07Mai
2013

Zwischen Robben, Kunst und Wein

Ein Fellrobbenjunges

Wie im letzten Eintrag erwähnt, hat mich Christchurch nicht dazu angehalten noch einen weiteren Tag dort zu verbringen. Ich hatte also gleich für 7 Uhr am nächsten Tag meinen Bus nach Kaikoura. Von dem Dorf, denn mehr ist es wirklich nicht, hatte ich bevor ich in Neuseeland angekommen bin, noch nie gehört. Wahrscheinlich habe ich es im Reiseführer auch einfach nur überlesen, aber das ist eine der Stationen, über die ich eher per Zufall gestolpert bin. Es gab einige Leute, die ich kennen gelernt habe, die meinten, man sollte dort unbedingt hin. Warum? Weil es dort Fellrobben, Delphine und Wale gibt. Also auf nach Kaikoura!

Dort angekommen, habe ich festgestellt, dass es wirklich nicht viel gibt. Da ich wusste, dass es irgendwo einen Wasserfall geben musste, bei welchem sich die Babyrobben tummeln, wollte ich da natürlich als erstes hin. Tja, dumm nur, dass man dafür einen fahrbaren Untersatz benötigt, den ich nun mal nicht habe. Also wieder zurück zu Plan B: Mit Schild an den Straßenrand stellen und hoffen, dass einen jemand für 20 Minuten mitnimmt. Ein netter neuseeländischer LKW-Fahrer hat das dann auch getan. Für alle, die Tieren was abgewinnen können, kann ich nur sagen: Unbedingt hinfahren! Es gibt unzählige Fellrobben schon an der Küste selbst, weil die schön felsig ist, was für die Fellrobben eine wichtige Voraussetzung zur Paarung ist. Ein Aussichtspunkt hierfür ist Ohau View Point. Von dort ist es nicht weit bis zum Ohau Wasserfall, wo ich dann hingelaufen bin. Ein kleines Stück Weg folgt man dem Ohau Fluss in den Wald hinein und es dauert nicht lang, da wird man schon die eine oder andere Babyrobbe sehen, die ihren Weg den Fluss nach oben zum Wasserfall angetreten hat. Unglaublich niedlich, auch wenn sie sicherlich schon etwas älter waren, da sie zwischen Oktober und Dezember geboren werden. Beim Wasserfall kann man sich dann gar nicht mehr retten vor Robben. Mindestens 30 tummelten sich in dem Becken.

Fellrobbenbabies beim Ohau Wasserfall Und noch ein paar mehr davon :) Jetzt sogar mit Wasserfall im Hintergrund Bitte nicht wecken!

Es kommen keine erwachsenen Robben in den Flusslauf. Es ist also so etwas wie ein erster Ausflug allein ohne Begleitung, auch wenn die Umgebung vollkommen sicher ist. So lernen die Robben spielerisch soziales Verhalten, was sie später brauchen werden, wenn sie mit etwa 10 Monaten abgestillt werden und sich dann allein auf Futtersuche begeben müssen.

Nachdem ich per Anhalter zurück in Kaikoura war, habe ich geschaut, was man dort so machen kann. Klar, ich wusste, dass man sich Meeressäuger anschauen kann, aber wann und wie, dass teilte mir dann die Information mit. Mit Delphinen schwimmen wollte ich nicht, weil ich das schon mal gemacht hatte – auch wenn ich mir hab sagen lassen, dass es unglaublich toll sein soll, weil die Herden hier bis zu 100 Tiere umfassen. Wale hatte ich zwar auch schon mal beobachten können, aber warum nicht noch mal.

Soweit die Idee. Daraus wurde jedoch nichts, weil ich ein bisschen zu spät für die letzte Tour kam. Nun ja, also musste ich mir was anderes einfallen lassen und da ich nun mal gern laufe, blieb das als gute Option übrig. Von Kaikoura aus kann man zum Peninsula Walkway laufen, welcher die Halbinselküste umfasst. Von der anderen Seite (South Bay Carpark) kann man bequem wieder zurück nach Kaikoura laufen. Alles in allem waren das dreieinhalb Stunden. An einen Ende (Point Kean Carpark) des Walkways gibt es eine Fellrobbenkolonie und die ein oder andere Robbe ist der Meinung, dass man besonders gut auf dem Weg schlafen kann. Es ist schon witzig, wenn man raschen Schrittes um die Ecke kommt und plötzlich stoppen muss, weil einer der 200kg Herren mitten auf dem Weg pennt … Da kam man dann richtig nahe an die Tiere heran. Beeindruckend. Das einzige, was ich am Peninsula Walkway nicht witzig fand, war die Tatsache, dass man über die Weide geschickt wird. Prinzipiell kenne ich das schon von anderen Wegen, aber das waren immer Schafweiden. Dieses Mal hatte ich das zweifelhafte Glück über eine Kuhweide laufen zu dürfen. Wenn eine ganze Herde auf einen zugerannt kommt, dann dreht man freiwillig erst einmal wieder um und klettert über die Leiter über den Zaun zurück und wartet fünf Minuten bis sich die Tiere wieder beruhigt haben und grasen …

Auf dem Weg zum Peninsula Walkway Ein sehr interessanter Küstenstreifen :) Erwachsene Fellrobbe mitten auf dem Weg Muss schlagen schön sein... Aussicht vom Peninsula Walkway Ebenfalls ein Teil der Küste

Die Nacht habe ich in der Fish Tank Lodge verbracht, was ein ganz niedliches Hostel ist. Kann man empfehlen, auch weil direkt davor die Busse fahren, also hat man es nicht weit. :)

Von Kaikoura ging es weiter Richtung Norden und zwar nach Nelson. Das war auch so eine Idee, einfach weil es dort schön sein sollte. Prinzipiell braucht man nicht in diese Stadt fahren. Interessanter ist sicherlich der Tasman Nationalpark oder die Nelson Seenregion. Ich wollte trotzdem nach Nelson, einfach um auch mal eine kleine Pause einzulegen. Gegen frühem Nachmittag kam ich dort dann an und stellte zum wiederholten Male fest, dass die Öffnungszeiten eigentlich aller Läden und Einrichtungen hier in Neuseeland zum Teil zweifelhaft sind. Wenn sich Reisende in Deutschland beschweren, dass am Sonntag nichts geöffnet hat, dann sollten sie sich über die anderen sechs Tage der Woche freuen, an denen sie die Chance haben auch bis nach 18 Uhr in Läden shoppen zu gehen oder auch ein Museum zu besuchen. Neuseeland ist da anders. Nach 18 Uhr scheinen hier nur noch die Souvenirläden geöffnet zu haben.

Nun ja, also blieb nicht viel in Nelson anzuschauen. Ein paar geschlossene Galerien und Läden, unter anderem Jens Nelson Jewlers, der den Einen Ring für die Herr der Ringe Trilogie entworfen und auch geschmiedet hat. Ein paar Restaurants, den Weg am Maitai Fluss und den Queens Garden. Zusätzlich konnte man sich die Stadt von oben ansehen, indem man zum Zentrum von Neuseeland hinausgelaufen ist, was in etwa 20 Minuten bis zu einer halben Stunde dauert. Und nein, es ist nicht das geographische Zentrum des Landes sondern einfach ein Punkt, der vor über hundert Jahren gewählt wurde, um von dort aus statistische Berechnungen für die Region anzustellen. ;)

Von dort konnte man ein Stück weiter am Hang entlang laufen bis zum nächsten Weg, der einen wieder in die Stadt herunter brachte.

Maitai River Yay! Der Laden vom Ringschmied!!! Nelsons Kathedrale Queens Garden Auf zum Zentrum von Neuseeland!!! Blick auf Nelson Dämmerung über Nelson

Die Nacht hab ich im Tasman Bay Backpackers verbracht, was ich wirklich nur empfehlen kann. Abends gibt es heißen Schokoladenpudding mit Vanilleeis und im Winter (ab Mai) gibt es auch ein kostenloses Frühstück. Dazu gibt es auch kostenloses Internet, was hier in Neuseeland immer wieder ein Bonuspunkt ist. Nur funktioniert hat es bei mir nicht wirklich gut.

Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Bus zur WOW – World of WearableArt gefahren. Die beinhaltet gleich noch eine Oldtimerausstellung für alle, die sich lieber Autos als tragbare Kunst anschauen. :) Ich hab mir die Oldtimer zuerst angeschaut und ich gebe gern zu, dass ich die Dinger wirklich mag. Trotzdem war mein Grund in das Museum zu gehen der, dass ich die Kleidung sehen wollte. Man bekommt ein paar der Kunstwerke zu sehen, die in den letzten Jahren entstanden und bei den jährlichen Awards präsentiert worden sind. Man kann sich auch einen 35-minütigen Film anschauen und spätestens dann versteht man den Spaß hinter der Sache. Es ist der Wahnsinn, was sich kreative Köpfe so einfallen lassen und es wirkt ganz anders, wenn Models die „Kostüme“ tragen als wenn man sie an einer Puppe ausgestellt sieht. Abgesehen davon ist die dazugehörige Preisverleihung einfach nur ein großes Fest mit vielen Effekten und Tanz im Hintergrund, während im Vordergrund die Kunstwerke aus allen nur denkbaren Materialien zur Schau getragen werden. Die Kiwis (Neuseeländer) sind schon ein seltsames Volk.

Fotos hierzu gibt es leider keine, weil man nicht fotografieren durfte …

Eingang zur World of Wearablearts Und was findet man in der Stadt des Ringschmiedes logischerweise im Foyer? Oldtimersammlung im WOW So eins hätte ich gern

Danach ging es noch am selben Tag nach Picton, der Stadt, die den Fährhafen nach Wellington und somit die Verbindung zur Nordinsel hat. Hier bin ich sogar zwei Tage geblieben. Warum? Weil ich jetzt in der Weinregion Neuseelands angekommen bin und da ich schon weiter im Süden mal Pinot Noir sowie Sauvignon Blanc getrunken hatte und mich davon überzeugen konnte, dass neuseeländische Weine wirklich gut sind, musste ich mir das doch mal vor Ort anschauen. Also auf ging es zu einer halbtägigen Weintour in der Region Marlborough, wo hauptsächlich Weißwein und somit Sauvignon Blanc hergestellt wird. Auch Riesling und Gewürztraminer sind vertreten. Die Verkostungen sind kostenlos. Wer also mutig mit dem Fahrrad eine Tour machen möchte – was im Sommer wohl sehr viele Touristen machen – der kann das tun und schauen, ob er zum Schluss noch weiß, wo er seine Unterkunft hat. Die Weingüter haben ein Minimum von vier Weinen zur Verkostung, wie es scheint. Bei uns ging es ab sechs aufwärts los und nach den ersten fünf fängt man langsam an zu überlegen, ob man wirklich immer die Liste durchprobieren muss. In meinem Fall war die Antwort nein, sonst wäre ich nicht bis zum dritten Weingut gekommen, da Station zwei schon neun zur Auswahl hatte und Station drei es dann auf zwölf Weinproben schaffte … Also gespart wird hier nicht am falschen Ende.

Den Abschluss bildete dann noch eine kleine Schokoladenmanufaktur, in dem man zwei Kleinigkeiten kosten durfte und ansonsten einen Blick hinter die Glasscheibe werfen konnte, wo alles in Handarbeit hergestellt wird.

Am zweiten Tag habe ich mir dann die Marlborough Sounds angesehen. Auch hier gibt es wieder Fjorde, die aber bedeutend kleiner sind als in Fiordland. Durch die Region geht der Queen Charlotte Track. Den kann man in drei Tagen absolvieren, aber viele, die diesen Wanderweg sowie den im Abel Tasman Nationalpart gemacht haben, sagen, dass man lieber in den Norden in den Abel Tasman Nationalpark gehen sollte. Dort gibt es auch schöne Strände als Teil des Weges. Ich für meinen Teil kann sagen, dass mein Tagesausflug ganz nett gewesen ist. Per Boot ging es zum Ende des Queen Charlotte Tracks (Fahrzeit 1 Stunde). Von dort lief man dann 15km zurück (man hat dafür 5 Stunden Zeit) und wurde wieder mit dem Boot eingesammelt und nach Picton zurück gebracht. Alles in allem sehr schön, aber nicht anspruchsvoll und es gibt sicherlich schönere Wege. Im Sommer mag das anders sein, denn dann kann man den Weg auch unterteilen. Also einen Teil Kayak, einen Teil laufen oder aber einen Teil mit dem Mountainbike und einen Teil laufen. Derzeit gibt es dafür jedoch wenig Interessenten (ich hatte es versucht, aber da ich nur eine Person bin, kam die Tour nicht zu Stande …).

Auf dem Rückweg haben wir dann noch ein paar Tümmler, sprich ziemlich große Delphine, gesehen. Eine Herde leistete uns für eine Weile Gesellschaft. Es war also doch gut, dass ich mich gegen das Delphinschwimmen in Kaikoura entschieden hatte. ;)

Der Hafen von Picton Die Malborough Sounds vom Boot aus Ein Regenbogen! ;) Ship Cove - der Anfang bzw. das Ende des Queen Charlotte Tracks Wir hatten wirklich schönes Wetter Im Gegensatz zum Doubtful Sound ist das Wasser hier blau und nicht schwarz Und eine weitere Bucht! Strände gibt es hier auch ein paar schicke Tümmler, die unserem Boot eine Weile Gesellschaft geleistet haben Es war eine ziemlich große Herde

Untergekommen bin ich übrigens im The Villa Hostel. Das ist ein wirklich schönes altes Haus mit schönem Aufenthaltsraum und guter Küche. Auch hier gibt es kostenlos Internet (wenn auch 100MB pro Tag begrenzt) und Frühstück.

Nachdem ich von meinem Tagesausflug zurück war, hieß es Rucksack einsammeln und auf zur Fähre. Ich hatte eine der Abendfähren gebucht, da ich zügig auf die Nordinsel kommen wollte. Meine Zeit in Neuseeland verrinnt schneller als mir lieb ist … Es gibt zwei Fahren zwischen der Nord- und der Südinsel: Einmal Bluebridge und einmal Interislander. Prinzipiell sind sie wohl gleich, haben einige kleinere Differenzen im Preis und auch in der Abfahrtszeit. Ein Unterschied ist jedoch, wo man in Wellington ankommt. Die Bluebridge Ferry kommt so gut wie im Stadtzentrum an, die Interislander zwei Kilometer außerhalb. Das sollte man beachten, wenn man wie ich erst 10:30 Uhr nachts ankommt. Meine Entscheidung war also leicht, wenn ich noch irgendwie in meinem Hostel ankommen wollte.

Aber mehr zu Wellington gibt es dann im nächsten Eintrag. :)

Sonnenuntergang im Hafen von Picton