom völlig überfüllten Strand in Rodadero an der Küste entlang auf dem Weg gemacht, was in einigen Teilen schon eine abenteuerliche Kletterpartie war. Trotzdem war die Aussicht auf Rodadero unglaublich.

Ich war jedenfalls fast am Strand vor Playa Blanca, an dem nur Kolumbianer waren, die dort mit ihren eigenen Booten hingefahren waren, da waren zwei Typen hinter mir, die offensichtlich schneller als ich waren. Nett (oder doof), wie ich war, hab ich sie natürlich vorbei gelassen. Keine zwei Sekunden später hatte einer ein riesiges Messer in der Hand und beide waren sehr deutlich, dass sie meinen Rucksack haben wollten. Ich hab erst einmal angefangen zu diskutieren, aus welchen Gründen auch immer, aber ich hatte natürlich keine Chance. Mein Handy verschwand dann auch noch aus meiner Hosentasche und mein Reiseportemonnaie, was man leider unter der Hose sehen konnte, auch. Glück im Unglück hatte ich, weil sie mir nichts getan haben und weil ich halbwegs geistesgegenwärtig selbst in der einen Tasche rumgewühlt habe um einen Geldschein rauszufummeln, sonst wären meine Kreditkarte und mein Mini-USB-Stick wahrscheinlich auch weg gewesen.

Danach waren die Typen natürlich sofort wieder weg und ich bin den Strand entlang gerannt, weil ich nicht wusste, ob vielleicht noch was hinterher kommen würde. Die erste Frage der Kolumbianer dort war, ob ich überfallen worden wäre. Bei meiner Flucht sind dann auch noch meine keine Woche alten Sandaletten kaputt gegangen – Made in China sag ich dazu nur. Die Kolumbianer am Strand haben sofort die Küstenwache, die eh davor Patrouille fuhr, aufmerksam gemacht. Danach haben sie sich um mich gekümmert. Es gab Wasser, beruhigende Worte und zum Schluss sogar eine Bootsfahrt zurück nach Rodadero und persönliche Begleitung zur Polizei. Und natürlich Geld, damit ich wieder bis ins Hostel zurück kam.

Fazit: Rucksack weg und damit eingeschlossen mein Fotoapparat (daher in diesem Beitrag auch keine Fotos), mein mp3-Player, mein Handy, mein Reisetagebuch, der Herold (ja, ich wollte am Strand ein bisschen schwere Lektüre lesen), mein am Vortag noch gerettetes Handtuch, ein bisschen Geld, mein internationaler Studentenausweis und einige Wechselklamotten. Ach ja, logischerweise auch Sonnencreme und Insektenschutz, was in Kolumbien entweder nichts taugt oder unglaublich teuer ist.

Was lernen wir daraus? Froh sein, dass nichts weiter passiert ist, nicht allein auf Wegen wandeln, auf denen sonst offensichtlich immer nur mehr als eine Person unterwegs ist und nicht gleich alles mitnehmen, was man eventuell behalten wollte. Und eine weitere Lehre ist auch, dass man manchmal schon vorher die Segel streichen sollte, wenn der Tag schon nicht gut los ging.

Entsprechend bescheiden war dann auch der Rest des Tages, aber ein langes Telefonat nach Hause half schon enorm. Ärgerlich war noch, dass es über eine Stunde dauerte, bis wir endlich mein Handy sperren lassen konnten. Ansonsten haben sich alle im Hostel ganz lieb um mich gekümmert – von den anderen Gästen über das Personal bis hin zu Chef. Einen riesigen Dank an dieser Stelle!!!

Im Nachhinein ärgert man sich hauptsächlich über sich selbst. Warum hab ich den Tag nicht vorher abgebrochen? Warum musste ich auch mein Tagebuch und meinen mp3-Player mitnehmen? Warum hab ich meine Sonnenschutzbluse nicht angezogen, wo ich doch die ganze Zeit drüber nachgedacht hatte? Warum hab ich die Kerle nicht gebeten, mir wenigstens die Sonnencreme zu lassen? Tausend Sachen. Trotzdem hab ich einen wunderbaren Schutzengel gehabt, der dafür gesorgt hat, dass ich die eine Kreditkarte sowie das Geld, was ich brauchte, um zum Flughafen zu kommen, aus unerfindlichen Gründen im Hostel gelassen hatte. Er hat auch dafür gesorgt, dass ich meine zweite Kreditkarte und den USB-Stick, an dem sich auch der zweite Spindschlossschlüssel befindet, habe retten können (der andere Schlüssel war im Portemonnaie).

Es ist somit sicherlich nachvollziehbar, dass ich froh bin, aus Kolumbien fort zu kommen und das trotz der Tatsache, dass die Leute unglaublich nett sind, es wahrscheinlich noch tausend Sachen mehr zum anschauen gibt.

Aber jetzt geht es auf nach Peru in der Hoffnung, dass es von jetzt an nur noch bergauf geht. Und natürlich, dass ich wenigstens die Hälfte meiner Sachen ersetzen kann. :)

01April
2013

Willkommen in Peru!

Flagge Perus

Von Kolumbien aus ging es nach Peru. Die meisten anderen Rucksacktouristen, die in etwa ein halbes Jahr in Südamerika verbringen, reisen grundsätzlich per Bus – und nehmen alles mit was sich unterwegs so bietet. Ich bin jedoch unglaublich dankbar, dass ich die weiten Strecken fliegen kann. Ich glaube nicht, dass ich besonders glücklich werden würde, wenn ich ab 15 Stunden aufwärts in einem völlig unterkühlten Bus zubringen müsste. Und ja, selbst die Herrn der Schöpfung bestätigen alle, dass die Busse in etwa ein Maximum von 10 Grad Celsius haben.

Aber zurück zu allem, was ich mache und nicht, was die anderen so veranstalten. :) Für mich ging es von Santa Marta aus über Bogotá nach Lima, der Hauptstadt von Peru. Der erste Eindruck war schon mal bedeutend positiver als der von Bogotá. Gut, wahrscheinlich ist das auch nicht schwer, wenn eine Stadt so unglaublich viele Kolonialbauten aufweist, dass selbst sämtliche Hostels in solchen tollen Häusern untergebracht sind. Ich bin im 1900 Backpackers & Hotel gelandet. Ein unglaublich toller Bau, aber ein bisschen Renovierung könnte er schon vertragen. Zum ersten mal bin ich in einem 6-Mann-Zimmer gelandet. Auch ganz nett, wenn die Betten wenigstens so gestanden hätten, dass man die Leitern auch hätte benutzen können …

Aber egal. Nachdem mit meinem Rucksack ja so einiges flöten gegangen war, brauchte ich Ersatz. Allem voran einen Fotoapparat, denn ohne den macht es wenig Sinn, sich sämtliche Sehenswürdigkeiten anzuschauen und danach davon zu schwärmen. Also auf ging es in das Einkaufszentrum um die Ecke und siehe da, man hat mir tatsächlich einen Fotoapparat verkauft. Ab jetzt gibt es also auch wieder Fotos zu sehen. :)

Was fehlte noch? Ein Handtuch. Also wurde mal wieder das Internet befragt, wo es denn Outdoorläden gibt. Erstaunlicherweise ist Lima in dieser Hinsicht sehr gut ausgerüstet, auch wenn es natürlich kein Vergleich zu Deutschland ist. In einem anderen Einkaufszentrum, Larcomar, fand sich dann auch eines der schönen schnelltrocknenden Trekkinghandtücher. Insektenschutz gab's auch, aber nun ja, der DEET-Gehalt kommt über die 15% einfach nicht hinaus. Willkommen in Südamerika – man könnte meinen, die haben kein Problem mit Malaria oder Dengue. Sonnencreme hatte ich mir schon in Santa Marta zugelegt. Ich hab zwar nicht viel Sonnenbrand, aber es muss ja nun auch nicht mehr werden. Als letztes auf meiner Einkaufsliste fand sich dann noch ein Wecker. Warum? Weil mein Handy natürlich weg ist und meine Uhr zwar eine Weckfunktion hat, die aber irgendwie nicht so richtig funktioniert.

Nachdem das dann alles abgehakt war, war der erste Tag so gut wie auch schon vorbei. Das zweite Einkaufszentrum befand sich in einem anderen Stadtteil und in diesem gab es auch eine Sehenswürdigkeit, die ich natürlich gleich mitgenommen habe:Huaca Pullana. Das ist eine von zwei archäologischen Stätten in Lima, die noch aus der Hochkultur Lima stammen. Die zweite ist übrigens Huaca Huallamarca. Es ist eine Ruine, die hauptsächlich aus einer Art Lehmziegeln besteht, die jedoch so angelegt sind, dass die ganze Anlage erdbebensicher ist. Man hat dort auch zahlreiche Gräber mit Mumien gefunden. Wie meinte der Führer scherzhaft: Es gibt für jeden eine. Es war damals eben typisch, dass jeder mumifiziert wurde, damit die Ahnen über einen wachen konnten. Ein weiterer witziger Fakt ist die Tatsache, dass die gesamte Anlage bis vor 30 Jahren noch als Motocrossstrecke genutzt wurde. Da bisher nur in etwa die Hälfte der Anlage wirklich freigelegt wurde, kann man auch nachvollziehen warum: Es ist ein großer Haufen hügeliger Dreck, einfach ideal.

Huaca Pullana Ein riesiges Areal mitten in Lima Mit ein bisschen mehr Erde .... ... hat man die ideale Motorcrossstrecke! So wurde alles gebaut: Erdbebensichere Lehmziegel aufgereiht wie Bücherregale

Danach hab ich mir noch das Museo Larco angesehen. Sehr schick, weil es die Geschickte der Lima Hochkultur beleuchtet. Da ich dort erst sehr spät raus kam, hat man mir sogar wieder persönlich ein Taxi organisiert, auch wenn es in Lima weniger gefährlich ist als in Bogotá, was das angeht.

Der zweite Tag war dann recht hektisch, weil ich natürlich jetzt alle touristischen Aktivitäten im Schnelldurchlauf machen „musste“. Ach ja, und einen zweiten Akku für den Fotoapparat musste ich auch noch organisieren. Den zu bekommen war dann schon schwieriger, weil irgendwie kein normaler Laden sowas hatte. Tja, was macht man, wenn die Standardläden versagen? Genau, man geht dahin, wo die Einheimischen einkaufen: Los Polvos Azules. Ein riesiger Komplex aus mehreren Gebäuden und Etagen, in dem man alles bekommen kann: Klamotten, Schuhe aller Art, Rucksäcke, Handys, alle Arten an raubkopierten CDs, DVDs und BlueRays (es ist schon witzig, wenn Der Hobbit die ganze Zeit auf großen Bildschirmen läuft ;) ), … Einfach alles, was man eventuell braucht oder auch nicht braucht. Nach einer ganzen Weile fand sich dann auch ein Stand, der Akkus für Fotoapparate hatte. Yay!!! Trotz allem war das eine Erfahrung wie auf einem Basar, mit dem einzigen Unterschied, dass einen die Händler in Ruhe lassen, wenn man sich nicht gerade direkt in den Laden stellt.

Was sollte man in Lima gesehen haben? Den Plaza de Armas natürlich, den Hauptplatz, wenn man so will. Die Kathedrale, was ein bisschen schwierig war, da es natürlich Ostersonntag war und die entsprechenden Prozessionen unterwegs waren. Später am Nachmittag hat aber auch das geklappt. Dann noch die Kirche und das Kloster von Santo Domingo sowie von San Francisco (sind zwei Blöcke voneinander entfernt). Sie lohnen sich beide! Die Katakomben des Klosters von San Francisco sind allein schon den Besuch wert, da hier in etwas 25000 Skelette ruhen. Dann gibt es noch die Kirche von Merced. Ich hatte meine Tour noch um das Museo Metropolitano erweitert. Kann ich absolut nicht empfehlen, wenn man kein Peruaner ist. Klar, ich versteh Spanisch, aber das ich mich auf ein Multimediamuseum eingelassen hatte, durch das man anderthalb Stunden in Gruppen zu 20 Personen geschleust wird, um sich die Geschichte der Stadt Limas anzuschauen (hauptsächlich über Videos), das hatte ich nicht erwartet. Nun ja.

Plaza de Armas mit Regierungspalastpalast Die Kathedrale Kirche und Kloster von Santo Domingo Die Bibliothek des Klosters! Von Turm des Klosters aus gesehen - Lima ist von oben nicht wirklich schön Kirche und Kloster von San Francisco In den Katakomben Kirche von Merced

Eines sollte ich vielleicht noch erwähnen: Da auch mein internationaler Studentenausweis mit meinen Rucksack verschwunden ist, habe ich mir eine Kopie ausdrucken lassen (manchmal ist es gut, wenn man Sachen vorher einscannt). Damit bin ich bisher super durchgekommen, weil meine Chancen auf einen neuen auch nicht so besonders rosig sind. :)

Das einzige, was ein bisschen schief gelaufen ist, war das Mittagessen am zweiten Tag. Danach hatte ich jedenfalls keine Freude mehr und eine ruhige Nacht stand auch nicht auf dem Plan … Schade eigentlich, denn ich hätte gern einige der Sachen, die auf der Straße verkauft wurden, probiert. Und nein, das Mittagessen gab es in einem touristischen Schnellimbiss. Großer Fehler. Ich sollte doch beim Straßenessen bleiben, das hat mir bisher nicht geschadet.

Ach ja, die Taxifahrten vom und zum Flughafen sind rettungslos überteuert, weil hier eine fiese Marktlücke besteht. Zumindest für die Tour zum Flughafen sollte man also schauen, ob man Gesellschaft findet. Ich hatte Glück. :)

Nächster Halt: Cusco!!! Ich freu mich schon auf die frische Landluft in über 3000m Höhe, denn Lima ist trotz allem sehr laut und stinkt.

Hatte ich erwähnt, dass ich Innenhöfe mag? (Kloster von Santo Domingo)

03April
2013

Inka-Ruinen über Inka-Ruinen

Blick vom Hostel über Cusco

Cusco ist die Stadt, die jeder, der nach Peru kommt, besuchen muss. Man hat so gut wie keine andere Wahl, wenn man nach Machu Picchu will. Alle Wege führen nach Rom – oder beginnen in Cusco, egal ob nur Tagestripp oder inklusive Wanderung oder sogar Abenteuertour.

Folglich war für mich klar, dass ich mich auch nach Cusco begeben musste. Ich bin jetzt noch dankbar, dass ich einen Flug von Lima hatte, denn in etwa 21 Stunden Busfahrt quer durch die Anden, das muss einfach nicht sein. Da Cusco auf einer Höhe von etwa 3400m liegt, sollte man wenigstens zwei Tage dort verbringen, ehe man sich so richtig nach Machu Picchu begibt, auch wenn das nun wieder nur auf 2300m liegt. Grund hierfür ist die Höhenkrankheit. Für mich war das nicht unbedingt etwas Neues, weil ich ja schon in Bogotá meine erste Begegnung mit größeren Höhen hatte. Je höher man kommt, desto schlimmer kann es jedoch werden. Ich weiß bis jetzt nicht, ob mein verdorbenes Essen und seine Folgen später in die Höhenkrankheit übergegangen sind, aber Fakt ist, dass ich auch in Cusco noch fast drei Tage Probleme hatte – es lebe Aktivkohle! Die gibt es hier wenigstens auch in der Apotheke. Loperamid ist ja eher die Notlösung und nicht so ideal vor einer 5-tägigen Wanderung. Das war zumindest meine Meinung und die Rechnung ging unglaublich gut auf. :)

Wie dem auch sei, trotz leichter Angeschlagenheit habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir Cusco und Umgebung anzuschauen. Mein Ausgangspunkt war das Milhouse Backpackers Hostel. Abgesehen davon, dass es riesig ist und folglich nicht wirklich ruhig ist, war es wirklich angenehm. Und das Personal ist ungemein engagiert und hilft, wo es kann, egal, ob es um nochmaliges Ausfüllen von Anzeigen bei der Polizei ging (ja, da scheiterte mein Spanisch dann langsam) – diesmal per Internet – oder in der Wäscherei um die Ecke zu erklären, dass meine Klamotten nicht in den Trockner dürfen, weil ich sie sonst hätte wegwerfen können. Außerdem gibt es im Hostel ein eigenes Reisebüro, was es ein bisschen einfacher macht, sich Touren zu organisieren.

Ein Vorwort zu Cusco: Das Zentrum besteht eigentlich nur aus Reisebüros und Restaurants. Ach ja, und natürlich Touristenshops, wo man alles mögliche aus Alpakawolle kaufen kann. Wer also nicht vorher alles buchen will und ein bisschen Zeit hat, der sollte dort auf Tourschnäppchensuche gehen. Ich hatte meine Haupttour nach Machu Picchu vorher schon per Internet gebucht. Das kann ich nicht unbedingt empfehlen, weil der Standard überall der selbe zu sein scheint und man in Cusco selbst bedeutend weniger zahlt. Die einzige Ausnahme ist natürlich der Inkatrail. Wer den unbedingt machen will, der muss Monate im Voraus buchen.

Jetzt aber zu den Dingen, die man sich anschauen kann! Der Plaza de Armas ist immer der Hauptplatz, an welchem man die Kathedrale findet. Die ist in Cusco wirklich beeindruckend! Weiterhin kann man sich das Kloster von Santa Catalina anschauen, was ganz nett ist. Pflicht ist schon fast wieder das Inkamuseum, wo man einiges lernen kann. Ansonsten gibt es noch einige weitere schicke Gebäude und Kirchen, aber ich musste mich noch um die restlichen Angelegenheiten meine Wanderung nach Machu Picchu betreffend, kümmern. Viel fehlte auf meiner Liste jedoch nicht und ich bin sicher, dass ich das noch nachholen werde, bevor ich weiterfliege.

Die Kathedrale Der Plaza de Armas An jeder Ecke finden sich Peruaner in traditioneller Kleidung - manchmal in Begleitung von Alpakas

Den zweiten Tag habe ich zur Hälfte verschlafen. Danach ging es jedoch zu sämtlichen Inka-Stätten rings um Cusco mit der sogenannten Citytour. Eigentlich hätte ich das gern allein gemacht, aber aus Schaden wird man ja bekanntlich klug und so habe ich mich dann doch dafür entschlossen nicht allein von der Stätte, die am weitesten entfernt ist, über die anderen zurück ins Zentrum zu laufen (etwa 8km). Voraussetzung für den Besuch ist das sogenannte Boleto Turístico del Cusco. Das kann man entweder vorher kaufen oder aber an den einzelnen Stätten. Hier bin ich zum ersten mal mit der Kopie meines ISIC (internationaler Studentenausweis) gestolpert. Die wollten aus unerfindlichen Gründen unbedingt das Original haben. Auch meine Erklärung, dass der Ausweis mit einigen anderen Dingen zusammen gestohlen worden war, hat nicht geholfen. Da bekam ich dann doch tatsächlich die Frage, ob ich eine Kopie der Anzeige hätte. Nein, hatte ich nicht, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht im entferntesten daran gedacht hatte, dass ich so etwas vielleicht brauchen könnte – und ja, die Versicherung will so etwas natürlich auch sehen … Fazit: Ich durfte hier zum ersten mal den vollen Preis zahlen, was ich nicht witzig fand. Und ich habe dann eine e-mail an die kolumbianische Polizei geschrieben mit der Bitte, mir eine Kopie meiner Anzeige zuzusenden. Das Ende vom Lied war dann, dass ich die Antwort erst nach meiner Wanderung erhielt und dann das ganze noch mal elektronisch machen durfte (mit Hilfe natürlich). Jetzt bin ich stolze Besitzerin meiner Anzeige und hatte seither auch keine weiteren Probleme mit der Kopie. Man darf natürlich jedes mal erklären, was eigentlich passiert ist, weil alle doch ein wenig schockiert sind.

Aber zurück zum eigentlichen Tagesziel, der Citytour: Los ging es in Qorikancha, was mitten in Cusco liegt und eigentlich nur noch aus ein paar Mauern besteht, auf die die Spanier eine Kirche gesetzt haben. Die Idee, die dahinter steht und die an vielen Stellen umgesetzt wurde, bestand darin, dass die Eingeborenen sehen sollten, dass ihr Gott Viracocha immer noch an der selben Stelle war. Nur das Haus darüber hatte sich verändert. Mit der Zeit haben die Einwohner jedoch nicht mehr ihren eigentlichen Gott gesucht, sondern die Heiligen und Jungfrauen, die ihre Wünsche am besten erfüllen sollten. In ganz Südamerika scheint es so zu sein, dass sämtliche Heilige und die verschiedensten Jungfrauen eine größere Rolle spielen als nur Gott allein oder gar Jesus. Zum Teil ist Maria wichtiger als ihr Sohn. Ich mag diese Art des katholischen Polytheismus. :)

Weiter ging es nach Saqsayhuamán (oder auch sexy woman für die Englischsprachigen unter uns, wie unser Guide Jesus immer meinte). Dort haben wir freiwillig unfreiwillig die meiste Zeit verbracht. Wenn es heißt, dass man 25 Minuten zur freien Verfügung hat, dann sollte man eigentlich nach einer halben Stunde spätestens wieder am Bus sein – so zumindest denkt man als Deutsche. Nach 50 Minuten waren wir dann endlich wieder vollständig … Nun ja, ich hab trotz der Tatsache, dass ich gut 20 Minuten sinnlos am Bus stand (wie in etwas zwei Drittel aller Touris), alles gesehen. Man muss nur schnell genug sein. :)

Von dort ging es nach Q'enqo und letztlich weiter nach Tambomachay. Eigentlich hätte noch Pukapukara dazwischen auf der Liste gestanden, aber dadurch dass wir über eine halbe Stunde mit warten verloren hatten, war es dafür dann schon zu dunkel. Die Sonne fällt halt doch innerhalb kürzester Zeit vom Himmel. Trotzdem lohnen sich die ganzen Stätte und ein Vorteil einer geführten Tour sind eindeutig die Infos, die man vom Guide bekommt. Nur am Rande: Am folgenden Tag hab ich die Festung Pukapukara vom Bus aus dann doch noch bei Tageslicht gesehen. :)

Qoricancha mit der Kirche von Santo DomingoInnenhof von Qoricancha Blick über Cusco von Saqsayhuamán ausQ'enqoTambomachaySaqsayhuamán

Für den nächsten Tag hatte ich mich für die nächste Tour eingeschrieben. Es ging ins Heilige Tal, das Valle Sagrado. Witzigerweise hatte ich den selben Guide, wie am Vortag. Auch einige der Touristen waren wieder dieselben. So lernt man auch Leute kennen. Dieses mal ging es zu den Inka-Stätten, die etwas weiter weg liegen. Rings um Cusco gibt es davon mehr als 200. Ich hab also nur eine kleine Auswahl gesehen, was aber auch in Ordnung so war. Die Wichtigsten waren eindeutig dabei. Los ging es diesmal in Pisac. Den Ort kann man sich wohl auch anschauen, aber soviel Zeit war dann doch nicht vorgesehen. Selbst die Stunde, die auf dem Ruinengelände eingeplant war, reichte nicht dafür aus, sich alles anzuschauen.

Alpaka!!! Hat schon was von einem Schaf :)Ein kleiner Ausschnitt vom Heiligen TalErster Blick auf die Ruinen von PisacDie Terrassen von PisacNoch mehr Pisac (Tempelanlagen)

Ollantaytambo war Stop Nummer zwei. Diese Stadt haben die Inkas nie fertig gebaut, aber trotzdem ist sie beeindruckend. Die Inkas haben wirklich gewusst, wie man baut: Zum einen haben auch sie alles erdbebensicher konstruiert und zum anderen wussten sie, wie man die örtlichen Gegebenheiten ideal nutzt. Ollantaytambo beispielsweise liegt am Ende des Heiligen Tals, wo im Endeffekt ein weiteres Tal hinzu stößt. Der Wind konnte leicht Feuer entfachen, weil sämtliche Dächer aus Stroh waren, was zur Folge hatte, dass die Einwohner hin und wieder alles verlieren konnten. Schlauerweise wurden die Speicher jedoch auf der anderen Seite an den Berg gebaut. Das war zwar ziemlich weit weg, war jedoch zum einen brandsicher und zum anderen sorgte der Wind dafür, dass dort oben eine Temperatur wie im Kühlschrank herrschte, was die Lebensmittel länger lagerfähig machte. Außerdem wurde die Stätte nicht durch Sklaven gebaut. Bei den Inkas gab es so etwas nicht. Etwa acht Monate im Jahr wurde auf den Feldern gearbeitet und das Reich vergrößert. Die restlichen vier Monate waren dann für den Bau von Kultstätten vorgesehen und jeder Bewohner hat sich daran freiwillig beteiligt, weil er so ja etwas für seine Götter tun konnte.

Der letzte Stop der Tour war Chinchero, ein kleiner Ort, der eine nette alte Kirche hat, die auch auf den Mauern der Inkas erbaut wurde. Und natürlich Touristenshops wie Sand am Meer …

Ollantaytambo Speicher von Ollantaytambo Noch mal Ollantaytambo Chinchero

Damit hab ich auch schon so gut wie alles gesehen, was für mich in und um Cusco wichtig erschien. Dann hieß es nur noch den Rucksack soweit umpacken, dass ich nur das Nötigste für meine Wanderung hatte und einiges, was ich den Packpferden mitgeben konnte. Der Rest blieb sicher verschlossen im Hostel. Dann ging es früh schlafen, weil es eine kurze Nacht werden sollte. Aber dazu mehr im nächsten Eintrag. :)

Flagge Cuscos - echt!

09April
2013

Salkantay – die Alternative zum Inka Trail

  Machu Picchu - Ziel einer langen Reise

Wie im letzten Eintrag schon angedeutet, bin ich nach Machu Picchu gewandert. Die meisten haben schon mal was vom Inka Trail gehört. Der umfasst vier Tage, wovon der letzte in Machu Picchu verbracht wird. Ich hatte mir im Vorfeld ein paar Tips bezüglich Peru von jemandem geholt, der selbst schon mehrfach da gewesen ist und meinte, ich sollte mich mal zum Salkantay Trail informieren. Gesagt, getan und letztlich habe ich mich dafür entschieden, weil er zum einen einen Tag länger ist und zum anderen man nicht über vier Monate im Voraus buchen muss. Zu dem Zeitpunkt hatte ich doch keine Ahnung, wann ich wo sein würde. :)

Es gibt noch einige andere Alternativen, um nach Machu Picchu zu gelangen. Die meisten, die keine Zeit haben, fahren einfach nach Aguas Calientes und verbringen den nächsten Tag in Machu Picchu. Wer mehr Zeit hat, der nimmt entweder den Inka Trail oder den Inka Jungle Treck. Dann kommt auch schon der Salkantay. Ich weiß mittlerweile, dass es noch mindestens zwei weitere Wege gibt, über die man letztlich auch nach Machu Picchu kommt. Wie schon das letzte Mal angedeutet, ist es besser, das alles in Cusco zu buchen – es sei denn, man will unbedingt auf den Inka Trail, da der rettungslos überlaufen ist und mittlerweile eine Personenbegrenzung hat. Ich hatte im Vorfeld alles über das Internet organisiert, was logischerweise etwas teurer war. Der Service ist jedoch derselbe. Vielleicht ist das Hotel/Hostel in Aguas Calientes ein bisschen anders, mehr aber auch nicht, selbst wenn so etwas in der Beschreibung angedeutet wird.

Der Salkantay Trail scheint mit seinen fünf Tagen der längste Trail zu sein. Los ging es schon 5 Uhr in der Früh, also hieß es vorher aufstehen, weil ich ja logischerweise mein Zeug noch einpacken und einschließen musste. Abgesehen davon komme ich ohne Frühstück nicht aus. :)

Es folgte eine fast dreistündige Busfahrt bis nach Mollepata, einem Kaff in der Mitte vom Nirgendwo, was für uns der Ausgangspunkt der Tour sein sollte. Wer wollte, konnte dort noch frühstücken, und wir hatten die Chance, schon mal zu schauen, mit wem wir die nächsten Tage verbringen würden. Sage und schreibe 21 Mann stark war unsere Gruppe. Wir hatten zwei Guides und ja, eigentlich hätten wir zwei Gruppen sein sollen, aber wie sollten wir denn nach einer halben Stunde entscheiden, wer in welche Gruppe geht? Wir haben dann beschlossen, wir warten den ersten Tag ab und schauen, wer wie schnell ist. Letztlich haben wir die Gruppe doch nicht aufgeteilt, weil wir uns dank des unterschiedlichen Lauftempos ganz gut verteilt haben. Ein Guide war immer ganz vorn mit dabei, der andere stellte sicher, dass wir die letzten nicht verloren haben.

Ich gebe zu, dass ich mir vorher alles durchgelesen hatte und auch ein Briefing gehabt habe. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass ich wirklich wusste, worauf ich mich eingelassen hatte. Der erste Tag umfasste gleich 18km, was an und für sich jetzt nichts Hochdramatisches ist, aber die Höhe war dann doch schon ein interessanter Faktor. Los ging es auf etwa 3300m und unser Ziel lag auf 3900m. Der eine oder andere hatte also doch zu tun und ich gehörte mit Sicherheit dazu, denn das Atmen war ein bisschen anstrengend. Da wir in einer verhältnismäßig großen Höhe waren, hatten wir auch das zweifelhafte Glück in einer Wolke zu laufen. Das war logischerweise mit leichtem Regen verbunden und wir waren dann doch dankbar, dass wir uns zusätzlich zu unseren normalen Regenjacken und Rucksackhüllen noch die obligatorischen Regenponchos gekauft hatten, denn damit war dann wirklich so gut wie alles trocken. Gut, die Hose zählt nicht. ;)

Die Chaostruppe Willkommen in der Wolke ... Hier wäre eigentlich eine tolle Aussicht gewesen 

Mein persönliches Highlight war jedoch ein ganz anderes. Ich war schon mit meinen Wanderstöcken in die Verlorene Stadt gegangen und hatte sie auch dieses Mal wieder dabei, weil sie mir doch einiges erleichtern und gerade meine Knie beim bergab Gehen schonen. Tja, was macht man nun also, wenn immer wieder Wasserfälle über den Weg fließen? Man nutzt die Stöcke, um sich mehr oder weniger elegant darüber zu schwingen. Dumm nur, wenn einer der Stöcke mal hängen bleibt und sich dann den Wasserfall hinunter bewegt … Sofort waren mehrere der Jungs unserer Truppe bereit, die erste Stufe herunter zu klettern, weil das noch ganz gut ging und der Stock dort auch hängen geblieben war. In dem Moment, wo sie jedoch unten ankamen, war der Stock weg. Super, was für ein toller Anfang für die Tour. Nun ja, wie das aber bei mir so ist, wenn ich was verhauen habe, dann will ich mir auch sicher sein, dass alles im Eimer ist. Also bin ich dann selbst noch hinunter geklettert und habe gesucht. Wie es der Zufall wollte, habe ich den Wanderstock auch eine Etage weiter unten gesehen. Mir war klar, dass ich da zwar hinkomme, aber ich war mir nicht so sicher, ob ich nicht von dem Ast des Baumes, der glücklicherweise mitten drin wuchs, abrutschen würde. Folglich hab ich so lange auf die Jungs eingeredet, bis einer zu mir herunter gekommen ist, um mich im Notfall zu halten. Dann hab ich meine Dusche im Wasserfall genommen und meinen Wanderstock gerettet, während der Rest der acht Leute, mit denen ich zu diesem Zeitpunkt zusammen gewandert bin, an meinem Verstand gezweifelt hat. Ohne Hilfe wäre ich auch nicht wieder hoch gekommen, denn das Wasser war ordentlich kalt und mit ein bisschen Klettern war das dann doch verbunden. Aber auch da bekam ich Hilfe von den Jungs. :)

Danach hieß es, alles an Klamotten wechseln, was ging, aber die Wechselschuhe und die Ersatzhose hatte ich natürlich den Packpferden mitgegeben. Nun ja, zum Glück passierte das alles nur etwa eine Stunde entfernt vom ersten Camp, wo schon die trockenen Klamotten auf mich warteten. Bei der Ankunft konnte ich dann sogar noch das Wasser aus meinen Schuhen kippen … Einen Spitznamen hatte ich dann schon mal weg: Waterfall.

Sieg auf ganzer Linie!!! :)

Der erste Abend war für uns alle der schlimmste. Uns war allen kalt, weil es dann so richtig angefangen hatte zu regnen, und irgendwie wurde uns beim Warten auf das Abendessen auch nicht wieder warm. Selbst die Schlafsäcke halfen nicht. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass wir die ersten drei Nächte in Zelten geschlafen haben. Am ersten Tag, weil es auf 3900m eigentlich immer wenigstens einmal am Tag regnet, waren die Zelte in einer Art Halle aufgebaut, was wenigstens das Essen angenehmer machte. Der Haken war nur, dass wir drei Stunden auf das Essen warten mussten. Der Grund hierfür war, dass den drei Köchen die Pferde durch gegangen waren und zumindest wohl eins die Ladung abgeworfen hatte und weggelaufen war. Letztlich mussten die Köche selbst das ganze Essen zum Camp tragen, womit es natürlich bedeutend länger gedauert hatte als eigentlich geplant. Das Essen und vor allem die heiße Suppe und der Tee danach haben uns allen gut getan, aber von 21 Mann hatten am zweiten Tag erst einmal über die Hälfte einen Frosch im Hals, was auch daran lag, dass viele in der ersten Nacht gefroren hatten. Ich zum Glück nicht.

Tag zwei begann 5 Uhr mit einer Tasse Tee im Zelt. Es gibt nichts Besseres, als eine Tasse Cocatee zu Tagesbeginn. Die Cocablätter sollen unter anderem gegen die Höhenkrankheit helfen. Das Frühstück, wie übrigens auch alle anderen Mahlzeiten, die wir unterwegs durch unsere drei Köche zubereitet bekamen, war toll. Wie die drei unser Essen gezaubert haben, ist bis jetzt unklar, aber es gab immer eine Suppe und ein normales Essen zu Mittag wie auch Abendbrot. Die Krönung war dann eine Torte für unsere Geburtstagskinder am vierten Tag zum Frühstück.

Nach dem Frühstück am zweiten Tag ging es los zum wohl anstrengendsten Teil der Wanderung überhaupt. 21km erwarteten uns. Die Schwierigkeit bestand jedoch nicht in der Distanz sondern in den Höhenmetern. Von 3900m ging es 8km nur bergauf bis zum Salkantay Pass in einer Höhe von 4600m, was immerhin über drei Stunden dauerte. Das dürfte mein persönlicher Rekord sein was die Höhe angeht (fliegen zählt nicht). Die Quälerei wurde mit unglaublichen Ausblicken auf die Berge der Umgebung belohnt. Der ein oder andere Vergleich zum Herrn der Ringe fiel hin und wieder sicherlich zu recht. Die Höhe sorgte dann auch dafür, dass wir uns recht warm einpackten. Da meine sämtlichen Klamotten vom Vortag natürlich nicht getrocknet waren, lief ich in langer Unterhose und Regenhose herum, was auch sehr warm hält. Abgesehen davon hatte es von uns keiner auf einen Schönheitspreis angelegt, weswegen die Klamottenkombinationen recht witzig waren. Hauptsache trocken und warm. Für meine Schuhe hieß das dann Tüten über die Socken ziehen, was unglaublich gut funktionierte. Am Ende des Tages fand ich dann heraus, dass ich nicht die einzige war, die diesen Trick beherrschte: Die Schuhe unseres Italieners waren nach einem halben Tag schon auseinander gefallen, sodass er eigentlich neue gebraucht hätte, aber er war der Meinung, dass er sie jetzt auch noch bis zum letzten Tag hinschlachten und dafür abends die trockenen aus dem Packpferdgepäck nutzen könnte. Er hat das dann auch mit Erfolg durchgezogen.

Tagesanbruch im ersten Camp Die Aussicht belohnt für die Mühen Der Blick auf den Salkantay im Hintergrund Der Herr der Ringe lässt grüßen Ja, ich mag Berge Der Salkantay - zweithöchster Berg Prus Der Pass ist erreicht! Stolze 4600m!!!

Vom Salkantay Pass ging es für die nächsten 13km nur noch bergab bis wir nach fast fünf weiteren Stunden letztlich auf 2900m in unserem zweiten Camp ankamen. Auch auf dieser Teilstrecke hatte es zeitweise geregnet, aber nicht besonders schlimm. In dieser Hinsicht hatten wir wirklich unglaubliches Glück. Mit der geringeren Höhe wurde es auch wieder wärmer.

Und dann ging es bergab :) Es wird wieder grün und auch wärmer 

Am dritten Tag durften wir sogar ausschlafen. Erst 6 Uhr wurden wir geweckt um unseren Tagesmarsch von 14,5km anzutreten. In weniger als fünf Stunden waren wir an unserem Ziel in Santa Teresa. Die Belohnung des Tages bestand dann darin, dass wir die heißen Quellen besuchen konnten. Und nach drei Tagen Wandern ohne Dusche und maximal kaltem Wasser zum Waschen – wenn überhaupt – war das eine unglaubliche Wohltat. Fast alle von uns haben sich für über eine Stunde kochen lassen und es genossen, endlich wieder sauber und bis auf die Knochen warm zu sein.

Tag vier war dann sehr unterschiedlich für die einzelnen Leute. Wir hatten verschiedene Optionen. Einige hatten schon im Voraus eine Zipline gebucht (man saust an einem Seil entweder durch den Wald oder über eine Schlucht). Die Möglichkeit hätten auch alle anderen wahrnehmen können. Weiterhin hätte man einen Bus für die Hälfte der Strecke nehmen können, wenn man des Laufens müde war, und einige entschieden sich auch dafür. Letztlich konnte man natürlich auch die gesamte Strecke von 22km wandern, was wir dann zu sechst auch getan haben. Dafür haben wir uns ja schließlich beim Salkantay Trail angemeldet, oder etwa nicht?

Immer am Fluss entlang Die tapferen sechs plus Guide Wir näherten uns Aguas Calientes mit langsamen Schritten Der erste Blick auf Machu Picchu Der Zug, der uns am nächsten Tag wieder bis ins Heilige Tal bringen sollte

Nach 12km und etwas weniger als drei Stunden haben wir dann unsere Ziplinekandidaten und Busfahrer wieder eingesammelt und sind nahezu geschlossen zu Fuß nach Aguas Calientes gelaufen. Nur ein paar hatten sich für den Zug entschieden, der alle paar Stunden vom Treffpunkt aus nach Aguas Calientes fährt. Jedenfalls waren wir nochmals für knapp drei Stunden unterwegs.

Aguas Calientes ist ein Touristenkaff der schlimmsten Sorte. Es ist alles überteuert und nur darauf ausgelegt, die Touristen, die zwangsläufig hier übernachten müssen, wenn sie den morgendlichen Aufstieg nach Machu Picchu leisten wollen, abzuzocken. Die einzigen, denen das erspart bleibt, sind die Wanderer des Inka Trails, weil der einen anderen Eingang nutzt.

Bevor wir Aguas Calientes erreichten, mussten wir uns schon am Vortag von unseren Packpferdebetreuern verabschieden – und folgerichtig am vierten Tag all unser Gepäck allein schleppen – und am Morgen des nächsten Tages von unseren Köchen. Das Abendessen im Touristennest war dann auch entsprechend schlecht und erstaunlich wenig. Wer noch Knabbereien hatte, aß die, wer nicht, der begab sich auf die Suche nach Pizza, was kurz vor 9 Uhr abends in Aguas Calientes schon zum Abenteuer wird, weil die Stadt schon um 4 Uhr früh erwacht und dafür gegen 9 Uhr abends auch schlafen geht. Trotzdem gab es noch eine große, sehr gute Pizza für uns Hungrige, wenn auch recht teuer.

Der nächste und letzte Tag begann dann noch zeitiger als alle anderen zuvor. 3:45 Uhr hatte ich mir meinen Weckdienst bestellt, da ich zielsicher als einzige in einem Hotel auf der anderen Seite des Flusses gelandet war und meinen Wecker natürlich im Hostel in Cusco gelassen hatte. Wer hätte auch ahnen können, dass es so kommt? Wenigstens gab es noch fünf weitere Personen, die in einem anderen Hostel schlafen mussten als der Rest - verschiedene Preisklassen der Buchung eben. Zurück zum Weckdienst: So etwas gibt es natürlich in den Hostels und Hotels nicht. Also habe ich einen der Guides gebeten und tapfer, wie er war, hat er auch fünf Minuten lang gegen die Eingangstür gehämmert (wer braucht schon eine Klingel?), bis eine Angestellte und witzigerweise auch ich davon munter geworden waren.

Treffpunkt war 4:20 Uhr und ein paar Minuten später ging es los zum unteren Eingang von Machu Picchu. Da muss man sein Ticket schon haben und natürlich auch seinen Personalausweis sowie Studentenausweis. Ich hatte Glück und es interessierte keinen, dass ich nur eine Kopie meines ISIC hatte. Das untere Tor öffnet 5 Uhr. Etwa 100 Leute warteten dann schon davor, um den einstündigen Aufstieg die Treppen hinauf zum oberen Eingang in Angriff zu nehmen. Ich war jedenfalls fertig hinterher und heilfroh, endlich oben zu sein. Es gibt natürlich auch die Option mit dem Bus zu fahren, was einige von uns auch genutzt haben. Die waren sogar fünf Minuten vor den letzten von uns Wanderern da … echt fies.

Schlag 6 Uhr öffneten sich die Tore zu Machu Picchu und die ersten Touristen strömten ein. Wir erhielten eine zweistündige, sehr interessante Tour durch die wichtigsten Teile der Stadt. Danach hieß es dann Abschied von den beiden Guides nehmen und sich selbst auf die Erkundung des riesigen Geländes von Machu Picchu zu begeben. Die Mehrheit von uns hatte auch Tickets für den Huayna Picchu (auch Wayna Picchu), einen der Berge, die man rings um Machu Picchu besteigen kann. Eine weitere Option ist der Machu Picchu, was jedoch länger dauert. Die Aussicht ist von beiden atemberaubend und durchaus die Quälerei die Stufen hoch wert. Gerade für den Huayna Picchu sollte man jedoch rechtzeitig eine Anfrage stellen, da hier die Besucherzahl auf insgesamt 400 pro Tag begrenzt ist. Bei etwa 2500 Besuchern von Machu Picchu pro Tag ist das nicht viel.

Nach einer Stunde Treppen war ich endlich am Ziel: Machu Picchu! Hier endete unsere gemeinsame Reise Jetzt kommen logischerweise Detailbilder von Machu Picchu Und der Sonnenaufgang! :) Terrassen gibt es natürlich auch zur Genüge Haus mit Huayna Picchu im Hintergrund Mehr Machu Picchu Man könnte meinen, wir waren zeitweise allein da :) Der Huayna Picchu, auch Waynapicchu Willkommen im Land der kitschigen Fotos! Jetzt kommen die Postkartenbilder Blick vom Huayna Picchu

Die Zeit, die jeder von uns in Machu Picchu verbrachte, war recht unterschiedlich und hing ein bisschen von den einzelnen Zugverbindungen ab. Die ersten hatten Plätze im Zug gegen 14:50 Uhr, die nächsten im 16:30 Uhr Zug. Dann kamen die meisten im 18:45 Uhr abfahrenden Zug – ich glücklicherweise auch, wenn ich auch das Pech hatte, in einem anderen Abteil zu landen. Überrascht war ich dann schon nicht mehr. Die letzten fuhren erst 21:30 Uhr mit dem Zug zurück Richtung Cusco. Endstadtion war dann nach anderthalb Stunden Ollantaytambo, von wo aus es mit dem Bus – oder für mich im Auto – die letzten zwei Stunden zurück nach Cusco ging.

Ich jedenfalls verbrachte sage und schreibe neuneinhalb Stunden auf dem Gelände von Machu Picchu und es hat sich durchaus gelohnt. Das Einzige, was man wissen sollte, ist, dass man nur einen kleinen Rucksack mit rein nehmen darf. Große Rucksäcke müssen entweder im Hotel bleiben oder können für wenig Geld am Eingang abgegeben werden. Weiterhin darf man theoretisch auf dem Gelände nicht essen, was der größte Blödsinn überhaupt ist. Wahrscheinlich soll dadurch Müll vermieden werden, da es keine Mülleimer gibt. Trotzdem braucht man etwas zu Essen. Wir haben also alle etwas dabei gehabt, da man sich Sandwiches verhältnismäßig günstig an jeder Ecke in Aguas Calientes kaufen kann. Man sollte einfach nicht in Gegenwart der Aufpasser essen, das ist alles. Man kann natürlich auch am Eingang essen, aber wenn es schon in Aguas Calientes teuer war, dann ist das Essen in den Restaurants einfach nur noch Wucher.

Wasser ist ein weiterer wichtiger Faktor. Davon sollte man mehr als genug mitnehmen, denn auch das ist unverschämt teuer, wenn man es am Eingang kaufen muss. Selbst die Toilettenbenutzung lassen sie sich bezahlen …

Nun ja, trotzdem ist es den Besuch auf jeden Fall wert! Machu Picchu ist unglaublich schön, vor allem, wenn man, wie wir, Glück mit dem Wetter hat und den ganzen Tag die Sonne scheint. Wer also nach Peru reist, der sollte sich nicht vom Eintrittspreis abschrecken lassen und sich diese Inkastadt anschauen. Die Alternative für Wanderfreudige ist Choquequirao, eine Inkastätte, die weit abgelegen ist und noch nicht vollständig ausgegraben wurde. Sie ist sogar älter als Machu Picchu, aber da sie so schlecht zugänglich ist, wird sie auch nicht so sehr gefördert, wie Machu Picchu.

Fazit: Der Salkantay Trail is anstrengend, aber man wird mit unglaublich schöner Natur belohnt. Hinzu kommt die Möglichkeit Leute kennenzulernen, weil man schließlich fünf Tage miteinander verbringen muss. Das Ziel ist natürlich Machu Picchu und das ist auf jeden Fall ein Muss und alle Anstrengungen wert, die man dafür eventuell auf sich nimmt. :)

Ein letzter Blick vom Sonnentor aus

17April
2013

Bustouren durch Peru

Erster Blick auf den Titicacasee

Nachdem ich von meiner Tour nach Machu Picchu zurück nach Cusco gekommen war, stand fest, dass ich noch in etwa eine Woche zur freien Verfügung hatte. Was macht man nun also? Peru hat so viele Möglichkeiten, einige davon waren für mich allerdings zu weit weg, weil ich ja von Cusco aus weiterfliegen will. Folglich blieben Nazca mit seinen in den Stein gearbeiteten Linien, die man nur von oben richtig erkennen kann, der Norden Limas, in dem man wunderbar mit sehr wenigen Touristen in den Anden wandern gehen kann, sowie das Amazonasgebiet außen vor. Letzteres, weil ich ja schon mal die Ehre eines Besuches vor vielen Jahren hatte und jetzt andere Prioritäten gesetzt habe. Also wohin sollte es gehen? In den Süden von Cusco und folglich Peru. Ich hatte von anderen Reisenden gehört, dass es dort einiges zu sehen gibt.

Dank des Salkantay Trails wusste ich, dass Charlotte, eine Finnin, in die selbe Richtung wollte. Sehr praktisch, wenn man noch nie in Südamerika Bus gefahren ist. Also verabredeten wir uns für den Tag nach unserer Rückkehr. Ich hatte am Vormittag noch etwas Zeit und nutzte diese für eine kleine Touristentour in der Kirche der Companía de Jesus. Danach hießt es für Lotte und mich Wäsche zum Waschen abgeben, was auch ganz interessant war, denn meine sämtlichen Klamotten dürfen nicht in den Trockner, wenn ich sie behalten will. Letztlich ging alles gut.

Danach ging es zu Fuß zum Busbahnhof, da wir wussten, was die Preise für eine Busfahrt bei den Touristenreisebüros kosteten und wir auf billigere Tickets hofften – die Rechnung ging auch auf und wir hatten einen schönen Spaziergang inklusive des Besuchs der Inkastatue, die einen netten Blick über Cusco bietet und die Geschichte des Inkas Pachacuteq erzählt, der ein bisschen unserem Barbarossa gleichkommt.

Pachacuteq-Statue

Des Rest des Tages bis zur Abfahrt des Nachtbusses 10:30 Uhr verbrachte ich mit Ausfüllen des Polizeiberichts (wie schon in einem anderen Beitrag erläutert) sowie Packen. Abends ging es noch ins Centro de Arte Nativo de Qosqo zu einer Tanzvorführung traditioneller peruanischer Tänze. Die Kostüme waren wirklich schick. Warum diese bunte Mischung an Touristenattraktionen? Einiges davon ist im Boleto Turistico de Cusco mit enthalten und dass das Ticket eine Woche gültig ist und mich dank nicht vorhandenem Original des ISIC recht teuer gekommen war, wollte ich soviel davon nutzen, wie möglich. :)

Dann ging es zum Nachtbus. Es gibt auch Tagbusse, aber wenn man die acht Stunden Fahrt in die Nacht verlegt, dann kann man sich einmal das Geld für das Hostel sparen und zum anderen verschläft man mit einem bisschen Glück auch noch die ganze Strecke. Das Glück hatte ich leider nicht, weil die sogenannten Semi-Camas (Halbbetten), die ein bisschen besser als Flugzeugsitze sind und sich weiter zurücklehnen lassen, doch irgendwie unbequem waren und man uns außerdem zu Tiefkühlkost verarbeiten wollte. Nun ja, das wusste ich ja vorher, weil das scheinbar in ganz Südamerika so Tradition ist.

Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr kamen wir dann in Puno an. Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis sich die Bustür öffnen ließ, aber das störte uns herzlich wenig. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich dann von Lotte, weil es für sie gleich nach La Paz in Bolivien weiterging. Ich suchte mir dann im Busbahnhof schon ein kleines Reisebüro, was mir die Möglichkeit bot, eine Nacht auf einer der Inseln im Titicacasee zu verbringen.

Ach so, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass der einzige Grund für die meisten – mich eingeschlossen – nach Puno zu reisen, die Tatsache ist, dass es direkt am Titicacasee liegt und einen Hafen hat. Es gibt auch noch einiges in der Umgebung von Puno zu sehen, aber dafür braucht man mehr als nur zwei Stunden. In Puno selbst gibt es außer der Kathedrale wohl nichts.

Wie dem auch sei, für mich ging es also früh um 8 Uhr weiter mit dem Boot in Richtung der Urosinseln, der schwimmenden Inseln auf dem See. Die Boote sind unglaublich langsam, was die langen Fahrtzeiten erklärt, aber nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir dann unser erstes Ziel: die schwimmenden Inseln. Die Indianer, die heute diese Touristenattraktion betreiben, haben zur Zeit der Eroberungszüge der Inkas die Flucht angetreten. Anfänglich auf Booten bis sie entdeckten, dass sie das schwimmende Schilf zu ihrem Vorteil nutzen konnten, und die schwimmenden Inseln bauten und mit Aufwand erhielten. Somit entgingen sie der Eroberung. Heute ist es nur noch interessant, die Erklärung dazu zu erhalten und selbst mal auf dem doch etwas weichen Boden gestanden zu haben. Sonst ist es nur noch ein größerer Verkaufsstand für Souvenirs.

Schwimmendes Schilf im Original Eine Urosinsel - die schwimmt!

Danach ging es weiter nach Amantani, der zweitgrößten Insel im Titicacasee. Die größte ist die Sonneninsel auf der bolivianischen Seite. Dorthin soll sich ein Ausflug inklusive Übernachtung absolut lohnen, nur hatte ich die Zeit nicht. Amantani selbst ist recht übersichtlich. Bei unserer Ankunft erwarteten uns schon die Frauen der Familien, die uns für eine Nacht ein Dach über dem Kopf bieten sollten. In Gruppen von zwei bis vier Personen wurden wir verteilt. Nur die, die als letzte gebucht hatten, wozu ich natürlich gehörte, fanden erst ein bisschen später Unterkunft – und zwar im größten Haus im Ort. Hier kamen dann schon wieder Hostelgefühle auf, weil es so viele Zimmer gab. Zu den vier Personen unserer Reisegruppe kamen kurze Zeit später noch acht Personen eines anderen Reiseveranstalters. Jetzt hatten wir wirklich unser Hostel. Den Kommentar hierzu fand unser Guide nicht so witzig wie wir. :)

Das Mittagessen sowie auch später das Abendessen und das Frühstück waren sehr gut und offensichtlich recht unterschiedlich bei den einzelnen Familien. Bei einigen gab es Fisch, bei anderen nur vegetarisch. Meist waren verschiedene Sorten von Kartoffeln dabei. Peru hat schließlich über 2500 davon.

Zum Beobachten des Sonnenuntergangs ging es dann entweder zum Sonnen- oder zum Mondtempel hinauf. Danach hieß es dann sich einkleiden lassen und zwar in den traditionellen Kleidern der Einwohner. Bei sieben Frauen war das natürlich ein Problem für unsere Hausherrin, aber Not macht erfinderisch und ich glaube so einige der Nachbarinnen haben ausgeholfen. Letztlich hatte jede von uns eine Bluse, einen Unterrock, einen Überrock und eine Mischung aus Schal und Tuch. Die Herren liefen kollektiv in Ponchos und Mützen herum. Es war schon ein recht seltsames Bild, alle zusammen mit den Dorfbewohnern auf dem Tanzsaal zu sehen. Gefeiert wurde dann trotzdem ein bisschen.

Blick auf Amantani vom Boot aus Die Frauen der Gastfamilien Der Sonnenuntergang vom Mondtempel aus gesehen Touristin und Einwohnerin

Das alles klingt jetzt so, als würde das komplette Dorf nichts anderes machen, als jeden Tag Touristen durchzufüttern und abends dann eine kleine Tanzveranstaltung abzuhalten. Es gibt auf Amantani 10 Gemeinden und jeden Tag ist eine andere Gemeinde dran. Folglich haben die Leute neun Tage für ihre normale Arbeit, welche in der Landwirtschaft besteht, und dann kümmern sie sich einen Tag um Touristen.

Tag zwei brachte uns dann nach Taquile, einer weiteren Insel. Hier kann man auch mal nett drüber laufen, sich den Hauptplatz anschauen und ansonsten die Aussicht genießen. Viel gab es hier also auch nicht.

Auf Taquile Die Weite des Titicacasees

Da ich am späten Nachmittag wieder in Puno war, stand ich vor der Wahl entweder dort ein Hostel zu suchen und am nächsten Tag mit dem Bus sechs Stunden nach Arequipa zu fahren, oder gleich einen der Nachtbusse zu nehmen. Sechs Stunden sind jetzt aber nicht die Welt und wenn der letzte Bus 23 Uhr fährt, kommt man logischerweise schon 5 Uhr am Ziel an. Was sollte ich da bitte machen? Also entschied ich mich für einen Bus, der schon 18 Uhr fuhr, und organisierte mir im Internetcafe gleich noch ein Hostel vor Ort.

Arequipa ist ein sehr hübsches Städtchen südwestlich von Puno (ich kann leider nur einen Punkt auf der Karte verlinken ...), in dem man viel Zeit mit Sehenswürdigkeiten verbringen kann. Ich hatte genau einen Tag dafür, weil ich die folgenden zwei gern in den Colca Canyon wollte. Ich hatte gehört, dass eine Tagestour der absolute Horror wäre und man eigentlich drei Tage wandern gehen sollte. So viel Zeit hatte ich dann doch nicht, weil ich rechtzeitig wieder in Cusco sein musste, um meinen Flieger nach Panama Stadt zu bekommen.

Also hieß es ein bisschen in den Reisebüros shoppen gehen, weil ich wusste, wie viel ich in etwa maximal bezahlen sollte. Nebenbei spielte ich natürlich Tourist nach bester Manier: Der Plaza de Armas, die Kathedrale, die Kirche von Santa Augustin, das historische Gebäude Casa del Moral, das Museum der Sanctuarias Andinas, in welchem sich eigentlich Juanita, das Mädchen aus dem Eis befinden sollte – zur Zeit ist sie allerdings in den USA zur Restauration … -  (absolut empfehlenswert!!! Man muss eine Führung mitmachen, die aber so gut wie nichts kostet und wirklich toll gemacht ist), mit einer beeindruckenden Kapelle und das Kloster von Santa Catalina. Letzteres ist eine Stadt in der Stadt und man ist ganz schön lange beschäftigt, sich sämtliche Straßen und Häuser darin anzuschauen. Der Eintrittspreis ist Wucher, aber es lohnt sich trotzdem. So viel also zum Thema, es gibt viel zu sehen. Ich war den ganzen Tag unterwegs.

Die Kathedrale Der Plaza de Armas Die Kirche von Santa Augustin Das Kloster von Santa Catalina Kreuzgang im Kloster Einer der vielen Innenhöfe Eine Straße der Stadt in der Stadt Das Kloster von San Francisco de Asís  Die Kirche der Companía de Jesus

Tendenziell kann man auch auf die umliegenden Vulkane hinauf gehen. Das sind Touren von mindestens zwei Tagen und man hat die Wahl zwischen einem knapp unter 6000er (der Hausvulkan Misti) und einem über 6000er (Chachani), wobei letzterer wohl leichter zu besteigen sein soll. Wenn ich zu viel Zeit gehabt hätte, hätte ich mich ja glatt für die Dreitagestour auf den 6000m hohen Vulkan entschieden. Vielleicht ist es aber ganz gut, dass ich doch eine recht beschränkte Tagesanzahl zur Verfügung und ich mich schon für den Colca Canyon entschieden hatte. :)

Blick auf dem Chachani Der Vulkan Misti

Der nächste Tag brachte mich dann früh um kurz vor 3 Uhr schon aus dem Bett, da die Abholzeit so zeitig war. Irre! Nach drei Stunden Fahrt gab es dann Frühstück in Chivay und dann ging es zum "Kondore anschauen" beim Cruz del Condor. Wir hatten sogar das Glück, dass sich einige der Giganten blicken ließen, aber so aus der Ferne wirken sie nicht so als hätten sie eine Flügelspannweite von über drei Metern … Danach wurde unsere kleine Truppe, welche insgesamt aus sechs Personen und dem Guide bestand, am Straßenrand aus dem Bus geworfen und los ging es zu Fuß in den Canyon hinein. Die Distanz des Tages waren 11,5km. Haken an der Sache waren mal wieder die Höhenmeter: 1100m bergab, aber nur von 3287m auf 2160m - also halb so wild. Nun ja, dieses Mal wusste ich vorher, worauf ich mich eingelassen hatte. :)

Blick in den Colca Canyon Ein Kondor! Die Wanderbegeisterten

Die Nacht verbrachten wir in einem Hüttencamp und ich hatte sogar meine eigene Hütte. Nett. Tag  zwei begrüßte uns mal wieder 4:15 Uhr, damit wir theoretisch 4:45 Uhr hätten loslaufen können um die 1100 Höhenmeter wieder hinauf zu klettern. Tja, wir hatten die Rechnung ohne einen unserer Kollegen gemacht, der eine Viertelstunde länger brauchte … Kann man nicht ändern. Dankenswerterweise mussten die letzten zwei, zu denen ich gehörte, nur etwa 20 Minuten in der Sonne laufen, die sofort die Wärme mitbrachte. Danach war es nur noch ein kurzes Stück bis zum wohlverdienten Frühstück in Cabanaconde. Insgesamt waren wir drei Stunden unterwegs und haben dabei gerade mal 5,4km zurück gelegt. Wir Schnecken. :)

Nach dem Frühstück warteten wir noch einige Zeit auf den Bus und hatten dabei die Gelegenheit, zum einen die Kirche des kleinen Ortes zu besuchen und zum anderen der Dorfversammlung beizuwohnen. Man hatte uns zwar vorher gesagt, dass diese immer sonntags auf dem Dorfplatz abgehalten wird, aber wer hat denn schon eine Vorstellung davon, wie so etwas wirklich aussieht? Die gesammelten anwesenden Touristen jedenfalls fanden es witzig, die Leute hübsch nach Männlein und Weiblein getrennt auf dem Bürgersteig sitzen zu sehen, während der Dorfvorstand die monatlichen Ausgaben vorlas.

Blick auf die Vulkane Wir haben die 1200 Höhenmeter überlebt! Die Dorfversammlung auf dem Dorfplatz Vulkanhochplateau auf der Rückfahrt Für alle, die es wissen wollen: Cocablätter im Original Fertiger Cocatee ;)
Danach ging es zu den heißen Quellen von Chacapi, welche ganz nett waren, aber insgesamt war ich dann doch ein bisschen zu verwöhnt durch Santa Teresa. Von dort aus kam noch das Mittagessen wieder in Chivay und dann die Rückfahrt mit einigen kleineren Fotostops.

Insgesamt war die Zweitagestrekkingtour ganz nett, aber mit den Erzählungen vom Canyon konnte die Realität nicht wirklich mithalten. Wahrscheinlich bin ich aber durch den Salkantay Trail vorgeschädigt und hatte einfach zu hohe Erwartungen. Ähnlich war es ja auch schon mit dem Titicacasee. Ja, er ist der höchste, schiffbare See der Welt, aber ich hab schon Beeindruckenderes gesehen.

Trotz allem bin ich froh, die Reise in den Süden Perus angetreten zu haben. Am selben Tag, an dem ich aus dem Colca Canyon zurück nach Arequipa gekommen bin, ging es auch wieder mit dem Nachtbus zurück nach Cusco. Zehn Stunden Busfahrt. Dieses Mal war es wieder eine andere Busgesellschaft als vorher (die zwei Busunternehmen waren auch schon unterschiedlich) und ich muss sagen, dass ich trotz der Tatsache, dass gewisse Leute einfach nicht zuhören können und ich wieder nur ein Semi-Cama bekommen hatte, wunderbar geschlafen habe. Die Sitze waren unglaublich bequem und das ganze Unternehmen war vom Ablauf her (Gepäckaufgabe versus einfach Gepäck unten im Bus einstapeln, in einem Aufenthaltsraum warten versus draußen auf dem Bussteig herumstehen, …) eher wie ein Flugunternehmen beziehungsweise ein Flughafen organisiert. Sehr angenehm. Es ist also doch ein gewaltiger Unterschied zwischen den Busunternehmen zu verzeichnen. Cruz del Sur und Oltursa sind die zwei besten und vor allem sichersten.

Ich kam also – mal wieder – 6 Uhr früh in Cusco an und begab mich in mein Standardhostel. Dort durfte ich sogar ohne schon eingecheckt zu haben, in der Personaldusche duschen und dann auch mit das Frühstücksbuffet nutzen. Daumen hoch für das Milhouse!

Den Rest des Tages verbrachte ich dann mit einem kurzen Trip zum Kloster von La Merced und danach mit Fotos sortieren und Blogeinträgen schreiben. Daher bekommt ihr jetzt auch Schlag auf Schlag alles, was ich in Peru erlebt habe, zu lesen. :)

Weiter geht es nun nach Panama Stadt, was nur ein kurzer Zwischenstop zwischen Südamerika und Ozeanien ist – sonst wäre die Reisezeit unverschämt lang geworden. Allein schon nach Panama zu kommen, dauert den ganzen Tag (anderthalb Stunden von Cusco nach Lima und dann nach einem mehrstündigen Aufenthalt dort dreieinhalb Stunden Flug nach Panama Stadt). Ich freue mich, Südamerika zu verlassen, aber ich weiß auch, dass es noch unglaublich viel dort zu entdecken gibt und dafür sicherlich mehr als eine Reise notwendig sein wird. Mal schauen, wann es wieder soweit sein wird. :)

Alpaka! Ich will eins haben!!!

19April
2013

Zwischenstop: Panama Stadt

Flagge Panamas Da meine Reise eigentlich nach Neuseeland gehen soll, war klar, dass der Weg dorthin etwas weiter sein würde. Es gibt von Südamerika aus nur in etwa zwei Flugstrecken, um nach Ozeanien zu kommen. Nummer eins ist Santiago de Chile, was ich nicht wusste. Der andere Weg geht über die USA – entweder Los Angeles oder Houston. Ich hatte mich für L.A. entschieden, aber die Reisezeit hat mich dann doch erschlagen. Da ich mein Flugticket nach Meilen bezahlt habe, kann ich an jedem Flughafen, den ich passiere auch gern länger aussteigen. Kein Problem. Also beschloss ich, dass ich mir gleich noch Panama Stadt anschauen könnte, wenn ich eh schon mal da wäre. L.A. ist eher etwas, was ich mir mit Freunden noch mal anschauen würde. Eine Runde Casino und dann ab ins Nappa Valley zum Weintrinken. :)

Nun ja, also zwei Tage, drei Nächte Panama Stadt. Einen ganzen Tag habe ich schon gebraucht, um von Cusco bis hierher zu kommen. Ich bin im Hostel Los Mostros abgestiegen und das war ganz gut so. Von hier aus kann man zumindest ein Touristenziel erlaufen und ansonsten sind die Bushaltestellen keine fünf Minuten entfernt. Ein riesiges Einkaufszentrum gibt es auch noch und das Hard Rock Cafe ist auch mit drin. Sehr praktisch.

An und für sich heißt es, dass Panama Stadt recht schön sein soll. Ich kann das nicht bestätigen. Ich mag die Stadt nicht. Was kann man sich trotzdem anschauen? Das Casco Antiguo, was so viel wie das alte Stadtviertel ist. Vom Hostel kann man innerhalb einer Stunde hinlaufen und das an der Cinta Costera, was in etwa die Promenade am Meer darstellt. Die soll für Sport und Freizeit genutzt werden und auch für Touristen sicher sein. Daher patrouilliert die Polizei hier auch. Das alte Stadtviertel gehört zum Weltkulturerbe – das kann Vorteile und auch Nachteile haben. Im Augenblick überwiegen eindeutig die letzteren. Insgesamt ist fast jedes zweite Haus eine Ruine: die Fassade bröckelt, Fenster und Türen fehlen ganz und entweder sind Böden eingebrochen oder zumindest die Treppen sind nicht existent. Panama Stadt scheint jedoch Geld zu haben und folglich wird an jedem Haus und an so gut wie jeder Straße gebaut. Es ist unglaublich laut, dreckig und man weiß nicht so recht, wo man langlaufen soll. Vielleicht wird es irgendwann wieder schön, aber im Augenblick ist es ein Graus.

Blick auf die Hochhäuser von Panama Stadt Blick auf Casco Antiguo Die Kathedrale Das Nationaltheater Ruine einer Kirche Blick in die Kirche So sieht jedes zweite Haus aus ...

Weiterhin gibt es noch den Panamakanal. Der gerade mal 82km lange Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. 14000 Schiffe passieren ihn pro Jahr und das seit fast 100 Jahren. 1904 begannen die Bauarbeiten, über 45000 Leute waren beteiligt und 10 Jahre später war die Eröffnung. Mittlerweile wird an einer Erweiterung gebaut (seit 2007) um größere Schiffe passieren zu lassen und wer einmal gesehen hat, wie saugend die Giganten durch die Schleusen passen, der versteht auch warum. Mal schauen, ob sie es bis 2015 auch wirklich schaffen. ;)

Ich wollte eigentlich nur zur Brücke der Amerikas, aber mit Hinlaufen ist das wieder so eine Sache. Theoretisch hätte man das vom Casco Antiguo aus innerhalb von 20 Minuten machen können. Ich wurde dieses Mal glücklicherweise von zwei Leuten darauf hingewiesen, dass das Stadtviertel nicht sicher sei und sogleich wurden die Herrn von der Polizei heran gewunken und ich in ein Taxi verfrachtet. So viel also zu der Idee, zu laufen. Als Tourist wird man automatisch zur Mirafloresschleuse geschickt. Wie kommt man dahin? Ich fand es am nächsten Tag heraus.

Aber immer der Reihe nach, da ich ja auch noch ein weiteres Ziel hatte und das zuerst angelaufen bin: Panama la Vieja, die Ruinen der Siedlung, die Panama wohl mal war. Die liegen ein klein bisschen außerhalb und genau entgegen gesetzt vom Panamakanal, sind mit dem Bus aber gut zu erreichen. Dafür braucht man eine tolle Karte für Metrobus. Mit Wegbeschreibung kriegt man die aber ganz gut. Da man die Ruinen aber nicht gleich von der Haltestelle aus sieht und ich langsam genug von unsicheren Stadtteilen hatte, war ich drauf und dran einfach in den nächsten Bus wieder einzusteigen. Gut, dass ich dann doch noch nachgefragt hatte, denn einmal um die Ecke ist man schon beim Museum und auch beim Beginn der Ruinen. Die Infotafeln sind ganz interessant und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass es nur Klöster dort gab. Trotzdem lohnt sich der Ausflug.

Erstes Kloster in Panama la Vieja Blick vom Turm der ehemaligen Kathedrale auf Teile des Dorfplatzes Noch ein paar Ruinen

Von dort aus begann dann das Abenteuer, zum Panamakanal zu gelangen. Bus Nummer 1 war noch kein Problem. Mit dem kommt man aber nur bis zu einem riesigen Busbahnhof namens Albrook. Dort wieder weg zu kommen, war eine ganz andere Geschichte. Man muss nämlich mit einem anderen Busunternehmen fahren, dafür braucht man natürlich wieder eine neue Karte … Und besonders vertrauenswürdig sahen diese Busse auch nicht aus. Sie entsprechen ein bisschen einer Mischung aus amerikanischen Schulbussen und uralten Trucks, die man mit Sprühfarbe alle unterschiedlich dekoriert hat. Nun ja, letztlich waren auch die ganz sicher.

Rausgeschmissen wird man am Kraftwerk Miraflores und als Tourist fragt man sich, ob das so stimmt. Aber alles hat seine Richtigkeit und dann kann man endlich den Panamakanal anschauen – der erstaunlich klein wirkt, wenn man so davor steht. Dann kann man den Schiffen beim Durchschleusen zuschauen und den Infos über die Lautsprecher zuhören. Den halben Tag wird in eine Richtung geschleust, den anderen in die andere. Ich hab also Schiffen aus der Karibik zugeschaut, wie sie Richtung Pazifik fuhren. Miraflores ist eine von zwei Pazifikschleusen und hat zwei parallel verlaufende Anteile, so dass zwei Schiffe unmittelbar hintereinander durch können. Mit Booten werden die Riesen rein geholt und dann über Leinen an Zugmaschinen befestigt. Die Ausbildung zum Schleuser dauert 10 Jahre und es gibt etwas über 200 davon. Zwei arbeiten immer parallel. Irre!

Haus und Schleusentüren sind tatsächlich seit 100 Jahren in Betrieb (200 Mio. Dollar Erhaltungskosten pro Jahr...)Die Mirafloresschleuse mit einfahrendem norwegischen Schiff Norwegisches Schiff in der zweiten Stufe der Schleuse (schon abgesenkt) Wartende Schiffe und eines, was gerade in die Schleuse geholt wird

Vom Kanal wieder weg zu kommen war noch interessanter als hin zu kommen. Ich wäre gern Taxi mit anderen Touristen gefahren, aber die waren entweder mit Bussen da oder grundsätzlich schon zu viert. Also Bus. Nun ja, das Warten allein war schon nervenaufreibend, denn wenn man als einzige Touristin mit 10 Herren an der Haltestelle steht, dann hat man langsam schon einen Blick in Richtung des hoffentlich kommenden Busses, einen auf die Herren und einen in Fluchtrichtung zurück zur Schleuse. Letztlich war alles gut und irgendwann kam auch endlich ein Bus (der erste fuhr einfach vorbei), der wieder nach Albrook fuhr. Dort begann das Suchen nach dem richtigen Bus wieder von neuem. Unglaublich unorganisiert und die Schilder helfen nicht wirklich. Wenn man aber einmal richtig ist, dann stehen sie alle hübsch in einer Reihe und keiner drängelt …

Das waren also meine Erlebnisse in Panama Stadt. Reicht auch. Ich freue mich jetzt riesig auf Neuseeland, auch wenn das verglichen mit Südamerika unglaublich teuer werden wird. Selbst Panama ist schon wahnsinnig teuer im Vergleich zu Kolumbien und Peru. Ozeanien wird das Ganze dann auf eine neue Stufe heben. Aber wenigstens kann man da nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen herum laufen ohne die Gefahr, gleich überfallen zu werden. Ich bin jedenfalls froh, Panama Stadt zu verlassen. Abgesehen von der Erholung zwischen den Flügen hat sich der Stop nicht gelohnt.

Magroven und Watt bei Panama la Vieja

27April
2013

Die andere Seite der Erde

Flagge Neuseelands

Wenn man sich den Globus zur Hand nimmt, dann stellt man fest, dass Neuseeland in etwa auf der anderen Seite von Deutschland aus gesehen liegt. Wenn man genau sein will, dann landet man auf der anderen Seite der Datumsgrenze und zwar ein bisschen südöstlich von Neuseeland. Wir wollen aber nicht pingelig sein. :)

Um nach Neuseeland zu kommen, muss man – egal, von wo aus man kommt – eine ziemliche Reisezeit in Kauf nehmen. In meinem Fall konnte ich sie ja schon um ein bisschen verkürzen, indem ich einen Zwischenstop in Panama Stadt hatte. Von dort dauerte es aber noch mal sechseinhalb Stunden, um bis nach Los Angeles / USA zu kommen und von dort weitere zwölfeinhalb Stunden bis Auckland / Neuseeland. Mein Ziel war jedoch Queenstown, was noch einmal anderthalb Stunden im Flugzeug bedeutete. Also insgesamt eine ungeheure Reisezeit, noch dazu, wenn man die Aufenthalte in den Flughäfen mit einbezieht. Mittlerweile weiß ich, dass man auch von Buenos Aires / Argentinien sowie Santiago de Chile / Chile nach Neuseeland kommt. Von Peru aus sind das jedoch gar nicht so viele Stunden Unterschied in der Reisezeit, wie man vielleicht denken könnte.

Nun ja, ich habe es also über die Datumsgrenze geschafft und das in einem Flieger, der mich gleich in Mittelerde begrüßte. Folglich habe ich dann auch den Hobbit im Flugzeug geschaut. Es gab übrigens auch alle Teile des Herrn der Ringe sowie sämtliche Videoblogs zum Dreh des Hobbits in der Liste des Filmmenüs. Sehr toll, wenn man Fan ist. :) Wenn man Richtung Westen über die Datumsgrenze fliegt, dann verliert man einen Tag. Für mich hat der 20.4.13 nicht existiert. Ich bin am 19.4. in L.A. losgeflogen und am 21.4. in Auckland angekommen. Das war ein bisschen irritierend, auch wenn ich vorgewarnt war. Jetzt befinde ich mich von Deutschland aus gesehen in der Zukunft und zwar 10 Stunden. In Südamerika und Mittelamerika war ich erst 6 und mit der Umstellung auf Sommerzeit 7 Stunden in der Vergangenheit. In Los Angeles waren es dann kurzzeitig 9 Stunden in der Zeit zurück und jetzt eben 10 Stunden in der Zeit nach vorn.

Mein erster Eindruck von Neuseeland war „Ich bin in Mittelerde gelandet. Irre.“ Die Landschaft rings um den Flughafen von Queenstown ist in dieser Hinsicht eine Augenweide. Mein zweiter Eindruck (nachdem ich mit Schrecken feststellen musste, dass die Neuseeländer auf der falschen Seite der Straße fahren) war jedoch „Banff / Kanada.“ Wer schon mal die Ehre hatte, diese sehr schöne Stadt in den Rocky Mountains von Kanada zu besuchen, der wird in Queenstown das südliche Äquivalent finden. Ich habe mittlerweile auch Kanadier getroffen, die das genauso sehen. Zur Erläuterung: Es ist alles nach einem konkreten Plan gebaut, die Straßen sind größtenteils sehr gerade und die Häuser sehr amerikanisch beziehungsweise kanadisch. Hinzu kommt die Umgebung der Berge und die Tatsache, dass im Winter hier einer der Wintersportorte Neuseelands zu finden ist.

Wie schon in Südamerika ist auch in Ozeanien der Ablauf der Jahreszeiten genau umgekehrt wie bei uns. In Südamerika und besonders in Kolumbien und Peru merkt man davon nicht so viel, da die Nähe des Äquators für ordentlich Wärme sorgt. Neuseeland hingegen liegt soweit südlich, wie ich noch nie in meinem Leben war. Da es Ende April ist, ist hier der Herbst in vollem Gange und es wird kälter – ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo sich der Frühling vielleicht doch langsam mal ankündigt. Mir persönlich gefällt es ganz gut, hier im Meer der Herbstfarben und im etwas kühleren Wetter gelandet zu sein. Südamerika und jetzt zum Schluss auch Panama Stadt haben mir einen Monat Hochsommer beschert, während in Deutschland der Winter noch mal eingezogen war. Ich begrüße also den Herbst und werde sehen, ob meine Klamottenauswahl für die fallenden, aber immer noch sehr angenehm warmen Temperaturen ausreicht. :)

Ich bin dann im Nomads Hostel gelandet. Das ist ein riesiger Komplex und sehr anonym. Mir hat es da überhaupt nicht gefallen. Der Bonuspunkt, den es definitiv hat, ist, dass Frühstück im Preis inbegriffen ist. Neuseeland ist in dieser Hinsicht echt anders als Südamerika: Für mich, die gerade von dort kommt, extrem teuer, kein Frühstück, entweder keine oder nur sehr kleine Spinde und vor allem kein kostenloses Internet. Das war eine herbe Überraschung. Nun ja, kann man nicht ändern, folglich muss man ein Auge dafür entwickeln, in welchen Cafés und Restaurants es kostenlos WiFi gibt. Ein Tip in dieser Hinsicht sind auch Bibliotheken.

Queenstown ist eine Stadt, von der so gut wie jeder schon mal was gehört hat. Warum? Weil es schätzungsweise die Hauptstadt von Spaß und Abenteuer ist. Man hat eine grenzenlose Auswahl: Bungee, Fallschirmspringen, Canyonschaukel, Jetbootfahrten, … Was immer man will. Ich hab nichts von alledem gemacht. Natürlich hab ich mir die sehr übersichtliche Innenstadt angeschaut und ich bin auch auf Bob's Peak hoch gelaufen, um mir die Gegend von oben anschauen zu können. Das lohnt sich definitiv. Wer zu faul zum Laufen ist, kann auch mit der Seilbahn hinauf fahren. ;)

Air New Zealand!!! St. Peter Kirche Ausblick von Bob's Peak auf den Wakatipu See Die Remarkables Strand von Queenstown

Ansonsten war Queenstown für mich erst einmal nur ein Sprungbrett in den Süden der Südinsel. Ich wollte einen der sogenannten Great Walks machen. Das sind super ausgebaute Wanderwege, auf denen man entweder in Hütten übernachten oder aber selbst zelten gehen kann. Da ich kein Zelt habe, blieb logischerweise nur die Hüttenübernachtung. Welchen sollte man nun machen? Die drei ganz großen sind der Milford Track, der Routeburn Track und der Keppler Track. Der Milford ist meist überlaufen, also war der von der Liste runter. Ich hätte gern den Routeburn gemacht, ich kam jedoch eine halbe Stunde zu spät und meine Wunschhütte war voll für die nächste Woche … Also blieb der Keppler. Gesagt, getan. Dafür musste ich mich dann nach Te Anau begeben, einem kleinen Dorf am Lake Te Anau. Ich bin mit dem Bus einen Teil der Southern Scenic Route gefahren und sie verdient ihren Namen definitiv. Die Landschaft ist unglaublich. Te Anau selbst ist nichts Besonderes, hat aber einige echt tolle Cafés. Dort bin ich im Te Anau Kiwi Holiday Park abgestiegen, der ganz in Ordnung war bis auf die Tatsache, dass man sein eigenes Koch- und Essgeschirr braucht, was ich natürlich nicht hatte.

Da ich jedoch das sowie einen Schlafsack für den Keppler Track brauchte (Gaskocher werden in den Hütten zur Verfügung gestellt), habe ich mir das in Te Anau ausgeliehen. Einkaufen war ich auch noch, denn man muss sein gesamtes Essen selbst tragen. Als Anfänger in dieser Hinsicht neigt man logischerweise dazu, viel zu viel Essen mitzuschleppen …

Ein Blick auf die Southern Scenic Route Mein Kochgeschirr!

Der Keppler Track umfasst 60km, die man aber nicht vollständig laufen muss. Ich habe beispielsweise nur 50,5km davon gemacht, was aber nicht ganz freiwillig war. Da gerade Schulferien in Neuseeland waren, waren auch auf dem Keppler Track die Hütten ein wenig voll. Die Dame, die meine Buchung gemacht hat, hat mich also einfach anders herum als die meisten Leute laufen in meine zwei Wunschhütten gebucht. Damit wäre mein erster Tag allerdings 35km lang gewesen und das war mir dann doch zu viel. Ich bin mit dem Bus zum Rainbow Reach gefahren und von dort meine 22km zur ersten Hütte gelaufen. Wer sich jetzt fragt, wie die zusätzlichen 3km in der Rechnung herkommen: Von Te Anau zu den Control Gates sind es in etwa 3km. :) Da mein Shuttle erst 9:30 Uhr fuhr und ich gute sechs Stunden zu Fuß unterwegs war, kam ich etwa nach 16 Uhr in meiner Unterkunft, der Iris Burn Hütte, an. Von dort konnte man noch einen Wasserfall besuchen, was ich natürlich gemacht habe.

Rainbow Reach-Brücke Willkommen im Regenwald von Neuseeland Flüsse gab es wie Sand am Meer Eine Moorlandschaft Ausblick auf den Manapouri See Kurioser Grund, warum ein Teil des Weges umgelegt wurde Weil der Wald so toll war, gibt es mehr davon :) Einmal offenes Wasserfall inklusive sehr kreativem Steinmännchen

Tag zwei begann dann gegen 7 Uhr. Etwa anderthalb Stunden später habe ich mich aufgemacht und die nächsten 14,6km in Angriff genommen. Dafür brauchte ich dann eine ganze Weile, denn im Gegensatz zum ersten Tag, der eigentlich nur gerade war und leichte Anstiege beinhaltete, war Tag zwei durch einen Anstieg von 1000 Höhenmetern gekennzeichnet. Auch das Wetter ist dann meist etwas unberechenbarer. Am ersten Tag hatte ich zwar ein bisschen Regen, aber zum Schluss sogar Sonne. In 1500m Höhe sieht das anders aus. Hier sieht man entweder gar nichts, weil man in Wolken läuft (das hatte ich für die ersten zwei Stunden), man ist über den Wolken und sieht nichts von dem darunter (das war bei den Leuten am Vortag der Fall) oder man hat unglaubliche Ausblicke (hatte ich zum Teil). Hinzu kommt natürlich das Wetter an sich. Ich hatte leichten Regen und Wind bis 30km/h, was für den Pass jedoch recht wenig ist. Da wurden schon bis 160km/h gemessen und wenn man da überhaupt los laufen darf und nicht weg geweht wurde, dann kriecht man freiwillig auf allen Vieren ein wenig unterhalb des eigentlichen Weges. Ich hatte, wie schon angedeutet, Glück. :) Nach sechseinhalb Stunden war ich am Ziel in der Luxmore Hütte.

Knapp über den Wolken Der Wald wird dünner auf dem Weg zur Baumgrenze Jetzt richtig über den Wolken oder besser Nebel :) Nach 1000 Höhenmetern ist man auf dem Kammweg Erster Blick auf den See im Tal! Unglaubliche Aussicht von der Spitze des Mount Luxmore Und wieder in den Wolken Kurz vor der Luxmore Hütte hatte ich dann einen Ausblick Graslandschaft und toller Himmel

Am Abend des zweiten Tages erfuhr ich dann auch, dass ich nicht die Einzige war, die in dieser Richtung unterwegs war. Es gab noch einen Briten, der auch falsch herum lief. Ich fand es jedenfalls sehr angenehm, nur die entgegen kommenden Leute für zwei Tage zu haben. Man hat den Weg die meiste Zeit für sich allein, was echt toll ist. Am dritten Tag hatte ich dann Begleitung, was zumindest für die Tropfsteinhöhle, die in der Nähe der zweiten Hütte ist, wirklich praktisch war. Man darf da so weit hinein kriechen, wie man sich traut (maximal 800m), aber allein wird das echt gruselig (ich bin am Vortag keine 50m weit gekommen). Für den Rest des Weges war es nur zum Teil ganz nett, denn der gute Brite hat geredet wie ein Wasserfall und das lässt einen nicht wirklich die Natur genießen …

Wie dem auch sei, wir waren 16,8km unterwegs und haben dafür fünfeinhalb Stunden gebraucht.

Ein klarer Morgen Ausblick auf den Te Anau See Strand des Te Anau Sees

Insgesamt war der Keppler Track unglaublich schön. Einige sagen, er wäre der schönste der Great Walks. Ich kann das schlecht beurteilen, da ich ja bisher keinen weiteren gemacht habe. :) Ich kann ihn jedenfalls empfehlen und wer mehr Zeit auf dem Weg verbringen will, der kann das gern tun. Es gibt insgesamt vier Hütten und man kann selbst entscheiden, wie lange man für die insgesamt 60km brauchen möchte. Der Weg an sich ist super ausgebaut, was auch Sinn und Zweck der Great Walks ist. Sie können also von jedem absolviert werden, der will, und ein bisschen fit ist.

Da ich schon mal in Te Anau war, wollte ich natürlich gleich noch den Doubtful Sound sehen. Was soll man sich darunter vorstellen? Ganz einfach: die Sounds sind Fjorde. Es gibt mehr als nur den Doubtful Sound. Die meisten Neuseelandbesucher haben tendenziell auch eher etwas vom Milford Sound gehört, da der aber zum Teil rettungslos überlaufen sein soll und die Diskussion darüber, ob nun der Doubtful oder der Milford Sound der schönere ist, nicht entschieden ist, habe ich von vorn herein den Doubtful Sound sehen wollen. Der Begriff Sound ist irreführend, aber im Englischen gibt es keinen ordentlichen Begriff dafür. Witzigerweise haben die Neuseeländer sich das norwegische Fjord für die Bezeichnung der gesamten Region ausgeliehen: Fiordland – es hat keiner behauptet, dass sie dabei die Rechtschreibung beachtet hätten. Wie dem auch sei, die Sounds sollen theoretisch in Fjorde umbenannt werden, nur scheint sich der Enthusiasmus doch irgendwie in Grenzen zu halten.

Von Te Anau aus dauert es gerade mal 20 Minuten bis nach Manapouri, von wo aus die Reise zum Doubtful Sound losgeht. Es gibt Tages- und Zweitagestouren. Da ich zu Saisonende in Neuseeland bin, gibt es bei vielen Attraktionen Sonderangebote. So auch beim Doubtful Sound. Die Zweitagestouren sind derzeit billiger als die Tagestouren. Was macht man also? Man nimmt die Zweitagestour und freut sich. Das macht auch insgesamt sehr viel Sinn, denn um zum Sound zu kommen, braucht man allein schon anderthalb Stunden. 45 Minuten Bootsfahrt über den Manapouri See und dann noch mal 45 Minuten mit dem Bus durch die Südlichen Alpen.

Für unsere recht große Gruppe ging es dann an Bord der Navigator, eines unglaublich tollen Schiffes. Zwar war das Wetter anfangs etwas schlecht (es hat geregnet), aber bei etwa 5-7 Metern Niederschlag pro Jahr muss man in Fiordland mit so etwas rechnen. Man kann jedoch auch davon ausgehen, dass sich das Wetter sehr schnell ändern kann und man aus dem Nichts Sonnenschein und Regenbögen hat. So viel Glück hatten wir nicht, aber ein bisschen haben wir die Sonne letztlich doch durch die Wolken sehen können.

Willkommen auf dem Doubtful Sound (man beachte die Teetasse) Auch wenn es nicht so aussieht: die Berge sind 1000m hoch Sonne!

Was macht man nun auf dem Schiff? Die meiste Zeit schaut man sich natürlich die Umgebung an. Dafür ist man ja schließlich dorthin gekommen. Das allein ist schon genial. Wenn man dann noch in extra langen Regenmänteln der Crew mit einer Tasse Tee oder Kaffee an Deck steht, beschwert sich gar keiner mehr über Regen.

Die Verpflegung allein ist übrigens schon Grund genug, die Tour anzutreten. Wirklich! Heiße Muffins zum Nachmittagstee, ein riesiges Buffet zum Abendessen – und danach natürlich noch ein Nachtischbuffet – und am nächsten Tag ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. Tee und Kaffee gibt es die ganze Zeit. Nach dem Keppler Track war das also das Schlaraffenland. ;)

Aber natürlich ging es um den Fjord und nicht um's Essen. Man hat später die Möglichkeit, entweder Kajak zu fahren oder sich mit dem Schnellboot herumfahren zu lassen. Ich bin natürlich gepaddelt und es war echt toll. Wer wollte, konnte danach auch noch baden gehen, aber darauf habe ich dankend verzichtet, weil es doch recht kühl war. Wir hatten trotzdem fünf Kandidaten, die es gemacht haben, und danach schnurstracks zur heißen Dusche gewandert sind. :)

Die Navigator Der Fjord vom Paddelboot aus gesehen Bäume, die auf Moos wachsen - Baumlawinen sind häufig

Danach sind wir bis zum Tasmanischen Meer gefahren. Normalerweise kann man sich hier Seelöwen anschauen, aber soweit sind wir leider nicht gekommen, weil die See durch das Wetter ordentlich aufgewühlt war. Ein Positives hatte der Regen jedoch: Wir hatten unzählige Wasserfälle, die es sonst gar nicht gibt.

Die Nacht in den Kojen war auch einwandfrei. Das hatte definitiv Hotelniveau, trotz der Tatsache, dass ich in einem 4er-Zimmer gelandet bin. So lernt man jedoch auch Leute kennen.

6 Uhr früh begann dann Tag zwei, der uns mit Wolken und hin und wieder auch Sonne begrüßte und uns noch mal einen ganz anderen Eindruck vom Sound schenkte.

Die Koje Wasserfälle im Fjord Wolkenbildung in etwa 20m Höhe Einmal spiegelglatte Wasseroberfläche

Ich kann jedem nur empfehlen, sich Fiordland anzuschauen. Die Region ist atemberaubend schön und es lohnt sich, eine Tour in einen der Sounds mitzumachen. Die Realität hat Postkartenqualität, ganz egal bei welchem Wetter.

Für mich ging es dann gleich wieder nach Queenstown zurück, da es dort noch einiges gab, was ich sehen wollte. Aber dazu mehr im nächsten Eintrag. Nur soviel: Ich bin dieses Mal im Adventure Hostel gewesen, weil es mir wärmstens empfohlen wurde. Ich kann die Empfehlung nur weitergeben, da das Hostel toll ist. Es gibt zwei Computer mit Internet und ansonsten kostenlos WiFi. Von den Zimmern und Bädern sowie der Küche reden wir gar nicht erst. Es hat Hotelflair. ;)

Der Manapouri See

30April
2013

Im Land des Herrn der Ringe

Eine Karte von Mittelerde :)

Es ist weithin bekannt, dass die Herr der Ringe Trilogie und jetzt auch die Hobbit Trilogie in Neuseeland gedreht wurde beziehungsweise noch wird. Der ein oder andere Tourist kommt nur deswegen hierher. In meinem Fall ist das nicht der Grund, jedoch definitiv ein Bonuspunkt. ;)

Ich hatte im Vorfeld der Reise den Reiseführer zu den Schauplätzen gelesen und mir einiges notiert – für den Fall, dass ich in die entsprechenden Regionen kommen sollte. Die erste Begegnung mit dem Herrn der Ringe hatte ich natürlich schon im Flugzeug. Danach kam ein tolles Bild im Flughafen von Auckland und dann natürlich die gesamte Umgebung von Queenstown, die einen schon beim Verlassen des Flughafens begrüßt. Die Remarkables, zu deutsch die Bemerkenswerten, sind die Kulisse für die Nebelberge. Von dem ein oder anderen werden sie auch liebevoll die Extendables, die Dehnbaren, genannt, weil sie in so vielen verschiedenen Versionen (normal, gespiegelt, mehrere Male zusammen gesetzt, mit wegretuschierten Bergen, …) verwendet wurden und noch werden.

Sobald sich Drehorte in der Nähe befinden, werden Touren dorthin angeboten. Da ich eh nach Glenorchy fahren wollte, einem Ort nordwestlich von Queenstown, und es dort einige Drehorte gibt, ergab es sich, dass ich mich einer Herr der Ringe Tour dorthin angeschlossen habe. Der Name der Tour war Paradise (nur zur Information, da es noch andere Versionen zu anderen Orten gibt).

Da es erst nachmittags los ging, hatte ich vormittags noch die Chance, mir den Kiwi Birdlife Park anzuschauen. Zu Neuseeland muss man wissen, dass es früher nur genau zwei einheimische Säugetierarten hier gab und zwar zwei sehr niedlich kleine Fledermaussorten. Alle anderen Säugetiere wurden eingeführt und haben eventuell auch negative Konsequenzen gehabt. Warum? Ganz einfach, weil Neuseeland aufgrund seiner jahrhundertelangen Isolation eine reichhaltige Auswahl an Vögeln und Pflanzen hat, die es nur hier gibt. Insbesondere auf die Artenvielfalt der Vögel sind die Neuseeländer sehr stolz und versuchen alles, um deren zum Teil auf der Roten Liste stehende Vertreter zu retten – allen voran natürlich ihren Nationalvogel, den Kiwi. Da der nachtaktiv und sehr scheu ist, hat man als Tourist außer in Vogelparks eigentlich keine Chance ihn zu sehen und wenn sich schon eine ganze Nation stolz den Namen eines Vogels leiht (die Neuseeländer bezeichnen sich als Kiwis), dann musste ich doch wissen, wieso. Nur Fotos im Internet anschauen zählte da nicht.

Also auf in den Birdlife Park! Da gab es natürlich als Hauptattraktion den Kiwi und ich muss zugeben, dass meine Vorstellung von dem flugunfähigen Vogel doch ein bisschen falsch waren. Ich dachte irgendwie, er hat die Größe einer Wachtel, aber nein, die Tierchen haben Basketballgröße! Und sie sehen auch in der Realität witzig oder besser ein bisschen albern aus. Abgesehen davon sind sie unglaublich flink. Also egal was man sonst in Neuseeland tut, man sollte einen Kiwi mal in live und in Farbe gesehen haben, selbst wenn es in einem der Dunkelhäuser ist, in denen die Laufvögel (sie sind den Straußen und Emus ähnlicher als allen anderen, selbst wenn die Größe nicht hinhaut) auf europäischer Zeit gehalten werden, damit die Touristen sie „nachts“ bei der Futtersuche beobachten können. Es lohnt sich und bei eigentlich jeder Attraktion, wo man den Vogel bewundern kann, geht zumindest ein Teil des Eintrittsgeldes in die Rettung seiner und anderer Arten. Schließlich gibt es hier auch die einzige Papageiensorte, die oberhalb der Schneegrenze lebt – und liebend gern Schuhe isst …

Ein Kea, der Papagei, der oberhalb der Schneegrenze lebt

Nun aber genug zu den Tieren. Vielleicht eins noch: Aufgrund der Tatsache, dass systematisch Tiere mitgebracht wurden, landeten auch Hasen hier. Da die sich aber so stark vermehrten, fand man es eine gute Idee stouts, eine Art Wiesel einzuführen, um sie zu jagen. Das ging ein bisschen nach hinten los, da Vogeleier natürlich einfacher zu beschaffen sind. Ähnlich ist es mit den Possums, die in Australien krank aussehen und vom Aussterben bedroht sind, während sie hier das blühende Leben sind und eine Zahl irgendwo zwischen 70 und 80 Millionen umfassen. Fazit: Wenn die Neuseeländer ein Possum auf der Straße sehen, dann wird gut gezielt und Gas gegeben, denn nur ein überfahrenes Possum ist ein gutes Possum … Willkommen bei den Kiwis.

Nach diesem kleinen Ausflug in die Tierwelt wieder zurück zum eigentlichen Thema: Der Herr der Ringe. Wie schon angedeutet, begann die Tour nach dem Mittag und führte in die Gegend um Glenorchy. Neben den schon erwähnten Nebelbergen, den Remarkables, die als Kulisse dienten, gab es natürlich noch andere Schauplätze. So beispielsweise den, an dem Frodo, Sam und Gollum die Olifanten sehen. Dann hatten wir Ausblicke auf Deer Heights, wo der Angriff der Warge stattfand und Aragorn schön im Fluss baden ging. Weiterhin hatten wir die Chance die Wetterspitze und Amon Hen zu sehen. Neben Informationen zu den Schauplätzen und Anekdoten vom Dreh, gab es auch ein paar kleine Hinweise auf Dinge, die absichtlich im Film eingebaut wurden. Ich jedenfalls freue mich auf das nächste Mal, dass ich die Special Extended Edition anschaue.

Hier haben Fordo, Sam und Gollum gekocht (Hase) Hier haben Frodo, Sam und Gollum die Olifanten gesehen (ich war Gollum!) So sah es beim Dreh aus Hier sollten die Olifanten sein :) Und weil sie einfach eine so große Rolle spielen: Die Remarkables Amon Hen Hier wurde etwas für Teil zwei oder drei vom Hobbit gedreht Das Filmset zum letzten Drehort Hier wurde eine riesige Projektion mit Hilfe des Computers eingefügt - weiß wer, welche? Die andere Seite des Geländes von? Na? Genau! Isengard! Ja, es gab auch Elbenmäntel und Gimlis Axt :) Der Wald, wo das Ende der Gefährten besiegelt wurde Boromir sowie Merry und Pippin Die Vorlage für die Totensümpfe

Soviel zu Glenorchy, was eine schöne Umgebung hat und als Ausgangs- oder Endpunkt für den Routeburn Track sicherlich ganz nett, aber sonst ein verschlafenes Kaff ist.

Da ich mich jetzt doch schon eine ganze Weile im Süden der Südinsel aufgehalten hatte, musste ich langsam aber sicher beginnen, mir einfallen zu lassen, wie ich nach Norden komme – schließlich geht mein Flieger von Auckland. :) Station eins war nicht gerade weit weg von Queenstown und auch nur ein Tagesausflug: Arrowtown. Auch das ist ein sehr kleines Dorf, hat jedoch mal die Zeit des Goldrausches und somit der chinesischen Arbeiter mitgemacht. Man kann sich hier also die Überreste und Rekonstruktionen des chinesischen Dorfes anschauen sowie im Museum alles, was man bei den Ausgrabungen gefunden hat.

Willkommen in Arrowtown! Rekonstruierte Häuser der chinesischen Arbeiter Noch eine Rekonstruktion mit schön herbstlichem Baum Unglaublich schön und kitschig

Ansonsten ist Arrowtown bekannt dafür, dass es im Herbst eine ungemeine Farbenvielfalt hat. Da ich ja hier im Herbst bin, war das der ideale Zeitpunkt. Mit dem Bus ging es also nach Arrowtown einfach nur, um sich die Gegend anzuschauen, die Farben zu bewundern und vielleicht auch ein bisschen, um auf Schauplatzjagd zu gehen. Ja, auch hier wurden wieder Szenen des Herrn der Ringe gedreht und zwar Arwens und Frodos Flucht durch die Bruinenfurt sowie der Verlust des Rings durch Isildurs Tod und den Fund durch Smeagol und Deagol. Gut, dass ich schon am Vortag von unserer Tourleiterin ein paar Tips bekommen hatte, wo ich dazu hinlaufen musste. ;)

Eine umwerfende Farbenvielfalt Weil's so schön ist gleich noch ein bisschen mehr davon Der Schauplatz für die Bruinenfurt im Herrn der Ringe Und noch mal :) Irgendwo in dieser Region wurde Isildurs Tod sowie der Ringfund durch Smeagol und Deagol gefilmt Es sieht ja auch so aus als wäre das Flussvolk hier zu Hause

Ansonsten habe ich einen ausgedehnten Spaziergang gemacht und mich darüber gefreut, einfach weg vom Trubel in Queenstown zu sein. Ich musste jedoch wieder nach Queenstown zurück, um mein Gepäck zu holen und mich dann in den Bus nach Wanaka zu setzten. Mein Weg in den Norden der Südinsel hatte endlich richtig begonnen. Nach weniger als anderthalb Stunden hatte ich Wanaka erreicht und um ehrlich zu sein, war die Stadt auch nur ein Zwischenstop. Ich wusste jedoch, dass man dort schön in der Umgebung wandern gehen kann und das wollte ich auch tun. Also verbrachte ich die Nacht im YHA Hostel Purple Cow, was ganz in Ordnung war. Man schläft meist in 6er-Bungalows, die eine kleine Küche haben. Das war dann doch mal was anderes als sonst.

In Wanaka kann man übrigens auch ins Cinema Paradiso gehen, was ein kleines Kultkino ist. Man hat die Auswahl zwischen Sofas und alten Kinositzen oder auch einem Auto. In der Pause, die es immer im Film gibt, egal ob er nun Überlänge hat oder nicht, gibt es ofenfrische Cookies zu kaufen und auch echt guten Kaffee. Wenn also gerade ein Film läuft, den man sehen will, dann sollte man die Chance nutzen. Es gibt solche kleinen Kultkinos in mehreren Orten, zum Beispiel auch das Dorothy Brown in Arrowtown. Für alle Neugierigen: Ich hab Iron Man 3 gesehen. :)

Der nächste Tag begann für mich gegen 7 Uhr – dieses Mal hatte ich es selbst so gewählt, weil ich ja, wie schon angedeutet, wandern gehen wollte. Danach ging es eine größere Runde auf den Mount Iron und von dort bis Alberttown und zurück zum Wanaka See. Für die etwa 20km brauchte ich 5 Stunden. Ich hatte ideales Wetter und brauchte letztlich sogar Sonnencreme.

Der Wanaka See Blick vom Mount Iron auf Wanaka Blick in die andere Richtung vom Berg aus Der Abfluss vom Wanaka See Man kann hier wohl sehr gut angeln Ja, ich habe Herbstlaub im Wasser fotografiert... Hier geht der Abfluss aus dem See wirklich los Noch mal der Wanaka See Blick auf die Vegetation am Rand des Sees

Damit war ich gegen 14 Uhr wieder zurück und konnte mein Zeug einsammeln. Der Plan war eigentlich, einen Nachmittagsbus nach Franz Josef zu nehmen, weil das die nächste Station meiner Reise in den Norden sein sollte. Ungünstig nur, wenn es genau einen Bus dorthin gibt und der früh am Morgen fährt … Was kann man dann tun? Entweder einen weiteren Tag in Wanaka bleiben oder sich mit dem Sport des per Anhalter Fahrens anfreunden. Dazu aber mehr im nächsten Eintrag. ;)

Ein Kiwi! ;)

02Mai
2013

Per Anhalter durch die Galaxis … äh … Neuseeland

Der Franz Josef Gletscher

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, musste ich mir etwas einfallen lassen, um aus Wanaka weg und an die Westküste der Südinsel zu kommen. Natürlich hätte ich noch eine Nacht dort verbringen und am nächsten Tag den Bus nehmen können, aber man kann ja mal schauen, ob es auch anders funktioniert. Und zwar in der Version, sich mit einem Pappschild an den Straßenrand zu stellen und zu sehen, ob denn jemand anhält und einen mitnimmt. Gesagt, getan. Ich hatte mir aus dem Papiermüll eine Pappe organisiert und einen Edding hatte ich eh dabei. Also schrieb ich mutig Franz Josef Gletscher auf meine Pappe und stellte mich an die Ortsausgangsstraße. Von einer anderen Touristin wusste ich, dass ich spätestens 15:30 Uhr aufgeben sollte, wenn bis dahin keiner angehalten hätte, weil sonst die Chancen noch geringer wären und es dann auch dunkel sein, würde ehe man in die Nähe des Zielortes käme – das ist dann also eine Überlegung, die man selbst machen muss.

Prinzipiell ist Neuseeland DAS Land für's per Anhalter fahren. Wenn es irgendwo sicher ist, dann hier. Trotz allem gab es natürlich auch hier in der Vergangenheit den ein oder anderen unschönen Zwischenfall. Welchen Tip bekommt man von anderen Touristen, die eventuell auch mit ein bisschen Bedenken so etwas machen? Man sollte irgendetwas zur Verteidigung haben. Wenn man Kampfsport kann, super, wenn nicht, dann vielleicht was anderes. Da ich mein Pfefferspray aufgrund gewisser Geschichten in Kolumbien los war, blieb nur Plan B: Taschenmesser in der Tasche und alles Wichtige im kleinen Rucksack, dass man im Notfall schnell flüchten kann.

Das klingt jetzt alles hochdramatisch, war es aber nicht. Das waren nur ein paar kleine Sicherheitsmaßnahmen meinerseits und wahrscheinlich hätte ich die nicht mal gebraucht. Ich hab mich damit allerdings sicherer gefühlt. :)

Also zurück an die Straße! Es dauerte eine halbe Stunde, dann hielt eine Neuseeländerin und meinte, sie könne mich bis Hawea mitnehmen, was ein sehr kleines Dorf an der einzigen Straße zur Westküste ist, wo ich eh hin wollte. Sie sagte mir auch gleich, dass, wenn mich keiner an dem Tag weiter mitnehmen würde, es dort ein Hotel, ein Motel sowie einen Campingplatz mit Hütten gäbe. Also wäre für Unterkunft gesorgt und das reichte mir. Auf ging es bis Hawea, was etwa 15 Minuten waren. Dort stand ich dann wieder am Straßenrand und es dämmerte mir, dass ich definitiv nicht bis Franz Josef kommen würde, weil das doch noch eine ganz schöne Strecke gewesen wäre. Die Alternative war Haast, was ein bisschen näher war. Während ich hoffte, dass vielleicht doch noch jemand käme, hielt schon mal der Besitzer des Campingplatzes neben mir an und meinte, dass, wenn bis in einer halben Stunde niemand gekommen wäre, wir uns 50 Meter die Straße runter bei ihm wiedersehen würden. Sehr witzig.

Schafe an der Straße in Hawea So sieht das Ganze dann aus dem Auto aus, wenn man gern vorbei möchte...

Letztlich hatte ich doch noch Glück und ein Österreicher nahm mich mit nach Haast. Dort verbrachte ich die Nacht im Wilderness Backpackers, was die einzige Unterkunft in dem etwa 15 Häuser umfassenden Dorf ist. Wie es der Zufall wollte, ging es für den Österreicher am nächsten Tag bis zum Copland Track, einem Wanderweg, der bei heißen Quellen endet und unglaublich schön sein soll. Ich hatte nur nicht die Zeit, den auch noch zu machen, da ich so viel anderes noch sehen will. Wie dem auch sei, er nahm mich mit bis zum Beginn des Weges. Ich wusste, dass das in der Mitte vom Nirgendwo war, aber das Gute daran, wenn es nur genau eine Straße die Westküste hinauf gibt, ist, dass alle Touristen da lang kommen müssen und irgendeiner davon hält mit Sicherheit an. In meinem Fall fuhren schon die ganze Zeit zwei Wohnwagen hinter uns her und die Schweizer nahmen mich dann auch gern bis Franz Josef mit.

Neuseeland hat einige Gletscher, die natürlich bei weitem nicht so beeindruckend wie vielleicht in Skandinavien oder Kanada sind, aber trotzdem ganz nett. Man kann Gletscherwanderungen, Helikopterflüge und Kombinationen aus beidem machen. Oder man kann einfach selbst zum Fuß des Gletschers laufen. Das habe ich dann gemacht, da der Teil, den man normalerweise mit einer geführten Tour hätte von unten erreichen können, derzeit leider gesperrt ist. Der Bereich ist zu unsicher, da Teile davon geschmolzen sind. Also ging es eine Stunde zum Gletscher hin, dann dort eine anderthalb Stunden Runde und wieder eine Stunde zurück. Damit hatte ich mein etwa 11km Soll für den Tag erfüllt. Da ich alles gesehen hatte, was ich wollte, und es wieder keinen Nachmittagsbus gab, stellte ich mich mutig ein weiteres Mal an die Straße und hatte Greymouth auf meiner Pappe stehen. Nach fast einer Stunde hielt dann ein Neuseeländer, der meinte, er könne mich bis Hokitika mitnehmen, was etwa 50km vor Greymouth liegt. Das klang gut, also auf ging es.

Sandy Beach auf dem Weg nach Franz Josef Ein erster Blick auf den Gletscher Franz Josef Das riesige Flussbett vor dem Gletscher Der Franz Josef in ganzer Größe (ja, er ist ziemlich klein und wird auch von Jahr zu Jahr kleiner) Graues Gletscherwasser aufgrund des Steinsandes, den der Fluss auswäscht

Während der Fahrten als Anhalter hat man die Chance, sich gut mit den Leuten zu unterhalten. Meist ist das auch kein Problem, aber es kann natürlich sein, dass man sich nichts zu sagen hat. Ich hatte in der Hinsicht jedes mal Glück. Der Neuseeländer beispielsweise hatte einen richtig guten Tag und wir sind so super klargekommen, dass er meinte, er könnte mich am nächsten Tag mit nach Christchurch mitnehmen, wenn ich das wollte. Hm, eigentlich lag das nicht ganz auf meiner Strecke, weil das ja hieß, wieder nach Osten zu fahren. Im Endeffekt ist es jedoch vollkommen egal über welchen Weg ich nach Norden komme, da es auf beiden Seiten der Südinsel Dinge gibt, die ich gern tun würde. Also dachte ich darüber eine Weile nach und warf meine bisherige Planung über den Haufen. Vielleicht war es auch einfach nur eine Flucht vor dem angekündigten Regenwetter an der Westküste. ;)

Das Ende vom Lied jedenfalls war, dass ich für die Nacht im Beachfront Hotel unter kam, weil der Neuseeländer das als seine gute Tat des Tages betrachtete. Das war ganz witzig, weil ich ja seit über einem Monat nur Hostels und Wanderhütten gewohnt bin. Wer kriegt schon Handtücher gestellt??? Es war jedenfalls ganz schön. Für alle, die jetzt meinen, dass so etwas gefährlich sein kann: Sicherlich. Meine Sicherheit war, dass ich per e-mail alle Infos, die ich zu dem Neuseeländer hatte (vollständiger Name, Wohnort, Arbeitsplatz, Nummernschild, Hotel und Zimmernummer), nach Hause geschickt hatte mit der Ankündigung, mich zu melden, sobald ich in Christchurch angekommen wäre. Das hat dann auch sehr gut geklappt.

Die Fahrt von Hokitika nach Christchurch führt einmal mehr quer durch die Südlichen Alpen und man kann der Vegetation beim sich Ändern zuschauen: Von Regenwald über Busch- bis letztlich zu Gras- und Feldlandschaften. Erst geht es serpentinenartig zu Arthur's Pass hoch und dann genauso wieder runter. Die andere Seite der Südlichen Alpen war dann unglaublich schön und anders. Die Landschaft war hügelig und überwiegend hellbraun und gelb. Als Herr der Ringe Fan denkt man gleich an Edoras und sucht die nicht mehr vorhandene Meduseld. Nur am Rande: Sobald ich im Hostel war, fand ich dann auch die Herr der Ringe Tourangebote für Edoras. Ich hatte also richtig geraten. ;)

Christchurch selbst liegt dann in einer Region, die einfach nur als flach zu bezeichnen ist. Nach fast zwei Wochen im Süden der Südinsel und in den Südlichen Alpen, ist das sehr ungewohnt. Hinzu kommt, dass Christchurch 2011 von einem Erdbeben so gut wie dem Erdboden gleich gemacht wurde. Viel gibt es also nicht mehr zu sehen, auch wenn es heißt, dass die Stadt mal eine der Schönsten war, die Neuseeland hatte. Jetzt sind viele Teile einfach mit Zäunen abgetrennt, viele Flächen leer durch Häuser, die schon abgerissen wurden und lauter rote Schilder weisen einen darauf hin, dass eigentlich alle Häuser im Zentrum einsturzgefährdet sind. Was kann man sich also anschauen? Logischerweise das ganze Ausmaß des Erdbebenschadens, die Versuche, des Wiederaufbaus und der Umgestaltung (es gibt einen Plan, der die Umgestaltung der Innenstadt über die nächsten 15-20 Jahre vorsieht, aber davon ist noch nicht wirklich viel zu sehen), die Überreste der Kathedrale, die Re-Start Mall (ein Einkaufszentrum aus Containern) und den Botanischen Garten. Es gibt auch das Canterbury Museum, ein Museum zu Neuseelands Geschichte. Ansonsten finde ich persönlich, dass es in Christchurch nichts Interessantes gibt und die Stadt auch nicht schön ist, was aber durchaus am Erdbeben liegen kann. Mir jedenfalls hat Christchurch nicht gefallen und ich bin froh, meinen Weg weiter in den Norden machen zu können.

Häuserfront, die durch Container gehalten wird Überreste der Kathedrale Geschlossene Einkaufsstraße Der Versuch einige ältere Häuser vor dem Einsturz zu retten Selber Versuch Im Botanischen Garten Die Re-Start Mall (Containereinkaufszentrum)

Ach ja, ich war im Around the World Backpackers, was ganz okay war. Die Zimmer sind maximal 4er-Zimmer und die Lage ist okay, aber man läuft schon mindestens 15 Minuten, um irgendwohin zu kommen. Der Nachteil an Christchurch ist derzeit, dass es wenige Läden und Restaurants gibt. Wenn man also wirklich was braucht, dann muss man größere Strecken zurücklegen und nach 17 oder 18 Uhr sind die Chancen gut, dass einfach alles zu hat …

Nun ja, kann man nicht ändern. Von Christchurch aus nehme ich wieder den Bus. Das per Anhalter fahren ist ganz witzig, aber ich würde da keinen Sport draus machen. Man muss wirklich flexibel sein und eigentlich immer einen Plan B in der Hinterhand haben (also wissen, wo man die Nacht verbringen kann, wenn man nicht mitgenommen wird). Trotzdem war es eine Erfahrung wert und ich muss zugeben, dass ich beeindruckt war, wie viele Leute einen mitnehmen, auch über größere Entfernungen. Man kann damit Geld sparen (was nicht mein Anliegen war) und man lernt interessante Leute kennen. Kiwis und Touristen sind gleichermaßen aufgeschlossen. Zusammenfassend habe ich fast 500km per Anhalter zurück gelegt: Das macht also 15 Minuten von Wanaka bis Hawea, zwei Stunden von Hawea bis Haast, anderthalb Stunden von Haast bis zum Copland Track, anderthalb Stunden vom Copland Track bis nach Franz Josef, zwei Stunden von Franz Josef bis Hokitika und noch einmal dreieinhalb Stunden von Hokitika bis Christchurch. Wahnsinn! Und trotzdem freue ich mich wieder auf Busfahrten, so seltsam das vielleicht klingen mag.

Also auf weiter Richtung Norden, schließlich muss ich bis nach Picton um die Fähre nach Wellington, meinem ersten Ziel auf der Nordinsel, nehmen zu können. :)

Wieder einmal Herbstfarben (Botanischer Garten)

07Mai
2013

Zwischen Robben, Kunst und Wein

Ein Fellrobbenjunges

Wie im letzten Eintrag erwähnt, hat mich Christchurch nicht dazu angehalten noch einen weiteren Tag dort zu verbringen. Ich hatte also gleich für 7 Uhr am nächsten Tag meinen Bus nach Kaikoura. Von dem Dorf, denn mehr ist es wirklich nicht, hatte ich bevor ich in Neuseeland angekommen bin, noch nie gehört. Wahrscheinlich habe ich es im Reiseführer auch einfach nur überlesen, aber das ist eine der Stationen, über die ich eher per Zufall gestolpert bin. Es gab einige Leute, die ich kennen gelernt habe, die meinten, man sollte dort unbedingt hin. Warum? Weil es dort Fellrobben, Delphine und Wale gibt. Also auf nach Kaikoura!

Dort angekommen, habe ich festgestellt, dass es wirklich nicht viel gibt. Da ich wusste, dass es irgendwo einen Wasserfall geben musste, bei welchem sich die Babyrobben tummeln, wollte ich da natürlich als erstes hin. Tja, dumm nur, dass man dafür einen fahrbaren Untersatz benötigt, den ich nun mal nicht habe. Also wieder zurück zu Plan B: Mit Schild an den Straßenrand stellen und hoffen, dass einen jemand für 20 Minuten mitnimmt. Ein netter neuseeländischer LKW-Fahrer hat das dann auch getan. Für alle, die Tieren was abgewinnen können, kann ich nur sagen: Unbedingt hinfahren! Es gibt unzählige Fellrobben schon an der Küste selbst, weil die schön felsig ist, was für die Fellrobben eine wichtige Voraussetzung zur Paarung ist. Ein Aussichtspunkt hierfür ist Ohau View Point. Von dort ist es nicht weit bis zum Ohau Wasserfall, wo ich dann hingelaufen bin. Ein kleines Stück Weg folgt man dem Ohau Fluss in den Wald hinein und es dauert nicht lang, da wird man schon die eine oder andere Babyrobbe sehen, die ihren Weg den Fluss nach oben zum Wasserfall angetreten hat. Unglaublich niedlich, auch wenn sie sicherlich schon etwas älter waren, da sie zwischen Oktober und Dezember geboren werden. Beim Wasserfall kann man sich dann gar nicht mehr retten vor Robben. Mindestens 30 tummelten sich in dem Becken.

Fellrobbenbabies beim Ohau Wasserfall Und noch ein paar mehr davon :) Jetzt sogar mit Wasserfall im Hintergrund Bitte nicht wecken!

Es kommen keine erwachsenen Robben in den Flusslauf. Es ist also so etwas wie ein erster Ausflug allein ohne Begleitung, auch wenn die Umgebung vollkommen sicher ist. So lernen die Robben spielerisch soziales Verhalten, was sie später brauchen werden, wenn sie mit etwa 10 Monaten abgestillt werden und sich dann allein auf Futtersuche begeben müssen.

Nachdem ich per Anhalter zurück in Kaikoura war, habe ich geschaut, was man dort so machen kann. Klar, ich wusste, dass man sich Meeressäuger anschauen kann, aber wann und wie, dass teilte mir dann die Information mit. Mit Delphinen schwimmen wollte ich nicht, weil ich das schon mal gemacht hatte – auch wenn ich mir hab sagen lassen, dass es unglaublich toll sein soll, weil die Herden hier bis zu 100 Tiere umfassen. Wale hatte ich zwar auch schon mal beobachten können, aber warum nicht noch mal.

Soweit die Idee. Daraus wurde jedoch nichts, weil ich ein bisschen zu spät für die letzte Tour kam. Nun ja, also musste ich mir was anderes einfallen lassen und da ich nun mal gern laufe, blieb das als gute Option übrig. Von Kaikoura aus kann man zum Peninsula Walkway laufen, welcher die Halbinselküste umfasst. Von der anderen Seite (South Bay Carpark) kann man bequem wieder zurück nach Kaikoura laufen. Alles in allem waren das dreieinhalb Stunden. An einen Ende (Point Kean Carpark) des Walkways gibt es eine Fellrobbenkolonie und die ein oder andere Robbe ist der Meinung, dass man besonders gut auf dem Weg schlafen kann. Es ist schon witzig, wenn man raschen Schrittes um die Ecke kommt und plötzlich stoppen muss, weil einer der 200kg Herren mitten auf dem Weg pennt … Da kam man dann richtig nahe an die Tiere heran. Beeindruckend. Das einzige, was ich am Peninsula Walkway nicht witzig fand, war die Tatsache, dass man über die Weide geschickt wird. Prinzipiell kenne ich das schon von anderen Wegen, aber das waren immer Schafweiden. Dieses Mal hatte ich das zweifelhafte Glück über eine Kuhweide laufen zu dürfen. Wenn eine ganze Herde auf einen zugerannt kommt, dann dreht man freiwillig erst einmal wieder um und klettert über die Leiter über den Zaun zurück und wartet fünf Minuten bis sich die Tiere wieder beruhigt haben und grasen …

Auf dem Weg zum Peninsula Walkway Ein sehr interessanter Küstenstreifen :) Erwachsene Fellrobbe mitten auf dem Weg Muss schlagen schön sein... Aussicht vom Peninsula Walkway Ebenfalls ein Teil der Küste

Die Nacht habe ich in der Fish Tank Lodge verbracht, was ein ganz niedliches Hostel ist. Kann man empfehlen, auch weil direkt davor die Busse fahren, also hat man es nicht weit. :)

Von Kaikoura ging es weiter Richtung Norden und zwar nach Nelson. Das war auch so eine Idee, einfach weil es dort schön sein sollte. Prinzipiell braucht man nicht in diese Stadt fahren. Interessanter ist sicherlich der Tasman Nationalpark oder die Nelson Seenregion. Ich wollte trotzdem nach Nelson, einfach um auch mal eine kleine Pause einzulegen. Gegen frühem Nachmittag kam ich dort dann an und stellte zum wiederholten Male fest, dass die Öffnungszeiten eigentlich aller Läden und Einrichtungen hier in Neuseeland zum Teil zweifelhaft sind. Wenn sich Reisende in Deutschland beschweren, dass am Sonntag nichts geöffnet hat, dann sollten sie sich über die anderen sechs Tage der Woche freuen, an denen sie die Chance haben auch bis nach 18 Uhr in Läden shoppen zu gehen oder auch ein Museum zu besuchen. Neuseeland ist da anders. Nach 18 Uhr scheinen hier nur noch die Souvenirläden geöffnet zu haben.

Nun ja, also blieb nicht viel in Nelson anzuschauen. Ein paar geschlossene Galerien und Läden, unter anderem Jens Nelson Jewlers, der den Einen Ring für die Herr der Ringe Trilogie entworfen und auch geschmiedet hat. Ein paar Restaurants, den Weg am Maitai Fluss und den Queens Garden. Zusätzlich konnte man sich die Stadt von oben ansehen, indem man zum Zentrum von Neuseeland hinausgelaufen ist, was in etwa 20 Minuten bis zu einer halben Stunde dauert. Und nein, es ist nicht das geographische Zentrum des Landes sondern einfach ein Punkt, der vor über hundert Jahren gewählt wurde, um von dort aus statistische Berechnungen für die Region anzustellen. ;)

Von dort konnte man ein Stück weiter am Hang entlang laufen bis zum nächsten Weg, der einen wieder in die Stadt herunter brachte.

Maitai River Yay! Der Laden vom Ringschmied!!! Nelsons Kathedrale Queens Garden Auf zum Zentrum von Neuseeland!!! Blick auf Nelson Dämmerung über Nelson

Die Nacht hab ich im Tasman Bay Backpackers verbracht, was ich wirklich nur empfehlen kann. Abends gibt es heißen Schokoladenpudding mit Vanilleeis und im Winter (ab Mai) gibt es auch ein kostenloses Frühstück. Dazu gibt es auch kostenloses Internet, was hier in Neuseeland immer wieder ein Bonuspunkt ist. Nur funktioniert hat es bei mir nicht wirklich gut.

Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Bus zur WOW – World of WearableArt gefahren. Die beinhaltet gleich noch eine Oldtimerausstellung für alle, die sich lieber Autos als tragbare Kunst anschauen. :) Ich hab mir die Oldtimer zuerst angeschaut und ich gebe gern zu, dass ich die Dinger wirklich mag. Trotzdem war mein Grund in das Museum zu gehen der, dass ich die Kleidung sehen wollte. Man bekommt ein paar der Kunstwerke zu sehen, die in den letzten Jahren entstanden und bei den jährlichen Awards präsentiert worden sind. Man kann sich auch einen 35-minütigen Film anschauen und spätestens dann versteht man den Spaß hinter der Sache. Es ist der Wahnsinn, was sich kreative Köpfe so einfallen lassen und es wirkt ganz anders, wenn Models die „Kostüme“ tragen als wenn man sie an einer Puppe ausgestellt sieht. Abgesehen davon ist die dazugehörige Preisverleihung einfach nur ein großes Fest mit vielen Effekten und Tanz im Hintergrund, während im Vordergrund die Kunstwerke aus allen nur denkbaren Materialien zur Schau getragen werden. Die Kiwis (Neuseeländer) sind schon ein seltsames Volk.

Fotos hierzu gibt es leider keine, weil man nicht fotografieren durfte …

Eingang zur World of Wearablearts Und was findet man in der Stadt des Ringschmiedes logischerweise im Foyer? Oldtimersammlung im WOW So eins hätte ich gern

Danach ging es noch am selben Tag nach Picton, der Stadt, die den Fährhafen nach Wellington und somit die Verbindung zur Nordinsel hat. Hier bin ich sogar zwei Tage geblieben. Warum? Weil ich jetzt in der Weinregion Neuseelands angekommen bin und da ich schon weiter im Süden mal Pinot Noir sowie Sauvignon Blanc getrunken hatte und mich davon überzeugen konnte, dass neuseeländische Weine wirklich gut sind, musste ich mir das doch mal vor Ort anschauen. Also auf ging es zu einer halbtägigen Weintour in der Region Marlborough, wo hauptsächlich Weißwein und somit Sauvignon Blanc hergestellt wird. Auch Riesling und Gewürztraminer sind vertreten. Die Verkostungen sind kostenlos. Wer also mutig mit dem Fahrrad eine Tour machen möchte – was im Sommer wohl sehr viele Touristen machen – der kann das tun und schauen, ob er zum Schluss noch weiß, wo er seine Unterkunft hat. Die Weingüter haben ein Minimum von vier Weinen zur Verkostung, wie es scheint. Bei uns ging es ab sechs aufwärts los und nach den ersten fünf fängt man langsam an zu überlegen, ob man wirklich immer die Liste durchprobieren muss. In meinem Fall war die Antwort nein, sonst wäre ich nicht bis zum dritten Weingut gekommen, da Station zwei schon neun zur Auswahl hatte und Station drei es dann auf zwölf Weinproben schaffte … Also gespart wird hier nicht am falschen Ende.

Den Abschluss bildete dann noch eine kleine Schokoladenmanufaktur, in dem man zwei Kleinigkeiten kosten durfte und ansonsten einen Blick hinter die Glasscheibe werfen konnte, wo alles in Handarbeit hergestellt wird.

Am zweiten Tag habe ich mir dann die Marlborough Sounds angesehen. Auch hier gibt es wieder Fjorde, die aber bedeutend kleiner sind als in Fiordland. Durch die Region geht der Queen Charlotte Track. Den kann man in drei Tagen absolvieren, aber viele, die diesen Wanderweg sowie den im Abel Tasman Nationalpart gemacht haben, sagen, dass man lieber in den Norden in den Abel Tasman Nationalpark gehen sollte. Dort gibt es auch schöne Strände als Teil des Weges. Ich für meinen Teil kann sagen, dass mein Tagesausflug ganz nett gewesen ist. Per Boot ging es zum Ende des Queen Charlotte Tracks (Fahrzeit 1 Stunde). Von dort lief man dann 15km zurück (man hat dafür 5 Stunden Zeit) und wurde wieder mit dem Boot eingesammelt und nach Picton zurück gebracht. Alles in allem sehr schön, aber nicht anspruchsvoll und es gibt sicherlich schönere Wege. Im Sommer mag das anders sein, denn dann kann man den Weg auch unterteilen. Also einen Teil Kayak, einen Teil laufen oder aber einen Teil mit dem Mountainbike und einen Teil laufen. Derzeit gibt es dafür jedoch wenig Interessenten (ich hatte es versucht, aber da ich nur eine Person bin, kam die Tour nicht zu Stande …).

Auf dem Rückweg haben wir dann noch ein paar Tümmler, sprich ziemlich große Delphine, gesehen. Eine Herde leistete uns für eine Weile Gesellschaft. Es war also doch gut, dass ich mich gegen das Delphinschwimmen in Kaikoura entschieden hatte. ;)

Der Hafen von Picton Die Malborough Sounds vom Boot aus Ein Regenbogen! ;) Ship Cove - der Anfang bzw. das Ende des Queen Charlotte Tracks Wir hatten wirklich schönes Wetter Im Gegensatz zum Doubtful Sound ist das Wasser hier blau und nicht schwarz Und eine weitere Bucht! Strände gibt es hier auch ein paar schicke Tümmler, die unserem Boot eine Weile Gesellschaft geleistet haben Es war eine ziemlich große Herde

Untergekommen bin ich übrigens im The Villa Hostel. Das ist ein wirklich schönes altes Haus mit schönem Aufenthaltsraum und guter Küche. Auch hier gibt es kostenlos Internet (wenn auch 100MB pro Tag begrenzt) und Frühstück.

Nachdem ich von meinem Tagesausflug zurück war, hieß es Rucksack einsammeln und auf zur Fähre. Ich hatte eine der Abendfähren gebucht, da ich zügig auf die Nordinsel kommen wollte. Meine Zeit in Neuseeland verrinnt schneller als mir lieb ist … Es gibt zwei Fahren zwischen der Nord- und der Südinsel: Einmal Bluebridge und einmal Interislander. Prinzipiell sind sie wohl gleich, haben einige kleinere Differenzen im Preis und auch in der Abfahrtszeit. Ein Unterschied ist jedoch, wo man in Wellington ankommt. Die Bluebridge Ferry kommt so gut wie im Stadtzentrum an, die Interislander zwei Kilometer außerhalb. Das sollte man beachten, wenn man wie ich erst 10:30 Uhr nachts ankommt. Meine Entscheidung war also leicht, wenn ich noch irgendwie in meinem Hostel ankommen wollte.

Aber mehr zu Wellington gibt es dann im nächsten Eintrag. :)

Sonnenuntergang im Hafen von Picton

10Mai
2013

Wellington – kleine Hauptstadt ganz groß

Muss man mehr dazu sagen?Wie schon angedeutet, bin ich recht spät in Wellington eingetroffen. Die Marlborough Sounds, durch die auch die Fähre fährt, hatte ich ja schon gesehen, jedoch sind mir aufgrund der Uhrzeit die Blicke auf die Südinsel sowie die Nordinsel entgangen. Nun ja, so schlimm fand ich das jetzt auch nicht, aber manch einer legt darauf Wert, die dreieinhalbstündige Fahrt im Hellen zu machen.

Die erste Nacht in Wellington habe ich im World Wide Backpackers verbracht. Das war eine der schlimmsten Nächte überhaupt, wenn ich ehrlich bin. Prinzipiell ist die Idee eines 3er-Zimmers toll, aber wenn man als dritte Person keine Chance hat, an das Fenster heran zu kommen, und es eine Bullenhitze in dem Zimmer ist, dann ist das schon blöd. Noch bescheuerter ist es dann logischerweise, wenn man das Hochbett über der Tür erwischt... Nun ja, Augen zu und durch – dachte ich und stellte fest, dass die Wände so dünn waren, dass man hören konnte, was im Nachbarzimmer vor sich ging... Zum Glück hatte ich Ohrstöpsel. Das Frühstück war auch nichts Besonderes und die Lage des Hostels noch weniger, folglich war mein Entschluss umzuziehen leicht gefasst.

Trotzdem habe ich mich erst einmal auf den Weg ins Zentrum gemacht. Die Touristeninfo ist eigentlich immer ein guter Anlaufpunkt, egal wo man hinkommt (die Öffnungszeiten sind immer 9-17 Uhr). Hier ist es auch ganz egal, wie klein das Dorf ist. Es gibt immer eine I-Site oder ein Doc Center – ersteres ist die Touristeninformation, letzteres die Wander- und Nationalparkinformation. Ich wusste, dass es in Wellingtons Umgebung viele Herr der Ringe Drehorte gab und aus diesem Grund auch Touren angeboten werden. Ich wollte also eigentlich nur erst einmal eine Übersicht haben, um mich besser entscheiden zu können. Wie es der Zufall wollte, war ich jedoch zur rechten Zeit am rechten Ort und konnte die Tour, für die ich mich letztlich mit Hilfe der Prospekte entschieden hatte, sofort antreten. Wartezeit bis zur Abholung: 10 Minuten. :)

Also ging es wieder auf nach Mittelerde. In und um Wellington gibt es zwei Touren, die man auch leicht verbinden kann. Gesagt, getan. Los ging es mit der Valley Tour, die ins Hutt Valley führt und beispielsweise den Steinbruch, in dem Helms Klamm und Minas Tirith gebaut wurden, umfasst. Nun ja, man kann hinein schauen, aber da der Steinbruch tatsächlich noch genutzt wird, ist kein Reinkommen. Abgesehen davon ist nichts von den Sets übrig geblieben. Auch nicht die Treppe mit 122 Stufen, die ein armer Arbeiter drei Wochen lang mit einem Presslufthammer in den Stein hauen durfte und die dann sage und schreibe 4 Sekunden im Film zu sehen war... In 500 Jahren graben Archäologen diese Treppe dann aus und fragen sich, welchem Kult diese wohl diente. :)

Weiterhin besuchten wir die Gärten von Isengard, die Stelle, wo Aragorn nach seinem Sturz mit dem Warg angespült wurde, sowie Bruchtal (Kaitoke Regional Park). Auch von diesen Schauplätzen ist nichts mehr übrig, was gerade bei Bruchtal sehr schade ist. Die Tourveranstalter machen jedoch das Beste daraus, auch sehr zur Belustigung der Beteiligten. Wer wollte nicht schon immer mal Legolas spielen? Egal wie albern man mit einer blonden Perücke und Elbenohren aussieht? Ich schwöre übrigens, dass das Goblinohren waren! ;)

Hier befanden sich die Gärten von Isengard. Gandalf und Saruman haben hier Kriegsrat gehalten. Hier wurde Aragorn angespült Hier geht's zum Campingplatz Bruchtal ;) Hinter diesem Baum befand sich Elronds Haus Weltberühmter Baum ;)

Original Fälschung (ich bin einfach keine Blondine) Ich bin so groß wie Gandalf!!! 

Der zweite Teil meiner Tour war dann die City Tour, die die Schauplätze in Wellington direkt umfasst. Hierzu gehören die Wälder bei Hobbingen, wo sehr viele Szenen aus dem ersten Film spielen. Es ist schon erstaunlich, wie viel direkt in Wellington gedreht wurde (oder genauer beim Mount Victoria), ohne dass es damals jemanden interessiert hat. Wie meinte unsere Touristenführerin gerade bezüglich der von der Straße sichtbaren Sets im Steinbruch? Alle sind vorbei gefahren und wussten, dass dort der Herr der Ringe gedreht wurde. Erst nachdem der erste Film in den Kinos war, wurde den Leuten jedoch bewusst, wie groß dieses Projekt wirklich werden würde und dann wollten sie natürlich die Sets sehen – die dann schon lange wieder abgebaut waren.

Der letzte Punkt auf der Liste war dann die Weta Cave, ein kleines Museum mit Dokumentationsvorführung direkt bei den Werkhallen von Weta. Weta kennt spätestens jeder, der sich genauer mit dem Herrn der Ringe befasst hat und weiß, dass Weta Workshop und Weta Digital für alles, was Kostüme und Special Effects angeht, zuständig waren. Abgesehen davon hat es diese Firma, die von Peter Jackson mit gegründet wurde, innerhalb von 20 Jahren geschafft, die zweitgrößte weltweit zu werden. Zu Stoßzeiten artbeiten über 11.000 Personen an den Projekten, zu denen unter anderem auch Avatar gehörte. Größer als Weta ist nur noch Pixar. Kein Wunder, dass auch zum Teil von „Wellywood“ im Zusammenhang mit Neuseelands Filmindustrie gesprochen wird.

Blick auf Wellington Zu viel Auenlandtabak Hier scheuchte Frodo die Hobbits von der Straße als der Ringreiter kam Der Schwarze Reiter und sein Ross! :) Ohne Worte: Aber trotzdem willkommen in der Weta Cave Altbkannter kleiner

Damit war mein Ausflug ins Land des Herrn der Ringe wieder vorbei und ich zurück in der Realität. Und damit stand ich vor meinem kleinen Problem, dass ich ja noch ein neues Hostel brauchte. Gut, dass ich vorher mit dem Kanadier Michael, den ich auf der Schifffahrt im Doubtful Sound kennengelernt hatte, per e-mail in Kontakt stand und wusste, dass er mich in Wellington wieder einholen würde (unsere Reiserouten für die Südinsel unterschieden sich doch ein bisschen, weswegen wir nicht wussten, ob es überhaupt klappen würde). Da ich dann auch noch wusste, dass er im YHA Wellington City sein würde, zog ich kurzerhand dort ein. Noch am selben Abend klopfte es dann an meiner Tür. ;)

Das YHA ist ein ganz normales, wenn auch riesiges Hostel. Ich war in einem 6er-Zimmer und Frühstück gab es keins. Aber das scheint auf der Nordinsel sowieso nicht wirklich die Regel zu sein. Insgesamt war es aber ganz in Ordnung und vor allem die Lage war super.

Tag zwei verbrachte ich dann mit Michael. Los ging es mit einer halbstündigen Wanderung auf Mount Victoria zum Sonnenaufgang. Danach ging es ins Te Papa, das Nationalmuseum von Wellington und wahrscheinlich das größte, was es in Neuseeland gibt. Auf sechs Etagen findet sich von Maorigeschichte bis hin zu Geographie alles, was das Herz begehrt. Wenn man will, kann man sicherlich Tage darin zubringen, aber ein normaler Tourist verbringt in etwa vier Stunden darin. Für Schulklassen ist es wahrscheinlich auch ein Pflichtprogramm einmal im Jahr.

Danach haben wir uns noch Cuba Street angeschaut, was die Hauptmeile für Cafés, Restaurants und ein paar Läden darstellt. Ein bisschen Zeit sollte man hier mitbringen, damit man sich einfach irgendwo hinsetzen und die Leute beobachten kann, die hier von normal bis skurril einfach alles umfassen. Es ist jedenfalls sehr witzig. Abgesehen davon ist Kaffeetrinken in Wellington ein Muss! Aus welchen Gründen auch immer gibt es den besten Kaffee Neuseelands in der Hauptstadt. Und es ist tatsächlich egal, in welches Café man geht, solange man einen Bogen um Starbucks macht.

Ansonsten kann man sich natürlich noch andere Toruistenattraktionen anschauen. Hierzu gehöre Civic Square (ein Platz mit der Bibliothek, einer Galerie und der Rückseite der Information), der Bienenstock (ein Gebäude, in dem sich die meisten Ministerien befinden), das Parlament (in dem es stündlich kostenlose Führungen gibt) und den Botanischen Garten. Von Letzterem kann man mit der Standseilbahn wieder ins Stadtzentrum zurück fahren und sich den Sonnenuntergang im Hafenviertel anschauen.

Der Hafen von Wellington Cuba Street Civic Square Der Bienenstock Das Parlament

Am Abend war ich noch zum krönenden Abschluss im Embassy Theatre, was das Kino ist, in dem die letzten zwei Herr der Ringe Filme, King Kong sowie auch der Hobbit Weltpremiere gefeiert haben. Leider war die letzte Vorstellung vom Hobbit am Vortag gelaufen, also musste ich mir wohl oder übel Star Trek Into Darkness am Premieretag anschauen. Ich war nicht böse drüber. :)

Sonnenaufgang im Hafen von Wellington

14Mai
2013

Mit dem Auto quer durch den Norden

Rahui, Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu aus der Ferne

Ich habe bei meinen Reisen auf der Südinsel festgestellt, dass ein Auto manchmal wirklich praktisch gewesen wäre. Mit einem fahrbaren Untersatz hätte ich nicht per Anhalter fahren müssen, um nicht auf die doch recht ungünstig gelegenen Buszeiten angewiesen zu sein. Abgesehen davon, kann man sich dann unterwegs alles anschauen, was man will. Mein Entschluss, mir trotz der Tatsache, dass ich noch nie auf der linken Straßenseite gefahren bin, ein Auto zu mieten, stand also gegen Ende meines Aufenthaltes im Süden fest. Ich wollte auch nur ein kleines Auto, um von A nach B zu kommen. Schlafen wollte ich schon gern weiterhin in Hostels – gerade in Neuseeland gibt es viele Möglichkeiten im Auto zu schlafen, die überall angeboten werden, und es gibt auch viele Plätze, an denen man kostenlos nachts stehen und schlafen kann. Man sollte sich solche suchen, denn sonst ist man ganz schnell 200 NZ$ los, wenn man erwischt wird.

Nun hieß es, sich mit den tausenden von Autovermietungen auseinander zu setzen. Es ist irre, wie viele es davon zumindest in Neuseeland gibt. Das teuerste sind zumeist die Versicherungen (Vollkasko oder Teilkasko), die man jedoch nicht nehmen muss, wenn man nicht will. Da ich, wie schon angedeutet, jedoch ein wenig an meinem fahrerischen Können auf der falschen Straßenseite zweifelte und das Auto für 10 Tage haben würde, kamen solche Abschläge nicht in Frage. Letztlich entschied ich mich für Omega, einfach, weil die gerade ein gutes Angebot hatten.

Früh um 7 Uhr machte ich mich also auf meinen 4km Fußweg zur Autovermietung, weil „Wellington City“ in diesem Fall irgendwie doch „Wellington Ferry Terminal“ bedeutete... Mit dem Auto ging es zurück zum Hostel um meine Sachen und Michael einzusammeln sowie erst einmal schön zu frühstücken. Michael? Richtig gelesen. Der Gute hatte eine ähnliche Reiseroute wie ich für die Nordinsel im Kopf, jedoch zwei Tage weniger Zeit. Wir beide wollten unbedingt Tongariro Crossing, einen Wanderweg, machen. Nun wurde Michael jedoch gesagt, dass für die nächsten zwei Tage das Wetter schlecht sein würde und er doch lieber noch warten sollte. Womit ich ihm anbot, mir Gesellschaft zu leisten, weil das genau in meine Reiseplanung passte. Also hatte ich für mehrere Tage Begleitung, was sich auch als gut herausstellte, denn gerade der Anfang im Bezug auf die Autofahrten war ein bisschen gefährlich. Spätestens wenn der Beifahrer (wohlgemerkt auf der linken Seite sitzend) panisch „Stop!“ ruft und einem eindrücklich rät, den Rückwärtsgang einzulegen, um die Schnellstraßenausfahrt rückwärts wieder runter zu fahren, ist man dankbar, dass man nach dem 4-Augen-Prinzip fährt. ;)

Station 1 auf der Liste war Hastings im Osten der Nordinsel. Eine etwa 4-stündige Fahrt brachte uns dorthin, jedoch zu spät für irgendwelche geführten Weintouren – ja, der Grund, um in diese Region zu fahren, ist hauptsächlich Wein. Was ist also Plan B? Eine Nacht bleiben und am nächsten Tag eine Tour mitzumachen? Nee, da verliert man einen Tag, weil man danach logischerweise nicht mehr fahren kann. Man kann auch einfach Plan C nehmen und selbst mit dem Auto drei Weingüter anfahren und schauen, wie weit man kommt. Da ich Fahrer war, habe ich hauptsächlich an Michaels Weinen gerochen und mal genippt. Verkostet hat er, weil er noch nie eine Weintour mitgemacht hatte, ganz im Gegensatz zu mir. In dieser Weinregion sind die Weinverkostungen jedoch nicht kostenlos, aber die Preise sind ganz annehmbar und nicht zu teuer.

Mein treuer Weinreben in Hastings

Danach fuhren wir noch die 25 Minuten nach Napier, der Art Deco-Stadt schlechthin. Die Straßen im Stadtzentrum sind in dieser Hinsicht wirklich hübsch, auch wenn die Baustellen es ein wenig kompliziert machen, als Tourist wirklich zu wissen, wo man jetzt hin muss.

Untergekommen sind wir im Criterion Art Deco Backpackers im auf 6-Mann-Zimmer umfunktionierten 8er-Zimmer. Insgesamt ist das ein wirklich schönes Hostel mit tollem Aufenthalts- und Fernsehraum.

Der nächste Tag bescherte uns einen netten Spaziergang zum Strand, durch die Straßen und zu einem Miniwochenendmarkt, bei dem es sogar einen deutschen Bäckerstand gab, der richtiges Brot und Pfannkuchen verkaufte! Unglaublich toll! Insbesondere, wenn man einem Kanadier erst einmal erklären darf, warum man sich so freut und mit was man das Brot isst und vor allem wann. Auch die Erklärung, dass Pfannkuchen keine Donuts sind war recht witzig. :)

Der Strand in Napier Emerson Street im schönsten Art Deco-Stil Sehr passend: Ein

Weiter ging es zum Taupo See, dem größten See Neuseelands. Der kann sich sehen lassen und ist im Sommer sicherlich rettungslos mit Wassersportlern überfüllt.

Von dort ging es ein klein wenig zurück Richtung Süden, genauer nach Turangi, einem Örtchen, von dem weder Michael noch ich je gehört hatten. Warum wir dort anhielten? Wir hatten uns einige Hostels im Tongariro Nationalpark herausgesucht. Wir wussten jedoch, dass wir dort erst nach 17 Uhr ankommen würden und damit alle I-Sites oder auch Doc Center zu haben würden. Tongariro Crossing, was wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten, ist jedoch ein Wanderweg, der nur in eine Richtung zu laufen ist (also wie rum ist prinzipiell egal, aber man läuft halt nur hin und nicht wieder zurück). Demzufolge brauchten wir ein Shuttle und die bucht man meist über die Informationen oder Hostels, da wir aber nicht sicher waren, dass unsere Hostels das machen würden, hielten wir an der nächsten Info, die wir fanden – in Turangi.

Dort gab es sogar Shuttles, die einen vom Parkplatz am Ende des Weges abholten und zum Anfang brachten. Das war natürlich ideal, weil wir so unser Auto dort stehen lassen und völlig ohne Zeitdruck, spätestens um so-und-so-viel Uhr wieder am Parkplatz sein zu müssen, laufen konnten.

Wir landeten im Riverstone Backpackers, einem sehr kleinen, aber unglaublich tollen Hostel. Wer es dort hinein schafft (im Sommer ist das sicherlich schwer, aber wir waren gerade mal fünf Personen, was es sehr entspannt machte), der kann sich glücklich schätzen.

Turangi an sich bietet nicht viel – es sei denn, man ist vielleicht Angler – aber der Ort eignet sich wunderbar als Basislager für Touren in der Region und davon gibt es so einige. Die bekannteste ist natürlich Tongariro Crossing.

Der Taupo See mit Mount Ruapehu und Mount Ngauruhoe im Hintergrund Ohne Worte Blick auf den Ort Taupo und natürlich den See Tongariro Fluss in Turangi

Nachdem wir recht früh hatten aufstehen müssen, erreichten wir kurz vor 8 Uhr den Startpunkt der etwa 19km langen Strecke durch eine sehr vielfältige Vulkanlandschaft. Sonnencreme ist sicherlich keine schlechte Idee, auch wenn wir mehr einen starken Windschutz gebraucht hätten. Insgesamt sind 5-7 Stunden für die Strecke angesetzt. Es gibt jedoch noch die Möglichkeit, Mount Ngauruhoe zu besteigen, auch besser bekannt als der Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe. Das Wetter hätte laut Wetterbericht toll sein sollen, wenn auch sehr windig. Leider kam es anders als gehofft – was uns jedoch nicht davon abhielt, trotzdem die 3 Stunden Tour auf den Vulkan anzutreten. Wir konnten während der zwei Stunden zum Fuß des Schicksalsberges zuschauen, wie die Wolke darüber wuchs und wuchs... Machte ja noch nichts. Sie könnte ja vielleicht aufreißen. Pustekuchen. Wir sind trotzdem mutig die 700 Höhenmeter hinauf geklettert und bis irgendwo zwischen 50 und 100 Metern vom Kraterrand entfernt war das auch kein Problem. Dann kamen wir in die Region, die fest im Griff des Windes war. Böen bis 75km/h erwiesen sich zumindest für mich als eine Herausforderung. Ich hatte Michael gesagt, er solle schon hoch klettern und ich würde nachkommen. Dumm nur, dass ich die nächsten fünf oder auch zehn Minuten an einen Stein geklammert verbrachte, weil ich mehrfach von den Füßen geweht worden war... Der arme Michael fror derweil am Kraterrand, weil die Temperatur wohl knapp unter Null Grad Celsius lag, was nicht so schlimm ist, wenn man sich bewegt. Bleibt man aber im Windschutz sitzen, dauert es nicht lange und man ist ein Eiszapfen. Irgendwann hab ich es auch hoch geschafft und die obligatorischen Siegerfotos gemacht. Danach waren wir schnell wieder auf dem Weg nach unten, weil es Dank der Wolke eh nicht viel für uns zu sehen gab.

Mount Ngauruhoe mit beginnender Wolke Mount Ruapehu Direkt am Fuß des Schicksalsberges (Mount Ngauruhoe) Steil bergauf: Michael (in blau) beim Klettern Geschafft! Ich habe den Schicksalsberg trotz widriger Bedingungen bezwungen! Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Blick in den Krater von Mount Ngauruhoe Michael beim Vulkan herunter schlittern (auch Ja, es war wirklich steil

Danach ging es weiter durch Mordor. Die Vulkanlandschaft mit ihren Schwefelgerüchen und dampfenden Löchern, Seen und weiten Arealen sowie der Farbenvielfalt des Gesteins waren wirklich beeindruckend.

Der südliche Krater Das Gelände ist einfach gigantisch Der rote Krater Die Smaragdseen Schwefeldampf: Es stinkt herrlich nach verfaulten Eiern... Und noch einmal der rote Krater, der seinen Namen eideutig zu recht bekommen hat Der blaue See Einfach genial 3 Stunden später: Der Schicksalsberg verabschiedet sich von seiner Wolke - wie gemein! Rahui - der Vulkan, der erst kürzlich ausgebrochen ist und zur Sperrung von Tongariro Crossing über mehrere Monate geführt hat (wir waren Tag 3 der Wiedereroffnung) Zurück in die Vegetation!

Nach fast neun Stunden erreichten wir dann das Auto und kurz vorher auch wieder die Vegetation. Zum Abschluss gönnten wir uns dann noch eine Stunde in den Thermalquellen von Tokaanu. Den Tip hatten wir von unserem Herbergsvater erhalten und es war unglaublich toll, die müden Knochen einmal kochen zu lassen.

Thermalquellen von Tokaanu (man geht jedoch in einem Swimmingpool baden) Kochender Schlamm! Das Lichtspiel war wirklich beeindruckend Und noch ein paar Thermalquellen :)

Eigentlich war der Plan für den nächsten Tag dann, sich von Michael zu verabschieden, weil er sich ein Auto mieten wollte, um entweder in den hohen Norden zu fahren (Poor Knights Island, wo man schön tauchen gehen kann) oder aber nach Coromandel, was auch so einige Sehenswürdigkeiten hat. Ich wollte jedoch erst einmal nach Rotorua zwecks bunter Schwefelquellen und auch Hobbiton auf dem Weg dorthin.

Folglich ging die Suche nach einer Autovermietung für Michael los. Es stellte sich aber heraus, dass Taupo, bis wohin ich ihn mitgenommen hätte, nicht wirklich Autovermietungen hatte. Und mit dem Bus fahren, wäre eine Tortur von einer Tagesreise mit Umsteigen geworden. Jetzt hing ich da mit der Überlegung, dass wir beide ja nach Waitomo wollten, halt nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten, weil es dort Glühwürmchenhöhlen gibt und man Black Water Rafting machen kann. Von Turangi aus nahm sich die Strecke nach Waitomo und nach Rotorua nicht viel. Folglich entschied ich, dass ich mit Michael nach Waitomo fahren würde, um ihn dann am nächsten Tag in Hamilton bei einer Autovermietung rauszuwerfen.

 Eine Straße ist nach mir benannt!!!

Also auf nach Waitomo zum Black Water Rafting! Hier gibt es unterschiedliche Versionen und wir hatten uns für die Abysstour entschieden: Also 35m in die Höhlen Abseilen, dann mit einer Zipline noch ein paar Meter tiefer und letztlich mit einem Schwimmring ins etwa 5 Grad Celsius kalte Wasser springen – natürlich im 7mm Neoprenanzug und mit Fleecestrickjacke beziehungsweise -pullover drunter. Helme und Gummistiefel gab es auch für jeden. :) Die Tour war ein 5-stündiges Unterfangen inklusive Einkleiden und allem Drum und Dran (auch heiße Schokolade und Tee unter der Erde).

Fertig angezogen für's Black Water Rafting! Unter der Erde im 5 Grad Celsius kalten Wasser - im Anzug ist's erstaunlich warm Und Wasserfallklettern gehört auch gazu

Danach entschieden wir uns, noch die Stunde nach Hamilton zu fahren und dort im YHA Microtel abzusteigen. Das war okay, aber nichts, was ich unbedingt weiterempfehlen würde.

Der nächste Tag bedeutete dann, wirklich Abschied von Michael nehmen. Er hat zwar nicht das gewünschte Auto bekommen (entweder hatten die keine Autos mehr zu vermieten oder aber zu irren Preisen mit einem Ein-Weg-Zuschlag, der sich gewaschen hatte), aber den guten Tip von der Hertz-Autovermietung, dass er doch einfach mit dem Bus nach Auckland zum Flughafen fahren und sich dort ein Auto für die letzten drei Tage mieten sollte, wenn er eh von dort fliegt. Das hat er dann auch in die Tat umgesetzt und unsere Wege trennten sich am Busbahnhof. Während er sich in den Norden begab, führte mein Weg gen Osten, aber dazu im nächsten Beitrag mehr. :)

Abschied von Michael in Hamilton

20Mai
2013

Abschied von Mittelerde

Sonnenuntergang am Heißwsasserstrand auf der Halbinsel Coromandel

Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit doch vergeht. Mein Aufenthalt in Neuseeland ist vorbei und ich kann eindeutig sagen, dass vier Wochen einfach zu kurz für dieses Land auf der anderen Seite der Erde sind. Aber immer hübsch der Reihe nach.

Nachdem ich mich von Michael verabschiedet hatte, begab ich mich ins Waikato Museum in Hamilton. Prinzipiell sind Museen in Neuseeland kostenlos. Meist werden nur Gebühren fällig für Sonderausstellungen. Das Waikato Museum an sich war für mich nicht so interessant, weil ich nicht so viel Zeit mit dem Lesen endloser Texte über Geschichte verbringen wollte. Ich wollte nur in die Sonderausstellung, welche eine Wanderausstellung von Kostümen der World of Wearablearts war. Zwar war auch diese Ausstellung nicht riesig, aber die Kostüme um so beeindruckender.

Danach begab ich mich noch in die Gärten von Hamilton. Zumindest laut der Touristeninformation sollten diese sehr bekannt und schön sein. Außerhalb von Hamilton scheinen aber nicht ganz so viele davon zu wissen... Mir jedenfalls haben sie gefallen, da sie sehr unterschiedlich waren und vom Kräutergarten bis hin zum chinesischen Garten alles umfassen.

Wie bei Nightmare before Christmas oder Alice im Wunderland - in den Gärten von Hamilton Italienischer Renaissance Garten Ebenfalls der italienische Garten

Das Ziel des Tages war dann allerdings doch noch etwas entfernt: Hobbiton. Bei Matamata gibt es eine Schaffarm, die schon zu Zeiten des Drehs des Herrn der Ringe Drehort für Hobbingen war und es für den Hobbit wieder wurde. Beim ersten Mal wurden alle Sets wieder abgebaut, wie überall in Neuseeland. Beim zweiten Mal stand jedoch die Frage im Raum, ob nicht doch wenigstens dieses Set stehen bleiben konnte. Und siehe da: Seit zwei Jahren kann man tatsächlich durch Hobbingen wandeln, sich Beutelsend zumindest von außen anschauen und im Grünen Drachen ein Hobbitbier trinken. Der Eintrittspreis hat sich gewaschen, aber das hat mich natürlich nicht von meinem Ausflug nach Mittelerde abhalten können. In meiner zweistündigen Tour waren wir nur 9 Personen und wir waren kollektive Herr der Ringe-Fans. Erstaunlicherweise sind wohl 40% der Leute, die zu Besuch kommen, gar keine Fans sondern nur Leute, die die Daheimgebliebenen neidisch machen wollen oder den Auftrag in Form von „Wenn du schon mal da bist...“ bekommen haben.

Willkommen in Hobbingen!!! Man wartet darauf, dass ein Hobbit die Tür aufmacht und sich beschwert, warum denn so viele Leute da herum stehen Im Hintergrund kann man schon Beutelsend sehen Wir kommen näher... Und jetzt sind wir da!!! Die Tür zu Beutelsend steht sogar offen - ob jemand zu Hause ist? Hier saß Bilbo als ihn Gandalf auf ein Abenteuer ansprach, was dankend abgelehnt wurde :) Blick auf den Partybaum, die entsprechenden Zelte von Bilbos 111. Geburtstag sowie den Grünen Drachen im Hintergrund Hier sehen normal große Leute aus wie Hobbits Und hier muss man schon wirklich klein sein um nicht als Rise durch zu gehen! Hier wohnten Sam, Rosie und ihre Kinder Ein letzter Blick auf Hobbingen

Nach meinem Ausflug in die Hobbitwelt und in eine Fülle an Infos über Bau und Dreh, ging es weiter nach Rotorua. Dort habe ich mich zwei Nächte im Crank Backpackers einquartiert. Die Kletterwand, die man durch die gläserne Rückwand sieht, ist beeindruckend, aber ansonsten sind die Betten eine Katastrophe. So eine durchgelegene Matratze habe ich wirklich noch nirgendwo erlebt. Wer also Rückenprobleme hat, sollte diesem Hostel fern bleiben.

Was kann man in der Region Rotorua alles machen? Wie immer in Neuseeland sind alle Funsportarten, die man sich wünschen kann, vertreten. Weiterhin gibt es mehrere Parks, in denen man sich die vulkanische Aktivität in Form von Thermalquellen, Geysiren und Schwefeldämpfen anschauen kann. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit so etwas kostenlos zu machen, aber da muss man schon genau wissen, wo es was zu finden gibt (von brodelnden Schlammlöchern und Schwefeldampf mal abgesehen, denn das kann man am Stadtrand von Rotorua schon haben).

Ich für meinen Teil bin in den Park Wai-O-Tapu Thermal Wonderland gefahren und habe mir den Geysir Lady Knox angeschaut und logischerweise alles an kreativen Farben, was der Park zu bieten hat. Was den Geruch nach faulen Eiern angeht, der logischerweise mit Schwefel verbunden ist: den hat man schon in der Stadt Rotorua und wird ihn auch erst wieder richtig los, wenn man die Region verlässt. Also entweder man gewöhnt sich irgendwann dran oder man sollte sich andere Sehenswürdigkeiten der Nordinsel anschauen. ;)

Danach begab ich mich zum OGO. Davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört, aber die Bilder, die es dazu gibt und zum ZORB, was beides dasselbe ist, haben mich neugierig gemacht. Wer wollte nicht schon immer mal mit einer durchsichtigen Gummikugel, die ein bisschen Wasser enthält, den Hügel runter rollen? Fazit: Es macht sehr viel Spaß, aber es ist viel zu kurz und die Eingangsklappe ist leider aus einem Material, was recht unangenehm werden kann, wenn man mit den Knien und Fußrücken darüber rutscht.

Der Geysir Lady Knox Sehr hilfreiche Schilder, Klappe die 1. Die Palette des Artisten Noch ein Bild von der Palette Hilfreiche Schilder - Klappe die 2. Der Champaner See Der Ngakoro See Etwa 70-80 Grad Celsius hat der Champagner See Für die Neugierigen: So sieht OGO aus

Ein weiterer Grund, der mich nach Rotorua brachte, waren die zwei Maoridörfer, die es dort gibt, und die Shows sowie traditionelles Essen anbieten. Ich verbrachte also den Abend im Mitai Maori Village und sah mir verschiedene Tänze an (unter anderem den Haka, den Kriegstanz), ließ mich ein bisschen in die Kultur entführen und genoss zum Schluss noch ein gutes Hangi – ein Essen, dass im Boden für mehrere Stunden gegart wird.

Wie man an dieser Auswahl an Aktivitäten gut sehen kann, wäre ich ohne ein Auto aufgeschmissen gewesen. Natürlich gibt es all diese Dinge auch per Shuttle oder mit Touren, aber man ist immer an die vorgegebenen Zeiten gebunden und das bedeutet meist, dass man nur eine Sache pro Tag machen kann. Ich bin nach wie vor froh, dass ich mich für ein Auto entschieden habe und kann es auch nur jedem empfehlen. Bei einem nächsten Besuch würde ich mir auch für die Südinsel schon ein Auto mieten.

Tag zwei begann dann mit einer kleineren Wanderung im Redwood Forest bei Rotorua. Danach begab ich mich auf die unerwartet lange Fahrt nach Coromandel. Ich hatte gehört, dass die Halbinsel sehr schön sein soll, und da ich noch ein paar Tage übrig hatte, klang das doch nach einem guten Plan. Zumindest so lange, bis ich begriff, dass die Straßen dort denen im tiefsten Thüringer Wald Konkurrenz machen können. Wenn man bei Tempo 30km/h das Gefühl hat, man würde rasen, dann sollte einem das schon zu denken geben...

Auf dem Weg nach Coromandel sah ich mir noch den Heißwasserstrand an. Bei Ebbe kann man hier ein lustiges Schauspiel beobachten: Irgendwo zwischen 50 und 100 Touristen aller Nationalitäten stehen mit Schaufeln bewaffnet am Strand und buddeln kleine oder auch größere Löcher, um die Füße darin zu versenken. Bis 65 Grad heiße Quellen kommen dann nämlich bis kurz unter die Sandoberfläche und man kann sich mit ein bisschen Glück sogar Badewannen graben und darin im heißen Wasser entspannen. Aber Vorsicht, es kann wirklich heiß werden!

Ein Maori-Krieger Im Redwood Forest Die Bäume sind wirklich gigantisch Es soll Glück bringen einen Redwoodbaum zu umarmen :) Blick auf Rotorua inklusive Schwefeldampf im Vordergrund Ebbe: Torusiten mit Schaufeln versuchen an das heiße Wasser unter dem Strand zu kommen... ... damit man wenigstens warme Füße hat, wenn das Wasser an sich schon kalt ist :)

Die Kathedralenhöhle (Cathedral Cove) hätte ich mir auch gern angeschaut, aber ich war ein bisschen spät dran und wäre nur noch im Dunkeln dort angekommen, weswegen ich diesen Ausflug streichen musste.

Erst gegen 19 Uhr erreichte ich endlich mein Hostel, die Tui Lodge in Coromandel. Es gibt 3er-Zimmer und auch sonst ist die Einrichtung echt genial. Einziger Nachteil: Internet gibt es nur an einem Computer dort und der Preis ist schon wieder unverschämt.

Insgesamt kann man in Coromandel nicht wirklich viel machen, vor allem nicht, wenn man kein eigenes Auto hat, wie mir die anderen Hostelbewohner mitteilten. Ich habe mir die Driving Creek Railway, kurz DCR, angeschaut. Ein weltbekannter Töpfermeister hat diese Schmalspurbahn eigenhändig über 30 Jahre gebaut. Hintergrund war einfach nur der, dass er den Ton irgendwie aus dem hügeligen Gelände seines erworbenen Anwesens transportieren wollte. Erst Anfang der 90er Jahre wurde es offiziell zur Touristenattraktion und mittlerweile könnte der gute Mann Millionär sein, wenn er das Geld, was jährlich eingenommen wird, nicht nur für die Instandhaltung und Wiederaufforstung seines Geländes sowie zur Förderung der Künstler, die zu ihm kommen, nutzen würde. Die DCR ist eine niedliche Touristenattraktion, aber nichts Spektakuläres.

Danach habe ich mich noch mal mit Michael getroffen. Der war erst im Norden der Nordinsel gewesen und hatte dann beschlossen, dass er auch noch unbedingt nach Coromandel wollte. Er hat die Kathedralenhöhle sogar gesehen... Nun ja, nach dem Mittagessen haben wir uns noch die Kauri Grove sowie den Waiau Wasserfall angesehen, bevor sich unsere Wege dann wirklich trennten, weil sein Flieger noch am selben Tag ging.

Auch ich habe mich dann nach Auckland begeben, aber nicht, weil ich unbedingt in die Großstadt wollte, sondern einfach, weil der Wetterbericht für den nächsten Tag so schlecht war, dass mir von der 7 Stunden Wanderung zu den Pinnacles am Beginn der Coromandelhalbinsel abgeraten worden war. Letztlich hatte ich super Wetter, wenn man mal von dem total verregneten Sonnenaufgang auf Mount Eden absieht. Ach ja, ich habe die letzten zwei Nächte in der Oaklands Lodge im Stadtteil Mount Eden verbracht. Das war wirklich schön. Einziger Nachteil: Man muss mit dem Bus ins Stadtzentrum, was aber nicht viel kostet und sehr gut erklärt ist.

Von Auckland selbst habe ich nicht viel gesehen, weil ich den Tag in Devenport (dem Naherholungsgebiet auf der anderen Seite der Bucht mit vielen Cafés und Restaurants) sowie auf Rangitoto, einer nur etwa 600 Jahre alten Vulkaninsel verbracht habe. Die Insel war ganz nett. Man kann bis zum Krater hoch und sich auch ein paar Lavahöhlen anschauen – vorausgesetzt man hat eine Taschen- oder Stirnlampe dabei. Sprich: Ein netter kleiner Tagesausflug, der einen entspannten Abschluss meines Aufenthaltes in Neuseeland darstellte.

Den späten Nachmittag habe ich dann im Hafenviertel verbracht, bis die Sonne untergegangen war. Viel zu sehen gibt es dort meiner Meinung nach nicht (es sei denn, man mag Fisch, dann gibt es den Fischmarkt zu bestaunen), aber die Umgestaltung ist auch noch in vollem Gange. Abgesehen davon macht es bestimmt Spaß, mit Freunden die Happy Hour in den Bars zu nutzen.

Devenport im Vordergrund, Auckland im Hintergrund Blick auf Rangitoto von Devenport aus Auf der Vulkaninsel Rangitoto Wanderweg auf Rangitoto Mangroven, die auf Lavagestein wachsen - einzigartig auf der Welt (Rangitoto) Im Hafenviertel von Auckland Sonnenuntergang über der Hafenbrücke

Damit war meine Zeit in Neuseeland dann auch wirklich um und es hieß, alles so zu packen, dass ich zum ersten Mal seit 4 Wochen wieder in den Flieger steigen konnte. Es war schon ein komisches Gefühl, sich von diesem kleinen Land zu verabschieden, für das 4 Wochen einfach nicht genug sind. Die Liste der Dinge, die ich gern noch sehen und tun möchte, ist eher gewachsen während meiner Zeit hier, als dass sie kürzer geworden ist. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich an den Linksverkehr, die sehr seltsamen Ladenöffnungszeiten (gegen 18 Uhr ist alles zu) und die doch recht herzliche Kiwimentalität gewöhnt. Auch die Witze über die Australier sind schon fast alltäglich geworden. Das Einzige, was einen nach einem Monat in Südamerika sehr irritiert, ist die Tatsache, dass es tonnenweise Deutsche, Briten und Franzosen dort gibt. Alle anderen Nationen sind bedeutend weniger vertreten, was daran liegt, dass diese drei Länder es sehr einfach haben, ein Work und Travel Visum für Neuseeland zu bekommen.

Die Natur besonders auf der Südinsel ist einfach atemberaubend, die Wanderwege absolut toll und es gibt so viel zu erleben, dass man mindestens zwei bis drei Monate investieren kann, ohne, dass es langweilig wird. Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, dass ich auf jeden Fall noch mal nach Neuseeland reisen möchte, vielleicht auch für einen längeren Zeitraum, aber das wird sich zeigen. :)

Ich bin ein Zwerg gegen die Zwergenstatue im Flughafen von Auckland

26Mai
2013

Familientreffen auf der anderen Seite des Globus

Flagge Neukaledoniens

Nach vier Wochen Neuseeland ging es nach Neukaledonien. Wenn man erzählt, dass das nächste Reiseziel Neukaledonien ist, kommt als erstes ein „Toll!“ oder auch „Sehr schön!“. Nach einigen Sekunden kommt dann die Frage: „Wo liegt das eigentlich?“ Ich muss zugeben, dass auch ich bis vor einem Jahr noch nichts von diesem Land gehört hatte. Aber man lernt nie aus. :)

Wie kam nun Neukaledonien auf die Reiseliste? Die Antwort ist ganz einfach: Bei der Suche nach Zielen für den Familienurlaub mogelte es sich dazwischen, weil es gleich mehreres bot. Zum einen ist meine gesamte Familie tauchbegeistert und wir sind immer auf der Suche nach neuen Tauchgebieten rund um den Globus. Voraussetzung ist, dass es in einer Region liegt, in der das Wasser warm ist, weil wir – wie schon in einem früheren Eintrag angedeutet – Tropentaucher sind. Weiterhin sind wir wanderbegeistert und haben vor ein paar Jahren begonnen, auch das mit in den Urlaub einzubeziehen, wenn es denn möglich war. Neukaledonien bietet beides, zumindest laut Reiseinformationen.

Damit stand fest, dass wir dieses Jahr genau dort Urlaub machen wollten. Damals wussten wir auch schon, dass ich mitten auf meiner Weltreise sein würde. Wie passend, dass meine Zeitplanung mich idealerweise sowieso schon auf die andere Seite des Globus gebracht haben würde. Es stand einem gemeinsamen Urlaub also nichts mehr im Wege.

So kam es dann auch. Für mich hieß das, dass ich von Auckland aus nach Nouméa, der Hauptstadt Neukaledoniens, fliegen und ein bisschen nach meinen Eltern und meinem Bruder dort ankommen würde. Soweit jedenfalls die Theorie. Praktisch läuft natürlich nie was nach Plan. Im meinem Fall hieß das, dass ich morgens, nachdem ich alles gepackt und gefrühstückt hatte, eine e-mail in meinem Postfach fand, die mich darum bat, sofort bei meiner Airline anzurufen, weil ich umgebucht worden war. Das hab ich dann auch versucht, aber Air Calin hat leider nur montags bis freitags geöffnet und Quantas, auf die ich plötzlich gebucht war, konnten mir keine Auskunft geben, weil die natürlich nicht wussten, wo der Hase im Pfeffer lag. Die einzige Möglichkeit, die ich sah, war dann sofort zum Flughafen zu fahren und vor Ort zu versuchen, noch irgendwas zu klären. Denn ich hatte keine Lust, erst 23.30 Uhr in Nouméa anzukommen anstatt wie geplant nachmittags. Das Ende vom Lied war dann leider, dass ich ab 10 Uhr auf dem Flughafen herum saß, weil nichts mehr daran zu ändern war und die neue Flugverbindung, über Brisbane in Australien die einzige Möglichkeit war, noch am selben Tag nach Neukaledonien zu kommen. Der Grund war ein Streik der Feuerwehrleute auf dem Flugplatz in Nouméa. Na herzlichen Glückwunsch! Aber wie wir später noch lernen sollten, ist sonntags ein super Tag um zu streiken – so von 12-18 Uhr beispielsweise.

Ich kam also lange nach meiner Familie an, und vom Flughafen dauerte es dann auch noch fast eine Stunde bis ins Hotel. Trotzdem wurde ich herzlich in Empfang genommen. Es war toll nach über zwei Monaten alle gesund und munter wieder zu sehen – auch wenn es 2 Uhr früh war.

Untergekommen sind wir für die eine Woche, die wir in Nouméa verbracht haben, im Le Surf Hotel. Nun ja, lieber gleich hier am Anfang: Besonders toll war das Hotel nicht. Türen klemmten, Wäscheleinen fehlten, Schimmel im Bad und das benutzte Geschirr im Zimmer wurde auch nicht wirklich richtig abgewaschen. Die Qualität des Frühstücks hielt sich auch in Grenzen - von den Spatzen, die alles anknabberten, was nicht irgendwie abgedeckt war, ganz zu schweigen (aber auch das störte nicht wirklich irgend jemanden dort). Ich für meinen Teil würde das Hotel also nicht weiterempfehlen.

Was kann man in der Stadt Nouméa alles tun? Das ist eine Frage, die ich mir heute noch stelle (z.B. „Paddelsurfen“). Die Werbung, die im Flieger des Rests meiner Familie lief, stellte die Stadt als unglaublich toll dar. Letztlich kommt es sicherlich immer darauf an, was man selbst daraus macht, aber viel zu sehen gibt es wirklich nicht. Wir sind vom Hotel aus ins Stadtzentrum gelaufen, hatten aber leider das Glück, uns Pfingstmontag dafür auszusuchen. Folglich hatten sämtliche Geschäfte sowie auch Museen einfach zu. Zum Glück hatte uns vorher ein Einheimischer darauf hingewiesen, sonst hätten wir nicht mehr rechtzeitig einkaufen gehen können (Lebensmittelläden hatten bis mittags auf).

Einer der kleinen Häfen von Nouméa

Da es in Nouméa auch an Nicht-Feiertagen nicht unbedingt viel zu tun gibt (shoppen gehen wollten wir nicht und die Museen, die es gibt, klangen jetzt auch nicht so umwerfend), war klar, dass wir sehr schnell außerhalb der Stadt unterwegs sein würden. Die Touristeninformation hatte einige kleine Infoblätter zu Wanderwegen, die zumindest zur Hälfte auch in Englisch waren.

Ach ja, ich habe vergessen zu erwähnen, dass Neukaledonien ein französisches Überseedepartement ist und laut Wikipedia auf deutsch Neuschottland heißt. Frankreich hat einige sehr schöne Inseln mal als Kolonien gehabt, die auch heute noch zur Republik gehören – allen voran meiner Meinung nach La Reunión und Mayotte. ;) Neukaledonien umfasst mehrere Inseln, von denen die größte Grande Terre ist, auf der sich auch die Hauptstadt Nouméa befindet.

Leider spricht in meiner Familie niemand Französisch (die paar Brocken, die vom Schulfranzösisch meines Bruders übrig geblieben sind, reichen nicht für eine Unterhaltung aus, wohl aber um nach dem Weg zu fragen – man beachte: das heißt nicht, dass die Antwort verstanden wird), was eine Reise ins französische Sprachgebiet immer wieder zu einem Abenteuer macht. Zum Glück sind die Leute in den Überseedepartements sehr freundlich und versuchen alles, um zu helfen, egal, ob es mit Händen und Füßen ist. Es ist ihnen herzlich egal, wenn man kein Wort Französisch kann (ganz im Gegensatz zu den hin und wieder recht unfreundlichen Leuten in Frankreich und französisch Kanada, die voraussetzen, dass die gesamte Welt Französisch spricht). Trotzdem sollten wir an der einen oder anderen Stelle noch Probleme bekommen. :)

Nun aber zurück zu den Dingen, die wir unternommen haben. Gleich vorweg: Damit man überhaupt etwas selbst machen kann, braucht man ein Auto. Das hatten wir auch gleich am zweiten Tag bekommen und schon ging es los zu unserem ersten Wanderziel: Dem La Rivière Bleue Parc. Wir wussten ehrlich gesagt nicht, was uns dort erwarten würde. Insgesamt ist es ein riesiges Areal, was aber größtenteils dieselbe Landschaft ausweist, welche aus viel roter Erde und Büschen besteht. Große Teile sind auch für einen Stausee unter Wasser gesetzt worden, weswegen es viele abgestorbene Bäume im Wasser gibt. Hintergrund des Parks ist die Renaturierung nach Chrom- oder Nickelabbau im Tagebau in dieser Region. So ganz geklappt hat das aber bisher nicht, da es scheinbar sehr viel regnet und die Erosion unglaublich ist. In den 30 Jahren, die es den Park schon gibt, haben sich selbst schnell wachsende Bäume noch nicht wieder durchsetzen können.

In diesem Naturpark gibt es viele Wanderwege, aber um einen Wechsel der Landschaft zu erreichen, muss man sehr weit fahren. Von Nouméa braucht man schon über eine Stunde bis zum Parkeingang, was man alles einkalkulieren muss, insbesondere wenn man weiß, dass nach Ende der Öffnungszeiten (17 Uhr) einfach eine kleine Zugbrücke hochgezogen wird und man dann wirklich festsitzt.

La Rivière Bleue Parc Freiwachsende Kannenpflanzen (gut gefüttert) Der Ein schönes Schild an einigen Wegen im Park (ich versteh' das mal mutwillig Deutsch ;) )  

Insgesamt waren wir zweimal im La Rivière Bleue Parc, weil das am besten beworben worden war und wir uns einen Wanderweg rausgesucht hatten, den wir unbedingt laufen wollten. Leider hat das letztlich doch nicht geklappt. Einmal war der Parkteil, in dem dieser Wanderweg liegt, aufgrund zu starken Regens am Vortag geschlossen. Beim zweiten Mal haperte es dann am Finden des Abzweiges zu dem geplanten Wanderweg. Eigentlich ist die Beschilderung wirklich gut, aber an bestimmten Stellen, wo es wichtig gewesen wäre, ging es dann voll vor den Baum und nach einer Stunde in die falsche Richtung laufen, mussten wir die Tour abbrechen. ;-)

Nun ja, die anderen Wanderwege sind auch nicht schlecht, man muss jedoch wirklich suchen, um herauszufinden, wo es dann doch mal Regenwald zu sehen gibt. Da der Großteil der Vegetation, wie schon erwähnt, gerade mal hüft- bis schulterhoch ist, kann es wirklich unangenehm warm werden, wenn es keinen Schatten gibt.

Rot und grün - die dominierenden Farben Mein Bruder bei der Flussüberquerung Es gibt tatsächlich Regenwald! Eindrücklich: Die durch Regen verursachte Erosion

Ein weiteres, nicht wirklich beworbenes Wandergebiet (Monts Koghis) liegt bei Dumbéa, einer anderen Stadt ein bisschen im Südwesten von Nouméa. Wir wussten davon auch nur, weil die Recherchen im Vorfeld dieses zu Tage gebracht hatten. Wir hatten also eine ganz tolle Beschreibung, wo man hin musste und was man alles anschauen konnte – in Französisch. Also musste mit dem vorhandenen Englisch, Spanisch und bruchstückhaften Französisch probiert werden, das irgendwie zu verstehen. Das hat erstaunlicherweise sehr gut geklappt und wir sind dort wunderbar angekommen. Wir mussten dann allerdings feststellen, dass das Wandergebiet nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Wir wussten vorher, dass es über Privatgelände gehen würde, aber nicht, dass das eventuell zu einem Problem werden könnte.

Wir standen also etwas ratlos vor dem abgesperrten Weg, aber glücklicherweise kam der Besitzer des Grund und Bodens vorbei und meinte, wir könnten gern wandern gehen, weil wir offensichtlich gut ausgerüstet waren. Er erklärte uns auch, dass das Gebiet durch die Regierung aufgrund mehrerer Unfälle gesperrt worden wäre. Da der Zugang zu den Wanderwegen über Privatgebiet läuft, muss dann die Versicherung des Besitzers aufkommen. Da das unglaublich teuer ist und auf ihn zurückfällt, ist das gesamte Gebiet derzeit abgesperrt. Der Eigentümer war jedoch im Begriff das zu klären und hoffte, dass in ein paar Wochen der Zugang auch ohne Einschränkung wieder möglich ist.

Wir haben uns dort einen Wasserfall angeschaut und sind dann noch in Richtung von Pic Malaui los gezogen. Da das Gelände aber unglaublich unwegsam, steinig und steil ist (der schlechte Zustand der Wege könnte erklären, warum hier ein Unfallschwerpunkt ist und somit ein versicherungstechnisches Problem besteht), haben wir nicht den gesamten Wanderweg absolvieren können, den wir uns letztlich ausgesucht hatten. Prinzipiell ist dieses Wandergebiet meiner Meinung nach jedoch bedeutend schöner als der La Rivière Bleue Parc. Es gibt viel Wald, die Ausblicke sind toll und es gibt viele lohnende Wanderziele. Auch für Trailrunner scheint diese Region sehr interessant zu sein, wie wir feststellen konnten.

Der besagte Wasserfall Ausblick über die Region Über Stock und Stein

Weitere Wanderwege sind im gesamten Süden verteilt. Wir wollten gern noch ein Gebiet in der Nähe von Nouméa anschauen (Réserve naturelle de la Vallée de la Thy), haben dann aber bei der Anfahrt festgestellt, dass wir ziemlich weit ab vom Schuss waren. Die „Straße“, die zum Beginn des Weges führen sollte, war zum Schluss nur noch ein schlechter Feldweg mit zwei Spurrinnen. Dafür hätte man einen Geländewagen gebraucht, den wir natürlich nicht hatten.

Nun ja, es gibt ja noch einige andere Wanderwege. Wir haben uns noch einen in Prony angeschaut, der ganz niedlich war, und ein bisschen auf die Geschichte Neukaledoniens als Strafkolonie einging (u.a. mit recht anschaulichen Nachbauten von verschiedenen damals üblichen Strafmöglichkeiten. Danach hatten wir geplant noch weiter in den Süden zu einem anderen Weg zu fahren, der in Port Bois losgehen sollte. Gesagt getan, aber was Zeiten und Distanzen angeht, kann man hier ganz gewaltig daneben liegen. Die zwei angesprochenen Wege gehören zu denen, für die man in der Touristeninfomation Infoblätter bekommt. Diese Zettel enthalten auch Angaben darüber, wie weit die Strecke ist und wie lange es bis dorthin dauert. Tja, wir wissen jetzt aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass das nicht unbedingt stimmen muss. Wir hatten ja ein schickes Auto, das uns treu überall hin brachte, egal, wie die Strecke war. Das war schon erstaunlich bei einem Peugeot 508, den wir übrigens nicht bestellt hatten, und der innerhalb von einem Tag schon ziemlich eingesaut war... Aber es ist halt kein Geländewagen mit Allradantrieb, weswegen Schlaglöcher und gut gefüllte Furten doch irgendwann zum Problem werden können. Zum einen kann man dann nicht mehr besonders schnell fahren und zum anderen wird es spätestens für die hinten Sitzenden zu einem Abenteuer. Fakt ist, dass die Straßen um Nouméa wunderbar sind. Je weiter man jedoch weg kommt, desto interessanter wird es und das nicht unbedingt im positiven Sinne. Der Zustand der Straßen wird, je weiter man von den Nickel- und Chromminen weg kommt, immer schlechter. Hinzu kommt, dass es nicht unbedingt gerade Straßen sind. Kurvenreich ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Wenn dann noch Steigungen beziehungsweise Gefälle bis 21% hinzu kommen, dann ist man mitten im Rallyefahren – nur leider mit dem falschen Wagen.

Unser (noch) sauberer Peugeot 508 Der Friedhof der Strafkoloniewärter (Sackgasse) - Sollte einem dieses Schild zu denken geben?? ;) Wand und Baum, wo auch immer hier noch die Grenze ist Die Überreste eines Gebäudes der Strafkolonie

Folglich sind sämtliche Angaben auf den Infoblättern mit Vorsicht zu genießen. Die gehen schätzungsweise von neuen Straßen aus, die jedoch nicht (mehr) vorhanden sind. Das Ende vom Lied war, dass wir tatsächlich bis zum zweiten Wanderweg gekommen sind, jedoch dank der fortgeschrittenen Zeit nicht mehr wirklich los ziehen konnten... Nun ja, es war eine Erfahrung, auf die wir dankend hätten verzichten können.

Tauchen waren wir auch einmal. Das hieß erst einmal mit einer Art Schlauchboot auf die Insel Amedeé fahren und von dort aus dann zwei Tauchgänge absolvieren. Wenn man davon absieht, dass das Wasser gerade mal 25 Grad Celsius warm ist (28 bis 30 Grad Celsius Wassertemperatur wären schöner :) ), ist die Unterwasserwelt recht nett gewesen, aber auch nichts Besonderes, wenn es um die Korallen geht. Toll waren allerdings die vielen großen Haie, die Mantarochen und auch eine große Schildkröte.

Die Insel an sich ist auch sehr hübsch, da sie einen Leuchtturm hat, auf den man hoch kann, und auch für Tagesausflüge zur Verfügung steht. Man muss jedoch mit einem Schiff, der „Mary D“, dorthin.

Die Insel Amedeé Einmal schöner Badestrand (Amedeé) Einmal gutes Essen nach dem ersten Tauchgang Mein Bruder, mein Vater und ich (mit Jacken von der Tauchbasis, weil die Bootsfahrt wirklich kalt war)

Eine Sache will ich noch erwähnen, weil sie uns schon öfter im Urlaub begegnet ist – und zwar immer dann, wenn man in Ländern ist, in denen man die Landessprache nicht spricht. Keiner will im Urlaub krank sein, aber wenn es dann soweit ist, muss man wohl oder übel zum Arzt (spätestens, wenn man das Antibiotikum nicht frei verkäuflich in der Apotheke bekommt). Egal ob ausgekugelte Zehen, Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung, irgendwann braucht man Hilfe und dann wird es witzig. Auch dieses mal hat es mal wieder jemanden so entschärft, dass Tauchen unmöglich war. Mutig ging es in die Apotheke, aber in Frankreich bekommt man nichts frei verkäuflich, man braucht wie auch in Deutschland ein Rezept. Also auf zum Arzt, wie immer kurz vor Schluss der Öffnungszeiten (was in Neukaledonien keine Kunst ist). Nun waren die Chancen natürlich nicht besonders groß, einen Arzt anzutreffen, der perfekt Englisch spricht, da selbst in der Touristeninfo eigentlich alles nur auf französische Gäste ausgelegt ist. Wir hatten jedoch Glück und wenig später ging es mit allem Notwendigen zurück ins Hotel. Fazit: Egal was passiert, einem Urlauber wird überall gern geholfen. Und mehr als mit Händen und Füßen erklären müssen, wo es denn nun weh tut, kann einem gar nicht passieren.

Eins sollte man über Neukaledonien auch noch wissen: Es ist verdammt teuer. Mich haben ja schon die Preise in Neuseeland vom Hocker gehauen als ich aus Südamerika ankam, aber Neukaledonien hat dem locker noch eins drauf gesetzt. Essen gehen mit vier Personen kostet da schon ein halbes Vermögen. Die Alternative ist logischerweise einfach einkaufen zu gehen und selbst im Hotel Abendbrot zuzubereiten. Auch hier sind die Rechnungen utopisch (wenn man mal von lachhaft niedrigen Preisen für die Baguettes absieht), aber man bekommt wenigstens, was man selbst auch haben möchte.

Bei Alkohol sieht das allerdings ein bisschen anders aus. Da unser Französisch, wie schon angedeutet, sehr zu wünschen übrig lässt, hat es eine ganze Weile gedauert, bis wir verstanden hatten, dass mittwochs, freitags, samstags und sonntags nur bis mittags Alkohol verkauft wird. Feiertage und Sonderregelungen in den einzelnen Städten können das natürlich noch ergänzen. Folglich steht man dann mit dem Getränk seiner Wahl an der Kasse und kann zuschauen, wie es wieder einkassiert wird. :) Die einzige Ausnahme: Ginger Beer – Ingwerbier. Das führte zu einigem Gelächter, als im Hotel auffiel, dass es sich weder um Bier noch überhaupt um ein alkoholisches Getränk handelte. Man findet es witzigerweise jedoch direkt neben dem Bier in der Kaufhalle.

Soviel also zum ersten Teil des Familienurlaubs in Neukaledonien, genauer in Nouméa. :)

Rot-grüne Buschlandschaft

03Juni
2013

Eine abenteuerliche Rundreise

Sonnenuntergang an der Ostküste von Grande Terre (Hienghène)

Für den zweiten Teil unseres Urlaubes in Neukaledonien – eine Rundreise mit dem Mietauto – hatten wir uns vorher einige Karten organisiert. Es gibt zwar kostenlose Karten mit den Straßen darauf (am Flughafen oder bei der Touristeninformation), aber wenn es darum geht, irgendwo wirklich anzukommen, braucht man Besseres als das. Karten kann man übrigens in Buchläden kaufen. Die zu finden, ist eine andere Sache... Die Alternative zu Papier, die uns in Nouméa selbst schon mehrfach gerettet hatte (denn die kostenlose Nouméakarte endet an einem Punkt, an dem man noch nicht wirklich aus der Stadt hinaus ist und man sich noch unglaublich gut verfahren kann), war das Smartphone meines Vaters. Ich mag diese Dinger ja nicht wirklich, aber ich gebe gern zu, dass sie ungemein praktisch sein können. Ein kleines GPS und vorher heruntergeladene Straßenkarten helfen, wenn alles andere versagt.

Unsere sechs Tage in Nouméa und Umgebung waren um und die Rundreise sollte endlich los gehen! Wie schon im letzten Beitrag angesprochen, hatten wir mehr von der Stadt erwartet und die Wanderwege in der Umgebung hatten wir soweit eigentlich abgearbeitet. Natürlich gibt es noch mehr, aber dann macht es mehr Sinn den Standort zu wechseln, damit die Anfahrtswege nicht so unglaublich lang sind.

Ich hatte schon mal angedeutet, dass Streiken in Neukaledonien eine Art Volkssport zu sein scheint. Das klingt gemein, aber wenn man als Urlauber gleich in zwei verschiedene davon verwickelt wird, dann kann man schon mal so eine Meinung entwickeln. Streik Nummer eins war der, der dafür gesorgt hat, dass ich mit neun Stunden Verspätung und einem Umweg über Australien in Nouméa angekommen bin (die Feuerwehr des Flughafens – man beachte: an einem Sonntag). Der zweite Streik, der uns ebenso unvorbereitet traf und auch an einem Sonntag und gleichzeitig dem französischen Muttertag stattfand, war der der Tankstellen. Wir hatten am Tag vorher noch kurz überlegt, zu tanken, uns dann aber gesagt, dass wir das auch am nächsten Morgen auf dem Weg aus der Stadt machen könnten. Böser Fehler, wie wir an Tankstelle vier dann feststellen mussten...

Da unser Französisch bekanntlich nicht vorhanden ist, hat es eine Weile gedauert, bis wir das Schild, was eigentlich an allen Zapfsäulen hing, verstanden haben. Es bedeutete, dass alles leer wäre. An Tankstelle vier erklärte man uns dann endlich, dass es ein Streik ist und in ganz Neukaledonien kein Sprit mehr zu haben wäre. Super, und nun?

Die Frage haben wir per Telefon dann auch dem Herrn, der für uns vor Ort zuständig war, gestellt. Der meinte dann auch noch zu uns, dass er wegen des angekündigten Streiks extra noch am Abend zuvor getankt hatte. Na danke! Und uns anrufen war nicht drin, oder wie??? Wir waren jedenfalls bedient, weil er uns natürlich auch nicht sagen konnte, ob noch irgendwo eine andere Tankstelle offen hatte. Wir haben ihm dann vorgeschlagen, er solle doch am Flughafen anrufen und sehen, ob die ein betanktes Auto für uns haben, denn bis dahin wären wir noch gekommen. Das zog sich dann unglaublich hin. Wir saßen derweil immer noch im Auto an Tankstelle Nummer vier...

Nach über einer Stunde fuhr ein Auto erst an uns vorbei, drehte dann und kam wieder. Die Insassen fragten uns dann, ob wir Benzin brauchten – also wir vermuten das jedenfalls, weil wir natürlich nichts verstanden haben, aber wie schon angesprochen, sind die Neukaledonier unglaublich hilfsbereit und das trotz Sprachbarriere. Letztlich wollten sie uns beschreiben, wo es noch eine Tankstelle gibt, haben uns dann aber kurzerhand hingeführt. Die Tankstelle war auch wirklich offen, aber wie es der Zufall eben wollte, waren die Tanksäulen leer in dem Moment, in dem wir dran waren... Das heißt dann dumm gelaufen.

Mittlerweile wissen wir auch, dass nicht die Tankstellen selbst gestreikt haben, sondern die Ausfahrt des Benzinlagers durch die Streikenden blockiert worden war, solange die Tarifverhandlungen noch liefen.

Da wir nichts weiter tun konnten und unser Betreuer uns dann eine weitere Nacht in unser Hotel gebucht hatte (wir sollten zum Schluss der Reise noch zwei Nächte dort verbringen und so wurde eben eine davon vorgezogen), haben wir uns noch das Kulturzentrum Tjibaou angescha ut. Besonders war das nicht, was aber auch daran liegen könnte, dass große Teile der Ausstellungen geschlossen waren.

Blick vom Kulturzentrum auf Noumea Magroven am Kulturzentrum Blick auf das Kulturzentrum

Am nächsten Tag ging es dann endlich doch los Richtung Norden. Ganz nach Plan lief es nicht, weil wir anstatt unsere Rundreise der Reihe nach wie geplant zu machen, Stop eins überspringen mussten. Der wurde dann zum Schluss angehängt. Prinzipiell ist das ja keine schlechte Idee, aber dadurch, dass wir somit einen Tag verspätet waren, konnten wir uns einige Sachen auf dem Weg nicht anschauen. Auf dem Hinweg nicht, weil wir zielsicher am Ruhetag vorbeigekommen wären, und auf dem Rückweg auch nicht, weil wir nach Ende der Öffnungszeiten erst dort angekommen wären... Hier ist insbesondere eine Destillerie zu erwähnen, die auch Essenzen für Parfüm und Medizin herstellt. Wir wissen bis heute nicht, was für Schnapps dort gebrannt wird.

Nun aber genug genörgelt! Wir waren froh, endlich aus Nouméa weg zu kommen, auch wenn die Fahrstrecke doch recht lang war. Unser erstes Ziel war Koné, welches man erreicht, wenn man die Westküste von Grande Terre entlang fährt. Ein kleiner Zwischenstop in La Foa bei der Brücke Marguerite sowie in Bourail. Laut unserem Reisebetreuer gab es dort nicht viel, wir sind da jedoch anderer Meinung. Wir waren schön zwei Stunden wandern und zwar auf dem Weg „Sentier de 3 baies“ (Weg der 3 Buchten), der sich an der Küste auf und ab schlängelt und wunderschöne Aussichten beschert. Nicht weit von diesem Wanderweg entfernt gibt es einen Naturlehrpfad, den wir uns auch noch angeschaut haben. Weiterhin ist die gesamte Region mit wunderschönen Stränden gesegnet, aber da wir ja irgendwann auch in Koné ankommen mussten und uns unser Betreuer nichts davon gesagt hatte, fehlte uns für das Baden leider die Zeit...

Die Brücke Marguerite Einer der Strände bei Bourail Ein Blick auf das Hinterland Postkartenbild vom Wanderweg der 3 Buchten Und noch ein schöner Strand :)

Untergekommen sind wir dann im Koniambo in Koné. Das hatte ein bisschen Motelflair und mit Putzen haben sie es dort auch nicht so genau genommen. Zumindest bei uns sah das Bad katastrophal aus. Schön war, dass die Zimmer alle eine Terrasse hatten, und man uns aneinander angrenzende Zimmer gegeben hatte. Auch das Frühstück war super.

Der nächste Tag sollte uns nach Hienghène bringen. Es gibt zwei Möglichkeiten dort hin zu kommen. Unser Betreuer meinte, dass man doch die nördliche Runde nehmen soll, auch wenn sie etwas (Untertreibung des Jahrhunderts...) länger ist. Wir haben mal wieder den Fehler gemacht und auf ihn gehört. Die Fahrt war unglaublich lang. Wenn Tag eins schon fünf Stunden umfasste, so waren es am zweiten Tag fast sieben Stunden im Auto. Wir haben zwischendurch noch Höhlen angeschaut. Die befinden sich in einem Gebiet für Kletterer, was man aber von außen gar nicht sehen kann. Man kommt von Koumac dorthin. In dieser Region gibt es auch noch andere abenteuerliche Exkursionen, vom Höhlenklettern, für das man jedoch einen Guide und die entsprechende Ausrüstung benötigt, bis hin zum Anschauen des riesigen Geländes einer Nickelmine.

Viel Spaß beim Klettern in den Höhlen ... und auch außerhalb Und wieder rein in die Höhlen :)

Für uns ging es jedoch noch weiter bis nach Hienghène, welches sich an der Ostküste von Grande Terre befindet. Um dort hin zu kommen, kommt man über die letzte Autofähre, die noch in Betrieb ist. Die ist kostenlos und ganz witzig, weil die Überfahrt in etwa zwei Minuten dauert und gerade mal zwei Autos auf die Fähre passen. Hienghène selbst ist ein ganz kleines Dorf, in dem es nicht wirklich etwas gibt. Wir waren froh, dass es wenigstens einen kleinen Einkaufsladen gibt. Zum Essen gehen gibt es nämlich keine Möglichkeit. Unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte war das Koulnoué Village. Hier ist man in Chalets untergebracht, die ganz nett sind, und definitiv eine Steigerung zu den letzten Hotels. Wir waren direkt am Meer, was die Gebäude zwar dem Wind aussetzt, aber auch dafür sorgt, dass man den Strand direkt vor seiner Terrasse hat.

Das Meer auf der anderen Inselseite Bei Hienghène Wir haben einen Strand direkt vor der

Insgesamt ist die Gegend auch viel schöner als der Süden von Grande Terre. Unser Grund hierher zu kommen, war jedoch das Tauchen. Die Westküste – außer Nouméa – eignet sich weniger dafür während die Ostküste ein gigantisches Riff vorgelagert hat. Neukaledonien hat das zweitgrößte Barriereriff der Welt nach dem Great Barrier Riff in Australien. Das Tauchen war auch sehr schön am nächsten Tag, aber leider konnten wir nur einen Tauchgang absolvieren, weil der Wind die See aufgewühlt hatte und die Fahrt zum Tauchplatz schon ein Abenteuer in dem kleinen Boot gewesen war. Da es während des ersten Tauchganges nur noch schlimmer an der Oberfläche geworden war, mussten wir die Tour leider abbrechen. Der Tauchgang an sich war jedoch echt toll. Die Unterwasserwelt ist unglaublich bunt und es gibt viele schöne Korallen sowie Kleinfisch. Kein Vergleich zu Nouméa in meinen Augen.

Wir haben den Rest des Tages dann für einen Strandspaziergang genutzt und abends den unglaublich klaren Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre bewundert. Auch hier hat sich das Smartphone als sehr hilfreich erwiesen, weil wir außer dem Kreuz des Südens und Orion sowie der Milchstraße natürlich keine Sternenbilder kannten.

Eigentlich war der Plan auch am Tag danach nochmals tauchen zu gehen, aber da es in der Nacht noch weiter vor sich hin stürmte, waren die Wellen endgültig zu hoch für das Tauchboot und wir konnten nicht raus fahren. Da wir so etwas schon geahnt hatten, hatten wir uns ein paar kurze Wanderstrecken in der Umgebung heraus gesucht. Davon gab es auch genügend (in Nouméa in der Info haben wir dazu die Zettel mitgenommen), jedoch mussten wir auch dieses Vorhaben abbrechen, weil es in Strömen zu regnen begann...

Also haben wir gleich die Fahrt zum nächsten Ziel, Poindimié, angetreten. Dort sind wir im Hotel Tieti Resort untergekommen. Das Hotel ist bis jetzt eines der besten, die wir hatten. Die Zimmer waren toll (gut, ein Safe fehlte) und sauber, das Essen wunderbar und der Strand war ideal um baden zu gehen.

Insgesamt in Poindimié wieder etwas größer um nicht zu sagen riesig verglichen mit Koné und Hienghène. Man kann hier sogar essen gehen, was wir auch im Snack La Cafet gemacht haben. Ich erwähne das, weil es wirklich super und für neukaledonische Verhältnisse sogar recht günstig war und man dann doch mal Werbung machen kann. :)

Der nächste Tag stand wieder ganz im Zeichen des Tauchens. Leider konnten wir nicht in voller Besetzung antreten, weil es einen krankheitstechnischen Rückfall gab. Während sich eine Partei mit schlafen und auskurieren beschäftigte, ging es zu dritt zum Tauchen. Nach einigem hin und her (unserem Guide ging es so schlecht, dass er sich ins Krankenhaus begab und wir eine Zeit lang nicht wussten, ob für Ersatz gesorgt werden konnte), ging es dann auch endlich los. Auch hier war die Unterwasserwelt wieder fantastisch und wir hatten viel Spaß unter anderem mit zwei sehr neugierigen und vor allem vorwitzigen Nemos, die es darauf angelegt haben, dass man sie anstubst. Beim ersten Tauchgang hatten wir noch einen weiteren Taucher mit dabei, der dann aber den zweiten nicht mehr antreten konnte, weil es ihm gesundheitlich auch nicht gut ging. In dem Tag steckte irgendwie der Wurm drin.

Das Korallenriff Findet ihr das gut getarnte Seepferdchen? Eine Koralle :) Taucher (ich)! Und alle sind sie unterschiedlich beschäftigt. Eine Anemone Eine behaarte Muschel, die sogar leuchten kann Zwei neugierige Clownfische (und mein Vater) Der Versuch sie zu fangen (mein Bruder) Ohne Worte :) Eine Nackteschnecke Und noch eine - diesmal gut getarnt

Da Poindimié verschiedene Essmöglichkeiten hat, haben wir uns am zweiten Abend etwas Warmes (Pizza) organisiert. Warum erwähne ich das? Weil hiermit eine witzige kleine Geschichte verbunden ist. Mein Bruder ist zum ersten Mal mit unserem tollen Mietauto gefahren (ich durfte mich vorher schon an der Automatik versuchen) und er ist kaum aus der Hoteleinfahrt heraus, da werden wir auch schon von unzähligen Polizisten angehalten. Einmal Führerschein, Fahrzeugpapiere, Mietvertrag und Versicherung bitte. Und natürlich die Frage nach Alkohol, die bei meinem Bruder sehr lustig ist, da er gar nichts trinkt. :) Trotzdem musste er ins Röhrchen pusten.

Das Ganze auf Französisch? Keine Chance, wenn es ums Verstehen geht, aber wie es der Zufall wollte, haben wir den wohl einzigen Polizisten erwischt, der Deutsch in der Schule hatte und es auch noch sehr gut sprach.

Am nächsten Tag ging es nach dem Baden im Meer (wer will schon in den Pool, wenn er bei tollem Wetter ins Meer kann?) auf in Richtung Sarramea. Das sollte eigentlich unser erster Stop werden, wurde aber aus den schon erläuterten Gründen hinten angehängt. Die Fahrt war spektakulär was die Aussichten angeht und auch die Kurvenvielfalt der Straße. Zum Glück sind hier die Schlaglöcher schon etwas seltener als auf der Strecke zwischen Koné und Hienghène – die Strecke war die Katastrophe in der Hinsicht. Weiterhin kommt man wieder in das Minengebiet, wo Chrom und Nickel im Tagebau gefördert werden (was die guten Straßen erklärt), was die Landschaft stark prägt.

Wieder im Minengebiet Der Tagebau prägt die Landschaft stark

Untergekommen sind wir im Hotel L'Evasion. Das war auch wirklich schön. Wir hatten Bungalows, die schick eingerichtet waren und sogar eine Badewanne hatten! ;) Auch das Frühstück war hier sehr gut, auch wenn es zum ersten Mal kein Buffet gab.

Der nächste Tag bedeutete dann früh aufstehen, weil wir uns eine längere Wanderung („Sentier Plateau de Dogny“) vorgenommen hatten. Für die 15,3km waren etwa sieben Stunden angesetzt. Wir brauchten letztlich acht mit Pausen und einigen Problemen zwischendurch. Auf die 1000 Höhenmeter am Anfang und nochmal am Ende der Wanderung waren wir ja gefasst gewesen. Auf das Auf und Ab zwischen drin nicht ganz, aber worauf wir absolut nicht vorbereitet waren, waren die vielen Flussüberquerungen von Stein zu Stein. Es hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht, die Aussicht vom Plateau ist beeindruckend, man kann Wasserfälle anschauen und natürlich auch den Regenwald. Der Abstieg hatte es dann noch mal in sich und eigentlich alle lagen mindestens einmal. Zum Glück ist der Weg zu steil, so dass man nicht tief fallen kann. :)

Blick vom Plateau Wir haben die 1000 Höhenmeter hinter uns!!! Ein kleiner Fluss, der uns sehr lange begleitet hat Wir hatten tolles Wetter, wie man sieht :) Ein Schild, dass uns sehr häufig begegnet ist: Nicht schwimmen, nicht angeln, nicht jagen und keine Dosen aufheben (oder auch: nichts wegwerfen, aber das ist unkreativ ;) )

Nach der Wanderung ging es wieder nach Nouméa zurück und am nächsten Tag zum Flughafen.

Insgesamt hätte man die gesamte Reise anders aufbauen können. Zum einen hätte man von vorn herein ein paar Tage ganz im Süden (Port Boise) oder auch im Osten in Yaté verbringen können. Letzteres, weil man von dort nicht so weit bis in den La Rivière Bleue Parc fahren muss und auch einen Zugang zum Süden hat. In Nouméa kann man auch ein paar Tage verbringen, aber sechs und letztlich in unserem Fall sogar sieben waren eindeutig zu viel. Dann sollte man tatsächlich bis Koné durchfahren und die Strecke mit den Zwischenstops genießen. Von dort kann man gern über den „hohen Norden“ fahren, sollte dann aber eine Nacht in Koumac verbringen, um die Gegend anschauen zu können und die Strecke ein bisschen zu verkürzen. Von dort nach Hienghène für ein paar Tage zum Tauchen und Wandern und danach nach Poindimié für's Baden und Tauchen. Letztlich noch nach Sarramea zum Wandern und dann zurück nach Nouméa. Das wäre eine bessere Einteilung gewesen. Natürlich kann man sich auch noch die weiteren Inseln von Neukaledonien anschauen, die sehr schön sein sollen. Nach der gesamten, doch arg fehlgeleiteten Werbung wäre ich jedoch vorsichtig bei solchen Behauptungen. Wir hätten noch die Chance auf „heiße Quellen“ gehabt. Glücklicherweise haben wir vorher im Internet gesucht und mit viel Mühe auch ein paar Infos gefunden. Unter „heißen Quellen“ versteht man hier ein oder auch zwei Badewannen in der Mitte vom Nirgendwo. Keine Beschilderung um hin zu kommen und dann natürlich das abenteuerliche Badevergnügen – übrigens mit der Empfehlung aus Respekt vor den Anwohnern doch im T-Shirt und kurzer Hose zu baden.

All solche Infos wären vorher schön gewesen. Nun ja, im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer und für Neukaledonien trifft das mehr denn je zu. Ich bin der Meinung, dass eine ehrliche Werbung hier eher angebracht wäre. Ja, viele Dinge sind in der Tat abenteuerlich, aber es gibt genügend Leute, die das trotzdem machen würden (wozu wir gehören). Das wäre dann insgesamt förderlicher für den Tourismus, der im Vergleich zu La Reunión doch noch in den Kinderschuhen steckt.

Trotzdem war es ein schöner Urlaub, wenn auch einer, den ich in dieser Form nicht unbedingt wiederholen würde. Toll war es auf jeden Fall meine gesamte Familie nach über zwei Monaten wieder zu sehen und gemeinsam unterwegs zu sein. Wir sind sogar von Nouméa aus noch alle gemeinsam nach Sydney geflogen. Erst dort trennten sich unsere Wege wieder. Für meine Eltern ging es zurück nach Deutschland und in den Alltag, für meinen Bruder und mich jedoch in die zweite Hälfte meiner Weltreise, auf die er mich begleiten wird. Aber dazu mehr im nächsten Eintrag. :)

Eine sehr bunte Schnecke, die wir beim Tauchen gesehen haben

11Juni
2013

Tasmanien - oder: die kleine Südinsel

Flagge Australiens

Nachdem mein Bruder (Robert übrigens mit Namen) und ich uns von unseren Eltern in Sydney verabschiedet hatten, ging für uns die Reise weiter. Einmal kurz nach Melbourne und dann sofort nach Hobart, der kleinen und feinen Hauptstadt von Tasmanien. Man kann auch direkt von Sydney dorthin fliegen, aber da unsere Reiseplanung anfangs nicht zu hundert Prozent sicher war, kam diese kleine Schleife zustande.

Tasmanien? Genau! Uns steht ein ganzer Monat Australien bevor und wir haben davon über eine Woche in Tasmanien zugebracht. Der ein oder andere wird jetzt den Kopf schütteln und sagen, dass man diese Zeit doch besser an der Ostküste des Kontinents hätte verbringen sollen (spätestens wenn dann der restliche Reiseverlauf hier erscheint, werden das sicherlich ein paar mehr werden ;) ), andere jedoch werden uns zustimmen, dass das die beste Entscheidung überhaupt war. Warum? Die kleine Südinsel, wie manche lächelnd Tasmanien nennen (nicht zu verwechseln mit der großen Nordinsel), ist ein perfekter Ort für alle, die Outdoorsportarten lieben. Egal ob Wandern, Klettern, Eisklettern, Abseilen, Surfen oder Rafting (man kann tatsächlich beim Wasserkraftwerk anrufen und darum bitten, dass mal ein bisschen Wasser aus dem Stausee abgelassen wird – sehr beliebt für Schulausflüge), es ist für jeden etwas dabei. Der Grund für uns war das Wandern und genauer der Overland Track.

Der Overland Track ist ein Wanderweg, der 86km umfasst und von den meisten in sechs Tagen gelaufen wird. Gerüchteweise ist es DER Wanderweg, den jeder Australier einmal in seinem Leben gelaufen sein will. Man schläft entweder in Hütten oder in Zelten. Prinzipiell gibt es eine Gebühr sowie eine Personenbeschränkung und man darf nur von Norden nach Süden laufen. Das alles bezieht sich jedoch auf den Sommer. Vom 1.6. bis 30.9. kann man machen, was man will. Soviel nur zur Erklärung.

Seit ein paar Jahren begegnete uns der Wanderweg immer wieder in Outdoorzeitschriften, Katalogen und sogar in dem netten Buch „1000 places to see before you die“. In Vorbereitung dieser Reise begannen dann die genaueren Recherchen und wir stellten fest, dass das doch ein größeres Abenteuer werden würde, als wir dachten. Punkt 1: Wir würden im Winter da sein (es bestand die Gefahr, dass Schnee und Eis vorhanden ist). Punkt 2: Man braucht ziemlich viel Ausrüstung (Zelt, Gaiters – eine Art Schienbeinschoner, sehr gute Regenjacke und -hose, Gaskocher und Zubehör). Punkt 3: Man muss das gesamte Essen für die Wanderung selbst tragen (wie viel braucht man denn für sechs Tage???). Das alles zusammen war für uns Grund genug nach einem Guide zu suchen. Bei Tasmanian Wilderness Experiences wurden wir dann fündig – im Winter bieten nur wenige Organisationen überhaupt Touren an. Nachdem ich dann über Wochen mit Graham, dem Chef, in Verbindung stand und alles geklärt war, stand fest, dass wir nach Tasmanien fliegen würden. Und so kam es dann ja auch. :)

Eine witzige Begebenheit hatten wir gleich noch in Sydney: Bei der Einreise muss man einen kleinen Zettel ausfüllen, der in einigen Ländern (wozu übrigens auch Neuseeland gehört) explizit nach Wander- und Kletterausrüstung fragt und auch, wo man die letzten vier Wochen verbracht hat. Das Warum wurde uns klar, als wir plötzlich in der Quarantäneschlange mit etwa hundert anderen Leuten landeten... Australiens Flora ist nicht ganz so widerstandsfähig gegen aus anderen Ländern eingeschleppte Pflanzen, wie man denken mag. Das gilt übrigens auch für Tiere. In unserem Fall wurden unsere Wanderschuhe für dreckig und eine potenzielle Gefahr befunden – also wurden sie netterweise von dem Mitarbeiter der Quarantäne für uns blitzblank geputzt. Das hätte ich gern bei jeder Ankunft am Flughafen, dann spare ich mir den Aufwand. :)

Da wir ziemlich spät ankamen, war klar, dass es nicht am nächsten sondern erst am übernächsten Tag losgehen würde. Wir wurden also von Graham und Carol abgeholt und ins Base Camp Tasmania eine Stunde außerhalb von Hobart gebracht. Dort verbrachten wir die Nacht und am nächsten Tag nahmen sie uns mit nach Hobart.

Da wir einen Tag „zu viel“ hatten – die eigentliche Planung sah vor, dass wir nach Hobart fliegen, am nächsten Tag los laufen und nach dem letzten Tag zurück fliegen – hieß es für uns die Zeit in der kleinen Hauptstadt zu verbringen. Wenn mich jemand vorher gefragt hätte, was man dort bitte machen kann, hätte ich leichthin geantwortet „Nichts.“ Falscher könnte die Antwort nicht sein. Mit dem „Hop on, hop off“-Bus haben wir uns einen Überblick verschafft. Man kann eine Bierbrauerei besuchen, sich das ehemalige Frauengefängnis anschauen, kleinere informative Wege laufen, eine Miniwhiskeybrennerei besichtigen, sich verschiedene Galerien anschauen und natürlich ins MONA, das Museum für neue und alte Kunst gehen (am besten mit der Fähre hinfahren). Weiterhin kann man durch Salamanca (sonntags gibt es hier einen riesigen Wochenmarkt) und den überschaubaren Hafen laufen und natürlich durch die eng beieinander liegenden Läden schlendern. Und das sind nur die Dinge, die wir nicht machen konnten.

Das MONA hat dienstags geschlossen und wir waren natürlich zielsicher an einem Dienstag da... Also sind wir in den botanischen Garten. Der ist recht hübsch und ein Spaziergang schadet bekanntlich nicht. :)

Danach ging es in die Penitentiary Chapel. Das klang erst einmal nach einer Kirche, letztlich ist es aber mehr ein Gerichtsgebäude, was aus der Strafgefangenenkapelle entstanden ist. In Hobart kamen alle Überseestrafgefangenen an und mussten nochmals eine Verhandlung über sich ergehen lassen, die eventuell sogar zu einem anderen Ergebnis kam als das ursprüngliche britische Gericht.

Viel von der eigentlichen Gefängnisanlage ist vernichtet worden, nachdem das Gefängnis aufgelöst worden war, aber die Gerichtssäle, die Überreste der Kapelle sowie der Richtplatz mit Galgen sind noch vorhanden. Man kann nur mit einer Führung in die Anlage, aber die lohnt sich wirklich. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen ist beeindruckend, weil man sie anhand von Einzelpersonen erläutert bekommt – und mit einer Priese Humor, versteht sich.

Die Hafenbrücke von Hobart Im Botanischen Garten Ich wusste bisher nicht, dass es Marshmallows als Pflanzen gibt... Die Penitentiary Chapel

Viel Zeit blieb uns danach dann nicht. Eine kleine Tour durch die Outdoorläden war jedoch drin. Es ist schon erstaunlich, dass die sich immer alle in der selben Ecke ansiedeln...

Am späten Nachmittag ging es dann mit Graham wieder zum Base Camp zurück. Unterwegs haben wir gleich noch Ken, unseren Guide für die nächsten sechs Tage, eingesammelt. Nach dem Abendessen kam dann auch das Zusammenstellen der Ausrüstung und das Packen dran. Wir haben ewig dafür gebraucht... Nun ja, so ist das halt, wenn man sein ganzes Essen für sechs Tage, ein halbes Zelt, einen Schlafsack, eine Isomatte, eine Ersatzgaspatrone, einmal Wechselschuhe, Regenklamotten, Waschzeug (inklusive Handtuch) und natürlich ein paar Klamotten irgendwie in einem 53l-Rucksack und einem kleinen Tagesrucksack verstauen soll. Stolze 16kg hatten mein Bruder und ich jeweils als Gepäck. Ken schleppte satte 22kg mit sich, also konnten wir uns nicht mal beschweren.

Der erste Tag unserer Wanderung auf dem Overland Track begann erst einmal recht entspannt – wenn man davon absah, dass wir ewig gebraucht haben, die restlichen Sachen in unseren Rucksäcken zu verstauen, aber wir sollten über den Verlauf der Tage schneller im Packen werden. Leider hieß es nämlich jeden Tag alles neu ein- und wieder auspacken, da die schweren Sachen wie Schlafsack und Isomatte natürlich unten rein mussten...

Aber zurück zum ersten Tag. Kurz nach 7 Uhr ging es los mit dem Kleinbus zum Startpunkt. Für uns hieß das knapp drei Stunden Fahrt nach Cynthia Bay. Normalerweise, also während der Saison, ist das der Endpunkt des Overland Tracks, weil nur von Norden nach Süden gelaufen werden darf. Da wir in der ersten Woche nach Saisonende unterwegs waren, konnten wir andersherum laufen, wofür wir letztlich sehr dankbar waren. Aber dazu mehr am Ende.

Von Cynthia Bay ging es gegen 10 Uhr los. Für die schlappen 17,4km bis zur Narcissus Hut brauchten wir sechseinhalb Stunden. Gleich zu Anfang haben wir ein Wombat gesehen! Und das, obwohl die eher in der Dämmerung aktiv sind. Echt genial. Ansonsten haben wir stumm vor uns hin gelitten (ab und zu auch weniger stumm), denn 16kg waren doch ein bisschen viel für Robert und mich. Zumindest, wenn man sie so lange tragen muss. Weiche Knie, schmerzende Hüftknochen und Schultern waren das Resultat – und in meinem Fall auch einige Probleme beim über Baumstämme klettern (elegant war definitiv anders...). Nun ja, ein Bennet und ein Rufous Wallaby zu sehen, war dann eine kleine Belohnung zwischendurch.

Die Hütte war ganz niedlich und außer uns waren noch vier weitere Personen da. Wenn man davon absah, dass es ziemlich schnell schweinekalt wurde, war es ganz schön endlich angekommen zu sein. Der erste Tee und das erste Essen auf dem Gaskocher schmeckte umso besser. Kleinere oder größere Beschwerden gab es nur von meinem Bruder, da das Abendessen recht pilzlastig war und er die nicht mag. Mehr für mich. :)

Eine Karte des Overland Tracks Die voll ausgestatteten Wanderer :) Blick auf Lake St. Clair Mittagessen am Strand Ein großer Baum fällt nach rechts, der andere nach links: Das ist das Ergebnis Ich in voller Montur, inklusive 16kg auf dem Rücken Und mein Bruder mit selbigem Gepäck

Nach einer Nacht, in der wir wenig geschlafen haben, weil wir gefroren haben wie die Schneider, hieß es 7.30 Uhr aufstehen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir letztlich los kamen, was zum einen daran lag, dass das Packen, wie gesagt, noch eine langwierige Angelegenheit war und zum anderen daran, dass ich meinen Bruder noch nie habe so langsam essen sehen. Es gab Oatmeal, wie es so schön im Englischen heißt. Zu Deutsch: Haferschleim. Ich kannte das schon aus Neuseeland und wusste, dass es prinzipiell nach nichts schmeckt, außer nach dem, was man dran macht (also Nüsse, Früchte und ähnliches). Wir hatten das Ganze fertig abgepackt in Tüten mitbekommen und mein Bruder hatte so etwas noch nie gegessen. Wie sich heraus stellte, wird er das wohl auch so schnell nicht wieder. Das etwas zähe Zeug ist einfach nicht sein Ding. Ich war hin und her gerissen zwischen enorm großer Schadenfreude und Mitleid, weil es für die nächsten drei Tage nichts anderes zum Frühstück geben sollte...

Kurz vor 11 Uhr ging es dann endlich los. Und zwar in voller Regenmontur, weil das Wetter gelinde gesagt nicht besonders toll aussah. Letztlich hatten wir viel feuchte Luft, aber wirklich angefangen zu regnen hat es glücklicherweise erst, als wir schon ein Weilchen in Bert Nichols Hut waren. Für die Tagesstrecke von 9km haben wir nur zweieinhalb Stunden gebraucht. Da unsere Vorgänger in der Hütte vergessen haben, dass sie Reisig hätten sammeln sollen, damit man den Kohleofen auch in Betrieb nehmen kann, mussten wir das noch machen, was bei feuchten Wetter schon ein interessantes Unterfangen war. Es fand sich aber noch eine halb verbrannte Taschenbibel im Ofen. Bei uns reichte diese für die Erleuchtung des Ofens, unseren Vorgängern war das nicht vergönnt... Ein schönes Kohlefeuer vertreibt schon mal die Kälte – auch wenn die Hütte eine komplette Fehlkonstruktion ist, zumindest im Winter. Da sind große luftige Räume schon unpraktisch. Insbesondere, wenn außer uns drei nur noch eine weitere Person dort übernachtet.

Nur eine Person ist auf der Hängebrücke erlaubt Unser Guide Ken immer vorn weg Und jetzt auch mal Ken von vorn ;)

Eine weitere sehr kalte Nacht (erst ab der dritten Nacht hatten wir raus, dass man wirklich alle Klamotten, die man mitgenommen hat, auch anziehen sollte) brachte uns einen noch kälteren Morgen. Nachdem wir 7 Uhr aufgestanden waren, ging es kurz nach 9 Uhr los. Nur 10km waren es bis zur Kia Ora Hut, aber es dauerte bis 15 Uhr, ehe wir dort endlich ankamen. Und nein, so groß waren die Pausen nicht, was einfach am Wetter gelegen hat. Nicht lange nachdem wir los gelaufen waren, fing es an ein bisschen zu schneien! Ja, Schnee im Juni! Das war ein unglaublich tolles Bild! Im gemäßigten Regenwald schneite es und alles wurde weiß. :)

Spektakulär waren auch die Pfützen, über die und durch die wir an dem Tag (und auch am darauf folgenden) durften. Der Overland Track ist in verschieden gutem Zustand und wenn einem die Entgegenkommenden schon netterweise sagen, dass es nur noch nasser wird, dann will das was heißen...

Die Highlights des Tages, der eindeutig einer der schönsten überhaupt war, waren der Fergusson sowie der D'Alton Wasserfall. Durch den ganzen Regen, den es im Winter gibt, führten die Wasserfälle unglaublich viel Wasser und selbst unser Guide Ken meinte, er hätte sie noch nie so beeindruckend gesehen. Ein weiterer Höhepunkt war unser kleiner Zwischenstopp zum Mittagessen in der Ducane Hut, einer alten Hütte, die nur noch als Tages- und Notfallunterkunft fungiert. Während wir drin saßen und aßen, gab es draußen einen gewaltigen Schneesturm, der alles rings herum weiß zurück ließ. In der Region hatte es vorher noch nicht geschneit, weil sie ein bisschen tiefer liegt, als die vorangegangenen Wegteile.

Auch hier eine kleine Ausführung zum Thema Essen: Bei der Anmeldung zum Overland Track sollten wir angeben, was wir nicht essen. Das einzige, was mein Bruder und ich wirklich nicht essen, sind Meeresfrüchte und Fisch (Sushi zählt für mich nicht in diese Kategorie, aber das ist eine andere Geschichte). Das haben wir also drauf geschrieben. Für das Abendessen hat das auch geklappt, aber unsere Konserven für das Mittagessen enthielten zweimal Thunfisch. Es gab also zwei Optionen: Entweder todesmutig das Zeug trotzdem essen (Robert) oder alles andere und dann den Thunfisch übrig lassen (ich). Seither gibt es immer viel zu lachen, wenn es um Fisch geht. :)

Es hat geschneit!!! Und noch mehr Weiß auf unserer Wanderstrecke Und noch ein bisschen mehr - es sah aber auch einfach zu toll aus Die Fergusson Falls Auf dem Rückweg von den D'alton Falls Ein Baum, der unbedingt auffallen wollte Der Urwald war beeindruckend Ducane Hut - sogar mit gepflegtem Garten rings herum Der Schneesturm geht los... ...ung jetzt ist der voll im Gange

Nach einer eigentlich kuschelig warmen und ruhigen Nacht (eine voll gepackte Hütte mit 14 Mann zusätzlich, einem richtig gut geheizten Kohleofen sowie allen Klamotten im Schlafsack, die wir besaßen), wurden wir 5.30 Uhr geweckt... Die Großgruppe war der Meinung, sie muss früh aufstehen und zwar mit großem Brimborium. So viel eher als wir sind sie nicht wirklich weggekommen. Kurz vor 9 Uhr ging es für uns auf unsere kleine 9km Tour zur New Pelion Hut. Eigentlich wollten wir auf Mount Ossa hoch, aber das Wetter war einfach nur diesig, nieselig und eklig. Wir haben also nichts von dem tollen Panorama gesehen, das uns umgeben hat. Eine Entschädigung war ein kleines Bennet Wallaby (für alle, die sich fragen, was das denn bitte ist: ein Verwandter des Kangurus, der aber vom Gesicht her viel Ähnlichkeit mit einem Kaninchen hat, sprich: unglaublich niedlich). Weiterhin ging es für uns über das Hochmoor und das ist selbst bei schlechtem Wetter noch sehr beeindruckend.

Nach einem kleinen Ausflug zur Old Pelion Hut (wir waren schon nach etwa fünf Stunden an unseren Tagesziel angelangt), stellten wir fest, dass die riesige Hütte doch voll geworden war: Etwa 35 Mann tummelten sich darin und die letzten kamen erst gegen 10 Uhr nachts. Der Grund: Es war ein langes Wochenende.

Und wieder einmal durch Matsch und Pfützen Feuchtes Wetter... Hier sollte ein tolles Panorama sein (beispielsweise mit Mount Ossa) Ein kleines Bennet Wallaby Ein schauriger Blick auf Mount Pelion East

Der fünfte Tag sollte der längste Tag werden. Wir wussten, dass wir an einem Tag eine längere Strecke haben würden, also am fünften oder am sechsten Tag (es gibt mehr Hütten als die, die wir angelaufen sind). Wir haben uns für den vorletzten Tag entschieden, damit wir am letzten in Ruhe die verbliebenen paar Kilometer zurück legen konnten. Das hieß aber dann 5.30 Uhr aufstehen und sobald es hell wurde (7.20 Uhr) als erste in der Hütte losgehen. Wir hatten 24,5km vor uns... Nach acht Stunden erreichten wir dann endlich Waterfall Valley Hut. Zum ersten mal hatten wir wirklich richtig Probleme: Eins von Roberts Knien protestierte bei jedem Schritt, insbesondere bergab (wovon es leider sehr viel gab), und einer meiner Füße war auch der Meinung, er müsste unbedingt weh tun. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich erstaunt war, dass es so lange gedauert hat.

Im Hochmoor Immer wieder diese Schilder - und die Links vom See ist der Weg :) So einfach kann laufen sein: neue Holzstege Elegant ist anders... Ein Baby Bennet Wallaby (und Robert) Auf dem Plateau gibt es unglaublich viele Seen

Unser letzter Tag auf dem Overland Track begann dann ganz entspannt. Erstmal schön bis 7 Uhr ausschlafen und dann 9.30 Uhr los laufen. Etwa 12km werden es wohl gewesen sein, die wir über das Hochplateau zurück gelegt haben um bis zum Dove Lake Parkplatz zu kommen. Ein eigentlich toller Aussichtspunkt hätte Marion's Lookout sein sollen. Nun ja, der Tag war zwar trocken, das hielt die Wolken jedoch nicht davon ab so tief zu hängen, dass wir teilweise keine 20 Meter weit schauen konnten. Der Abstieg vom Plateau war dann noch mal halsbrecherisch. Wir waren froh unsere Wanderstöcke zu haben und schon recht leichte Rucksäcke (nur noch 12kg), da fast das gesamte Essen raus war. Wenn ich mir vorstelle mit 16kg am ersten Tag der Wanderung da hoch zu laufen, dann wird mir schlecht. Ich bin wirklich froh, dass wir anders herum gelaufen sind.

Waterfall Valley Hut: Ein kleiner Gasofen hilft die nassen Klamotten zu trocknen Was für eine Aussicht man doch hat, wenn sich die Wolken ein bisschen verziehen Und schon kommen die Wolken wieder Blick auf Cradle Mountain, der sich schüchtern immer wieder hinter Wolken versteckt Weg war das schöne Wetter... Der beeidruckende Ausblick von Marion's Lookout ;) Solche Schilder haben uns die gesamten sechs Tage begleitet Siegerfoto mit Dove Lake im Hintergrund

Am Parkplatz sammelte uns Graham wieder ein. Wir haben sicherlich keinen tollen Anblick geboten: Dreckig, ein bisschen nass und nach sechs Tagen ohne Dusche (eiskaltes Wasser zum Waschen unter freiem Himmel hätten wir gehabt – aber mal ehrlich, bei knapp über Null Grad Celsius wäscht man sich gern Hände und Gesicht, mehr aber auch nicht, denn selbst das Zähne putzen tut da schon weh) sicherlich auch nicht ganz geruchsneutral. Aber Graham ist seit zehn Jahren im Geschäft und versicherte uns, dass das normal sei.

Nach fast vier Stunden Autofahrt kamen wir im Base Camp an und wurden mit einem tollen Abendessen von Carol begrüßt. Es ist schon erstaunlich, wie sehr man doch was ordentlich Gegrilltes genießen kann, wenn man sechs Tage lang nur Essen aus der Tüte hatte. Zugegeben, da waren wirklich gute Gerichte dabei, aber es geht nichts über etwas Hausgemachtes.

Hier hieß es dann auch Abschied von Ken nehmen. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten (er musste sich erst daran gewöhnen, dass er den Overland Track andersherum als gewohnt läuft), konnten wir uns keinen besseren Guide wünschen. Wir haben viel über Tasmanien, die Natur und die Tiere dort gelernt. Außerdem ist es immer gut, wenn ein Guide von dem, was er als Beruf hat, begeistert ist. Dann hat man bedeutend mehr Spaß.

Nur am Rande: Bei unserer Ankunft waren wir der Meinung, dass die Unterkunft wirklich kalt war und wir waren dankbar für einen Heizlüfter. Nach fünf Nächten im Schlafsack in eiskalten Hütten (sobald das Feuer aus ist oder der Gasofen wieder von allein ausgegangen ist, wird es unglaublich schnell kalt) kam uns der Schlafsaal wohlig warm und die Betten mit richtigen Zudecken unglaublich kuschelig vor. :)

Am nächsten Tag hieß es dann von Graham und Carol Abschied nehmen. Wieder einmal ging es zum Flughafen, dieses mal um wieder zurück nach Melbourne zu fliegen. Wir wollten uns schließlich auch mal die große Nordinsel mit ihren Bewohnern anschauen. ;)  Robert, Ken und ich nach sechs Tagen auf dem Overland Track

14Juni
2013

Von den Tassies zu den Aussies

Blick auf Melbournes Zentrum

Von Tasmanien ging es wieder nach Melbourne. Hier hatten wir zwei Tage, um uns ein bisschen zu erholen. Oder auch, damit uns endlich die Erschöpfung einholen konnte und uns beide krank werden ließ, jeweils in unterschiedlichem Ausmaß. Das ging bis hin zu einem kleinen Krankenhausbesuch mit einiger Verwirrung zwecks Herkunft des Reisepasses und des Führerscheins – normalerweise ist das Land immer dasselbe, nicht jedoch, wenn man zwar noch Deutscher Staatsbürger, aber nach Norwegen ausgewandert ist, wie mein Bruder. :) Es war aber alles in Ordnung und mit einem netten Händeschütteln sind wir auch ohne Medikamente wieder abgezogen. Es ist schon erstaunlich wie heilend zwei Stunden Warten in der Notaufnahme sein können...

Aber zurück zu Melbourne! Wir haben uns ein wenig im Stadtzentrum umgesehen und sind (wohlwissend) direkt über die temporäre Ausstellung Hollywood Costumes im ACMI gestolpert. Wir hatten vorher davon im Veranstaltungskalender gelesen. Also auf ging es! Leider durfte man keine Fotos machen, aber es war schon genial, die Originalkostüme zu sehen, die die Schauspieler für Filme an hatten. Dazu gab es noch Kommentare von den Designern, den Regisseuren und zum Teil auch von den Schauspielern. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen: Es gab die Garderobe von Johnny Depp (Fluch der Karibik 4, Sweeney Todd), Robert Downey Jr. (Sherlock Holmes 2), Will Smith (Independency Day), Merryl Streep (Iron Lady, Mamma Mia!, …), … Und vieles mehr! Es gab auch Kostüme zu viel älteren Filmen, wie „Vom Winde verweht“, „My Fair Lady“, „Frühstück bei Tiffany“ und „Die Vögel“. Es war wirklich genial.

Ansonsten kann man in Melbourne natürlich unglaublich viel machen. Zum einen gibt es kostenlos eine Stadtrundfahrt per Bus und eine per Straßenbahn. Letztere haben wir gemacht. Wenn der Ansager der Haltestellen gut drauf ist, bekommt man auch einige witzige Details zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten.

Dann gibt es Führungen im Parlament, die kostenlos sind, man kann durch die schier endlosen Einkaufsstraßen schlendern (und dann in den Einkaufszentren, die sich hinter einigen Fassaden verstecken, verlieren), man kann Kinos suchen (und nur mit Hilfe von undeutlichen Karten finden), in Galerien gehen oder einfach nur das Essen genießen, wenn man ein gutes Restaurant gefunden hat. Degraves Street ist hier eine gute Adresse für kleinere Restaurants und auch so spektakuläre Sachen wie eine Suppenküche im weiteren Sinne (siehe Fotos).

Flinders Street Station (U-Bahn) Kathedrale am Federation Square Theater am Federation Square Degraves Street Suppenküche in der Degraves Street Das Parlament

Ein bisschen Werbung auch an dieser Stelle wieder: Das Cumulus Inc. ist ein tolles Restaurant für den etwas volleren Geldbeutel. Hier wird das Essen eigentlich grundsätzlich am Tisch geteilt, was eine geniale Idee ist. Abgesehen davon ist das Essen unglaublich gut und die Bedienung hat Spaß bei der Arbeit. Das kann man nur empfehlen! Weiterhin sind wir per Zufall in Roule Galette French Creperies gelandet. Deren Crepes sind vorzüglich und das Personal ist tatsächlich französischen Ursprungs!

So, jetzt aber genug! Untergekommen für die Nacht sind wir im City Centre Budget Hotel. Nun ja, das war ganz okay, aber nichts Weltbewegendes.

Wichtig war für uns, dass wir unser Wohnmobil am nächsten Tag einsammeln konnten. Das war auch schon wieder ein kleines Abenteuer, weil der Taxifahrer natürlich nicht wusste, wo Britz seine Vermietung hatte und mit deren Wegbeschreibung, die wir aus dem Internet hatten, auch nichts anfangen konnten. Hinzu kam, dass er ein rettungsloser Choleriker war... Na ja, letztlich sind wir kurz vor Ladenschluss dann doch noch angekommen und konnten unser Riesenbaby, einen Merzedes Sprinter, in Empfang nehmen. Eine sehr kurze Einweisung später saßen wir am Steuer auf dem Weg zum Einkaufen und dann weiter nach Phillip Island, was südöstlich von Melbourne liegt.

Unser kleines Baby für die nächsten zwei Wochen

Für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie es ist, ein Wohnmobil zu fahren: Es ist wie LKW fahren, zumindest würde ich das mal mutig behaupten. Anfahren dauert länger, der Bremsweg ist auch echt lang und man hat einen interessanten Wende- und Kurvenradius. Es macht aber wirklich Spaß, so ein Monster zu fahren, da man sehr weit oben sitzt und weit über alle anderen Autos hinweg schauen kann. Abgesehen davon haben wir uns ja gleich noch das Modell mit Toilette und Dusche geleistet, weil man ja nie weiß, ob man nicht doch mal wild campen muss.

Nach 21 Uhr kamen wir letztlich auf Phillip Island an und zwar in Newhaven. Das war dann der Moment, in dem wir gelernt haben, dass die Öffnungszeiten eines Campingplatzes wirklich unpraktisch sind: Früh geht es zwar zwischen 7 und 9 Uhr los, aber zugemacht wird zwischen 17.30 und 18 Uhr... Wir konnten uns glücklich schätzen, dass die Angestellte des Phillip Island Caravan Parks noch da war und uns problemlos herein gelassen hat. In der Nacht haben wir nämlich auch noch gelernt, dass es verdammt kalt werden kann. Ja, es ist Winter und wir sind an der Südküste Australiens unterwegs, aber das ist kein Grund, dass man auf einen kleinen Heizlüfter angewiesen ist, der die ganze Nacht durchlaufen muss...

Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg gemacht, die Insel zu erkunden. Unser Hauptgrund hierher zu kommen, waren Pinguine, aber wir haben festgestellt, dass es noch viel mehr gibt. Mit dem 3 Park Pass ging es gleich erst einmal zu den Koalas im Koala Conservation Centre. Hier wollten wir unbedingt hin, weil man in Australien ja nie weiß, ob man die Tiere wirklich in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt. Letztlich konnte man im Informationszentrum unglaublich viel über Koalas lernen und sie sich dann während kleiner Spaziergänge im Freigehege anschauen.

Von dort ging es zu einer kleinen Inselrundfahrt. Phillip Island ist wirklich nicht groß und mit dem Auto kommt man leicht von A nach B. Die Dörfer sind jedoch nicht so interessant, wie man vielleicht glauben könnte. Schöner ist dann schon die Fellrobbenstation am anderen Ende der Insel (The Nobbies genannt). Hier kann man wieder viel lesen, wenn man will, ein bisschen spazieren gehen und hoffen, dass man Fellrobben sieht. Eigentlich gibt es Unmengen davon, aber da wir wirklich stürmisches Wetter hatten, hatten sich auch die Fellrobben auf eine vorgelagerte Insel zurückgezogen und wir gingen leer aus.

Zum Sonnenuntergang ging es zur Penguin Parade (Park zwei im 3 Park Pass). Hier kann man logischerweise viel über Pinguine lernen und, viel wichtiger, von Tribünen aus zuschauen, wie die kleinen Pinguine (die heißen wirklich so!) von ihrem Tagesausflug aus dem Meer zurück an Land kommen und sich dann über ein recht großes Gebiet in ihre Erdhöhlen begeben. Es ist wirklich lustig, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie an der richtigen Stelle aus dem Wasser gekommen sind, und sie erst einmal unentschlossen herumtapsen oder sogar wieder zurück ins Wasser schlittern. Leider durfte man keine Fotos machen...

Eine schlafende Koaladame im Koala Conservation Centre Ausblick von The Nobbies

Da wir an diesem ersten Tag auf der Insel festgestellt haben, dass es noch so einiges mehr zu entdecken gibt, haben wir auch den kompletten nächsten Tag hier verbracht. Los ging es mit dem Wildlife Park, einem recht unscheinbaren Schild an einer der Hauptstraßen, gefolgt von einem ebenso unspektakulären Gebäude. Letztlich handelt es sich jedoch um eine sehr interessante Art von Zoo, in der man mit dem Bezahlen des Eintritts eine Tüte mit Futter in die Hand bekommt und in etwa die Hälfte aller Tiere auf dem Gelände wirklich füttern darf. Der Hauptgrund für uns, hierher zu kommen, war die Information, dass sie 12 Tasmanische Teufel haben, und da wir die auf Tasmanien nicht sehen konnten, wollten wir das gern hier nachholen, wenn die Möglichkeit schon mal bestand.

Auf ging es also mit unserer Tüte Futter in der Hand! Hilfreich ist natürlich der Zettel, der an der Tür hängt, welche Tieren man denn nun wirklich füttern darf. Bei uns hat es allerdings über eine Stunde gedauert, bis wir ihn gefunden hatten... Nun ja, trotz allem hatten wir schon Pademelons, und verschiedene Wallabies gefüttert. Letztlich kann man auch die schwarzen Schwäne, eine bestimmte Sorte Enten, Cassowaris (im Deutschen Kasuare) und sogar Emus füttern. Ach ja, auch Kängurus, die sind aber eventuell zu faul oder einfach nur zu cool um aufzustehen und sich das Futter zu holen... Cassowaries und Emus sind recht abenteuerlich. Während erstere noch netter versuchen, die Krümel einzeln von der Hand zu picken (bloß keine Hautfalten erwischen lassen! Das tut weh!), haben letztere die kreative, aber fiese Variante: Einmal brutal auf die Handfläche hacken und dann dass Futter vom Boden aufpicken... Abgesehen davon wissen sie genau, dass in den unscheinbaren braunen Papiertüten das Futter ist und wenn man nicht aufpasst, dann hat man ganz schnell den Schnabel drin. Ein Emu ist furchteinflößend, wenn es sich von hinten anschleicht. Folglich musste zum Schluss immer einer Emus in Schach halten, wenn der andere Kängurus füttern wollte, weil die beiden zielsicher im selben Gehege untergebracht waren.

Unsere ersten Kandidaten für's Füttern: Pademelons Ein hungriges kleines Wallaby Ein wacher Koala! Das es sowetwas überhaupt gibt... Wallabymutti mit Baby Zwischen zwei Wallabies Angeber... Ein schwarzer Schwan (ein netter, im Gegensatz zu einem seiner Kollegen) Faule Dingos Endlich!!! Ein Tasmanischer Teufel beim Sonnenbaden!!! Ein Emu - man sieht meine Skepsis... Nur Kängurus haben es drauf so lässig auszusehen (graue und rote Kängurus) Graue Kängurumama mit Baby Ein Echidna (mit dem Schnabeltier verwandt)

Vom Wildlife Park ging es weiter nach Churchill Island (Ticket Nummer drei im 3 Park Pass). Auf dieser kleinen Insel kann man nett spazierengehen. Ansonsten ist die Hauptattraktion eine Farm mit altem Herrenhaus und Dingen wie Schafschervorführungen, Lasso schwingen, Bumerang werfen, dem Melken von Kühen, die Arbeit mit Hütehunden und einigem mehr. Logischerweise ist das ein guter Anlaufpunkt für Familien.

Zur Belohnung ging es für uns danach in Pannys Schokoladenfabrik. Eine witzige Ausstellung zum Thema, wo die Schokolade herkommt und wie sie hergestellt wird, kombiniert mit Schokoladenkunst und einigen Spielen (wenn man gewinnt, bekommt man Schokolade :) ), ist nicht nur für Kinder interessant. Die heiße Schokolade ist echt gut und auch ein Schokoladenfondue kann man sich schmecken lassen. ;)

Recht spät ging es für uns an dem Tag wieder Richtung Melbourne. Dieses Mal haben wir jedoch in Dandenong im BIG 4 Dandenong Tourist Park übernachtet. Der einzige Grund hierfür war die Tatsache, dass wir es nicht mehr rechtzeitig bis Melbourne geschafft hätten und zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie leicht es sein konnte, einen Spät-Check-In zu organisieren. Ein Positives an diesem Park ist auf jeden Fall, dass kostenlose und vor allem unglaublich gute Wifi.

Der nächste Tag brachte uns an Melbourne vorbei zu unserem nächsten Ziel: Der Great Ocean Road – aber dazu mehr im nächsten Beitrag. :)

Die erste Begegnung mit einem grauen Känguru

17Juni
2013

Die Great Ocean Road

Der
Die Great Ocean Road wird in jedem Touristenführer erwähnt und zählt zu den Dingen, die man in Australien unbedingt gemacht haben sollte. Okay, warum also nicht. Ein bis maximal zwei Tage stehen meist drin, was ganz gut in unsere Planung passte. Für Phillip Island hatten wir auch nur einen Tag eingeplant, weil das angeblich ausreichend sein sollte. Wir haben schnell lernen müssen, dass gewisse Angaben nicht zwingend korrekt sind.

Für die Great Ocean Road trifft das leider auch zu. Zwar kann man die gesamte Strecke mit viel gutem Willen an einem Tag, mit etwas mehr Ruhe auch locker an zwei Tagen zurücklegen, aber dann hat man nicht viel von dem gesehen, was diese Straße eigentlich ausmacht. Natürlich sind die Ausblicke von der Strecke toll – vorausgesetzt, man ist Beifahrer, denn als Fahrer hat man mit dem teilweise enormen Kurvenreichtum zu kämpfen – aber viel schöner sind die Zwischenstopps.

Für uns ging es in Torquay los, weil ich gelesen hatte, dass es dort einen Wochenendmarkt geben soll. Wie das bei Robert und mir jedoch häufiger der Fall ist, kamen wir rechtzeitig zum Abbau. Also haben wir nichts von dem schätzungsweise recht kleinen Markt gesehen, aber dafür konnten wir uns aus den vielen kleinen Restaurants und Imbissen einen heraussuchen, der nicht gerade im Urlaub war. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass wir an der Surf Coast angekommen waren und dort in der Saison wahrscheinlich Hunderte, wenn nicht Tausende, diesem Sport an den verschiedenen, wirklich schönen Stränden frönen.

Weiter ging es die Küste entlang bis nach Aireys Inlet, wo man zu einem schicken, wenn auch nur für vorher angemeldete Touren geöffneten Leuchtturm laufen konnte. Auch hier gibt es wieder tollen Strand und ein mutiger Paddelsurfer (diesen Sport hatte ich zum ersten Mal in Neukaledonien gesehen) versuchte tatsächlich sein Glück durch die Wellen zu kommen. Er stand nicht lange auf seinem Brett. :)

Der Leuchtturm in Aireys Inlet Blick auf das Meer Der Paddelsurfer

Unser Tagesziel war Apollo Bay, weil es in etwa in der Hälfte der offiziellen Great Ocean Road liegt. Ich sage offiziell, weil man der Küstenstraße ohne Probleme bis nach Adelaide folgen kann und diese Strecke mit Sicherheit nicht weniger interessant ist. Die Nacht haben wir in Pisces Holiday Park verbracht, welcher wirklich tolle Duschen hatte.

Von Apollo Bay ging es geradewegs weiter bis zum Cape Ottway, was einige Kilometer von der eigentlichen Great Ocean Road entfernt liegt. Der Weg lohnt sich jedoch, weil man einiges über die Geschichte des Kaps erfährt. Zusätzlich kann man auf den Leuchtturm hinauf und sich mit einem ehemaligen Leuchtturmwärter unterhalten und sich dessen sehr interessanten Geschichten anhören und jede nur erdenkliche Frage stellen, die einem zum Thema einfällt. Er weiß mit Sicherheit eine Antwort, weil er über 40 Jahre in seinem Beruf tätig war.

Zusätzlich gab es eine Telegraphenstation, über die der nur kurzzeitig erfolgreiche Versuch einer Verbindung zwischen Hobart in Tasmanien und Cape Ottway lief. Das Tiefseekabel überlebte die Beanspruchung nicht besonders lang. Ein weiterer Grund, der den Abstecher rechtfertigt, sind Koalas. Anfangs wussten wir nicht, warum die Autos vor uns so komisch fuhren und an unmöglichen Stellen anhielten. Wer das Glück hatte, sich vorher mal mit Australiern zu unterhalten (und ehrlich, bei den ganzen Touristen, ist es schwer einen Australier anzutreffen...), hat jedoch den Tip bekommen, dass man bei mitten auf der Straße haltenden Autos auf der Great Ocean Road doch mal schauen sollte, ob es nicht einen triftigen Grund dafür gibt. Dieser Grund seien meistens Koalas. Wir hatten bis dahin nur in Unfreiheit lebende gesehen, weshalb wir nicht einmal mehr richtig damit gerechnet hatten. Trotz allem stiegen wir aus und siehe da, eine ganze Horde schlummerte in den Bäumen direkt über und an der Straße vor sich hin – sehr zur Freude der ganzen Touristen.

Mindestens 5 Koalas verstecken sich auf diesem Bild Der Leuchtturm am Cape Ottway Einmal Die 12 Apostel

Vom Cape Ottway folgten wir eine ganze Weile der Küstenstraße, weil hier endlich die Postkartenansichten kamen. Die verschiedenen Küstenformationen sieht man nicht mehr so einfach von der Straße aus. Man sollte den kleinen Schildern folgen, die schöne kreative Namen haben, um so zu den Aussichtsplattformen oder den kurzen Fußwegen zu kommen. Am bekanntesten sind wohl die 12 Apostel, welche über den Verlauf der Zeit verschiedene Namen hatten. Der, der mir persönlich am besten gefällt, ist „Sau mit Ferkeln“. :)

Übrigens stehen nicht mehr alle von den Aposteln und auch die restlichen werden sicherlich irgendwann den Wellen zum Opfer fallen. Vielleicht haben sich bis dahin ja neue gebildet. Weiterhin kann man sich noch die London Bridge, Loch Ard Gorge und einiges mehr anschauen.

Wir sind dann von der Great Ocean Road abgebogen, um ein Stück weit ins Landesinnere zu fahren. Timboon wurde in jedem Flugblatt und Informationsheft wärmstens empfohlen, wenn es ums Thema Essen ging (es gibt regelrechte Gourmet Trails, denen man über hunderte von Kilometern durch die Region folgen kann). Aus gegebenem Anlass haben wir diesen kleinen Ausflug angetreten um meinen Ehrentag ein klein wenig zu feiern. Die meisten Attraktionen hatten jedoch zu, was wir glücklicherweise vorher über eine Touristeninformation erfahren hatten. So waren die Käserei und die Beerenfarm beispielsweise geschlossen. Groß ist Timboon auch nicht und wenn man von den Beschreibungen ausgeht, so hätte man meinen können, dass ein Köstlichkeitenladen am nächsten sein sollte. Dem ist definitiv nicht so und ich zweifelte schon arg an der Idee als wir vor dem Timboon Railway Shed aufschlugen und einkehrten. Hier gab es unglaublich gutes Essen, hausgemachtes Eis sowie eine kleine Whisky- und Likörverkostung aus der eigenen Minibrennerei. Letzteres natürlich nur für mich, da mein nicht Alkohol trinkender Bruder ja dann Fahrer spielen durfte. ;) Es war wirklich toll und wenn jemand in der Gegend ist, dann sollte er unbedingt im Railway Shed vorbei schauen. Es lohnt sich!!!

Der Timboon Railway Shed

Von Timboon ging es zurück zur Great Ocean Road. Das Tagesziel war der Discovery Holiday Parks Warrnambool. Hier landeten wir eigentlich nur, weil auch dieser Tag wieder viel zu schnell vorbei war und wir es auf keinen Fall mehr bis in den Grampians Nationalpark, wo wir als nächsten hin wollten, geschafft hätten.

Damit war unser Ausflug auf die Great Ocean Road auch schon wieder vorbei. Was wir jedoch jetzt wissen, ist, dass eigentlich jeder von den kleinen Orten an der Straße das Potential für einen erholsamen Urlaub hat. Es gibt viele kleine Dinge zu entdecken und für die Wanderer unter uns gibt es viele kurze und auch lange Wanderwege. Die mussten wir leider von unserer Liste streichen – aufgrund von Zeitmangel, einem Problem, was uns noch häufiger begegnen sollte. Beim nächsten Mal wird folglich eine Woche mindestens für die Great Ocean Road eingeplant. :)

Endlose Küstensstreifen an der Great Ocean Road

19Juni
2013

Wandern in den Grampians

Kurz vor dem Chatauqua Peak

Da Warrnambool für uns nichts Interessantes bereit hielt, ging es am nächsten Morgen gleich auf in Richtung Norden. Halls Gap hieß das Ziel, wo wir unser Wohnmobil im Parkgate Resort abstellten und gleich den Ort erkundeten. Viel gab es nicht zu sehen, wenn man eimal von den Unmengen an Wallabies auf dem Sportplatz absieht. Folglich haben wir uns gleich Wanderkarten organisiert und sind in die Umgebung verschwunden.

Los ging es mit der Tour Bullaces Glen Loop (ich weiß bis heute nicht, wofür das steht). Als wir dort ankamen, war Clematis Falls nicht mehr weit und so lange waren wir auch noch nicht unterwegs. Also weiter zu dem nicht wirklich vorhandenen Wasserfall. Er war übrigens nicht der einzige ohne Wasser zu diesem Zeitpunkt... Von dort aus war es dann nicht mehr weit bis zum Chatauqua Peak, weshalb wir das auch noch dran hängten und dann munter auf dem Bergkamm (großer Hügel wäre sicherlich treffender) herum turnten.

Letztlich haben wir drei Touren kombiniert und waren trotzdem nach zweieinhalb Stunden wieder zurück. Es war schon schön, sich nach den ganzen Autofahrten wieder frei bewegen zu können.

Die Wallabies auf dem Sportplatz Chatauqua Peak mit toller Aussicht

Am nächsten Tag hatten wir uns den Wonderland Loop ausgesucht, welchen wir durch eine kleine Verlängerung von seinen 9,6km auf 11km erweitert haben. Man kommt hier an The Pinnacle vorbei, was eine unglaublich tolle Aussicht über das Tal bietet. Weiterhin ist die gesamte Gegend sehr schön. Auch wenn in der Beschreibung etwas von fit und energetisch als Voraussetzung stand, so war es relativ leicht zu laufen. Nur der Beginn des Abstiegs war etwas herausfordernder mit einigen höheren Stufen. Bei den vielen Stufen zurück ins Tal zum Schluss machte sich das eine oder andere Knie wieder bemerkbar...

Venus Baths Grand Canyon - wer sich diesen Namen ausgedacht hat... Ausblick vom Rand des Canyons Blick von The Pinnacle aus Titanic!!! Oder: 3 Wetter Taft - die Frisur fliegt Für die Kletterfreunde unter uns gibt es hier viel Auswahl

Bevor wir uns am nächsten Tag von den Grampians schon wieder verabschieden mussten, ging es am Vormittag zu den McKenzie Falls, weil diese in jedem Prospekt erwähnt werden. Ein kleiner Spaziergang brachte uns auch zu den Platformen, von denen aus man den Wasserfall sehen kann. Wenigstens hatte der Wasserfall auch tatsächlich Wasser. Viele andere in den Grampians waren trocken, zum einen, weil einige nur nach Regen vorhanden sind und zum anderen weil es recht trocken in der letzten Zeit war.

McKenzie Falls

Insgesamt ist der Grampians Nationalpark sehr schön. Es gibt viele, gut beschilderte Wanderwege und zumindest in der Nebensaison nicht viele Leute dort. Man kann die Wanderkarten entweder an den Informationen kaufen oder man findet eines der Schilder an den Startpunkten und fotografiert es ab. Das entspricht im Endeffekt den Karten, die man bekommen kann.

Den Rest des Tages verbrachten wir dann im Auto – etwa fünfeinhalb Stunden lang. Es ging immer der Nase nach nach Adelaide. Da wir die Küstenstraße verlassen hatten, um in den Nationalpark zu kommen, hieß es nun auch quer durch den Rest von Victoria, dem Bundesstaat, in dem wir uns bis dahin aufgehalten hatten, zu fahren. Vor Adelaide wechselt man dann den Staat und auch die Zeitzone. In South Australia gewinnt man eine halbe Stunde, wenn man von Osten her kommt. Waren es für uns also bisher acht Stunden Zeitunterschied zu Deutschland, so wurden es ab dem treffend betitelten Bordertown (Grenzstadt) siebeneinhalb.

Von Adelaide haben wir nicht viel gesehen. Wir wissen nur, dass es die Katastrophe ist, mit einem Wohnmobil in die Innenstadt zu fahren und dann auch noch einen Parkplatz finden zu wollen... Wir haben jedenfalls noch unseren Südafrikareiseführer gekauft, den wir ja doch irgendwann mal brauchten, um uns ein bisschen auf unser nächstes Reiseland vorzubereiten. Die Innenstadt ist wirklich schön, aber auch hier sind uns die australischen Öffnungszeiten wieder einmal auf die Füße gefallen. Spätestens 18 Uhr machen alle Läden dicht. Beim nächsten Besuch in Australien stehen ein paar Tage für diese Stadt auf dem Plan, da auch auf unserer Fahrt zum Campingplatz so viele wunderschöne alte Gebäude zu sehen waren, dass es hier einfach viel zu entdecken geben muss.

Der erwähnte Campingplatz war übrigens der Marion Holiday Park. Hier haben wir zum ersten mal den Spät-Check-In ausprobiert und es funktionierte tadellos. Wir können es nur empfehlen, wenn man weiß, dass man wie wir länger braucht, um von A nach B zu kommen. :)

Nach diesem noch recht entspannten Tag sollten die anstrengenden losgehen. Aber das kommt beim nächsten Mal. :)

Ich bin mit Atlas verwandt!!! ;)

25Juni
2013

Draußen hinten = Outback

Bis zum Horizont und noch viel weiter!

Robert und ich hatten uns eine gut ausgeklügelte Planung von Australien erstellt, was auch notwendig war, damit wir frühzeitig die Zwischenflüge sowie unser Wohnmobil buchen konnten. Dieser tolle Plan ging jedoch schon zu dem Zeitpunkt, da wir auf Phillip Island waren, nicht mehr auf. Wir mussten also an einigen Stellen Abstriche machen (siehe Great Ocean Road und Adelaide), damit wir rechtzeitig nach Alice Springs kommen konnten, wo ein Inlandsflug auf uns wartete. Wer eine Karte von Australien vor sich hat, der wird sehen können, dass die Strecke von Adelaide bis Uluru (Ayers Rock) etwa 1500 Kilometer umfasst. Unsere optimistische Planung sah dafür einen Tag vor. Zum Glück fiel uns dieser Fehler rechtzeitig auf.

Von Adelaide ging es folglich schnurstracks nach Norden. Wir hatten uns ein GPS mit dem Wohnmobil organisiert, weil wir nicht wussten, wie gut wir zurechtkommen würden. Mrs. Navman, wie wir die emotionslose Frauenstimme nach einer Weile getauft hatten (die Marke des GPS war Navman und wir hatten die Stimme mit Titel Karen), verkündete uns, als wir endlich aus Adelaide heraus waren, völlig trocken:

„Folgen Sie der Straße für 540km.“

Einmal kurz gestutzt, auf die Anzeige gestarrt und festgestellt, dass die Dame recht hat. Erstaunlich. Es gibt nichts außer einer geraden Straße mit einigen riesigen Farmen für Kühe und Schafe, die man nicht mal mehr von der Straße aus sehen kann. Nur eingestaubte Schilder weisen alle 50 oder 100km darauf hin. Ähnlich verhält es sich mit Ortschaften und Tankstellen. Man sollte also immer einen gut gefüllten Tank haben und auch lieber schon mal tanken, wenn man eigentlich der Meinung ist, dass halbvoll auch reicht (ganz egal, dass die Preise immer unverschämter werden, je tiefer man im Niemandsland ist). Im Outback liegen bleiben ist keine gute Idee, zumindest nicht im Sommer. Wie meinte ein netter Australier zu uns? „Wir grillen uns jedes Jahr einen Deutschen. Einen weiteren verfüttern wir an die Krokodile.“ Die Erklärung ist ganz einfach: In Deutschland findet man gefühlt alle 10km eine Tankstelle und alle 5km einen Ort. Wenn man mit dem Auto liegen bleibt, kann man also einfach los laufen und Benzin oder gleich Hilfe holen. Im Sommer im Outback heißt das aber bei über 40 Grad Celsius gegrillt zu werden, was dann einen Hitzetod zur Folge haben kann. Was die Krokodile angeht, so bezieht sich das logischerweise nicht auf das Outback, sondern auf die feuchteren Regionen, die so schöne ruhige Gewässer haben, die einfach zum Schwimmen einladen. Meist steht ein großes Schild daneben, dass man das lieber bleiben lassen sollte, weil man sich sonst nicht sicher sein kann, mit allen Körperteilen oder gar lebend wieder heraus zu kommen. :)

Was uns sehr bald auf unserem Weg klar wurde, war, dass wir eine sehr langweilige Fahrt vor uns haben würden. Die Straße ist mit dem Lineal gezogen und zum Teil so flach und gerade, dass man die Hitze flimmern sehen kann – man beachte, es ist Winter, wir hatten also Glück und die Temperatur war tagsüber angenehme 17 bis 20 Grad Celsius und nachts frostig bis unter Null... Die Karte bestätigte die Vermutung, dass nichts Aufregendes für viele hunderte von Kilometern kommen würde und auch die Straßenschilder, die hin und wieder auftauchten, verhießen in der Hinsicht nichts Gutes. Hier ein paar Beispiele:

1222km Alice Springs
480km Werkstatt
450km Campingplatz
130km Telefon

Irre!

Nun ja, bei von Mrs. Navman angekündigten 850km bis Coober Pedy kann man sich vorstellen, dass man fast 10 Stunden unterwegs ist. Pausen sind wie auch regelmäßige Fahrerwechsel hier das Einzige, was einen am Einschlafen hindert. Glücklicherweise erinnern einen unzählige Schilder daran, dass man doch spätestens alle zwei Stunden rasten soll. :)

Am frühen Abend kamen wir  in Coober Pedy auf dem Oasis Tourist Park an und stellten fest, dass es hier überall recht voll war. Wir erfuhren, dass das Outback gerade im Winter Hochsaison hat, weil man es dann tatsächlich dort aushalten kann. Abgesehen davon ziehen die Reiselustigen aus dem kalten Süden gen Norden. Man trifft unterwegs also viele Autos an mit Wohnwagen, einige Wohnmobile und auch Wagen mit Anhängern, die man zu Zelten umfunktionieren kann.

Eine weitere Besonderheit, die man als Tourist erst lernen muss, ist das Grüßen. In Neukaledonien wird man erbarmungslos von jedem gegrüßt, auch von Fußgängern. In Australien wird eigentlich nur im Outback gegrüßt und dann auch eigentlich jeder, der vorbei kommt. Anfangs klappt das natürlich noch nicht und man merkt gegen Ende seiner eigenen Tour, wenn man an Streckenpunkte gelangt, wo „neue“ Touristen sich ins Outback wagen. Hier wird man wieder recht selten gegrüßt.

Beeindruckend sind auch die Road Trains, die man liebevoll mit „Straßenzügen“ übersetzen kann, was die Bedeutung des deutschen Wortes jedoch vollkommen ignoriert. Es wäre ja auch schlimm, wenn sich ganze Straßenzüge oder gar Häuserzüge auf die Straße begeben würden. :) Nein, mal im Ernst, Road Trains sind LKW, die länger als normal sind und meist drei Anhänger haben. Wer also überholen muss, dem wird geraten, dass er dafür einen Kilometer keinen Gegenverkehr haben sollte. Da meist jedoch eine vierspurige Straße vorliegt, ist das kein Problem. Trotz allem sind diese Dinger Wahnsinn. Spätestens wenn dann wirklich ein überbreites Vehikel kommt (nicht einfach nur Oversize, was häufiger auftritt), wird ein Warnauto vorweg geschickt. Dann sollte man sich auch mit Wohnmobilen von der Straße begeben und am besten gleich anhalten.

Da kommt der übergroße Road Train Und hier haben wir ihn in voller Größe - Wahnsinn!

Wie schon erwähnt, war unser erstes Ziel Coober Pedy. Nicht etwa, weil wir so viel darüber gelesen hätten, sondern einfach, weil es in etwa in der Mitte zu unserem eigentlichen Ziel, Ayers Rock beziehungsweise Uluru, liegt. Wenn man aber schon mal da ist, kann man sich auch ein wenig umschauen.

Coober Pedy ist die Stadt in Australien mit dem geringsten Niederschlag und entsprechend grün sieht es dort auch aus. Wenn es mal ein oder zwei Bäume gibt, dann nur durch die Bemühungen der Anwohner. Insgesamt macht der Ort nicht viel her, aber man erfährt schnell, dass in etwa die Hälfte der Bewohner unter der Erde wohnt. Der Grund hierfür ist ganz einfach: Im Sommer ist es in den Wohnhöhlen angenehme 23 Grad Celsius kühl und im Winter, wenn nachts die Temperaturen in den Keller gehen, bleibt es immer noch bei schön warmen 21 Grad Celsius. Es gibt folglich alles an Touristenattraktionen unter der Erde: Galerien, Cafés, Restaurants, Hotels. Sogar ein Hostel gibt es, wo man unter der Erde sein Zelt aufschlagen kann, wenn man nicht im Schlafsaal schlafen möchte.

Weiterhin gibt es rings um Coober Pedy die größten Opalvorkommen der Welt. Folglich kann man hier Minen besuchen und Schmuck anschauen und kaufen.

Neben all diesen Dingen kann man auch noch ein bisschen über Entstehungsgeschichte erfahren. Es gibt viele Informationen darüber, wie die Gegend in der weiten Vergangenheit einmal ausgesehen haben könnte. Anhand von archäologischen Funden, die auch zum Teil ausgestellt sind, kann man sehen, dass diese trockene Region einmal ein gigantisches Inlandsmeer war.

Je nachdem, wie viel Zeit man dafür investieren will, sollte man sich eventuell einen Tag mehr Zeit hier nehmen. Es gibt auch noch Touren in die weitere Umgebung, wie beispielsweise die sogenannte angemalte Wüste und die Breakaways, die abbrechenden Berge.

Willkommen im Outback Ein Blick auf Coober Pedy Eine der Opalminen Eines der Opalfelder

Uns reichte eine kleine Tour durch den Ort, da wir sowieso schon genug Zeit verloren hatten. Folglich ging es für uns auf den nächsten Mammutstreckenabschnitt: 730km bis nach Yulara, dem komplett für Touristen angelegten Ort bei Uluru/Ayers Rock, und für uns natürlich wieder der Campingplatz davon (Ayers Rock Campground). Auch hier kamen wir wieder zu fortgeschrittener Stunde an, aber glücklicherweise sind die Öffnungszeiten der Campingplätze im Outback bedeutend touristenfreundlicher als in den Städten. Bis 20 oder gar 21 Uhr ist hier keine Seltenheit, was einfach daran liegt, dass die Distanzen riesig sind und man doch mal etwas länger brauchen kann.

Mount Conner auf dem Weg nach Yulara

Eigentlich wollten wir uns gern den Sonnenuntergang bei Uluru anschauen, aber dafür waren wir dann doch eine halbe Stunde zu spät. Folglich beschlossen wir, dass der Sonnenaufgang auch reichen musste. Auch dafür waren wir ein bisschen spät dran, aber wir konnten dem Schauspiel wenigstens zum Teil beiwohnen. Was einem nämlich keiner sagt, ist, dass man von Yulara aus noch über eine halbe Stunde bis zum Stein braucht... Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. Wer die Chance hat, der sollte sich übrigens den Sonnenuntergang anschauen. Alle, die wir getroffen haben, und die beides gesehen haben, sind hier einer Meinung.

Kata Tjuta beim Sonnenaufgang Uluru/Ayers Rock Und die Sonne hat es über den Horizont geschafft! Kata Tjuta und Uluru

Nach dem fast noch frostigen Ereignis (viele standen in Decken und Mützen gehüllt frierend da), haben wir uns ins Besucherzentrum begeben. Man kann hier viel über die Mythen und Legenden sowie das Leben der Aborigines erfahren. Erstaunlicherweise trifft man nicht einen einzigen auf dem Gelände an. Weder unter dem Personal noch anderswo. Nun ja, wir waren nicht die Einzigen, denen das aufgefallen ist.

Da wir Uluru aus der Ferne gesehen hatten, wollten wir ihn natürlich auch aus der Nähe anschauen. Hierfür gibt es den 10,6km langen Basewalk. Hinterher hat man den Stein aus jedem nur erdenklichen Winkel gesehen. Auch einige Malereien sind in der Tour inbegriffen.

Wer will, kann auch auf Uluru hinauf, es wird aber darum gebeten, es nicht zu tun. Witzigerweise wird kein guter Grund dafür hervorgebracht. Ich dachte immer, dass es sich um einen heiligen Ort für die Aborigines handelt. Letztlich steht aber auf den Warnschildern nur, dass der Weg nicht ungefährlich ist und schon mehrere Dutzende Todesopfer gefordert hat und die Aborigines dann trauern. Folglich kann man denen, die diesen wirklich unglaublich anstrengenden Aufstieg antreten, von Bänken aus gemütlich zuschauen. Wir haben es bleiben lassen und uns köstlich über einige Familien amüsiert, die in etwa 20 Höhenmeter weit kamen und dann dank quengelnder Kinder wieder umgedreht sind. :)

Einmal ganz nah dran an Uluru Und noch mal an anderer Stelle Wer sieht das Affengesicht? Wasserlöcher gibt es einige Und noch ein bisschen mehr Ein Foto in die andere Richtung: Outback pur Zeichnungen von Aborigines

Das Ticket, das man für den Nationalpark kaufen muss, gilt für drei Tage. Wer also mehr Zeit mitgebracht hat, hat auch mehr davon. In dem Ticket sind auch die Olgas, Kata Tjuta genannt, enthalten. Die sind meiner Meinung nach sogar noch ein bisschen spektakulärer als Uluru, auch wenn wir sie nur aus der Ferne gesehen haben. Die Olgas sind noch etwa 50km weiter weg, aber dort kann man tatsächlich richtig nah heran und auch ein bisschen besser wandern gehen.

Für uns ging es nach dem beeindruckenden Haupttouristenziel Australiens ein kleines Stück weiter Richtung Norden und zwar zum Kings Canyon. Zum einen hatten wir davon gelesen und zum anderen hatte uns jeder, der gehört hatte, dass wir im Outback unterwegs sein würden, geraten, hier unbedingt ein oder zwei Tage zu verbringen.

Hier haben wir es tatsächlich geschafft, uns den Sonnenuntergang anzuschauen, welcher auf dem roten Boden ein wirklich schönes Lichtspiel hervorbringt. Der riesige Vollmond tat sein übriges.

Beginn des Sonnenuntergangs in Kings Canyon Inklusive Einmal tolle Rottöne

Für die nächsten zwei Nächte haben wir uns dann im Kings Canyon Resort einquartiert. Auch hier war es recht gut besucht, aber bei weitem nicht so überfüllt, wie in Yulara. Dort haben sich die Touristen fast totgetreten...

Am nächsten Tag haben wir uns gleich früh auf zum Canyon begeben. Ziel des Tages war zum einen der kleine Kings Creek Walk (1km) und zum anderen der Kings Canyon Rim Walk (6km mit möglichen Abstechern zu besonderen Stellen, welche eine Verlängerung von 2km ergeben). Der erste Wanderweg geht im Canyon entlang, der zweite auf dem Rand. Beide sind wirklich schön, aber der Kings Canyon Rim Walk ist schon anstrengend mit seinen steilen Anstiegen und auch wieder zwischenzeitlichen Abstiegen, selbst wenn es Treppen gibt. Die sind nicht zwingend ergonomisch gebaut... Eigentlich ist die Bezeichnung „Rand“ in diesem Fall nicht ganz korrekt. Natürlich folgt man zum Teil dem Canyonrand, aber ein Gutteil der Strecke verläuft auch weiter weg davon, was den Weg jedoch um so schöner macht, weil man viel von der zerklüfteten Umgebung zu Gesicht bekommt. Wer schöne Ausblicke, eine unglaublich tolle Landschaft und ein bisschen Bewegung mag, der ist in Kings Canyon eher an der richtigen Adresse als bei Uluru – das ist übrigens eine Meinung, die viele vertreten, die beides gemacht haben.

Kings Creek Walk Im Canyon Erster Blick vom Rim Walk aus Kante? Nicht immer ;) Unendliche Weiten... Eine von zwei beeindruckenden Abbruchkanten Der Garten Eden Und noch ein Bild davon Die andere Abbruchkante Da geht's gaaanz steil runter

Von Kings Canyon aus ging es am nächsten Tag nach Alice Springs, weil hier unser Flieger gehen sollte. Die Werbung in den ganzen Informationszeitschriften ist wieder einmal sehr blumig. Alice Springs ist dann immer eine tolle Outback-Stadt mit Flair und vielen kleinen Dingen, die man tun kann. Weder Robert noch ich können das bestätigen. Es gibt nicht viel, was man machen kann. Gut, einen Outback Botanischen Garten, einen Spazierweg zu den historischen Gebäuden der Stadt, die auch nicht wirklich etwas her machen und einige kleinere Museen oder auch Ausstellungen, deren Themen uns aber nicht zusagten. Interessant ist dann schon eher wieder der Royal Flying Doctor Service, der seit 1953 in die entlegenen Regionen des Outback fliegt um dort die Basis- und Notfallversorgung vorzunehmen. Weiterhin ist hier die School of the Air zu erwähnen, die früher per Radio und heute per Internet den Schulunterricht auf den Farmen ermöglicht. Beide Einrichtungen kann man besuchen.

Ansonsten gibt es nichts in Alice Springs, was es meiner Meinung nach rechtfertigen würde, dass in der Tat alle Campingplätze bis auf den letzten Platz belegt sein müssten. Wir haben zum Glück noch einen Stellplatz im MacDonnell Range Holiday Park bekommen...

Ganze Horden an Papageien auf dem Campingplatz

Nun ja, wir waren jedenfalls nicht böse drum, als wir dann unser Wohnmobil abgeben und uns zum Flughafen begeben konnten. Der einzige Grund für mich noch mal nach Alice Springs zu kommen, wären die verrückten Festivals, die hier veranstaltet werden. Kamelrennen, Mützentage sowie die Henley on Todd, ein mehrtägiger Spaß mit Bootrennen im trockenen Flussbett stehen hier auf dem Plan. Die Bilder zu Letzterem sind wirklich witzig.

Trotz allem haben wir genug von roter Erde und recht eintöniger Vegetation und freuen uns auf ein bisschen Meeresluft. Unser Flieger am späten Nachmittag wird uns dann auch nach Cairns an die Ostküste Australiens bringen, womit wir uns vom Northern Territory nach Queensland begeben und wieder in der Zeitzone landen werden, die uns eine Differenz von acht Stunden zu Deutschland bringt. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. :)

Uluru im Postkartenformat

30Juni
2013

Zwischen Riff und Regenwald

Strand in Cairns

Wie im letzten Eintrag schon angedeutet, hat es uns an die Ostküste Australiens verschlagen. Hier kann man so ziemlich alles an Wassersport machen, was man möchte. Das Positive an Cairns ist jedoch, dass es gleichzeitig Regenwald im nahen Hinterland hat. Es gibt also auch genug für Wanderbegeisterte und Wissbegierige zu finden.

Unser Hauptgrund hierher zu kommen, war die Nähe des Great Barrier Riffs, dem größten Barriereriff der Erde. Als Taucher kommt man eigentlich nicht umhin irgendwann in seinem Leben einen Abstecher dorthin zu machen und das vorzugsweise vor dem nächsten großen Korallensterben oder dem nächsten Tsunami. Korallen brauchen bekanntlich sehr lange um ihre Größe zu erreichen, da sie unglaublich langsam wachsen.

Folglich hieß es nach unserer ersten Nacht im The Jack Backpackers auch gleich losziehen, um die Touristeninfo unsicher zu machen. Das The Jacks Backpackers ist übrigens nicht besonders gut. Die Matratzen sind komplett durchgelegen (der Lattenrost lässt grüßen) und die Tatsache, dass The Hungry Jacks gleich nebenan ist, hilft auch nicht viel. Eines muss man diesem Restaurant beziehungsweise dieser Sportbar jedoch lassen: Ab 23 Uhr ist draußen Ruhe, was prinzipiell nicht verkehrt ist.

In der Information erhielten wir auch eine Fülle an Tipps, die uns erst einmal rettungslos überforderte. Die Angestellten wissen wirklich, was in ihren Broschüren steht. Nach einigem Überlegen, entschieden wir uns dann für eine Zweitagestour auf einem Tauchboot. Cairns ist zwar der Ort, an dem das Great Barrier Riff am nächsten an der Küste ist, aber auch hier sind Anfahrtszeiten von etwa zwei Stunden normal. Abgesehen davon ergab unsere Rechnung, dass es uns billiger kommt, wenn wir auf dem Boot übernachten, als wenn wir uns eine neue Unterkunft suchen, alles an Essen bezahlen und jeden Tag mit dem Boot raus fahren würden. Hinzu kommt, dass zum Teil auch die Ausrüstung kostenlos dabei ist und die Tauchgänge zahlreicher sind als auf einem Tagesboot (wo es auch sein kann, dass man die Tauchgänge einzeln bezahlen muss). Es gibt verschiedene Anbieter, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir haben uns für Deep Sea Diver Den entschieden. Später hierzu mehr.

Damit stand fest, was wir die nächsten zwei Tage machen würden und wir sahen uns ein bisschen in Cairns um. Es ist eigentlich ein reiner Touristenort, weshalb es viele Einkaufsläden und Restaurants gibt. Für uns ging es los mit einem Brunch im Lilipad, was unglaublich tolle verschiedene Frühstücksvarianten sowie auch wunderbares Mittagessen anbietet und zwar zu echt guten Preisen (Australien ist unverschämt teuer...). Danach haben wir uns mit unserem kleinen Toyota Yaris (man ist mit einem Auto einfach unabhängiger) auf gemacht, die weitere Umgebung anzuschauen. Ungünstig war, dass jetzt der Blinker auf der anderen Seite des Lenkrads im Vergleich zu unserem Wohnmobil war, was dazu geführt hat, dass wir häufiger mal den Scheibenwischer unfreiwillig betätigt haben. Aber das gehört eben dazu. Ich frage mich sowieso, ob ich in Deutschland dann nicht genau dasselbe Problem haben werde, weil alle Automarken ihre eigene Version haben.

Aber zurück zur Umgebung von Cairns! Als Erstes ging es zum Mangroven Boardwalk, der sich an der Straße zum Flughafen befindet. Hier haben wir verschiedene Sorten an Mangroven gesehen und einiges auf den Informationstafeln darüber gelesen. Ein Nachteil an den meisten Mangroven ist allerdings, dass sich nicht nur Krebse und bestimmte Sorten an Vögeln, Fischen und Schnecken besonders wohlfühlen, sondern auch Mücken. Die gab es wie Sand am Meer und wir konnten zuschauen, wie die Anzahl an Stichen wuchs. Ein Gutes hat es mit Robert unterwegs in solchen Gebieten zu sein: Sein Blut ist interessanter für die Mücken. Sprich: Zum Schluss hatte ich drei und er wahrscheinlich 13 Stiche. :)

Weiterhin hatte man uns die Crystal Falls wärmstens empfohlen, wenn auch mit dem Nachsatz, dass es für das Baden in den Badelöchern, die im dazugehörigen Fluss vorhanden sind, derzeit zu kalt sei. Das hat einige Einheimische jedoch nicht davon abgehalten... Brr! Nun ja, zum Glück war die Beschilderung ganz gut, denn die Strecke dort hin ist schon ein bisschen unübersichtlich. Besonders beeindruckend war der Wasserfall nicht, was aber auch daran liegen könnte, dass der Teil, der schätzungsweise interessant wäre, durch einen hohen Zaun abgesperrt war.

Dann also zurück an den Rand des Stadtgebietes, wo es einen Botanischen Garten gibt. Hier gibt es auch einige umfunktionierte runde Tanks, die zeitweise Ausstellungen beinhalten oder aber auch irgendwelche Musik- oder Sportgruppen.

Danach hieß es sich den Nachtmarkt anschauen. Wir hatten – wie wahrscheinlich alle Touristen, die gesagt bekommen, dass man dort unbedingt hin muss – irgendwie eine falsche Vorstellung von dem, was uns letztlich erwartete. Ja, es ist eine Art Markt in einer Halle, aber wenn er mal einen anderen Ursprung gehabt haben mochte, so ist er jetzt das, was man schon fast als Touristenfalle bezeichnen kann. Es gibt wenig Auswahl an Essen (Fisch und Chinesisch steht im Vordergrund), viele Massagestuben und einiges an Souveniers. Sprich, man braucht dort nicht zwingend hin. Cairns kann in dieser Hinsicht mit bedeutend Besserem aufwarten, wie wir ein paar Tage später herausfanden.

Nach dem Kulturschock belohnten wir uns mit Eis. Warum ich das erwähne? Weil das Eis bei Devine Gelato Italiano wirklich noch hausgemacht ist und man vom Chef beziehungsweise seiner Frau bedient wird. Abgesehen davon sind die Kugelgrößen beeindruckend. :)

Für diese zweite Nacht kamen wir im Cairns Central YHA unter. Wie meinte mal jemand treffend? „Wenn es sonst nichts gibt, es gibt immer ein YHA (trifft übrigens auch für Neuseeland zu). Es hat einfache und saubere Zimmer, sprich, zum Übernachten reicht es.“ Genauso war es auch. Also nichts Besonderes, aber gut.

Am nächsten Morgen hieß es dann früh aufstehen, damit wir eingesammelt und auf unser Tauchboot gebracht werden konnten. So viel jedenfalls zur Theorie. Wir haben unseren Abholservice beim ersten Anlauf irgendwie verpasst, aber glücklicherweise haben sie uns am Ende ihrer Runde doch noch eingesammelt. Los ging es auf dem Tagesboot Sea Quest, was bis zum letzten Platz gefüllt war mit wenigen Tauchern und vielen Schnorchlern oder auch nur Sonnenanbetern auf dem Sonnendeck. Das war also nicht besonders schön, aber nun ja. Zwei Tauchgänge standen uns bevor, von denen wir jedoch nur einen gemacht haben. Zum einen war das Wasser für uns Warmwassertaucher wirklich kalt (24 Grad Celsius) und zum anderen hilft es nicht die Kälte abzuhalten, wenn der geliehene Tauchanzug zu groß ist (bei mir) oder im Falle meines Bruders sogar nur ein Shorty (kurze Arme und Beine)... Ich kam also zitternd und mit blauen Lippen nach nicht einmal einer Stunde wieder auf dem Boot an. Heißer Tee und trockene warme Klamotten haben geholfen. ;)

Nach dem Mittagessen wechselten die über Nacht auf dem Meer bleibenden Taucher auf das Boot Tukka. Hier passen gerade mal 30 Gäste drauf, was sehr angenehm ist, insbesondere, wenn gar nicht so viele da sind, wie das bei uns der Fall war. Die Kabinen sind klein, aber fein und das Essen wirklich gut. Abgesehen davon macht es Spaß, sich mit der Crew und auch den Tauchguides zu unterhalten, weil die einige Geschichten erzählen können. :)

Noch besser wurde es, als wir neue Tauchanzüge bekamen, die bedeutend besser passten und uns die nächsten zwei Tauchgänge des Tages ermöglichten. Der letzte Tauchgang des Tages war ein Nachttauchgang, was für uns das erste Mal seit vielen Jahren war. Trotz allem haben wir gut und sicher wieder zum Boot zurück gefunden.

In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht erwähnen, dass man entweder mit einem Guide oder allein tauchen kann. Wir haben letzteres gemacht, weil wir das schon gewöhnt sind.

Am ersten Tauchtag hätten wir also insgesamt vier mal unter Wasser gehen können. Am zweiten Tag standen noch einmal drei Tauchgänge zur Option. Auch hier haben wir einen weggelassen, weil wir trotz besserer Anzüge durchgefroren waren.

Zwischen den Tauchgängen wurden meist die Tauchplätze gewechselt. Gesehen haben Robert und ich die folgenden: Troppos sowie Playground (beide gehören zum Norman Reef), sowie Coral Garden (Saxon Reef).

Zum Tauchgebiet kann ich sagen, dass das Riff wirklich schön ist. Die Korallen- und Fischvielfalt ist riesig! Wir hatten nur ein bisschen Pech, was die Wolken angeht, denn beide Tage war der Himmel bedeckt, was die Farben unter Wasser stark dämpft. Witzig war auch der Nachttauchgang, bei dem man erst einmal ins Raubfischaquarium hinter der Plattform springen darf. Haie und Verwandte der Thunfische jagen alles, was sich ins Licht wagt (nicht die Taucher, die sind nicht im Beuteschema und sowieso zu groß). Es gibt auch Fische, die gelernt haben, alles zu jagen, was durch Taucher zu lange mit der Taschenlampe angeleuchtet wird. Gruselig ist, dass diese über einen Meter groß werden, was recht einschüchternd sein kann, wenn sie blitzschnell im Dunkeln an einem vorbeischießen wie Schatten...

Fazit: Ich kann die Region eindeutig empfehlen. Insbesondere, wenn man über Nacht auf einem Boot ist, weil man dann automatisch ein bisschen weiter draußen ist als die meisten Tagesboote, was dazu führt, dass weniger Taucher oder auch Schnorchler unterwegs sind.

Für uns ging es an dem Tag mit dem Tagesboot wieder zurück nach Cairns, aber nur, um das Auto einzusammeln und die Küstenstraße hinauf nach Port Douglas zu fahren. Dort kamen wir in der Parrotfish Lodge unter. Die Unterkunft ist ganz in Ordnung. Das Frühstück hat es dann aber rausgerissen. Abgesehen davon gab es kostenlos Internet, was in Australien fast schon wieder eine Seltenheit ist.

Port Douglas? Genau, davon hatten wir vorher auch nichts gehört. Wir haben aber in der Touristeninformation in Cairns erfahren, dass man, wenn man die Zeit dafür hat, doch mal im Daintree Nationalpark vorbei schauen sollte. Okay, warum also nicht. Der nächste halbwegs belebte Ort vor den Toren des Parks ist Port Douglas, also haben wir uns dort für eine Nacht einquartiert. Viel zu sehen gibt es nicht, aber es ist ein nettes Örtchen, mit vielen Restaurants und einigen Läden. Erstaunlicherweise war sogar recht viel Betrieb.

Da wir nicht ohne zu wissen, was wir eigentlich alles machen könnten, in den Nationalpark fahren wollten, haben wir auch in Port Douglas wieder einmal die Information aufgesucht. Fieserweise muss man schon die Angestellten fragen, ehe die den kostenlosen Übersichtsplan herausrücken. Der enthält wirklich alles Wichtige und wenn die Leute nett sind, dann werden auch persönliche Tipps verteilt. :)

Damit ging es dann zur Fähre, die eigentlich den einzigen Zugangsweg darstellt. Im Park selbst kann man einige Spaziergänge machen. Davon haben wir den Jindalba Boardwalk sowie den Dubuji Boardwalk gemacht. Beide sind kurz, haben aber Informationstafeln zu Vegetation und Tieren.

Ein Blick über den Daintree Natrionalpark Und in die andere Richtung So sehen die schickesn Stege der Boardwalks aus

Weiterhin haben wir sehr viel Zeit im Daintree Discovery Centre verbacht. Hier kann man einen Baumkronenpfad sowie einige Wege am Erdboden erkunden und dabei umfangreichen Informationen des Sprechers des Audioguides lauschen. Es gibt sogar Erweiterungen auf Wunsch, die dann die Ansicht der ortsansässigen Aborigines enthalten. Außerdem kann man sich auch noch mit dem „Professor“ unterhalten, der tatsächlich so aussieht, wie man sich die typischen Entdecker vorstellt – inklusive des albernen Hutes, der goldenen Brille und des authentischen weißen Bartes. Wer länger in der Region ist, kann mehrfach wieder kommen, da das Ticket eine Woche gültig ist. Die Idee ist auch nicht verkehrt, weil einen die Informationsfülle schlicht und einfach erschlägt. Es lohnt sich aber auf jeden Fall!

Danach haben wir uns noch Cape Tribulation angeschaut, weil das einfach zum Pflichtprogramm gehört. Hierbei handelt es sich im Endeffekt um einen wirklich schönen Strand, der im Sommer sicherlich rettungslos überfüllt ist. Aber die Ostküste Australiens hat augenscheinlich sowieso sehr viele schöne Strände. Irgendwo sollte sich also immer einer finden, den man für sich allein haben kann. ;)

Blick von der Aussichtsplattform am Cape Tribulation Schöner Strand Mangroven mitten im Meer und auf dem Strand Ein Traum, oder? Das Ergebnis der Arbeit kreativer Minikrebse Grünzeug!

Auf dem Rückweg hielten wir noch kurz bei der Daintree Icecream Company an. Auch das ist nicht verkehrt. Es gibt sogar Konkurrenz etwa hundert Meter weiter die Straße entlang. Welcher Eishersteller der Bessere ist, weiß ich nicht zu sagen. Für die Daintree Icecream Company kann ich aber garantieren, dass sie sehr kreative Sorten hat: Sour Sop (schmeckt ähnlich wie Zitrone) und Wattle Seed (ähnlich Cappuccino) seien hier nur als Beispiel genannt, weil wir die in unserer Mischung mit Mango und der Chocolate Pudding Fruit hatten. Das vorgegebene Menü ändert sich jedoch immer wieder.

Nach diesem Ausflug in den Regenwald ging es wieder zurück nach Cairns. Dieses Mal sind wir im Geckos Backpackers untergekommen. Das ist eines von den kleinen, heimischen Hostels, die sich alle in einem Viertel versammelt haben. Hier sollte man vorbuchen, aber wahrscheinlich ist es ganz egal in welchem man unterkommt, weil sie alle sehr hübsch sind. Das Geckos ist auf jeden Fall empfehlenswert, weil es tolle renovierte Zimmer und Bäder hat und auch das Internet kostenlos ist.

Der nächste Tag war unser letzter in Cairns. Viel hatten wir nicht geplant vor unserem Abflug, aber Rustys Market stand auf jeden Fall auf der Liste. Wir haben nämlich herausgefunden, dass an den Wochenenden bis zu drei verschiedene Märkte zu finden sind. Wir waren nur auf Rustys, aber der ist toll. Es gibt von frischem Kaffee, über Gebäck bis hin zur thailändischen Suppenküche einiges an Leckereien. Viel toller ist jedoch die Auswahl an frischen Früchten und Gemüse. Es ist billig und wird zum Teil auch in kleinen Mengen verkauft. Ein halber Blumenkohl beispielsweise ist leicht zu haben. Wer als Backpacker also endlich einmal wieder selbst frisch kochen möchte (ich zähle die Obst- und Gemüseabteilung der Einkaufsläden jetzt mal nicht mit), der ist hier an der richtigen Adresse.

Eigentlich wollten wir dann nur noch ein bisschen die Esplanade entlang schlendern und das Meer anschauen (was wir später auch noch gemacht haben), aber wir blieben erst einmal bei einem Parkhaus hängen. Hier gab es eine Ausstellung von Autos mit dem Titel Holden vs. Ford. Es ging hauptsächlich um die Restauration von Oldtimern sowie das Aufmotzen von Rennautos (also eher in Richtung Stockcar). Die privaten Besitzer saßen natürlich auch alle daneben und haben gern aus dem Nähkästchen geplaudert. Das ein oder andere Auto hätte ich auch gern mit nach Hause genommen.

K.I.T.T.! Ich will auch einen!

Damit war unsere Zeit im schön warmen Cairns aber auch schon wieder vorbei. Es hieß alles einpacken und sich erneut zum Flughafen begeben, damit man den nächsten Flieger erreichen kann. Dieses Mal geht es nach Sydney und in die Blue Mountains, also die Blauen Berge. :)

Witzige Schilder im Daintree Nationalpark

03Juli
2013

Von den Blauen Bergen kommen wir...

In den Blauen Bergen

Noch am Abend des Tages, an dem wir mit dem Flieger in Sydney angekommen waren, ging es mit dem Mietauto (Hyundai I20) in die Blauen Berge, genauer nach Katoomba. Da wir ein bisschen wenig Zeit für die Region eingeplant hatten – sage und schreibe drei Tage – hieß es also jede Minute nutzen. Untergekommen sind wir im The Flying Fox Backpackers. Problemlos konnten wir hier einen Spät-Check In organisieren und haben auch unser schickes Zimmer schnell gefunden. Verglichen mit Cairns war es schweinekalt. Gut, dass es auch gleich einen kleinen Heizkörper gab sowie schön dicke Decken. Frühstück war auch inbegriffen und die Chefin hatte beschlossen, dass es Eierkuchen für die Gäste gab. Super! Also wir können das Hostel eindeutig empfehlen. Hinzu kommt, dass man bei Zeitmangel auf gute Tipps angewiesen ist. Die haben wir dann auch an der Rezeption hinsichtlich Wanderstrecken bekommen. Umso besser ist es natürlich, wenn die entsprechende Person die Routen selbst alle schon mal gelaufen ist und ein bisschen einschätzen kann, wie viel Zeit dafür notwendig ist.

Wir wussten, dass man in den Blue Mountains auf jeden Fall die Drei Schwestern und die Wentworth Falls gesehen haben sollte. Zu beiden kommt man auch mit dem Auto ganz gut. Bei Letzteren muss man jedoch ein bisschen laufen, sonst sieht man gar nichts davon.

Wir sind jedenfalls erst einmal vom Hostel aus los gelaufen und haben uns die Drei Schwestern angeschaut. Vor dort sind wir die Giant Staircase, also die Gigantische Treppe, hinunter, was an sich schon ein kleines Abenteuer ist. Es lohnt sich jedoch, denn wenn man unten ankommt, haben meist schon alle anderen Touristen aufgegeben und sind wieder umgekehrt. Man kann dann also in aller Ruhe unterhalb der drei Schwestern wandern gehen. Das haben wir auch gemacht und zwar auf dem Federal Pass. Nach etwa drei Stunden, von denen die letzte halbe Stunde fieses Treppenklettern wieder auf das Plateau hinauf bedeutete (wie kamen wir nur darauf, dass wir die Strecke, die wir die Giant Staircase runter sind, nicht genauso steil nur an anderer Stelle wieder rauf müssten???), kamen wir wieder am Hostel an.

Die Drei Schwestern Ausblick von Echo Point Über den Wolken ;) Und mehr davon! Wasserfälle gibt es überall Treppen über Treppen...

Von dort ging weiter nach Wentworth Falls. Das erwähne ich aus zwei Gründen. Zum einen ging es von hier aus natürlich wieder wandern, zum anderen mussten wir vorher was zum Mittag essen und das taten wir dann auch in Schwarzes Bakery Patisserie & Coffee Shop. Ja, Schwarz ist ein deutscher Name und die Inhaber sind gelernte deutsche Bäckermeister. Blechstreuselkuchen, Pfannkuchen und ähnliches ließen grüßen. Von richtigen Brötchen und Brot ganz zu schweigen. Für meine Wenigkeit bedeutete das ein Stückchen Heimat nach über drei Monaten. Man glaubt gar nicht, wie sehr man dunkles Brot aus Sauerteig (nicht eingefärbtes Weißbrot) doch vermisst...

Aber eigentlich ging es ja ums Wandern. :) Es ging also in die nächste Runde. Dieses Mal den Darwin Walk bis zu den Wentworth Falls. Von dort ging es erst einmal neben dem Wasserfall in die Tiefe, also wieder vom Plateau hinunter. Auch hier sind die Stufen abenteuerlich, aber wenn man die historischen Fotos sieht, dann hat man keine Bedenken mehr. Die Damen sind mit langen schweren Röcken, mit breiten Hüten und eventuell sogar noch mit einem Sonnenschirmchen auf selbigem Weg unterwegs gewesen. Verrückte Touristinnen, ganz eindeutig. Beim Overland Track war es übrigens genauso...

Man kommt in etwa bis auf die Hälfte des Wasserfalls, aber in seiner Gänze bekommt man ihn nicht zu sehen. Wer das will, der hat schätzungsweise ein tagesfüllendes Programm vor sich. Wir sind dann auf halber Höhe weiter gelaufen und zwar entlang des National Pass'. Das ist eigentlich auch ein Rundweg, aber wir haben nur in etwa die Hälfte davon gesehen. Die Ausblicke sind beeindruckend, und auch hier ist der Aufstieg auf das Plateau wieder anstrengend. Man zweifelt dann ein bisschen an seiner eigenen Kondition, wenn die Trailrunnerin zum zweiten Mal an einem vorbei rauf und wieder runter gerannt ist... Aber diese Leute sind auch in wahnsinnig guter Verfassung. Ich hätte mir bei der Strecke schon dreimal die Knochen gebrochen. ;)

Auf dem Weg zu Wentworth Falls Dahinter geht es 187m in die Tiefe Wentworth Falls von unten Lauter kleine Rinnsale

Nach diesem zweiten Wanderausflug ging es dann zurück zum Auto und wieder nach Sydney. Die Blue Mountains bieten natürlich noch bedeutend mehr als wir in einem Tag geschafft haben, insbesondere, wenn man kletterbegeistert ist, aber wir waren über diesen Einblick sehr froh.

In Sydney angekommen ging es geradewegs ins Hostel. Eva's Backpackers hieß es und ist ganz solide. Die Bäder sind Spitzenklasse und selbst wenn es hieß, dass das Wifi nur im Erdgeschoss funktionieren würde, so hatten wir auch in der zweiten Etage noch keine Probleme damit. :)

Einen Abstecher haben wir noch zum Abendessen um die Ecke in die Elisabeth Street gemacht. Hier gibt es ein ganz kleines Restaurant mit dem treffenden Namen Dumpling & Noodles. Genau das gibt es dort auch und zwar in allen Formen und Varianten. In der Pfanne gebratene Dumplings waren Neuland, sind aber unbedingt empfehlenswert.

Der nächste Tag bedeutete dann recht früh aufstehen. Wir hatten noch in Cairns nach Touren durch das Opernhaus geschaut, denn wenn man schon mal da ist, dann sollte man doch einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen. Wer sich für eine der ersten beiden Touren entscheidet, der bekommt sogar Rabatt. Folglich standen wir Punkt 9 Uhr im Opernhaus und los ging es. Die Führung beinhaltet einige Videos über die Geschichte und dann eine kleine Führung mit Besichtigung der Säle. Insgesamt hat das Opernhaus sechs Säle in verschiedenen Größen, vom großen Saal über den Opernsaal bis hin zu kleinen Bühnen für Kabarett. Man kommt nicht in alle Säle rein, was aber vom jeweiligen Spielplan abhängt.

Das Wahrzeichen Sydneys hat eine faszinierende Geschichte. Angefangen damit, dass der Entwurf ein paar Linien mit Kohle auf weißem Papier waren und schon lange verworfen worden war bis hin zu der Tatsache, dass die Bauzeit eigentlich drei Jahre betragen und ein Budget von etwa 7 Millionen Australischen Dollar haben sollte. Letztlich wurde die Dachkonstruktion im wahrsten Sinne des Wortes erst während des Baus erfunden (bis dahin waren solche Bögen unmöglich), die Bauzeit betrug 12 Jahre und es flossen 100 Millionen Australische Dollar. Irre. Aber nun ja, vom Gespött wurde das Projekt zur Erfolgsgeschichte.

Das Opernhaus aus der Nähe Im Opernhaus (Mut zur Farbe beim Teppich) Zwischen den beiden Haupthäusern

Nach der Führung haben wir uns für die Schnellversion des Anschauens der Sehenswürdigkeiten entschieden: Der Hop On, Hop Off-Bus. Anderthalb Stunden führen durch die gesamte Stadt und im Ticket inbegriffen war die Erweiterung in die Vororte. So viel Zeit, diese weiteren anderthalb Stunden auch noch mitzunehmen, hatten wir dann auch wieder nicht. Für uns ging es noch ein bisschen zu Fuß durch die Stadt. Das Hard Rock Café besuchen, China Town anschauen, George Street entlang wandeln. Zum Schluss landeten wir wieder am Wasser, genauer in der Cockle Bay, und dann gleich im Lindt Chocolate Café. Das es so etwas gibt, wussten wir bis dahin nicht, aber der Besuch lohnte sich absolut. Man darf sich seine heiße Schokolade selbst aus der geschmolzenen Schokolade und dem Milchschaum zusammenrühren... Einfach Lecker! Von den Pralinen und dem Lindteis ganz zu schweigen.

Die Harbour Bridge Ein Blick auf die Fähren In einem der alten Kaufhäuser Und ein anderes davon von außen

Ich stelle fest, dass Sydney eher eine kulinarische Reise als alles andere war. Aber das ist keineswegs im negativen Sinne zu verstehen. Es gibt unglaublich viel Auswahl und es macht Spaß einiges davon auszuprobieren.

Damit war unsere Zeit auch schon wieder vorbei und dieses Mal müssen wir alles ordentlich im Rucksack verstauen, da es vom fünften Kontinent auf den schwarzen Kontinent geht. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. :)

Ein letzter Blick auf das Opernhaus

05Juli
2013

Planlos nach Südafrika

Flagge Südafrikas

Vierzehneinhalb Stunden Flug. Direkt von Sydney nach Johannesburg. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Vierzehn Stunden, dreißig Minuten. Ich wusste bisher nicht einmal, dass es so lange Flüge überhaupt gibt. Man lernt eben nie aus.

Völlig gerädert kamen wir am frühen Nachmittag in Johannesburg, von den Einheimischen auch liebevoll Jo'burg genannt, an. Wir sind jetzt übrigens in der selben Zeitzone wie Deutschland (okay, nicht ganz, aber dank Sommerzeit ist keine Zeitverschiebung mehr vorhanden). Am Flughafen haben wir unser Auto für die nächsten vier Wochen eingesammelt. Das ist auch so eine Geschichte. Ja, wir sind nie die schnellsten, wenn es um die Buchung von Mietwagen geht, aber das war nie ein Problem. Dieses Mal sagte uns die Autovermietung ganz einfach per e-mail schon vorher, dass der Wagen, den wir haben wollten, nicht mehr da wäre. Die Alternative war dann einige hundert Euro teurer. Nett. Nein danke. Also haben wir kurz vor der Angst noch mal den Anbieter auf Thrifty gewechselt. Bisher waren wir mit Hertz oder auch Apollo ganz gut gefahren. Selbst billiger-mietwagen.de war ganz hilfreich, aber nun ja, was in einem Land gut funktioniert, muss leider nicht dasselbe im nächsten sein.

Mit Hilfe des Navis – dieses Mal eine Mrs. Garmin – ging es zum Hostel namens Diamond Diggers. Prinzipiell gibt es eine riesige Auswahl in Johannesburg, man muss also wissen, was man will. In unserem Fall hieß das nahe am Flughafen und vor allem in einer sicheren Gegend. Johannesburg hat trotz eindeutiger Verbesserungen in den letzten Jahren immer noch den Ruf einer der gefährlichsten Städte der Welt. Diamond Diggers ist im Vorort Kensington und den kann man durchaus als sicher bezeichnen. Es ist eine Wohngegend mit hohen Mauern und Zäunen sowie mehr als genug Stachel- oder auch Klingendraht. Das wiederum geht allerdings damit einher, dass an den Hostels, von denen es einige gibt, nicht dran steht, was sie sind. Man muss also mutig klingeln, um heraus zu finden, ob man wirklich richtig ist, da nichts auf eine Herberge hindeutet... Das ist ziemlich irritierend, vor allem, wenn man wie wir nicht vorgewarnt ist. Abgesehen davon ist Johannesburg so groß, dass die Adresse, die Diamond Diggers hat, in etwa dreimal vorkommt, was auch nicht hilfreich ist...

Es ging jedoch alles gut und mit viel Geduld beim Klingeln, ließ uns dann auch tatsächlich noch jemand rein. Das Hostel ist in einem schönen alten Wohnhaus untergebracht, mit entsprechender Einrichtung. Ja, es hat sicherlich bessere Zeiten gesehen, aber insgesamt war es echt toll. Hinzu kommt, dass Graham, der Inhaber, ein Quell der Informationen ist und auf jede gestellte und ungestellte Frage eine Antwort weiß.

Wir standen am nächsten Tag erst einmal vor dem Problem, was wir in Johannesburg machen sollten. Im Reiseführer steht seitenweise zur Stadt, aber nicht viel davon interessierte uns wirklich. Graham konnte helfen und schickte uns ins Apartheidmuseum. Erwartet habe ich persönlich nicht viel davon, aber es ist beeindruckend, wie viel Zeit man darin verbringen kann. Wir hatten mit zwei Stunden gerechnet und waren nach über vier wieder draußen. Und das, obwohl wir lange nicht alles gelesen hatten, was zur Verfügung stand. Eine derzeitige Ausstellung über Nelson Mandela hat es uns in dieser Hinsicht auch nicht einfacher gemacht.

Das ist auch ein Thema, dass uns in Johannesburg dank der Südafrikanischen Version der BILD Zeitung verfolgt hat. Jeden Tag hingen an den Laternenmasten die „Schlagzeilen“. Der Name Mandela war spätestens auf jedem zweiten davon. Wenn es also so etwas wie eine Königsfamilie in Südafrika gibt, dann sind es die Mandelas. Das bedeutet, dass alles durch die Presse gezogen wird, was geht. Dem einen oder anderen ist das auch einfach nur peinlich.

Nun ja, wir werden sehen, in wie weit das auch außerhalb von Johannesburg der Fall sein wird.

Blick auf das Zentrum von Johannesburg von Kensington aus Stadt soweit das Auge reicht

Den Rest des Tages haben wir dann mit dem weiteren Studium unseres Reiseführers (Footprint South Africa mit Namen) verbracht. Irgendwann muss man ja eine Idee davon bekommen, wo man in Südafrika eigentlich hin will, richtig? Das klingt so einfach. Für Australien haben wir das auch irgendwie geschafft, aber mit Südafrika ist das ein bisschen anders. Wir wissen, dass wir in die Drakensberge sowie in den Krüger Nationalpark wollen. Auch der Blyde River Canyon steht auf der Wunschliste, aber das ist auch schon alles. Keine Zeitplanung, kein gar nichts. Wir werden sehen, wie das wird.

Nach der zweiten Nacht haben wir einen weiteren von Grahams Tips in Angriff genommen: Collectors Treasury. Das ist gleich um die Ecke vom Diamond Diggers und Graham fährt seine Gäste auch gern hin, weil man es doch erst einmal übersehen kann, aber selbst mit der Info, dass es eine Fundgrube für Buchliebhaber ist, hatten wir keine Vorstellung davon, was uns erwartete. Von außen ist es eine Art Lagergebäude und wenn man den Eingang erreicht hat, dann stapeln sich schon die ersten Bücher auf der Treppe. Dann steht man vor einer vergitterten Tür und wird erst einmal gefragt, was man möchte. Das war ein bisschen irritierend, aber nicht weiter schlimm, denn schon ging die Tür ins Reich der Bücher auf.

Etwa zwei Millionen Bücher stapeln sich wohl sortiert in windschiefen Metall- und Holzregalen, einige in größeren Räumen, andere in verwinkelten Gängen. Wo der Platz schon lange nicht mehr ausreichte, türmen sich die Bücherstapel auf dem Boden, so dass treten zum Abenteuer wird. Man kann in allen Kategorien stöbern: Südafrikanische Geschichte, Biographien, Pflanzen- und Tierkunde, Medizin, Kochbücher, Romane, Lexika, die gesammelten Werke von Goethe, Schiller, Werder und und und. Letztere natürlich auch auf Deutsch. Von Kinderbüchern bis hin zu katalogdicken Büchern mit konkreten Anweisungen zum Frisieren für Damen und Herren inklusive Bildern vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich alles. Englisch, Afrikaans, Niederländisch, Deutsch, Französisch, Italienisch. Aktuelle Bücher von "Die Tribute von Panem" bis hin zu zweihundert Jahre alten, massiven in Leder gebundene Nachschlagewerke oder auch Erstausgaben von Sir Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes". Wer suchet, der findet und wer weiß, was er will, der kann auch die Inhaber fragen, denn die wissen ganz genau, was sie haben und wo es steht. Es ist alles zu verkaufen, überall steht ein Preis drin und von 40 Cent bis hin zu mehreren tausend Euros ist auch alles vertreten.

Die Inhaber sind seit vierzig Jahren im Geschäft und kaufen nur lokal ein. Sammlungen, die aufgelöst werden, Flohmärkte, Nachlässe, einfach alles. Mittlerweile kaufen sie auch Bücher zurück, die sie vor vierzig Jahren verkauft haben. Es macht jedenfalls unglaublich viel Spaß zu stöbern, weil man es ganz ungestört machen kann. Wer also Bücher mag, der kann locker über zwei Stunden zwischen den Regalen zubringen. Ach ja, die Schallplattensammlung ist natürlich auch nicht zu verachten, aber dazu weiß ich weniger zu erzählen, weil ich dafür leider keine Begeisterung habe. :)

Die Treppe zum Reich der Bücher Und los geht's! Regale über Regale mit Büchern Schallplatten gibt''s auch

Nach diesem Ausflug in die Welt der Bücher ging es noch kurz (oder auch länger) einkaufen, da wir uns ein bisschen ausstatten mussten. Vier Wochen sind eine lange Zeit und spätestens gen Norden wird es sicherlich auch wärmer. Folglich brauchten wir eine Kühlbox. Weiterhin haben wir uns die billigste Decke besorgt, die wir finden konnten, damit wir unsere Rucksäcke im Auto abdecken können. Wie meinte Graham? Man kann Sachen im Auto lassen, aber dann besser nicht offensichtlich. Man sollte einfach keine Gelegenheiten schaffen und etwas Abgedecktes ist weniger interessant als etwas frei herum Liegendes. Wer natürlich einen Kofferraum hat, der hat das Problem weniger. Da wir jedoch einen Nissan NP300 haben, gibt es so etwas wie einen Kofferraum nicht. :)

Nachdem wir endlich alles hatten – Johannesburg ist gesegnet mit riesigen Einkaufszentren – ging es los Richtung Südosten, genauer Richtung Bergville. Auch das ist ein Tipp von Graham, weil er von uns wusste, dass wir in die Drakensberge wollen. Wie gut der Hinweis ist, werden wir sehen. :)

Ein letzter Blick auf eine erstaunliche Sammlung :)

06Juli
2013

Lesotho – Königreich im Himmel

Flagge Lesothos

Wie schon angedeutet, ging es nach Bergville, auch wenn ich besser sagen sollte, etwa 20km davon entfernt mitten ins Nirgendwo. Da befindet sich nämlich das Amphitheatre Backpackers (später mehr dazu). Kaum waren wir nach knapp drei Stunden Fahrt über gute Autobahnen, die alle mautpflichtig sind, sowie einem sehr interessanten Abschnitt der R74 (Schotterstraße und das seit fünf Jahren, weil irgendjemand das Geld genommen und einfach damit abgehauen ist...), wurde uns auch schon die gesamte Palette der Aktivitäten dort unterbreitet. Und warum auch nicht? Klar, wir wollten wandern, aber wo genau, das war uns auch nicht ganz klar. :)

Damit entschieden wir recht schnell, dass wir uns gleich am nächsten Tag mit der Tour nach Lesotho begeben würden. Der Reiseführer hatte uns schon darauf hingewiesen, dass es zwei kleinere Länder gibt, die entweder ganz oder zu einem Gutteil von Südafrika umschlossen sind: Lesotho und Swaziland. Weiterhin wussten wir, dass Lesotho als das höchste Land der Welt gilt. Ja, in der Tat, nicht etwa Tibet oder Nepal, auch wenn dort die höchsten Gipfel der Erde liegen. Der Grund, warum Lesotho diesen Titel hat, ist die Tatsache, dass der tiefste Punkt höher als der tiefste Punkt in all diesen Ländern liegt. Nichts in Lesotho liegt unter 1400m. Daher auch der Name Königreich im Himmel oder Königreich in den Bergen.

Unsere Tour brachte uns über eine unscheinbare Schotterstraße, die irgendwo durch einen Ort geht und nicht beschildert ist, zum Monatsa Pass. Hier bekamen wir den Ausreisestempel von Südafrika und dann ging die Fahrt weiter über eine nigelnagelneue Straße durchs Niemandsland bis zu dem Punkt, an dem wohl mal die Blechhütte mit dem Grenzposten von Lesotho stand – die wurde jedoch irgendwann mal weggeweht, weswegen es einfach mal keinen Stempel im Reisepass gibt. Das ist übrigends Allgemeinwissen in Lesotho, weswegen es keine Probleme an allen anderen Posten gibt, wenn man keinen Einreisestempel vorzuweisen hat...

Kaum war dieser Punkt erreicht, ging die Schotterstraße wieder los. Nun ja, ich sollte es wohl eher Feldweg nennen, denn abenteuerlich ist schon ein zu nettes Wort. Wir wurden durch unseren Guide Adrian jedoch schnell darauf aufmerksam gemacht, dass solche Straßen in diesem Teil des Landes ganz normal seien und alle Autos, die hierher kommen oder auch den Einheimischen gehören (was sehr wenige sind), Allradantrieb haben. Unser Touristengefährt natürlich nicht. Wo kämen wir denn da hin?

Der erste Halt war ein kleines Dorf, das eine besondere Beziehung zum Amphitheatre Backpackers hat, da einige der Schulgebäude durch sie gestiftet worden sind. Abgesehen davon sind sie die Einzigen, die Touristen in diese Region bringen dürfen. Die Guides sind auch so pfiffig, dass das Betteln der Kinder gleich unterbunden wird. Auch wenn es um Süßigkeiten geht. Sprich, man selbst spielt Attraktion für die Kleinen, die einen mit großen Augen anschauen und auch mal mutig ungefragt die Hand nehmen. Fotografieren ist auch kein Problem, weder von den Kindern noch von den Erwachsenen. Keiner fragt nach Geld oder Ähnlichem. Das ist unglaublich angenehm, aber ungewohnt.

Schule mit Blick auf die Berge Unglaubliche Landschaft Die zwei Jungs haben uns die ganze Zeit begleitet Noch mehr Landschaft Typische Deckenmode

Nach einigen Infos zur Bevölkerung, zum Schulwesen, zur Regierung und Geschichte, ging es für uns Richtung einiger Höhlen mit alten Sanmalereien. Diese sind hier natürlich nicht geschützt, aber auch hier leisten die Guides gute Arbeit, indem den Kindern sofort gesagt wird, dass man an solchen Wänden nicht herum kritzelt und auch nicht Drei Gewinnt spielt.

Weiter ging es zu einem ganz normalen Haus, wo jedoch immer frisch gebrautes Bier zu haben ist. Die Fahnen außerhalb sagen an, wo man Bier oder Essen haben kann. Das bezieht sich jedoch auf die Rinderhirten, die umher ziehen, damit diese auch in den Genuss von Essen kommen. Als Tourist kann man aber auf jeden Fall mal das Bier kosten, was wirklich nicht nach Bier schmeckt.

Nächster Halt war die Hütte eines Sangomas, eines Hexendoktors beziehungsweise Medizinmannes. Gabriel, der ansässige Sangoma hat uns seine Geschichte erzählt und dass es seine Berufung ist. Er hatte laut Eigenaussage gar keine andere Wahl. Hinzu kommt, dass es keine Ausbildung gibt. Ein Sangoma muss also einfach wissen, wie der Job funktioniert. Für mich klingt das alles ein bisschen fantastisch, aber wenn man die Auswahl an Kräutern und anderen Zutaten in den Gläsern und Dosen sieht, dann glaubt man gern, dass hier Medizin gemischt werden kann. Es gibt übrigens auch Kräuterapotheken und das nicht nur in Lesotho sondern auch in Südafrika, wo man die Heilmittel, die der Sangoma angeordnet hat, auch bekommen kann.

Die Sangomas maßen sich übrigens nicht an HIV zu kurieren oder Krebs heilen zu können. Wenn sie etwas finden, dass sie nicht behandeln können, dann verweisen sie auch an den normalen Arzt – der meist mindestens zwei Stunden entfernt ist.

Ein witziger Fakt noch: Sangomas können sich selbst nicht heilen. Sie müssen entweder zu einem anderen Sangoma oder aber einfach zum Arzt. :)

Ein Blick auf das Dorf von oben Unser kleiner Freund zeigt uns die Malereien Sanmalerei, die ein Eland darstellt Man gebe einem Kind eine professionelle Kamera Gelbe Fahne = es gibt Bier Hauptverkehrsstraße Der Sangoma Gabriel

Letzter Stopp auf unserer Tour war dann noch das Haus eines Lehrers. Hier gab es gute Hausfrauenkost zum Probieren. Klassischerweise muss man natürlich mit den Fingern essen, aber uns störte das wenig. Das Rezept wurde jedoch leider nicht verraten...

Danach ging es den holprigen Weg wieder zurück nach Südafrika und wir bekamen unseren Einreisestempel in den Pass. :)

Lesotho ist eines der ärmsten Länder der Welt. Trotzdem kommen die Leute gut klar. An Wasser mangelt es nicht, jeder hat Land zu bestellen oder Tiere zu hüten und zumindest Grundschulen gibt es nahezu überall. Selbst das Problem HIV wurde leichter und erfolgreicher angegangen als in Südafrika, trotz der augenscheinlich arg begrenzten Mittel. Das Leben ist einfach, Decken sind die vorherrschende Mode (aber nicht täuschen lassen, die Motive haben eine tiefere Bedeutung) und Gummistiefel das praktischste Schuhwerk. Es klingt vielleicht ein bisschen naiv, aber wenn die Leute mit dem zufrieden sind, was sie haben, dann sind sie eindeutig glücklich. Klar haben sie ihre Sorgen, aber es sind wenigstens keine Luxusprobleme und wenn der Fortschritt noch ein bisschen auf sich warten lässt, wird es wohl auch noch ein Weilchen so bleiben.

Typisches Rundhaus in Lesotho

12Juli
2013

Von Drachen und Bergen

Ausblick mit Leiter im Vordergrund

Ich hatte im letzten Beitrag schon erwähnt, dass wir im Amphitheatre Backpackers untergekommen waren. Das ist ein super Hostel, darüber lässt sich nicht streiten. Gut, es ist sicherlich das Einzige weit und breit, was aber einfach daran liegt, dass Leute, die im Besitz von Land sind, dieses nicht so leicht heraus rücken. Sprich, man braucht die ein oder andere Beziehung und dann noch eine große Portion Glück, wenn man ein solches Projekt auf die Beine stellen will. Den Inhabern des Amphitheatre ist das vor 12 Jahren gelungen, und sie haben sich auf die Fahne geschrieben, eine Basis für Freiluftliebende zu stellen, egal ob im Camper, im Zelt oder in den Zimmern. Die Zimmer sind wunderbar, denn sie haben sogar eine Heizung – das ist in Südafrika nicht selbstverständlich und spätestens in den Bergen wird es im Winter in den Nächten empfindlich kalt. Da will man gern mehr haben als nur eine zusätzliche Decke.

Hinzu kommt, dass das Hostel sehr gutes Essen anbietet, man braucht also abends nicht mal auf die Suche zu gehen. Ohne Auto ist das auch nicht wirklich möglich. Das ist also der einzige Nachteil des Amphitheatre. Entweder man ist selbst mobil oder man ist auf die angebotenen Ausflüge angewiesen. Die Frage, wie man dann dort hin kommt, wenn man kein Auto hat, ist trotzdem leicht zu beantworten: In Südafrika ist BazBus unterwegs. Die fahren zu sehr günstigen Preisen von A nach B und ihre Stopps sind die Unterkünfte. Man kann natürlich auch mutig mit den lokalen Bussen fahren. Das sind, wie in Kolumbien schon, Kleinbusse (ich schwöre, Toyota hat Südafrika klammheimlich übernommen), die offenbar von den Fahrern nur gemietet werden. Sie sind immer, zumindest von außen, blitzblank, denn Busputzen ist einmal am Tag normal. Er muss ja gut aussehen. Ansonsten scheint das System ganz einfach zu sein: Man steht am Straßenrand und winkt, wird eingeladen und in etwa da wieder rausgeworfen, wo man hin will. Der Busfahrer fragt natürlich vorher, denn wenn es nicht auf seiner Strecke liegt, muss man eben auf den Nächsten warten.

Man braucht jedoch keine Sorgen haben, dass man mal nicht mitgenommen wird, auch wenn der Bus eigentlich zum gewünschten Ziel fährt. Ein Bus ist nie voll. Es passt mindestens noch eine weitere Person rein. Diese Regel funktioniert auch noch, wenn die laut Hersteller sicherlich irgendwo festgehaltene maximale Personenzahl lange überschritten ist. Auch Kisten, Kartons, Hühner, Reissäcke oder was auch immer man mitnimmt, passt auf jeden Fall rein. Ganz egal, ob die vier Meter langen Bretter vertikal aus dem Fahrerfenster herausragen. Also wer Abenteuer mag, der kann es gern ausprobieren. Es soll eine sehr billige Reisevariante sein. :)

Robert und mich betraf das ja nicht. Wir waren mit unserem Auto sehr mobil. Trotzdem haben wir auch den zweiten Tag im Amphitheatre eine ihrer Touren in Anspruch genommen, weil sie genau dorthin ging, wo wir sowieso hinwollten: Auf das Amphitheatre selbst. Das ist nämlich eine bestimmte Formation in den Drakensbergen. Drakensberge ist übrigens Afrikaans und bedeutet Drachenberge. :)

Der Anfahrtsweg ist leider fast zwei Stunden pro Richtung, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Der Weg ist ganz gut zu finden, abgesehen von einer mit Steinen überladenen kleinen Rinne , die man hinauf muss. Das wird dann schon wieder haarig. Es haben aber alle geschafft, der eine braucht eben ein bisschen länger als der andere, aber das ist ja auch egal. Die 72-jährige Japanerin in unserer Gruppe jedenfalls hat es auch geschafft. Hut ab! Aber wer mit 62 noch zum Base Camp des Mount Everest gelaufen ist, der zählt schätzungsweise als sehr fit.

Die Ausblicke vom Amphitheatre sind toll. Es geht 1000 Meter in die Tiefe und wenn das Wetter nicht ganz so diesig ist, kann man auch erstaunlich weit schauen. Leider wird viel der Graslandschaft abgebrannt, was für ordentlich Rußpartikel in der Luft sorgt. Sämtliche Brände sind kontrolliert gelegt und sollen unkontrollierte Buschfeuer verhindern. Nun ja, ich finde, man kann es aber auch übertreiben.

Erster Ausblick aus die Umgebung Rußpartikel überall - leider Die gerade Linie im Berg ist der Weg :) Schon irgendwie toll, oder? Die kleine Rinne, die uns zum Plateau bringen sollte Ich mit Spaß beim Klettern Robert mit Bergziege irgendwo in der Ahnenliste... Oben! Und ja, da geht es höllisch steil runter. Mittag am Rande des Abgrundes

Wie dem auch sei, man ist gleich auch noch beim zweithöchsten Wasserfall der Welt, dem Tugela Falls, und kann zuschauen, wie er sich über die Kante stürzt. Sicherlich ist er im Sommer nach dem Regen beeindruckender, aber auch der höchste Wasserfall der Welt, Angel Falls in Venezuela, ist nur ein kleines Rinnsaal, was sich fast 1000 Meter in die Tiefe stürzt. Letzteren kann man auch nur vom Flugzeug aus anschauen.

Frei wie ein Vogel - im wörtlichen Sinnen Ein Blick auf das andere Ende des Amphitheatres Der Tugela, der sich zur Kante schlängelt Und hier stürzt er in die Tiefe - niedlich. ;) Runter kommt man nur über abenteuerliche Leitern Ja, sie können schwingen Ohne Worte. Ein letzter Ausblick bevor wir wieder in den Bus mussten

Aber zurück nach Südafrika! Nach diesem Tag auf dem Amphitheatre hatten wir beschlossen, dass wir uns den Tugela Falls auch mal von unten anschauen wollten. Wir wussten, es gibt einen Wanderweg dorthin, also sind wir in den Royal Natal & Rugged Glen National Park, der eine halbe Stunde entfernt ist, gefahren und sind auf die 14km-lange Tour gegangen. Eine kostenlose Karte gab's am Eingang. An sich ist der Wanderweg sehr entspannt. Auf der Wanderkarte findet sich irgendwann der kleine Vermerk: Boulder Hopping. Auf der Leihkarte vom Hostel (die haben zu fast allen Nationalparks der Umgebung die entsprechenden Karten, so dass man sich die nicht kaufen braucht, wenn es keine kostenlose gibt, was leider meistens der Fall ist) stand sogar ein kleines „go as far as you dare“ - „Geh so weit wie du dich traust.“ Gut, wer weiß schon, was einem das sagen soll.

Die Antwort bekamen wir nach 6,4km. Hier schien der Weg einfach zu Ende zu sein und man landete plötzlich im Flussbett. Und das mit einer Kletterei, die selbst mit kleinem Tagesrucksack schon interessant ist. Soweit so gut. Danach lernten wir dann auch, was Boulder Hopping bedeutete. Klar, von Bouldern (freies Klettern bis in etwa in eine Höhe von 5m an entsprechenden Kletterwänden zum Training für's richtige Klettern) hatte ich schon gehört – ich kenne aber auch Leute, die das in ihrer Freizeit machen. Boulder Hopping ist die etwas andere Variante. Man kann es wörtlich nehmen, denn man hüpft von Gesteinsbrocken zu Gesteinsbrocken. Und zwar soweit, wie man es sich zutraut. In unserem Fall hieß dass, dass wir immer noch einen Kilometer vom Fuß des Wasserfalls entfernt waren, als wir aufgaben und umkehrten. Die meisten kommen offensichtlich schon gar nicht so weit. Trotzdem lohnt sich der Wanderweg. Man kann ja selbst entscheiden, wann man umdreht und auch die 6,4km pro Richtung reichen schon, um sich die Gegend anzuschauen.

Das Amphitheatre Es gibt tatsächlich grün in Südafrika Strickleitern sind sehr beliebt... Ja, das IST der Weg Mut, Fittness und ein bisschen Wahnsinn sind Voraussetzung Auch abwärts war das Vergnügen ein zweifelhaftes Da, wo der weiße Punkt ist, ist der Tugela Fall Boulder Hopping wir kommen! Beweisfoto Ein letzter Blick auf das Flussbett des Tugela Rivers

Der nächste Tag führte uns ins Champagne Valley, genauer in das Cathedral Peak Mountain Reserve. Unser Südafrikabuch hatte uns verraten, dass man auf den Cathedral Peak hinauf kann. Also wollten wir das gern machen. Zum Glück hatten wir vorher mit der Chefin des Amphitheatres gesprochen, denn um wirklich auf die Bergspitze zu kommen, braucht man eigentlich den ganzen Tag und einen weiteren um wieder runter zu kommen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man für alle Fälle das ein oder andere an Kletterausrüstung dabei haben sollte und am #besten einen Guide und Zelte und Notproviant und und und. Äh, nein danke? Kletterfreund bin ich leider nicht und mein Bruder auch nicht. Abgesehen davon ist Cathedral Peak gerade im Winter für seine Wetterumschwünge berüchtigt. Es saßen schon Leute vier Tage oben fest und als sie endlich runter konnten und sie letztlich im Amphitheatre wieder eintrafen, war es nachts um 2 Uhr.

Das reichte uns, um uns gegen die Tour zu entscheiden. Es gibt in der Gegend aber auch noch genügend andere Wanderwege. Der, für den wir uns entschieden haben, ist der Mhlwazini / Ndedema Hike. Im ersten Teil folgt er dem Gipfelweg zu Cathedral Peak, biegt dann aber ab und verläuft auf der Höhe (Contour Path). Gefunden haben wir das auch alles, aber der Querweg hatte es in sich. Prinzipiell wieder sehr leicht zu laufen, aber die Krux kam leider früher als später als wir an der einen oder anderen Stelle einfach nicht mehr wussten, wo der Weg war. Offensichtlich laufen nicht besonders häufig Leute genau dort entlang. Und alle vor uns schienen dasselbe Problem an den selben Stellen zu haben. Letztlich gab es viele kleine Trampelpfade und wie das immer so ist, hat man eine hundert Prozent Chance den falschen zu nehmen... Das Ende vom Lied war dann, dass wir an mehr als einer Stelle mutig entweder die Hänge hinauf oder aber hinunter gekraxelt sind. Was waren wir doch dankbar für unsere Wanderstöcke.

Fazit: Die Region ist beeindruckend. Die Ausblicke wirklich atemberaubend und der eine oder andere Pavian schaut auch mal mit seiner Familie vorbei. Wenn man auf Sonne sowie auf etwas kältere Temperaturen eingestellt ist, dann ist zumindest im Winter das Wandern sehr angenehm. Man muss allerdings schon ein bisschen fitter sein, da die Höhenmeter nicht zu unterschätzen sind. Nicht zum ersten Mal habe ich mich gefragt, warum mein Bruder mit einer Bergziege verwandt ist, ich aber mit einem asthmatischen Staubsauger...

Die Zeitangaben auf der Wanderkarte aus dem Amphtitheatre sind auch mit Vorsicht zu genießen. Vier Stunden waren angegeben, gebraucht haben wir über sechs. Distanzangaben hätten uns mehr geholfen.

Hochplateau, auch wenn es nicht so aussieht Seht ihr den Drachen? Kammwege sind toll Auch hier gab es wieder einige grüne Tupfen

Für den nächsten Tag hatten wir uns dann etwas weniger Anstrengendes heraus gesucht: Die Drakensberg Canopy Tour. Hier wird man mit einem Klettergürtel versehen und dann in eine kleine Schlucht gefahren, in der man dann von Plattform zu Plattform mit Hilfe einer Zipline segeln kann. Insgesamt zwölf Ziplines gibt es hier und man ist schon einige Stunden beschäftigt, weil man ja auf die anderen Gruppenmitglieder warten muss. Es ist eine witzige Angelegenheit, aber nach zwölf solcher kleinen oder auch größeren „Flüge“ (die längste Zipline ist 179m), reicht es dann auch.

Wieder im Amphitheatre angekommen, haben wir uns mal wieder mit der Inhaberin unterhalten, da wir nach fünf Nächten und einer weiteren in Planung fast schon Stammgäste waren. Es stellte sich heraus, dass, wenn man schon sechs Nächte da war, die siebte kostenlos ist. Hm, was jetzt? Eigentlich hatten wir alles durch, was wir uns anschauen wollten, aber einmal keine Unterkunft bezahlen, ist natürlich auch nicht verkehrt. Folglich haben wir noch eine Nacht dran gehängt. Wenn man bedenkt, dass wir anfangs nur eine Nacht gebucht hatten, ist es schon erstaunlich, wie leicht man an Orten, die einem gefallen, hängen bleiben kann. :)

Für unseren letzten Tag suchten wir uns dann Monk's Cowl aus. Auch das war in etwa eine Stunde vom Amphitheatre mit dem Auto entfernt (wie eigentlich alles bis auf den Royal Natal). Wie schon in den anderen Nationalparks gibt es auch hier viele verschiedene Wanderwege (die man alle auf der kostenlosen Karte findet). Da, wie an anderer Stelle schon mal erwähnt, zur Zeit viel abgebrannt wird, können manche Wanderwege auch gesperrt sein. In unserem Fall betraf das Nandi Falls, wo wir eigentlich hin wollten, aber na ja, es gab genügend Ausweichmöglichkeiten. Also begaben wir uns zu den Sterkspruit Falls und den Pools, was eine kleine Runde von 2,5km ist. Nach einer Stunde waren wir am Ausgangsort und konnten sogar behaupten, einige Antilopen gesehen zu haben. Danach haben wir die nächste Runde in Angriff genommen. Erst ging es zu The Sphinx, von dort weiter bis fast zu Blindman's Corner und dann über den Keartland's Pass zurück. Die Strecke umfasst etwas über 11km und wir sind sie in erstaunlichen drei Stunden gelaufen – inklusive Mittagspause.

Auch diese Wandergegend ist echt schön, hat aber gewaltig Höhenmeter zu bieten. Wen das nicht stört, der hat eine schöne Auswahl an Strecken, mit denen man auch mehr als einen Tag füllen kann.

Panorama in Monk's Cowl Und wieder einb paar Höhenmeter... Nur fliegen ist schöner ;) Abschied von einer tollen Wanderregion

Zurück im Amphithearte haben wir dann doch mal angefangen unsere sieben Sachen zu packen, damit wir am nächsten Tag weiter ziehen können. Auch wenn wir dem Amphitheatre Aufwiedersehen sagen, so heißt das noch lange nicht, dass das auch für die Drakensberge gilt. Die umfassen nämlich gefühlt halb Südafrika. Wir haben in den nördlichen Drakensbergen begonnen und werden uns jetzt weiter Richtung Süden begeben und zwar immer an der Ostgrenze Lesothos entlang. Unser nächstes Ziel ist Giant's Castle.

Vorher jedoch ging es noch zum Frühstück in unser Lieblingslokal. Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen. Nachdem sich das Abendmenü im Hostel wiederholte, beschlossen wir, dass wir doch mal schauen könnten, was Bergville an Restaurants zu bieten hat. Ergebnis: nicht viele, aber ein ganz tolles ist dabei. Dieses geht unter dem Namen Bingelela und liegt etwa zwei Kilometer außerhalb von Bergville Richtung Amphitheatre Backpackers. Dieser Zufallsfund unsererseits begleitete uns mehrere Abende, da das Essen ausgezeichnet ist (höchstpersönlich von der kreativen Chefin zusammengestellt und zwar jedes einzelne Gericht) und zu wirklich günstigen Preisen angeboten wird. Abgesehen davon ist es immer wieder schön, wenn man die Belegschaft erheitern kann, wenn sie einen immer wieder sieht und dann schon kennt und weiß, dass man doch gern direkt neben dem Kaminfeuer sitzen möchte. Frühstück haben sie auch im Angebot, aber uns fehlte noch Nachtisch in der Sammlung, also haben wir das zum Frühstück bestellt – sehr zur Belustigung der Angestellten. :)

Aber genug davon! Auf nach Giant's Castle!

Wolken und Lichtspiele, davon haben die Drakensberge mehr als genug (Cathedral Peak)

14Juli
2013

Fünf Leute für ein Rad

Sanimalereien (Main Cave, Giant's Castle)

Wie schon angedeutet, blieben wir in den Drakensbergen, dieses Mal jedoch weiter südlich. Habe ich schon erwähnt, dass die Drakensberge im Englischen witzigerweise Drakensberg heißen? Wenn man dann noch schön den Artikel „the“ davor setzt, bekommt man schnell den Eindruck, dass man nur von einem Berg redet. Böser Trugschluss, wie so einige englischsprachige Reisende schon festgestellt haben. ;)

Giant's Castle war unser nächster Wegpunkt, also auf geht’s! So weit weg kann das ja gar nicht sein – zumindest sah es auf unserer Karte nicht so aus. Auch Mrs. Garmin meinte, dass die Kilometer nicht das Problem seien. Trotzdem waren wir über fünf Stunden im Auto. Wahnsinn. Ja, man kann auf den Autobahnen fahren, wenn man das möchte, aber das sind meist mautpflichtige Straßen und je länger die Strecke, desto mehr geht das ins Geld. Gut, dass man dem Navi beibringen kann, solche Straßen zu meiden. Die Parallelstraßen, also die Landstraßen sind auch in wunderbarem Zustand, man muss also nicht Autobahn fahren, wenn man nicht will.

Als wir endlich ankamen, haben wir zum wiederholten Male feststellen müssen, dass unser linkes Hinterrad irgendwie Luft verloren hatte. Zur Erläuterung: Das hatten wir nach vier Tagen in Bergville schon einmal, also haben wir es an der Tankstelle wieder aufpumpen lassen. Dann noch einmal zwei Tage später und letztlich nochmals bevor wir auf unsere Fahrt nach Giant's Castle gegangen sind. Uns war also schon klar, dass da was im Argen lag, aber wie schlimm, das sollten wir wenig später herausfinden.

Erst einmal hieß es Einchecken. Im Giant's Castle Nature Reserve gibt es nicht viele Optionen, was Unterkünfte angeht, es sei denn, man will täglich zwischen 20 und 50km pro Richtung fahren. Wenn man, wie wir, endlich mal einfach vom Zimmer aus loslaufen will, dann muss man ins Giant's Castle Main Camp. Billig war es definitiv nicht, aber günstiger als erwartet und sogar inklusive Frühstück. Unser erster Bungalow hatte ein Bienennest im Schornstein, weswegen wir noch einmal umgezogen sind. Schön war auch wieder die Episode, als die eine Rezeptionistin noch mal hinterher kam und meinte, sie hätte noch einen anderen Bungalow mit Doppelbett. Ich sollte hierzu sagen, dass mein Bruder Robert und ich grundsätzlich als Paar durchgehen und sobald wir diesen Irrtum aufklären, sind immer alle peinlich berührt. Ebenso die Rezeptionistin, die uns etwas Gutes tun wollte mit einem Doppelbett. :)

Dieser kurze Zeitraum reichte unserem schon angesprochenen linken Hinterrad um vollkommen platt zu werden. Umparken stand also nicht mehr auf dem Plan und Flicken, wie wir eigentlich gedacht hatten, erschien auch nicht mehr sinnvoll. Also blieb unser Auto erst einmal mit schönem Platten genau da, wo es war.

Rettungslos platter Reifen...

Nächster Schritt: Thrifty anrufen und fragen, was man bitte tun soll. Ja, Reserverad drauf machen klingt nach etwas, worauf man selbst kommt, aber uns ging es ja darum, ob wir ein neues Ersatzrad kaufen mussten oder ob wir bei der nächsten Dienststelle eines einsammeln könnten. Nach endlosem Weiterverbinden innerhalb des Callcenters landeten wir bei unserer Vermietung vom Flughafen in Johannesburg. Ein Glück hatten wir uns eine südafrikanische SIM-Karte gekauft und entsprechend einige Minuten zum Telefonieren (hier Airtime genannt), sonst wäre es dank Roaming unglaublich teuer geworden... Wie dem auch sei, der Schlauberger am anderen Ende fragte noch, ob wir jemanden in der Nähe hätten, der uns das Reserverad drauf ziehen könnte und unsere Antwort war logischerweise ja, da es ja den Hausmeister des Resorts gibt, der so etwas mit Sicherheit kann. Im nächsten Atemzug sagt der gute Mann uns dann, dass am nächsten Tag 9 Uhr früh einer da sein würde mit einem neuen Ersatzreifen und zwar extra aus Johannesburg. Man beachte, dass sind mindestens drei Stunden Fahrt pro Richtung. Okay, wir werden nicht diskutieren, wenn Thrifty der Meinung ist, dass das die beste Lösung ist.

Trotz allem waren wir noch eine kleine Runde spazieren gehen (ich weigere mich, dass wandern zu nennen). Wir haben den River Walk Nummer 2 gemacht. Er sollte etwa zwei Stunden dauern, wir waren nach etwa anderthalb wieder zurück. Es hätte sicherlich auch schneller gehen können, wenn wir die Wegbeschreibung nicht falsch verstanden hätten. Nun ja, ein bisschen durch den Busch entlang irgendwelcher unwegsamer Tierpfade hat noch keinem geschadet. Folglich wissen wir aber auch nicht ganz, was wir eigentlich von den 4,5km gelaufen sind, die für diesen Weg angesetzt sind.

Der nächste Tag kam und wir bekommen 8.30 Uhr beim Frühstück einen Anruf aus Johannesburg von einem, der tatsächlich ein bisschen mitdenken kann. Erste Frage: „Wollt ihr wirklich, dass ich komme? Das sind drei Stunden pro Richtung, die Mautgebüren, die Benzinkosten, meine Arbeitsstunden. Das bezahlt alles ihr. Habt ihr nicht jemanden, der euch einfach das Reserverad drauf ziehen kann?“ Äh, ja? Hatten wir doch gestern schon gesagt... Das Ende vom Lied war dann, dass unser Gesprächspartner meinte, dass das die beste Lösung sei und wir eventuell bei einer Thriftyvermietung mal ein neues Ersatzrad holen könnten. So einfach kann's gehen.

Gut, nächstes Ziel des Tages: Jemanden finden, der weiß, wie's funktioniert. Ja, wir hatten keine Ahnung, weil die Schlauberger von Thrifty das Handbuch zum Auto nicht mitgeliefert haben. Folglich wussten wir nicht einmal, wie wir das Reserverad UNTER dem Auto hervor holen sollten. Wie es der Zufall wollte, kam gerade der Hausmeister vorbei als wir noch nach dem Reifentyp geschaut haben. Trockene Feststellung: „Den müsst ihr wohl wechseln. Braucht ihr Hilfe?“

Und damit hatten wir schon das erste Problem gelöst. Der Hausmeister kam nach einer Weile mit Unterstützung zurück und wir konnten dann zuschauen, wie fünf Leute ein Rad wechselten. Gut, das ist vielleicht falsch formuliert. Der Chef stand daneben und hat zugeschaut. Einer lag unter dem Auto und hat den Wagenheber bedient (ich wüsste immer noch nicht, wo ich den ansetzen sollte...) und zwei haben schon am Rad herum geschraubt. Der jüngste im Bunde war zum Zuschauen und Lernen mit dabei. Ein sehr amüsantes Unterfangen, wirklich. :)

Also hatten wir das Reserverad aufgezogen und das andere, was man wirklich nur noch wegwerfen kann, unter dem Auto sicher verstaut. Sehr schön. Wir konnten dann noch ein bisschen wandern gehen, was den Tag dann eindeutig noch mal verbessert hat. Wir wussten von anderen Rucksacktouristen, dass der Wanderweg World's View unglaublich schön sein sollte, also haben wir den auch in Angriff genommen. 14km in etwas über vier Stunden. Das ist ein guter Schnitt, aber der Weg ist auch verhältnismäßig flach – zumindest, wenn man ihn mit den meisten anderen Wanderwegen in den Drakensbergen vergleicht, die eigentlich alle irgendwo mehrere hundert Höhenmeter am Stück rauf oder runter haben. Wie dem auch sei, die Aussicht auf das Panorama der südlichen Drakensberge ist atemberaubend schön.

Wir hatten aber aufgrund der „kurzen“ Wanderung am Nachmittag noch ein bisschen Zeit. Da wir sowieso noch zu den sogenannten Main Caves, den Haupthöhlen, wollten, haben wir das dann auch noch gemacht und insgesamt etwa fünf Kilometer zu unserem Tagespensum hinzu gefügt. Die Main Caves sind keine richtigen Höhlen sondern mehr Überhänge. Sie sind definitiv einen Besuch wert, denn sie enthalten sehr gut erhaltene und geschützte Sanmalereien. Das ist auch der Grund, warum man nur mit Ticket reinkommt. Positiv ist hierbei, dass man einen Guide zur Seite gestellt bekommt, der einem dann auch noch Einiges dazu erzählen kann. Haken an der Sache: Die Tickets gibt es an der Rezeption des Hotels...

Panorama von Giant's Castle Auf dem World's View Wanderweg Noch einmal das unglaubliche Panorama der südlichen Drakensberge Ausblick von World's View - es hat seinen Namen verdient Sanimalereien: Elands sind hier dargestellt

Nun ja, damit war auch dieser Tag fast vorbei. Wie es der Zufall wollte, haben wir aber noch eine Tanzvorstellung der örtlichen Jugendlichen direkt im Hotel anschauen können. Sie gehören zu einer Gruppe, die traditionelle Zulutänze lernt und vorführt und somit ihren Familien geldtechnisch unter die Arme greifen. Sprich: Trinkgeld war erwünscht, aber nachdem, was und wie lange getanzt wurde, haben eigentlich alle gern etwas gegeben. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man durch Zufall so etwas miterlebt und nicht horrende Eintrittspreise in irgendwelchen „Cultural Villages“ ausgeben muss.

Die Zulutanzgruppe (nein, wir wissen nicht, wie da das weiße Kind reingekommen ist)

Unser letzter Tag in Giant's Castle wurde natürlich auch noch für eine kleine Wanderung genutzt. Dieses Mal stand der Bergview Walk auf dem Plan. Der umfasst nur 5km und nach etwa anderthalb Stunden waren wir auch schon wieder zurück. Während der Wanderung haben wir so einige Tiere zu Gesicht bekommen. Bisher hatten wir Affen und kleine Antilopen gesehen, aber dieses Mal hatten wir sogar das Glück Elands zu sehen. Elands sind auch Antilopen (witzigerweise kann man sie im Deutschen wohl auch Elenantilopen nennen – fiese Kombination an Buchstaben), jedoch recht groß. Bei den San galten sie als heilige Tiere, weswegen sie sehr häufig in den Malereien zu sehen sind.

Ich wusstenicht mal, dass es solche Schilder gibt... Nette Idee, aber an der Umsetzung scheiterte es wohl (Giant's Castle Main Camp)

Nach unserem Tagessoll an Frischluftaktivitäten ging es weiter im Auto um an unseren nächsten Zielort zu kommen. Unterwegs hieß es nochmals Reifen überprüfen (ich hoffe inständig, dass das Reserverad hält und wir keine weiteren Pannen haben werden) und natürlich Tanken. Hatte ich schon erwähnt, dass Tankstellen ein ganz eigenes Flair in Südafrika haben? Zum einen darf man nicht selbst tanken, sondern es gibt einen Tankwart, der sich um alles kümmert, und zum anderen wird immer die Scheibe geputzt. Nach Öl und Wasser wird auch gefragt und auch das Kontrollieren der Reifen ist Aufgabe des Tankwarts. Wenn man also zum ersten Mal an die Tankstelle kommt, ist das etwas gewöhnungsbedürftig, weil man nicht weiß, ob man Trinkgeld geben muss oder nicht (man kann, und es ist auch erwünscht). Abgesehen davon ist es am Anfang schon etwas befremdlich, wenn man mitten in der Pampa als einzige Personen mit weißer Hautfarbe unterwegs ist...

Noch besser wird es dann nur, wenn die Nachmittagsstunden heran sind und sich die Tankstelle zum Dorfplatz entwickelt. Sämtliche Kleinbusse der Region finden sich dann plötzlich ein, auf den Mauern werden Obst- und Gemüsestände aufgebaut und auch ansonsten bekommt man den Eindruck, dass der Zeitpunkt um Klatsch und Tratsch auszutauschen jetzt endlich da ist.

Man gewöhnt sich aber daran und letztlich stellt man auch immer wieder fest, wie freundlich die Leute sind. Die Chancen sind in Südafrika bedeutend höher als in Deutschland, dass einem unerwartet geholfen wird oder man von wildfremden Leuten gefragt wird, wie es einem denn geht.

Auch das gesamte Leben macht einen anderen Eindruck. Natürlich bekommt man als Tourist nicht den besonders tiefen Einblick, aber wir können mit Sicherheit sagen, dass sich das Leben zumindest in den ländlichen Gegenden hauptsächlich auf der Straße abspielt. Da wird Gras für die Dächer geschnitten, gelesen, telefoniert, sich unterhalten, einfach geschlafen, die Kühe und Ziegen gehütet, der Einkauf nach Hause getragen und gespielt. Einfach alles. Sonntags ist das dann auch in entsprechender Sonntagskleidung zu erleben.

Abgesehen davon laufen viele auch sonst gut gekleidet herum, was im krassen Gegensatz zu den für europäischen Standard recht ärmlich wirkenden Häusern steht. Aber man weiß ja nie, wo die Herren und Damen arbeiten. Da muss der eine oder andere schon im Anzug oder Kostüm erscheinen. Wenn man dann nicht den örtlichen Bus nutzt, wird eben gelaufen – und wenn es zwei Stunden pro Richtung zur Arbeit geht. Das ist schon spektakulär.

Die Alternative ist, per Anhalter fahren. Da wird auch bei Touristen mal der Zeigefinger heraus gehalten. Anfangs ist es allerdings schon komisch, weil man ja gewöhnt ist, dass Leute mit Schild am Straßenrand stehen oder den Daumen raus halten. In Südafrika scheint es je nach Region Regeln zu geben, wo man stehen darf und wie genau man ein Auto anhält. Soweit ging unser Reiseführerwissen aber dann doch nicht. Abgesehen davon ist den Leute auch ganz egal, wie sie mitgenommen werden. Es ist nicht ungewöhnlich, die Leute hinten auf der Ladefläche von Pickups sitzen zu sehen, gleich neben der Ziege und dem Bündel Holz. Oder auch hinten auf der überdachten Ladefläche der Geländewagen. Manchmal sind da sogar Bänke eingebaut. Ich glaube kaum, dass der Hersteller das so angedacht hat, aber selbst die Polizei nutzt die Wagen so. Da passen nämlich gestapelt gut und gern um die zehn Leute rein. :)

Aber genug erst einmal von der Kultur, die man so ganz nebenbei erleben kann. Für uns geht es noch ein Stück weiter in den Süden der Drakensberge – und nein, wir haben immer noch nicht genug, weswegen wir den Tipp von zwei Japanern dankend annehmen und uns Richtung Sani Pass aufmachen.

Eine Blume mitten im unter Aufsicht abgebrannten Gebiet

16Juli
2013

Lesotho Klappe die zweite

  Auf dem Weg zum Sani Pass

Es hat doch ganz schön lange gedauert, um von Giant's Castle bis kurz vor den Sani Pass zu kommen. Um genau zu sein um die fünf einhalb Stunden... Man sollte meinen, dass die Straßen, sobald man sich von A nach B bewegt, immer länger werden. Nun ja, wir sind letztlich doch dort angekommen, wo wir hin wollten. Wir wussten, dass es die Sani Lodge gibt und hatten diese auch ins Auge gefasst. Wie das auch schon in Giant's Castle war, gab es hier fast keine Zimmer mehr. Eigentlich sollte man meinen, dass im Winter nicht so viele Touristen unterwegs sein sollten, da es gerade in den Drakensbergen empfindlich kalt werden kann und die meisten doch eher an den schönen Stränden, in den Nationalparks zum Großwildanschauen oder in den Weinregionen zu finden sein sollten. So viel zu der Theorie. :)

Nun ja, wir wussten wieder einmal nicht viel über die Region als wir ankamen. Wie der Name schon sagt, liegt der Sani Pass direkt vor der Haustür. Das ist einer der Pässe, die nach Lesotho führen. Gut, da waren wir ja schon einmal, also waren wir grundsätzlich erst einmal an allen anderen Optionen interessiert. Es gibt auch eine ganze Auswahl an Wanderwegen, die man allein oder auch geführt machen kann. Sanmalereien hatten wir schon gesehen und ein Basothodorf ebenfalls. Also was nun? Es gab die Option auf eine der Bergspitzen direkt an der Grenze Lesothos zu wandern, allerdings nur mit Guide. Soweit so gut, aber die Frage war, ob das überhaupt möglich sein würde, da wir zum einen nur zwei Personen waren und zum anderen eines der Tourautos auf dem Weg zurück vom Pass seinen Geist aufgegeben hatte (es ist schon spektakulär, wie die Vorderräder in zwei verschiedene Richtungen zeigen können). Letztlich wurde für uns aber alles möglich gemacht und so haben wir uns am nächsten Tag zum zweiten Mal nach Lesotho begeben. So viel zum Thema einmal reicht. :)

Der Sani Pass wird prinzipiell in jedem Reiseführer erwähnt. Abenteuerlich ist ein zu schmeichelhaftes Wort als Beschreibung. 9km liegen zwischen den Grenzen von Südafrika und Lesotho, aber auf dieser Strecke werden mehr als 1300 Höhenmeter überwunden. 12 Haarnadelkurven auf unbefestigter Straße bringen einen in einer knappen Stunde auf ein Niveau von 2873m über dem Meeresspiegel. Nicht hilfreich sind die Baumaßnahmen, aber das ist in Südafrika (eigentlich im Niemandsland zwischen den beiden Ländern) kein Problem. Es gibt ja genügend Fähnchen wedelnde Personen. Das wiederum ist bei der ersten Begegnung irritierend, weil man keine Ahnung hat, wie man darauf reagieren soll. Unser Guide Stuart war da sehr pragmatisch bei der Erklärung: So lange ignorieren, bis sie einem panisch vor das Auto springen. :)

Stuart war ein toller Guide, der sehr viel über die Region erzählen konnte. Seine eigene Lebensgeschichte war auch unglaublich interessant, denn er gehört zu denen, die mal Landwirte in KwaZulu Natal waren (KwaZulu Natal ist eines der Bundesländer von Südafrika). Er hat den Anschlag auf sein Leben überlebt und nur ein Stück Ohr und ein Auge eingebüßt. Seine Nachbarn hatten nicht so viel Glück. Hier wurde übrigens kein Unterschied gemacht, ob der Bauer schwarz oder weiß war (Stuart ist schottischen Ursprungs, seine Nachbarn waren jedoch alle schwarz). Es ist beeindruckend, wenn man solche Einblicke in die Geschichte des Landes aus erster Hand bekommt. Die Apartheid und deren Umsturz hängen noch wie ein Schatten über Südafrika.

In Lesotho angekommen (diese Mal gab es einen Grenzposten und wir haben sogar einen Stempel in den Reisepass bekommen!), ging unsere knapp vierstündige Wanderung los. Wirklich anstrengend sind die etwa 11km eigentlich nicht – vorausgesetzt, man ist die Höhe gewöhnt. Und ja, zum Schluss muss man ein klein bisschen klettern, um auf den Eastern Hodgson's Peak zu kommen. Wer das nicht will oder wenn der Aufstieg vereist ist, dann kann man als Alternative auf den Western Hodgson's Peak. Beide zusammen formen die Giant's Cup.

Zwei Dassies (z. Dt. Klippschliefer) beim Sonnenbaden - nächster lebender Verwandter: der Elephant :) Ausblick von Lesotho auf Südafrika Ja, es gab Eis... Giant's Cup Unser Tagesziel: Estern Hodgon's Peak Ausblick von Berggipfel - das Hochland rechts ist Lesotho, das Flachland links Südafrika

Danach ging es wieder Richtung Auto mit einem kleinen Zwischenstop beim höchsten Pub Afrikas in der Sani Mountain Lodge. Die kennen dort sogar Glühwein – nicht „spiced wine“ oder „mulled wine“, wie es im Englischen eigentlich heißt, sondern richtig Glühwein. Irre.

Damit war unser Tagesausflug ins Königreich im Himmel dann auch schon wieder vorbei. Wir blieben zwar zwei Nächte in der Sani Lodge, aber trotz allem hieß es wieder einmal packen. Der nächste Tag brachte uns gleich ein paar kulinarische Höhepunkte. Wir bekamen den Tipp, dass es in Himeville eine Bäckerei gäbe, die unter anderem Deutsches Brot herstellen würde. Das war natürlich ein Traum nach endlosen Tagen Toastbrot. Im The Rose and Quail wurden wir auch fündig. Egal, ob man nun unbedingt Deutsches Brot haben will oder etwas anderes. Es gibt eine ungeheure Auswahl an Gebäck aller Art. Kaffee sowie einige kleinere Gerichte gibt es natürlich auch zum dort essen. Gleich danach haben wir uns auf den Weg zur Underberg Cheesery gemacht, da in sämtlichen Supermärkten die Auswahl an Käse recht begrenzt ist und wir bisher einfach kein Glück bei unserer Wahl hatten. Umso mehr Möglichkeiten hat man dann in der kleinen Käserei. Solche lokalen kleinen Unternehmen gibt es in KwaZulu Natal übrigens häufiger. Wir können nur empfehlen, einfach mal anzuhalten und etwas mitzunehmen.

Von Underberg geht es jetzt weiter Richtung Osten, genauer nach Durban. Irgendwoher müssen wir ja unser neues Ersatzrad bekommen. ;)

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An dieser Stelle etwas Organisatorisches: Mein Pensum an Fotos sprengt leider die frei zur Verfügung stehenden Kapazitäten dieses Blogs. Daher habe ich einen weiteren erstellt, damit auch die verbliebenen Einträge in der gleichen Form wie bisher erstellt werden können. Die Adresse für die nächsten Blogeinträge ist folgende:

http://einmal-um-die-welt-teil-2.auslandsblog.de/

Vielen Dank für euer Verständnis! :)

Tolles Lichtspiel bei den 12 Aposteln

22Juli
2013

Ost, Nord, Nordwest

 Südafrika ist ein Mekka für Vogelbeobachter

Nach Durban war es eine ganz schön lange Fahrt. Nun ja, man glaubt ja immer gar nicht, wie groß Südafrika ist, aber spätestens, wenn man etwas davon wirklich sehen will, dann hat man schon längere Strecken vor sich. Trotz allem ist es nichts verglichen mit Australien. ;)

Unser erster Anlaufpunkt war der Flughafen, weil es dort eine Zweigstelle von Thrifty gibt. Dort haben wir wieder einmal gelernt, dass Schnelligkeit nicht unbedingt zu den Eigenschaften von Südafrikanern gehört. Nach einer halben Stunde, in der sich auch der Chef des Laufburschen gefragt hat, wo der denn nun bleibt, war klar, dass wir unser Ersatzrad bekommen würden. Nett wie sie waren, haben sie es auch gleich wieder unter dem Wagen verstaut – natürlich erst nachdem sieben Leute darüber philosophiert haben, ob das Rad denn jetzt auch das Richtige ist oder nicht. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, uns gleich selbst in die hauseigene Werkstatt fahren zu lassen. Nein, es muss der Monteur samt Rad gebracht werden.

Nach dieser netten kleinen Episode haben wir uns im Chaos, das sich Großstadt Durban nennt, auf die Suche nach einem Hostel gemacht. Wir hatten ein paar auf der Liste, von denen wir eines nicht mal gefunden haben, das zweite von außen recht zweifelhaft aussah und das dritte der Volltreffer am Strand war. Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass Internet in Südafrika ein bisschen Glückssache ist. Selbst wenn man Zugang dazu haben sollte, so kann man sich darauf verlassen, dass in den üblichen Suchmaschinen für Hostels nicht unbedingt besonders viele zu finden sind. Die meisten haben maximal ihre eigene Homepage, wenn überhaupt. Da zum Glück bekannt ist, dass es auch viele ausländische Rucksacktouristen in Südafrika gibt, haben sich einige Leute die Mühe gemacht, ein kostenloses kleines Taschenbuch heraus zu bringen, welches regelmäßig aktualisiert wird und in jedem Hostel zu haben ist: das Coast to Coast. Jeder sollte seine Kopie davon haben, denn ohne es ist man aufgeschmissen. Selbst mit kann man aber auch noch in Probleme geraten. So wie wir eben in Durban, wenn man selbst mit unserem Navi Mrs. Garmin das Hostel, welches unglaublich toll beschrieben war, nicht finden kann.

Letztlich sind wir im Anstey's Beach Backpackers untergekommen, was ein bisschen außerhalb liegt, dafür aber den Strand praktisch vor der Tür hat.

Unser nächster Tag hatte das einzige Ziel, wieder aus Durban zu verschwinden. Trotzdem hatten wir uns vorgenommen, doch mal den Victoria Street Market anzuschauen. Daraus wurde nur zum Teil etwas, da uns nicht ganz klar war, dass es sich hierbei um ein ganzes Viertel handelt und es dort nur so von Menschen wimmelt. Die Einfahrt zum bewachten Parkhaus zu finden, ist auch ein Abenteuer und wir haben es natürlich erst gesehen, als wir schon wieder vorbei gefahren waren. Parkplätze außerhalb des Parkhauses gab es wohl auch, aber da der Busbahnhof direkt daneben ist, ist es sicherlich fraglich, ob man seinen Mietwagen dort wirklich unbeaufsichtigt stehen lassen will. Wir haben uns dagegen entschieden und sind nach Norden gefahren.

Kleinere Umwege brachten uns dann nach St. Lucia, ein Touristennest, in dem es nicht viel mehr als Hotels und eine Hand voll Restaurants gibt. Unsere Unterkunft fanden wir wieder nach dem Prinzip der Suche direkt vor Ort, da weder unser Coast to Coast noch das Internet besonders hilfreich in dieser Hinsicht waren. Das gilt jedoch für die gesamte Region knapp südlich und südwestlich von Swaziland. Wir fanden in der Shonalanga Lodge ein Dach über dem Kopf für die nächsten zwei Tage und in der Dame am Empfang auch jemanden Engagiertes, der uns all unsere Touren organisierte und unermüdlich Fragen beantwortete. St. Lucia (irgendwie können sich die Leute nicht entscheiden, ob sie es nun Englisch Saint Lucia oder Portugiesisch Santa Lucia aussprechen wollen) ist prinzipiell ein idealer Ort, um sich den iSimangaliso-Wetland-Park anzuschauen. Hier gibt es vor allem unglaublich viele Nilpferde und Krokodile. Auch der ein oder andere Elefant soll hin und wieder vorbei kommen. Ein Besuch in St. Lucia ist jedenfalls nicht vollständig, wenn man nicht eine Runde mit dem Boot auf dem Fluss gefahren ist, der die Insel, auf der der Ort liegt, vom Festland trennt.

Im iSimangaliso-Wetland-Park Die Hauptattraktion des Parks: Hippos Und man kommt echt nah heran Man beachte den verächtlichen Blick, den schon das Junge perfekt beherrscht Ja, Krokodile gibt es natürlich auch Noch ein letzter Blick auf die Mangroven am Ufer

Weiterhin liegt das Hluhluwe Umfolozi Game Reserve nur etwa eine Stunde entfernt. Unser Reiseplan sieht auch einen Besuch im Krüger Nationalpark vor, aber wir waren der Meinung, man kann sich auch auf dem Weg mal einen von den kleineren Parks anschauen. Unser Reiseführer in Buchform war in dieser Hinsicht sehr ausführlich. In den meisten Parks kann man zwischen Autosafaris mit dem eigenen fahrbaren Untersatz und geführten Halb- oder Ganztagestouren entscheiden. Wir haben Letzteres gemacht, denn sonst geht mehr Zeit für An- und Abfahrt drauf als für den eigentlichen Park. Es gibt wie immer viele Anbieter solcher Touren und der Preis unterscheidet sich nicht wesentlich. Wir hatten jedoch keine Auswahl, da wir leider einsehen mussten, dass immer noch Schulferien waren und neben den ganzen ausländischen Touristen, die natürlich auch jeden Nationalpark mitnehmen, sehr viele einheimische Touristen unterwegs waren. Unser Veranstalter war Euro Zulu, welche aber sehr gut waren, insbesondere das Auto selbst, da die Seiten des Safariautos mit schiebbaren Glasfenstern versehen waren, was bei Regen und Wind schon recht praktisch sein kann. Und ja, wir hatten natürlich zwei Tage lang Regen, wenn auch nicht die ganze Zeit. Unsere Ausbeute an Tieren, die wir gesehen haben, hielt sich in Grenzen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass man sich über jedes einzelne freut, weil man es zum ersten Mal in freier Wildbahn (oder zumindest so gut wie frei) zu Gesicht bekommen hat. Bei uns umfasste das Impalas, – wer jetzt an schöne Chevys denkt, der hat entweder einen Faible für Autos oder aber gewisse Serien zu oft gesehen ;) – einen Elefanten, ein Nashorn, ein Löwenpärchen und eine ganze Menge Giraffen („giraffic park“ wie unser Guide es treffend beschrieb). Man bekommt neben der Tatsache, dass die Guides einfach jedes Tier auch aus der größten Entfernung benennen können, auch viele Infos zu den Tieren selbst. Eine solche Tour, egal in welchem Park, lohnt sich auf jeden Fall.

Ein Bonus bei unserer Tour war, dass Braai enthalten war. Das ist ein Begriff, der uns zum ersten Mal im Reiseführer begegnete und dann auch sehr schnell in der Realität Südafrikas. Unter einem Braai versteht man nichts anderes als Grillen beziehungsweise BBQ. Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass die Thüringer hier Rekordhalter waren, so kann ich jetzt zumindest sagen, dass die Südafrikaner dem in nichts nachstehen. Und da wird nicht etwa ein lausiges Brätel auf den Grill gehauen, nein, da landet das Steak drauf. „Gebraait“ werden kann übrigens immer und überall. So gut wie jeder Picknickplatz hat einen oder mehrere fest installierte Grills. Und die Südafrikaner nutzen das auch bei jeder Gelegenheit. Beeindruckend.

Viel witziger wird es dann natürlich, wenn der eigene Bruder unerwartet die Ehre erhält, doch mal bitte auf die Steaks und ein bisschen seltsam aussehenden, aber umso besser schmeckenden Würste aufzupassen. Ich würde sagen, er hat seine Aufgabe gut gemeistert, aber das Grillen liegt ja bekanntlich im Blut. :)

Unser erstes Zebra! Die ersten Antilopen: Tiefland-Njalas Ein Breitmaulnashorn Ein Löwenpärchen! Die zwei hatten eine andere Planung für den Tag als von Touristen beobachtet zu werden. ;) Braaimeister Robert

Nach zwei Tagen in St. Lucia ging es weiter Richtung Krüger Nationalpark. Da die Strecke aber doch recht lang ist, hatten wir beschlossen, zwischendurch noch einen Stopp einzulegen. Die Karte verriet uns, dass Pongola ein guter Ort zum Übernachten sein sollte. Das Internet (ja, das Coast to Coast hatte zu dieser Region schlicht und einfach gar keine Meinung mehr) spuckte auch einige Guest Houses aus, die ich hier mal mit Pension übersetzen will. Erstaunlicherweise liefen wir hier schon in das Problem, dass das ein oder andere auf unserer Liste ausgebucht war. Wir waren überrascht, aber offensichtlich kamen wir langsam in die beliebteren Reisegebiete.

Trotz allem fanden wir eine sehr nette Unterkunft und zwar im The Guest House Pongola, welches unglaublich schick eingerichtet ist. Ja, der Preis schraubt sich, je näher man an den Krüger Nationalpark kommt, immer weiter in die Höhe, aber verglichen mit Australien ist das alles immer noch verhältnismäßig billig. Internet war auch hier wieder ein Problem, aber das überraschte uns langsam nicht mehr. Wir waren es gewöhnt. Netterweise hat uns die Inhaberin ihren Privatcomputer nutzen lassen.

Wir waren also in Pongola, einem Ort, von dem keiner von uns beiden vorher schon mal etwas gehört hatte. Ich bin auch immer noch der Meinung, dass man das nicht haben muss, aber zumindest an Unterkünften mangelt es nicht. Praktisch ist auch die Tatsache, dass das Ithala Game Reserve nur eine Stunde davon entfernt liegt. Wir waren der Meinung, dass wir mittlerweile wieder halbwegs in unserer Zeitplanung lagen, und zwei Nächte an einem Ort wieder nicht verkehrt wären, wenn man dafür sogar einmal testen kann, wie es ist, mit dem eigenen Auto auf Safari zu gehen. Wir haben schließlich nicht ohne Grund unser kleines Monster von einem Auto gemietet. Gut, ein Grund war sicherlich, dass wir den Straßenverhältnissen in Südafrika nicht getraut haben. Mittlerweile sind wir ja eines Besseren belehrt worden und wissen, dass zumindest außerhalb der Nationalparks das Standardtouristenauto (Toyota Yaris) vollkommen ausreicht.

Zurück zum Ithala Game Reserve, einem recht kleinen Park, der aber ganz nett ist, wenn man eh in der Nähe ist. Viel gesehen haben wir nicht. Die Natur war toll und Antilopen, insbesondere Impalas gab es zu hauf, genauso wie Giraffen. Sonst war die Ausbeute jedoch recht mager. Mehrere Strauße haben wir jedoch gesehen. Das war toll, weil wir damit irgendwie so gar nicht gerechnet hatten. Genauso mit der Schildkröte, die gemütlich über die Straße lief.

Eine beeindruckende Landschaft soweit das Auge reicht (Ithala Game Reserve) Ein Büffel Gut getarnte Zebras   Nicht ganz Galapagosgröße, aber nahe dran 

Von Pongola aus ging es nach Hazy View. Am südlichen Rand des Krüger Nationalparks, welcher unser nächstes Ziel sein wird, gibt es einige kleinere Orte und theoretisch viele Unterkünfte, weil es billiger ist außerhalb des Parks zu übernachten als drin. Praktisch haben wir auch hier wieder feststellen müssen, dass die Hauptsaison mitten im Gange zu sein scheint. Wir haben jedenfalls erst im fünften Anlauf eine Unterkunft bekommen, welche aber wirklich toll war: die Gecko Lodge. Witzigerweise gab es hier viele Deutsche und das nicht nur unter den Gästen. Die Inhaberin ist auch eine Auswanderin.

Hazy View an sich bietet rein gar nichts Interessantes, aber das machte nichts. Uns war nur die Lage wichtig, welche wirklich ideal ist. Im Umkreis befinden sich drei verschiedene Tore in den Krüger Nationalpark. Man kann sich also einfach eines davon heraus suchen. In unserem Fall ist das das Numbi Gate, einfach weil es nah dran ist und auch, weil es eines der größeren ist. Damit haben wir dann die Chance direkt am Tor unsere Buchungen für die Camps innerhalb des Parks zu machen, da wir, wie auch schon seit etwa einer Woche, nichts vorgebucht haben. Aber davon beim nächsten Mal mehr.

Hm, kein Widder, aber fast ;)

26Juli
2013

Elephantastischer Krüger

Elephant Crossing inklusive Touristen

Unsere Planung sah vier Nächte im Krüger Nationalpark vor. Soweit die Idee. Die Umsetzung gestaltete sich etwas komplizierter als erwartet. Gut, eigentlich hätten wir durch die vorherigen Schwierigkeiten mit dem Finden von Unterkünften gewarnt sein sollen. Aber nun ja, wie das eben so ist, hinterher ist man immer schlauer. Also als Fazit an dieser Stelle schon: Ja, die Schulferien waren endlich vorbei, aber die Hochsaison für europäische Touristen hat gerade erst begonnen. Sprich, man sollte immer vorbuchen, wenn es um den Krüger Nationalpark geht. Hätte der Reiseführer ja auch mal sagen können.

Aber egal. Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, haben wir den Park über das Numbi Gate erreicht. Hier wurden wir dann auch von einer unglaublich netten Dame betreut, die ihr Möglichstes getan hat, um uns Unterkünfte zu beschaffen. Wie schon gesagt, ein Unterfangen, was sich als aufwendig heraus stellte. Für die erste Nacht erhielten wir einen Bungalow in Lower Sabie. Da wollten wir auch tatsächlich hin, nur wären wir gern zwei Nächte geblieben. Das war nicht drin und unsere einzige Option für die nächste Nacht war Pretoriuskop. Wer jetzt mal die Karte vom Krüger zur Hand nimmt, der wird sehen, dass dieses Camp keine halbe Stunde vom Numbi Gate entfernt ist. Sprich, einmal durch den kompletten Süden des Parks am Tag eins und über andere Wege zurück zum Ausgangspunkt am Tag zwei. Hätte schlimmer sein können. Nämlich zum Beispiel wie Tag drei. Alle Bemühungen unserer lieben Helferin scheiterten an ausgebuchten Camps und so gab es für unsere dritte Nacht nur genau eine Option: Satara, was knapp 200km von Pretoriuskop entfernt liegt. Auch die vierte Nacht wurde uns im Endeffekt vorgegeben, da es wie schon in Lower Sabie auch in Satara nur Unterkunft für eine Nacht gab. Wir durften also auch für die letzte Nacht im Park noch mal den Standort wechseln und zwar ins Olifants.

Nun ja, es war ja auch ein bisschen unsere eigene Schuld, weil wir nichts vorgebucht hatten, aber wer konnte denn ahnen, dass es so arg kommen würde. Trotzdem waren diese ersten anderthalb Tage wirklich schön. Am Anfang hält man auch noch für jede Herde Impalas an, weil man denkt, dass die wirklich toll sind. Es dauert jedoch nicht lange, bis man begreift, dass es von diesen Tieren so viele gibt, dass man sie gefühlt alle 5 Meter vor die Linse bekommen kann. Auch Zebras, Kudus, Giraffen und Elefanten gehören in diese Kategorie. Ja, richtig gelesen, auch Elefanten. Es ist schon erstaunlich, wie viele es von den Dickhäutern gibt und wie oft sie einem den Gefallen tun, entweder über die Straße zu laufen oder wenigstens irgendwo herum zu stehen. Letzteres ist dann schon wieder ein bisschen fies. Ein Elefant, der sich nicht bewegt, kann leicht übersehen werden. Klingt verrückt, weil die bekanntlich irre groß sind, aber trotzdem kann man sie ganz leicht übersehen. Man merkt das spätestens dann, wenn man wieder einmal Touristenregel Nummer eins beachtet: Wenn irgendwo ein Auto steht, sollte man auch anhalten und schauen, was es denn zu sehen gibt. Wenn man nichts sieht: fragen.

Sprich, man fährt ein bisschen langsamer und schaut, was es vielleicht zu sehen gibt. Es ist schon witzig, wenn man den Elefant erst beim dritten Anlauf sieht, auch wenn er keine fünf Meter vom Auto entfernt ist. Ich schwöre, die könnten auch rosa sein und man würde sie trotzdem übersehen können.

Prinzipiell übersieht man aber sicherlich über zwei Drittel aller Tiere, die im Park unterwegs sind. Gemein ist das bei den großen Fünf, denn die will eigentlich jeder gern gesehen haben. Dazu gehören Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Das scheint eine recht wahllose Sammlung zu sein, denn spätestens Nilpferde und Geparden würden ganz gut noch rein passen, aber die fünf Tierarten stammen noch aus der Zeit der Großwildjäger. Die großen Fünf sind die, die die besten Trophäen abgeben.

Die Großkatzen sind jedoch bedeutend interessanter, wenn man sie denn mal zu Gesicht bekommt. Wir hatten gleich am ersten Tag das Glück ein paar Löwen zu sehen, die sich auf Steinen im Fluss sonnten. Keine hundert Meter weiter lag dann auch der faule Leopard herum.

Kleines neugieriges Geschöpf am Straßenrand: ein Zwergmungo Leoparden fressen auf Bäumen - wer findet die tote Impala? Das McDonalds des Buschs: Impalas - sie haben sogar ein M auf dem Hinterteil Der erste richtige Überblick über den Krüger Nationalpark Endlich! Ein Bild von unserem kleinen Monster :) Eine Herde von knapp 30 Elefanten - irre! Hier ein paar mehr Vertreter der Herde Ein Meerkatzenjunges Hippos und das außerhalb des Wassers! Impalas, Hippos und Krokodile

Nun ja, im Krüger gibt es strenge Regeln, an die man sich halten muss, insbesondere was die Zeiten außerhalb der Camps angeht. Ich will nicht wissen, wie viel man bezahlen darf, wenn man es denn nicht vor Toresschluss schafft, anzukommen. Die Tore der Camps und auch des Parks sind grundsätzlich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. Es gilt ein Nachtfahrverbot. Wer also doch mal in der Dämmerung auf Schnappschussjagd gehen möchte, der muss sich den Touren in den Camps anschließen. Die sind aber, wie in allen anderen Parks auch, wirklich gut. Die Guides haben Ahnung von dem, was sie da tun. Wir wollten gern eine solche Tour mitmachen, aber wie wir schon am Numbi Gate lernen mussten, war der Krüger rettungslos überfüllt. Folglich waren auch diese Touren häufig ausgebucht.

Wir hatten also auch in der Hinsicht wenig Glück am ersten Tag. Wir entschieden uns dann für die Sonnenaufgangswanderung. Es ist doch etwas anderes, wenn man schön sicher in seinem Auto sitzt und sehr gut gepflegte Straßen entlang fährt, als wenn man zu Fuß mit zwei mit Gewehren ausgestatteten Guides unterwegs ist. Abgesehen davon war die Belehrung gewöhnungsbedürftig, denn eigentlich hätte man gern gelacht. Reden ist so gut wie verboten, Verweise auf Tiere, die man sieht, macht man per Klopfzeichen, wenn Gefahr im Verzug ist, schreit man und bleibt dann wo man ist, bis man etwas anderes gesagt bekommt. Und das hat man gefälligst auch zu tun, egal was da kommt. Wenn man später dann erzählt bekommt, dass zweimal in der Woche zuvor eine Nashornmutti die Gruppe im Visier hatte, wird einem schon anders. Insbesondere, wenn man selbst keine hundert Meter von der Dame mit ihrem Kalb entfernt steht.

Prinzipiell sieht man aber zu Fuß weniger Tiere als vom Auto aus. Das hat den einfachen Grund, dass die Tiere die Autos und ihre Geräusche gewohnt sind. Sie wissen auch, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Hinzu kommt, dass sie den Geruch kennen, den ein Auto typischerweise hat. Zu Fuß sieht das Ganze schon wieder anders aus. Hier hat jedes der menschlichen Tierchen einen anderen Geruch und so mancher männlicher Kollege auf vier Beinen könnte sich in seinem Herrschaftsbereich verletzt fühlen, wenn man ihm zu nah kommt. Sprich, alles, was neu an Gerüchen kommt, wird erst einmal grundsätzlich gemieden.

Es lohnt sich trotzdem, denn es ist etwas ganz anderes, sich wilde Tiere aus der Sicherheit seines fahrenden Käfigs anzuschauen. Auf Augenhöhe wird es schon fast zum Nervenkitzel, selbst wenn man gar nicht so viel zu Gesicht bekommt.

Sonnenaufgang über dem Krüger Nationalpark Nashorndame mit Kalb Auf Augenhöhe mit der Landschaft

Nach unserer morgendlichen Tour ging es weiter in Richtung des nächsten Camps, also wieder Richtung Numbi Gate. Wir haben dieses Mal sogar die Schotterstraßen genutzt. Man staunt nicht schlecht, wie der ein oder andere Tourist seinen Mietwagen behandelt. Ja, die Straßen sind in wunderbarem Zustand, aber trotzdem. Selbst mit unserem kleinen Monster waren wir zum Teil vorsichtiger unterwegs.

Am späten Nachmittag hatten wir unser Reiseziel des Tages erreicht. Damit endete dann auch der gute Teil dieses Tages. Innerhalb von zwei Stunden legte es erst meinen Bruder und dann mich lahm. Etwas an unserem Mittagessen war nicht ganz in Ordnung gewesen und wir hatten eine recht anstrengende Nacht als Folge. Das ist dann der Moment, wo man sich die richtigen Medikamente wünscht und feststellen muss, das gerade die nicht da sind. Aber nun ja, ein bisschen WHO-Lösung hilft ja auch schon – entweder beim Verschlechtern des Zustandes (es lebe Salz bei Übelkeit!) oder später auch beim Verbessern.

Der nächste Tag war dann also auch nicht so der entspannteste. Erstmal hieß es einen Toaster finden (gehört leider nicht zur Standardausstattung), denn labbriger Toast hilft gar nichts, wenn einem immer noch schlecht ist. Zum Glück sind die Angestellten auch hier wieder unglaublich nett gewesen. Nun ja, mir ging es zu dem Zeitpunkt wieder blendend, Robert jedoch nicht. Also war ich diejenige, die die etwa 200km am Steuer verbringen durfte. Letztlich war das jedoch ganz gut so, denn so konnte mein Bruder noch ein bisschen ausruhen und später dann alle möglichen Tiere erspähen, die ich mit Sicherheit übersehen hätte. Es gesellten sich Schabracken-Schakale und auch Kronenducker in unsere Sammlung. Ach ja, und natürlich noch ein ganz interessantes, wenn auch unerwartetes Tier: Es hat drei Beine und ist aus Metall. Oben drauf befindet sich ein kleiner Kasten und bei bestimmten Situationen blitzt es dann rot auf. :)

Ein Nashorn ganz aus der Nähe Und gleich nebenan eine ganze Herde davon Eine Elefantenfamilie beim Baden Ja, da ist ein Elefant versteckt Nämlich genau der freche hier

Man beachte, im Krüger ist maximal 50km/h erlaubt auf Asphaltstraßen und nur 40km/h auf Schotter. Prinzipiell glaubt man, dass man schneller fahren kann, aber man lernt schnell, dass man dann keine Tiere finden wird. Klar, alles, was sich nicht bewegt, sieht man eh nicht (bestes Beispiel ist erstaunlicherweise der Elefant), aber je schneller man vorbei gefahren ist, desto weniger hat man auch den Löwen oder den Schakal gesehen. Abgesehen davon hatten wir die Ehre dann einen echten Blitzer zu finden. Gut, dass ich immer schön vorschriftsmäßig gefahren bin.

Ich hab es mir natürlich nicht nehmen lassen, noch mal umzudrehen und den netten Herrn hinter der Hecke um ein Foto zu bitten. :)

Der Herr vom Blitzdienst :)

Letztlich waren Robert und ich sehr froh nach über acht Stunden im Auto endlich im Olifants Camp anzukommen. Dennoch haben wir uns noch einer Nachtsafari angeschlossen, bei der aber außer einigen Antilopen nur Springhasen und jede Menge Kaninchen gesichtet wurden.

Der nächste Tag hatte dann endlich eine kürzere Strecke für uns in petto. Es ging ins Letaba Camp und wir waren dankbar und genossen es, nicht unter Zeitdruck zu stehen. Hinzu kam, dass es uns auch gesundheitlich wieder bedeutet besser ging.

Die Landschaften sind wirklich beeindruckend Kronenduckermama mit Jungem Selbst Giraffen sind erstaunlich gut getarnt Büffel!

Dadurch, dass wir relativ früh für unsere Verhältnisse ankamen, hatten wir auch die Chance, uns doch mal einer vom Camp aus organisierten Safari anzuschließen. Wir entschieden uns für die Sonnenuntergangsfahrt, weil wir damit gute Chancen auf die Tiere hatten, die wir bis dahin noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.

Los ging es gleich mit mehreren Löwen. Hinzu gesellten sich Leoparden, Hyänen (so ein Hyänenwelpenhaufen im Dickicht ist unglaublich niedlich) und einige Antilopen. Der Spaß an solchen Fahrten kommt eigentlich wirklich dadurch, dass einige der Passagiere im Auto einen Scheinwerfer in die Hand bekommen und selbst damit die Straßenränder und das Hinterland ableuchten dürfen. Sobald man etwas sieht, muss man sich bemerkbar machen. Mein Bruder war einer von denen, die diese Ehre hatten, und es ist schon erstaunlich, was für ein gutes Auge er hat. Einer der Leoparden geht auf sein Konto.

Abgesehen davon, dass es früh und abends unglaublich kalt wird, sind die Fahrten zu diesen Zeiten toll. Glücklicherweise werden auch Decken zur Verfügung gestellt. Trotzdem sollte man sich warm anziehen. Manchmal braucht man aber auch gar nicht wirklich aus dem Camp hinaus, weil sich die Tiere entweder bis rein trauen (Impalas) oder aber außen herum ihre Runden drehen (Leoparden oder auch Hyänen).

Sonnenuntergang im Krüger Nationalpark Ein Löwe!!! Wer sieht die Hyänenwelpen? Ein Leopard gleich vor dem Tor des Camps

Nach dieser letzten Nacht war unsere kleine Rundreise durch den Krüger Nationalpark dann auch schon wieder vorbei. Wir nutzen den nächsten Tag, um noch eine schöne Runde durch den Park zu fahren und ihn letztlich durch das Phalaborwa Gate zu verlassen. Von dort aus hatten wir noch einige Stunden vor uns, da unser nächstes Reiseziel Graskop war. Aber davon beim nächsten Mal mehr. :)

Ein letzter Elefant, der gemächlich die Straße vor unserem Auto überquert

29Juli
2013

Blyde River Canyon

Ausblick in den Blyde River Canyon

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, begaben wir uns nach Graskop. Auch dieses Städtchen gehört zu denen, die wir vorher nicht kannten. Der einzige Grund, aus dem wir uns dort einfanden, ist die Tatsache, dass es an einem Ende des Blyde River Canyons liegt und dass das Coast to Coast hier ein paar Vorschläge zu Unterkünften hatte. Damit haben wir uns in die sogenannte Panorama Region begeben, welche den östlichen Teil der Drakensberge und das sich anschließende Flachland (Lowveld) umfasst.

Den Blyde River Canyon hatten wir uns bei unseren Recherchen als Zwischenziel auf der Rückfahrt nach Johannesburg ausgesucht, weil die Bilder, die wir dazu fanden, absolut toll waren. Die nähere Suche zu Wanderwegen ging in zwei sehr verschiedene Richtungen. Zum einen fanden wir schlicht und einfach gar nichts außer der Andeutung, dass es in einem Resort wohl die Möglichkeit dazu gäbe. Zum anderen mussten wir feststellen, dass die Auswahl an Tageswanderungen tatsächlich übersichtlich ist, es aber in etwa ebenso viele Mehrtagestouren gibt.

Wenn man sich den Blyde River Canyon auf der Karte anschaut, so stellt man fest, dass er nicht so unglaublich lang ist. Mit seinen gerade mal 26km ist er trotzdem der drittgrößte Canyon der Welt (nach dem Grand Canyon, USA, und dem Fish River Canyon, Namibia). Die Hauptattraktionen sind Aussichtspunkte, die sich entlang des Canyons verteilen, und deren größte Ansammlung kurz vor Graskop liegt.

Folglich haben wir unsere Unterkunft vom Standort her ganz gut gewählt. Ausgesucht haben wir uns letztlich das Graskop Valley View Backpackers. Wir hatten sogar Glück noch ein Zimmer zu bekommen. Es dauerte keine halbe Stunde, und die nächsten Backpacker wurden reihenweise wieder weggeschickt. Schon erstaunlich. Insgesamt ist es ein niedliches Hostel, in dem es jedoch zur Abwechslung mal funktionierendes Wifi gab. Im Krüger Nationalpark hatten wir so etwas gar nicht, was aber nicht verwundert, wenn man sich in die Wildnis begibt. Trotzdem ist es hin und wieder ganz nett, wenn man doch mal nach E-mails schauen oder die nächsten Reiseziele recherchieren kann. In Bezug auf Informationen zur Region ist das Valley View wirklich gut. Hier wurde sich sogar die Mühe gemacht, einen gesamten Ordner mit Wanderungen und anderen Tagesaktivitäten zusammenzustellen. In etwa die Hälfte davon kann man auch auf eigene Faust machen. Die Beschreibungen sind in dieser Hinsicht wirklich gut. Selbst sämtliche Eintrittspreise für die Aussichtspunkte sind enthalten, auch wenn sie nicht mehr ganz aktuell waren. Der einzig richtig große Nachteil des Hostels waren die Matratzen. Unbequem und durchgelegen ist noch geschmeichelt. Aber wer weiß, wie es bei einem nächsten Besuch aussähe, denn man konnte entsprechende Beschwerden auch gleich an die Chefin weiterleiten, welche postwendend beschloss, die nächste Nacht selbst dort zu schlafen um es zu testen. :) Abgesehen davon war es schweinekalt, denn Heizungen sind nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Wie dankbar war ich für dicke Socken und unsere Kuscheldecke, auch wenn das alles erst so richtig in der zweiten Nacht geholfen hat.

Den ersten Tag haben wir folglich mit einigen kleineren Wanderungen verbracht. Los ging es fast am anderen Ende des Canyons, genauer im Forever Resort. Hier muss man sich anmelden und bekommt dann eine kleine Karte. Ganz maßstäblich ist sie nicht, denn nicht nur wir hatten ein paar Probleme zu entscheiden, ob wir an der ein oder anderen Stelle richtig waren, aber mit ein bisschen Fantasie und einem Gedächtnis für die Zeichen, die die Wege markieren (Vogel ist hier nicht gleich Vogel!), kommt man letztlich doch wieder dort an, wo man hin will. Los ging es für uns von World's End. Von dort folgten wir immer A1. An deren Ende ging es nahtlos in B1 über und entlang dieses Weges auch zurück zum Resort. Hier sahen wir auch das einzige Mal seit zwei Kontinenten eine Schlange, beziehungsweise ihren Schwanz als sie blitzartig in einer Spalte verschwand. Nach etwa drei Stunden waren wir wieder zurück. So schön die Region ist, umso anstrengender war der Weg. Wer eine Abneigung gegen starke Steigungen und unmögliche Stufenhöhen von nicht vorhandenen Treppen hat, dem kann man nur abraten. Die Runde, die wir gelaufen sind, führt einmal in den Canyon rein und logischerweise muss man irgendwann auch wieder raus... Nun ja, wir wussten ja, worauf wir uns eingelassen haben. Da es mir gesundheitlich jedoch nicht ganz so wunderbar ging, empfand ich einige Teile der Wanderung unglaublich anstrengend. Irgendwie hat mein Bruder zwar zwei Tage gebraucht, um unsere kleine Eskapade im Krüger zu überwinden und ich gerade mal eine Nacht, dafür kam es bei mir mit flauem Magen zwei Tage später wieder zurück und blieb hartnäckig bis wir die Panorama Region verließen.

Vom Forever Resort ging es wieder Richtung Graskop. Auf dem Weg entlang der Panorama Route nahmen wir noch zwei Sehenswürdigkeiten mit. Am Vortag hatten wir uns schon die Three Rondavels (die Drei Rundhäuser) angesehen, wie immer kurz vor Ende der Öffnungszeiten, weswegen wir da den Sonnenuntergang mit anschauen konnten. Dieses Mal legten wir einen Stopp bei Bourkes Luck Potholes ein, welche wirklich spektakulär aber überteuert sind. Danach ging es noch zu Berlin Falls, welche sehr schick waren – insbesondere, weil wir schon wieder knapp vor Sonnenuntergang da waren. Hatte ich erwähnt, dass in Südafrika die Sonne einfach herunter fällt?

Die Three Rondavels Auf dem B1-Wanderweg vom Forever Resort aus

Für unseren letzten Tag standen dann alle restlichen Touristenattraktionen auf dem Plan. Hierzu zählten bei uns Lisbon Falls, Wonder View und God's Window. Es ist schon irre, wie viele Touristenbusse sich auf den Parkplätzen stapeln können. Und natürlich, wie viele kleine Souvenirstände es geben kann. Nun ja, dafür haben sie die Parkplätze bewacht und man braucht sich keine Sorgen machen, wenn man doch mal ein bisschen die verschiedenen Wege erkundet, um entweder einen besseren Blick auf den Wasserfall zu bekommen oder aber, weil eines der Schilder behauptet, dass es um die Ecke Regenwald geben soll. So schön die Aussichtspunkte auch sind, die Menge an Touristen ist gruselig. Noch irritierender ist es, wenn sich ganze Reisegruppen Deutscher darunter finden. Klar, den ein oder anderen deutschsprachigen Touristen hatten wir vorher auch getroffen, aber die Anzahl war gering. Folglich war es ungewohnt Deutsch als Hauptsprache um sich zu haben, wenn es sonst Zulu, Afrikaans oder Englisch war.

Lisbon Falls

Danach ging es zum Mittagessen wieder nach Graskop. Aus unerfindlichen Gründen ist das Städtchen für Pancakes bekannt. Hier sind damit jedoch gefüllte Eierkuchen gemeint, die es mit süßen aber auch herzhaften Füllungen gibt. Der Initiator der ganzen Sache ist Harrie's Pancakes. Folglich sind wir auch dort eingekehrt (mit etwa drei Gruppen von Touristen). Fazit dieses Experiments ist, dass die Pancakes wirklich gut sind. Wer sich nicht zur Kette Harrie's Pancakes (es gibt drei oder vier Restaurants davon in Südafrika) begeben will, der kann sich aus sämtlichen anderen Restaurants eines aussuchen. Jedes davon hat seine eigenen Pancakespezialitäten.

Von Graskop aus ging es nach Pilgrim's Rest. Auch das Dörfchen hatten wir erst beim Lesen unseres Footprint Reiseführers gefunden. Es ist ein altes Goldgräberdorf und versucht damit jetzt Touristen anzuziehen. Prinzipiell ist es wirklich niedlich, aber man könnte noch einiges mehr daraus machen. Haken an der gesamten Idee ist der Fakt, dass sie die Touristen selbst gleich wieder verärgern. Wir waren es ja schon gewohnt, dass an vielen Stellen, wo man das Auto parken kann, Leute mit leuchtend gelben Sicherheitswesten herum laufen und ihre Dienste als Aufpasser auf das Auto anbieten. Hier scheint es klare Regeln zu geben, wer so etwas machen darf und für welchen Bereich derjenige zuständig ist. Gerade bei großen Parkplätzen in den Drakensbergen oder auch bei anderen Touristenattraktionen ist das üblich. Die paar Cent hat man meist auch übrig, besonders, wenn man dann erfährt, dass es ohne diese Leute tatsächlich üblich ist, dass einfach mal das gesamte Auto geklaut wird. Abgesehen davon gibt es hier einen Unterschied zwischen Abzocke (ein fester Preis, der rettungslos überhöht ist, wird hinterher verlangt) und dem Normalzustand (es wird erklärt, wer sie sind, dass sie nicht angestellt sind und das sie sich über einen kleinen Betrag freuen, aber sie dürfen keinen verlangen).

So viel also zu Parkplatz- oder Autowächtern. Die gab es auch in Pilgrim's Rest. Die wären ja auch kein Problem gewesen. Was wir nicht wussten, war, dass sich hier die Touristenfänger (von denen wir glücklicherweise verdammt wenigen begegnet sind) auf das Autowaschen spezialisiert haben. Die Schilder, dass praktisch alle Parkplätze gleichzeitig „Autowaschanlagen“ sind, sieht man natürlich auch erst, wenn es schon zu spät ist. In unserem Fall reichte einem der Autowäscher die Zeit, die wir in der Information sowie mit der Buchung unseres Hotels zubrachten (Ja! Tatsächlich! Aber etwas anderes gab es auch nicht. ;) ), unser Auto ungefragt zu waschen. Es war auch wirklich nötig, aber für die Unverfrorenheit (und weil wir die Preistafel erst danach gesehen haben) gab es weniger Geld. Die Rezeptionistin des Hotels gab uns noch einen vorgedruckten Zettel für das Auto, der unter Androhung von Strafe das Autowaschen verbot. Sehr interessant.

Den Rest des Tages verbrachten wir schlafend (ich) oder lesend (mein Bruder) im Hotelzimmer, da es angefangen hatte, zu regnen. Ach ja, wir verbrachten die Nacht im Royal Hotel von Pilgrim's Rest. Mehr Auswahl gab es auch nicht wirklich (eine weitere Unterkunft gibt es wohl) und da wir außerhalb der Saison da waren, hat es nur die Hälfte gekostet und gab es sogar noch kostenlos Frühstück. Das Zimmer war toll, mit Heizung und einer richtigen Badewanne! Ich glaube, das letzte Mal, dass ich eine Badewanne gesehen habe, war in Neukaledonien im Hotel. Es war also ein voller Erfolg, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass zwischenzeitlich das Wasser nur noch kalt aus der Leitung kam.

Den nächsten Tag haben wir uns dann die Goldwäscherei am Fluss angeschaut und sind danach weiter Richtung Westen gefahren. Unser Tagesziel war eigentlich Cullinan, worüber ich jedoch das nächste Mal schreiben möchte. Auf dem Weg dorthin hatten wir noch ein kleines Erlebnis, was ich einfach an dieser Stelle erwähnen möchte. Prinzipiell findet man an den Straßen in Südafrika hin und wieder Restaurants. Spätestens in Ortschaften, wo eine Tankstelle ist, geht man nicht leer aus. Irgendetwas Herausragendes findet man jedoch nur, wenn man wagemutig doch mal anhält und einkehrt. Von Außen muss es ja auch nicht so toll aussehen, solange es innen wunderbar ist. Das wussten wir ja schon und man kann sich darauf gut einstellen.

Viel irritierender ist es dann, wenn man in einen Ort kommt, der in keinem Reiseführer erwähnt wird, und es einen einfach aus den Socken haut. Dullstrom ist einer dieser Orte. In unserem Fall auch der einzige dieser Art. Wir wissen immer noch nicht, was an diesem Dorf so besonders ist, aber sämtliche Häuser der Hauptstraße sind entweder neu oder restauriert. Das ein oder andere Wohngebiet sieht auch aus als würde es der sehr reichen Oberschicht gehören. Es gibt zahlreiche Restaurants, Cafés, den ein oder anderen Souvenirladen, eine Fleischerei, eine Käserei, mindestens eine Bäckerei, verschiedene Unterkünfte... Und das alles wie aus dem Bilderbuch. Wer aber gerade Appetit hat, der ist hier eindeutig richtig. Wir hatten uns das Charlie C's ausgesucht, welches wirklich hübsch ist und sehr gutes Essen hat.

Soviel also zu kleinen Überraschungen unterwegs. Wie schon erwähnt, Cullinan ist das nächste Ziel, worüber ich beim nächsten Mal berichten werde.

Blyde River Canyon

02August
2013

Knochen und Diamanten

Perfekt ausgestattet um unter die Erde zu gehen

Von Pilgrim's Rest bis nach Cullinan waren es etwa fünf Stunden Fahrt, da wir parallel zur mautpflichtigen Straße fuhren und damit immer wieder durch Ortschaften kamen. Das scheint der Durchschnitt zu sein, der zwischen unseren Reisezielen liegt. Nun ja, Fahren in Südafrika macht Spaß, weswegen man auch solche Distanzen auf sich nehmen kann. Natürlich wird auf der linken Seite der Straße gefahren. Das war für Robert und mich jedoch nichts Neues mehr, weil wir in Australien mehr als genug Übung bekommen hatten. Auch mit unserem kleinen Monster sind wir sehr gut klar gekommen, auch wenn es anfangs unerwartet schwer war, sich wieder an eine normale Gangschaltung zu gewöhnen. Es ist in etwa so schwer, wie sich an Automatik zu gewöhnen. Während man bei Letzterem unfreiwillig häufiger mal auf der Bremse steht, wenn man eigentlich die nicht vorhandene Kupplung treten will, so vergisst man beim normalen Auto das Schalten hin und wieder ganz. Das führt zu gequälten Motorengeräuschen oder auch mal zum schlichten Kapitulieren (sprich, der Motor geht beleidigt einfach aus).

Nach über drei Wochen in Südafrika mit ein und dem selben Auto sind solche Sachen jedoch schon lange kein Problem mehr. Man kennt alle Macken des fahrbaren Untersatzes und natürlich auch alle Vorzüge. Ein Nachteil unseres Autos war eindeutig, dass es mehr für unwegsames Gelände ausgelegt war. Da hatten wir auch nie Probleme, da man nicht besonders schwungvoll beschleunigen muss. Auf den Highways oder den zum Teil recht neuen Landstraßen sieht das natürlich anders aus. Überholen kann hier zum Abenteuer werden. Oder könnte es zumindest, wenn es nicht wirklich schöne ungeschriebene Regeln für das Miteinander unter den Autofahrern gäbe. Es gibt bei fast allen Straßen einen Standstreifen. Wenn man ein sehr langsames Auto hat, fährt man grundsätzlich dort. Wenn man ein normales Auto hat, wie wir, dann fährt man auf den Randstreifen, wenn ein anderer gern überholen würde. Es ist so also kein Problem bei durchgezogenem Mittelstrich, Gegenverkehr und Null Sicht durch eine Kurve zu überholen. Man ist jedoch darauf angewiesen, dass alle anderen mitdenken. Das funktioniert wunderbar. Und wenn man selbst überholt hat, dann bedankt man sich auch bei demjenigen, der Platz gemacht hat, und zwar mit zweimal Warnblinken. Der kann dann das „Gern geschehen.“ mit einmal Lichthupe kommunizieren. So macht Fahren wirklich Spaß. Ich wünschte, in Deutschland gäbe es solche Regeln.

Wenn wir schon beim Straßenverkehr sind: Zweispuriger Kreisverkehr oder auch Kreuzungen, bei denen einfach alle ein Stoppschild zu beachten haben und der Erste, der kommt fahren darf, egal, ob er links abbiegen will, sind auch eine witzige Erfindung. Beim ersten Mal hatte ich noch Angst, aber es halten sich wirklich alle daran. Keiner fährt einfach drüber oder beschließt, dass der Lkw viel zu langsam ist und er noch vorbei könnte. Das funktioniert übrigens auch bei zweispurigen Straßen.

Jetzt aber genug zum Fahrspaß (Großstädte sind hier übrigens ausgenommen – die sind einfach nur eine sehr unübersichtliche Katastrophe). Eigentlich sollte es ja um Cullinan gehen und warum wir uns dorthin begeben haben. Wer sich vielleicht noch an Graham vom Diamond Diggers erinnert, der weiß, dass er uns einige Tipps zum Thema Reisen gegeben hat. Er hat uns auch von der Cullinan Diamond Mine erzählt und dass man sich diese mit einer Führung anschauen kann. Ein bisschen Recherche hierzu hatte uns dann auch davon überzeugt, dass wir das tun sollten, wenn wir schon mal in der Gegend sind.

Nachdem wir also endlich in Cullinan angekommen waren und uns eine Unterkunft im Cullinan Backpackers (ganz nett, hat ein eigenes kleines Büro für adrenalingespickte Aktivitäten und eingeschränkt funktionierendes Wifi) für die nächsten zwei Tage organisiert hatten, hieß es also sich um die erwähnte Tour zu kümmern. Hier muss man wissen, dass es zwei verschiedene Touren gibt. Die erste ist eine kleine, die nur an der Oberfläche stattfindet, die zweite ist die richtig interessante, weil sie einen bis tief unter die Erde mitnimmt. Hier gibt es zwei Anbieter. Wir waren am nächsten Tag mit Premier Diamond Tours unterwegs.

Im Fahrstuhl (wie in der Sardinenbüchse)

Die Tour war wirklich faszinierend. Anfangs bekommt man per Videopräsentation die Geschichte der Mine erzählt und kann sich ein bisschen im hauseigenen Museum umschauen. Hier sieht man einige der berühmtesten Diamanten – zumindest auf Fotos. Wer sich jetzt fragt, ob man die Cullinan Diamantenmine kennen muss: Wahrscheinlich nein, aber sie hat den größten Rohdiamanten der Welt 1905 zu Tage befördert. Der Cullinan Diamant wurde dann König Edward VII zum 66. Geburtstag überreicht. Witzigerweise wurde dieser Gigant eines Diamanten mit der normalen Post verschickt... Aus dem Cullinan Diamanten entstanden der Große und der Kleine Stern von Afrika. Diese kann man heute im Tower von London als Teil der Kronjuwelen betrachten und zwar einmal als Teil des Zepters (Großer Stern von Afrika) und als Teil der Imperial State Crown. Bis 1985 blieb der Große Stern von Afrika auch der größte geschliffene Diamant der Welt. In dem besagten Jahr wurde ein brauner Diamant ebenfalls in Cullinan gefunden, der ihn ablösen sollte. Der Namenlose Braune erhielt erst über zehn Jahre später seinen derzeitigen Namen und zwar als er zum 50. Jahrestag der Thronbesteigung dem immer noch amtierenden Thailändischen König Bhumibol Adulyadej überreicht wurde: Golden Jubilee Diamond. Heute ist er Teil des Zepters und kann im Königlichen Palast in Bangkok als Teil der Kronjuwelen bewundert werden.

Fazit: Ganz unbedeutend ist die Mine nicht. Die Tour an sich findet hauptsächlich unter Tage statt. Das bedeutet, dass man sich die schönen blauen oder weißen Anzüge anziehen darf, Gummistiefel, einen Helm, eine Grubenlampe und ein Notfallatemset bekommt; inklusive der Sicherheitsinstruktionen per Video versteht sich. Danach geht es auf 763 Meter. Wahnsinn. Und das ganze mit einem Führer, der selbst über 25 Jahre im Bergbau, davon über 15 im Diamantenbergbau tätig war. Man kann also tatsächlich jede nur erdenkliche Frage stellen und bekommt eine richtige Antwort. Abgesehen davon kennt er natürlich unter Tage so viele Leute, dass er es auch möglich machen kann, von den riesigen Maschinen, die sonst nur an einem vorbeifahren, ein Foto zu erhaschen. Es lohnt sich absolut, diese Tour mitzumachen. Wer will kann hinterher natürlich auch einen Diamanten im Laden kaufen und sich gleich fassen lassen. Da wir aber alle keine Millionäre sind, haben wir das dezent unterlassen. ;) Einziger Wermutstropfen: Man ist über fünf Stunden beschäftigt. 10.30 Uhr geht die Untergrundtour los. Wir haben in der ganzen Zeit nichts zu Essen bekommen. Wir waren also komplett verhungert. Da es aber auch keine Toiletten gibt (außer in den Notunterkünften, die nur für echte Notfälle wie Grubenunglücke sind), war das nicht unbedingt verkehrt. Jedenfalls haben wir uns dann auf die Suche nach einem Restaurant gemacht, dass nachmittags geöffnet hat und nicht direkt die Diamantenminentouristen abgreifen will. Gar nicht so leicht, aber am Ende einer Sackgasse fanden wir eine recht neue Pizzeria, die zwar leer war, aber dafür wurden wir direkt vom Eigentümer begrüßt und hatten die volle Aufmerksamkeit der Bedienung.

Den Rest des Tages haben wir versucht herauszubekommen, was man mit zu viel Zeit anfangen kann. Ganz recht. Wir hatten in unserer Planung plötzlich einen Tag zu viel. Zu einem wirklichen Ergebnis sind wir letztlich nicht gekommen, denn entweder war alles unglaublich weit weg, in der falschen Richtung oder aber in Johannesburg selbst. In das Chaos wollten wir uns aber nicht noch einmal stürzen. Folglich haben wir uns am folgenden Tag einfach zu unserem nächsten Wegpunkt begeben, genauer nach Krugersdorp. Nein, den Ort muss man auch nicht kennen, aber es ist einer von denen, die in kurzer Distanz zur Wiege der Menschheit liegen. Nach einigem Suchen nach Unterkunft, haben wir uns für das African Sky Guesthouse entschieden. Das ist ganz nett, zumindest von den Zimmern her, aber irgendwie war es trotzdem ein bisschen komisch. Nun ja, einen sicheren Stellplatz (wir waren im Großraum Pretoria und Johannesburg, da braucht man so etwas auf jeden Fall) für unser Auto hatte es jedenfalls und auch Wifi. Das musste reichen. Und uns wurde sogar der mitgebrachte Rest des Essens aus Cullinan aufgewärmt.

Da wir „viel“ zu früh dort ankamen, brauchten wir noch eine Beschäftigung. Ein sehr guter Tipp der Inhaberin unserer Unterkunft war der Walter Sisulu National Botanical Garden. Der ist riesig und wirklich schön. Man kann sich dort also auch länger aufhalten, wenn man das möchte.

Im Walter Sisulu National Botanical Garden Ein weiterer Teil des Botanischen Gartens

Auf dem Rückweg haben wir dann den Parkplatzwächter ein Stück weit mitgenommen. Hier haben wir wieder einmal feststellen können, dass es genügend Leute gibt, die einfach um jeden Preis arbeiten wollen. Sein Arbeitsweg beträgt eine Stunde pro Richtung und er muss dafür jeweils zwei Taxis nutzen, weil keine Busse fahren. Damit geht erstaunlich viel Geld von dem, was er eventuell verdient, drauf. Manchmal ist es auch ein Minusgeschäft, aber trotzdem macht er es und ist stolz darauf, überhaupt Arbeit zu haben. Wir haben ihm unser restliches Brennholz (welches wir seit Giant's Castle mit uns spazieren gefahren haben) vermacht, weil wir eh nichts mehr damit anfangen konnten.

Am nächsten Tag haben wir uns die Wiege der Menschheit angesehen. Oder besser, einen Teil davon, denn wie wir auch erst vor Ort festgestellt haben, ist die Wiege der Menschheit der Begriff für ein ziemlich großes Gebiet. Die Hauptattraktionen haben wir uns aber anschauen können. Hierzu gehört ein riesiges Museum namens Maropeng sowie die Sterkfontein Caves. In die Sterkfontein Höhlen kommt man nur mit einer Führung. Das Museum kann man sich auch ohne eine Führung anschauen, aber eigentlich ist es gewünscht, dass man sich zumindest für den ersten Teil einem Tourguide anschließt. Beide Stätten lohnen sich für einen Tagesausflug. Man lernt viel über die Geschichte des Menschen und auch über die Hominiden, sprich die Vorfahren der Menschen. Von diesen gibt es unglaublich viele Skelette im Gebiet der Wiege der Menschheit. Die berühmtesten, die hier gefunden wurden, sind Mrs. Ples (Sterkfontein Caves) und das Taung Child (Taung). Seit kurzem hat sich Little Foot hinzugesellt, da er erst Anfang diesen Jahres vollständig aus den Sterkfontein Caves ausgegraben werden konnte.

In den Sterkfontein Höhlen

Am Abend hieß es dann zum letzten Mal die Rucksäcke packen, überflüssiges Informationsmaterial entsorgen, Souvenirs und Essen verteilen. Es ist schon beeindruckend, wie man viereinhalb Monate einfach in einen Rucksack packen kann. Ein wenig seltsam fühlte ich mich schon bei dem Gedanken, dass ich wieder nach Deutschland fliege.

Das wurde auch am nächsten Tag nicht besser als wir uns zum Flughafen nach Johannesburg begeben haben. Das Abgeben unseres Autos bei Thrifty war kein Problem. Wir hatten irgendwie damit gerechnet, dass wir zwecks des neuen Reservereifens noch ein bisschen diskutieren müssten. Es ging jedoch alles problemlos über die Bühne. Nun ja, wer weiß, was eventuell im Nachgang noch kommt, aber für den Augenblick brauchen wir uns keine Sorgen mehr machen. Wir sind auch unsere Kühlbox und die Kühlakkus an eine gerade angekommene kleine Reisegruppe losgeworden. Was hätten wir auch damit im Flugzeug machen sollen? Socken kühlen? ;)

Danach musste ich mich ziemlich bald von meinem Bruder verabschieden, weil er einen Flieger hatte, der etwa fünf Stunden vor meinem abflog. Nach zwei Monaten, die wir auf engstem Raum verbracht haben, war das schon ein bisschen seltsam. Ich gebe zu, ich habe nicht erwartet, dass es so reibungslos funktionieren würde, wie es letztlich tat. Trotzdem habe ich mich sehr über Gesellschaft auf der Hälfte meiner kleinen Weltreise gefreut. Sich jetzt wieder in unterschiedliche Länder nach Hause zu begeben, erzeugte ein flaues Gefühl in meiner Magengegend.

Nun ja, nachdem ich behaupten kann, den Johannesburger Flughafen in und auswendig zu kennen, hatte ich zum Schluss sogar wieder Gesellschaft. Aus unerfindlichen Gründen hatte sich einer, der Umfragen zu Südafrika durchführt, für mich als Opfer entschieden. Ich hatte also die nächste Stunde damit zu tun, eine ganz schön umfassende Palette an Fragen zu beantworten. Es war aber eine nette Ablenkung.

Wenn ich also jetzt in den Flieger steige, der mich wieder zurück nach Hause bringen wird (ein A380!), dann bin ich mir nicht ganz sicher, was mich dort erwartet. Ich glaube aber, dass das ein ganz normales Gefühl ist. :)

Ausblick auf die Wiege der Menschheit

13August
2013

Eine Reise geht zu Ende

Nächtliches Panorama in meiner wunderschönen Heimatstadt

Ein bisschen Statistik:

138 Tage (Für alle, die sich jetzt wundern: Es waren von vornherein nur 139 und durch die Überquerung der Datumsgrenze habe ich einen weiteren Tag verloren. „In 140 Tagen um die Welt“ klang einfach besser. ;) ), 8 Länder, 20 Flüge, 6 Mietautos, knapp 10.000 Kilometer im Auto, etwa 2 Tage reine Reisezeit in Bussen, 4 Mehrtageswanderungen, mehrere hundert Kilometer zu Fuß, 70 verschiedene Unterkünfte (ich zähle das Wohnmobil als eins).

Das ist eine kleine Zusammenfassung einer Weltreise. Einer kleinen, wohlgemerkt, da ich ja nur schlappe viereinhalb Monate unterwegs war. Mit meinem straffen Zeitplan bin ich des öfteren auch mal belächelt worden. Der ein oder andere Rucksacktourist hat diese Zeitspanne in einem Land verbracht oder aber zumindest auf einem Kontinent. Nun ja, ich habe nie behauptet, dass ich mir die einfachste Version ausgesucht habe, aber Fakt ist, dass ich es jederzeit wieder genauso machen würde. Ja, ich hoffe aus meinem kleinen Kapitel „Pleiten, Pech und Pannen“ am Anfang gelernt zu haben und so etwas vermeiden zu können, aber ansonsten würde ich nichts ändern wollen. Vielleicht wenige Details, aber das Gesamtbild bleibt.

Ich bin froh, diese Reise angetreten zu haben. Ich habe viele Leute kennen gelernt, viele wunderschöne Orte dieser Welt gesehen und ein bisschen Freiheit und Grenzenlosigkeit geschnuppert. Wenn ich vorher schon reisebegeistert war, so ist es durch meine ganzen Erfahrungen nicht weniger sondern eher noch mehr geworden. Für einige Sachen würde ich mir mehr Zeit nehmen, andere überspringen, aber letztlich macht es ungemein Spaß, unabhängig durch die Welt zu ziehen und das zu tun, was man selbst möchte. Es gibt keinen vorgeschriebenen Plan, keine Pauschalreise, keine 52-Mann-starke Busreisegruppe. Ja, das bedeutet Aufwand, denn man muss selbst herausfinden, was man tun und was man gesehen haben möchte. Zum Glück gibt es viele Reiseführer in den Buchhandlungen und das Internet für die Suche. Viel interessanter sind jedoch die Dinge, über die andere Reisende berichten, Tipps, die sie geben, und Ideen, die sie einem in den Kopf setzen können. Spontanität ist sicherlich wichtig, aber nicht notwendig, wie ich anhand von Australien lernen konnte. Südafrika war ja das genaue Gegenteil, was aber auch nicht verkehrt war.

Wenn mich jemand fragt, wo ich noch einmal hin reisen möchte, so sage ich „überall“. Gut, auf Panama Stadt und Neukaledonien kann ich leicht verzichten, aber alle anderen Länder halten noch so viele Wunder bereit, dass ich keine Einwände hätte, sie nochmals zu besuchen. Wenn ich wählen müsste, wäre Neuseeland Wunsch Nummer Eins, dicht gefolgt von Kolumbien. Warum? Einfach weil beide Länder noch so viele landschaftliche Sehenswürdigkeiten haben, dass ich sie wirklich gern sehen würde. Problematisch wird das Ganze nur, wenn man bedenkt, wie viele Länder diese Welt noch hat. :)

Eines davon ist bekanntlich Deutschland und dahin hat es mich jetzt verschlagen. Mein Rückflug kam nicht unerwartet, aber die Ankunft war trotzdem unwirklich. Zum einen hat es mich wirklich fertig gemacht nach zehn Stunden Flug um 5 Uhr morgens gesagt zu bekommen, dass es in Frankfurt schon 26°C seien und die Tagestemperatur irgendwo knapp unter 40°C liegen sollte. Ich hatte also innerhalb kürzester Zeit ein T-Shirt, eine kurze Hose und meine Sandaletten an (man beachte, in Südafrika war es mittlerweile tiefster Winter, also verdammt kalt). Zum anderen sprachen nun wirklich fast alle Personen um mich herum Deutsch. Nach über vier Monaten in Ländern, deren Amtssprache alles andere als Deutsch ist, wird es auch nicht leichter, wenn man zwei davon mit seinem Bruder gereist ist. Man denkt eher in Englisch (in Südamerika Spanisch) und geht automatisch davon aus, dass einen die Umstehenden nicht verstehen können. Nun ja, es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe und mehr als ein paar denkwürdige Stilblüten (Denglisch hallo!) bleiben später meist nicht im Gedächtnis.

Nach einer wirklich entspannten Zugfahrt wurde ich am Bahnhof von meinen Eltern in Empfang genommen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, sie wieder zu sehen. Ähnlich war es mit meinen Großeltern und anderen Verwandten sowie Freunden und Bekannten im Verlaufe der nächsten Tage. Mit ihnen allen hatte ich maximal per Skype oder E-Mail Kontakt.

Ich habe mein Zimmer bei meinen Eltern zu Hause wieder bezogen und festgestellt, dass es ein bisschen seltsam ist, sich dauerhaft "niederzulassen". Vorher habe ich spätestens alle zwei Tage den Ort gewechselt (Ausnahmen bestätigten hier die Regel), alle meine Habseligkeiten wieder eingepackt und ein neues Bett irgendwo anders gesucht. Jetzt konnte ich mich in mein eigenes Bett kuscheln und musste nicht wieder am Abend zusehen, dass alles abreisefertig war. Schon irgendwie eine tolle Angelegenheit.

Mein Kleiderschrank hat mich rettungslos überfordert. Ich habe eine sehr lange Zeit mit einer Hand voll Klamotten gelebt (von denen die Hälfte mittlerweile Bekanntschaft mit der Mülltonne geschlossen hat). Ich wusste, was ich wo in meinem Rucksack hatte, was ich irgendwann einmal waschen musste und somit war meine Auswahl sehr begrenzt. Jetzt stand ich vor einem richtigen Kleiderschrank mit für mich unbegreiflich vielen T-Shirts, Hosen, Röcken (Wahnsinn! So etwas habe ich?) und und und. So albern es klingt: Es ist mir sehr schwer gefallen, mir da etwas herauszusuchen.

Das war nicht das Einzige, was den Anfang irgendwie seltsam gemacht hat. Wenn man immer unterwegs ist, von einem Abenteuer zum nächsten, dann ist Stillstand ungewohnt bis zu einem Grad, dass man nicht so recht weiß, was man mit sich anfangen soll. Ja, Sachen waschen, Souvenirs verschenken, sich mit Familie und Freunden treffen, aber sonst? Wie soll es weitergehen? Hat man eine Vorstellung davon, wo man hin will?

Ich gebe gern zu, dass ich über eine Woche gebraucht habe, bis ich langsam an dem Punkt war, dass ich einen groben Plan hatte, was ich akut tun wollte und musste.

In dieser ersten Woche hatte ich natürlich mit der Hitze zu kämpfen (irgendwie kann man sich seine Haut nicht ausziehen...). Das war trotz allem kein Grund in den eiskalten Baggersee zum Abkühlen zu springen. Das haben alle anderen getan, während ich einfach nur bis über's Knie im frostigen Wasser stand. :)

Ich hatte auch mit dem normalen Straßenverkehr meine Probleme. Ein paar Tage bin ich nicht gefahren, da ich nicht wusste, ob das eine so gute Idee wäre. Für mich fuhren alle Autos auf der falschen Straßenseite. Ich saß dann letztlich auch auf der falschen Seite im Auto um selbst zu fahren und der Schalthebel war auch irgendwie nicht da, wo er hingehörte (ein verräterischer Fensterheber hatte dort Stellung bezogen). Blinker und Scheibenwischer waren natürlich auch vertauscht, was zu einigen hektischen Scheibenwischbewegungen auf trockener Windschutzscheibe geführt hat. Schlimm waren Parkplätze, weil ich hier ganz leicht auf der linken Seite fahren konnte... Abgesehen davon hätte ich in einigen Situation als Beifahrer gern "Vorsicht!" gerufen, auch wenn alles in Ordnung war. Mein von drei Monaten auf der linken Straßenseite geprägtes Gehirn sah das halt nur ein bisschen anders.

Mittlerweile geht aber auch das. Mein Kleiderschrank schüchtert mich auch nicht mehr ein und ich denke, dass ich mich wieder halbwegs an den Alltag zu Hause gewöhnt habe. Ich weiß, dass mein Bruder gar keine Wahl hatte als sofort wieder im Leben anzukommen. Bei ihm ging zwei Tage nach unserer Ankunft die Arbeit wieder los. Er scheint damit aber keine Probleme gehabt zu haben. :)

Was bleibt also noch zu sagen? Nicht viel. Ach ja, Thrifty hat sich bei uns mittlerweile auch zwecks des Ersatzreifens gemeldet. Wir durften tief in die Tasche greifen und das nicht nur für das neue Rad sondern auch für die Bearbeitung des Schadens. Nun ja, die ganze Aktion ist und bleibt ohne Worte.

Ansonsten kann ich jedem, der vom Reisen träumt, nur empfehlen, den Schritt einer großen Reise zu wagen, egal, ob allein oder nicht. Vorausgesetzt natürlich, man träumt von einer Weltreise. Die Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnisse sind jeden Aufwand wert. Das ist jedenfalls meine Meinung. Wenn ich mich an all die Gespräche mit anderen Reisenden erinnere, so geht es offensichtlich auch den meisten so, wenn sie erst einmal die große Freiheit der Welt geschnuppert haben. :)

Für mich jedenfalls war es eine absolut tolle Erfahrung. Ich freue mich darauf, vielleicht irgendwann wieder eine Weltreise anzutreten. Bis dahin heißt es jedoch im normalen Leben Fuß zu fassen und zu schauen, was es dort zu entdecken gibt. ;)

In diesem Sinne möchte ich mich bei allen bedanken, die mich vor und während meiner Reise unterstützt haben, hier insbesondere meine Eltern und mein Bruder. Ich möchte auch meinen Dank an alle aussprechen, die es tatsächlich bis hierhin geschafft haben zu lesen. Da dieser Blog mehr oder weniger mein Reisetagebuch ist (nachdem das eigentliche in Kolumbien abhanden gekommen ist), ist er auch etwas ausführlicher geworden als anfänglich beabsichtigt. Mir hat es jedoch sehr viel Spaß gemacht, meine Erlebnisse und auch einige meiner vielen Fotos hier festzuhalten.

Also vielen Dank und vielleicht auf ein weiteres Mal! :)