30Juni
2013

Zwischen Riff und Regenwald

Strand in Cairns

Wie im letzten Eintrag schon angedeutet, hat es uns an die Ostküste Australiens verschlagen. Hier kann man so ziemlich alles an Wassersport machen, was man möchte. Das Positive an Cairns ist jedoch, dass es gleichzeitig Regenwald im nahen Hinterland hat. Es gibt also auch genug für Wanderbegeisterte und Wissbegierige zu finden.

Unser Hauptgrund hierher zu kommen, war die Nähe des Great Barrier Riffs, dem größten Barriereriff der Erde. Als Taucher kommt man eigentlich nicht umhin irgendwann in seinem Leben einen Abstecher dorthin zu machen und das vorzugsweise vor dem nächsten großen Korallensterben oder dem nächsten Tsunami. Korallen brauchen bekanntlich sehr lange um ihre Größe zu erreichen, da sie unglaublich langsam wachsen.

Folglich hieß es nach unserer ersten Nacht im The Jack Backpackers auch gleich losziehen, um die Touristeninfo unsicher zu machen. Das The Jacks Backpackers ist übrigens nicht besonders gut. Die Matratzen sind komplett durchgelegen (der Lattenrost lässt grüßen) und die Tatsache, dass The Hungry Jacks gleich nebenan ist, hilft auch nicht viel. Eines muss man diesem Restaurant beziehungsweise dieser Sportbar jedoch lassen: Ab 23 Uhr ist draußen Ruhe, was prinzipiell nicht verkehrt ist.

In der Information erhielten wir auch eine Fülle an Tipps, die uns erst einmal rettungslos überforderte. Die Angestellten wissen wirklich, was in ihren Broschüren steht. Nach einigem Überlegen, entschieden wir uns dann für eine Zweitagestour auf einem Tauchboot. Cairns ist zwar der Ort, an dem das Great Barrier Riff am nächsten an der Küste ist, aber auch hier sind Anfahrtszeiten von etwa zwei Stunden normal. Abgesehen davon ergab unsere Rechnung, dass es uns billiger kommt, wenn wir auf dem Boot übernachten, als wenn wir uns eine neue Unterkunft suchen, alles an Essen bezahlen und jeden Tag mit dem Boot raus fahren würden. Hinzu kommt, dass zum Teil auch die Ausrüstung kostenlos dabei ist und die Tauchgänge zahlreicher sind als auf einem Tagesboot (wo es auch sein kann, dass man die Tauchgänge einzeln bezahlen muss). Es gibt verschiedene Anbieter, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Wir haben uns für Deep Sea Diver Den entschieden. Später hierzu mehr.

Damit stand fest, was wir die nächsten zwei Tage machen würden und wir sahen uns ein bisschen in Cairns um. Es ist eigentlich ein reiner Touristenort, weshalb es viele Einkaufsläden und Restaurants gibt. Für uns ging es los mit einem Brunch im Lilipad, was unglaublich tolle verschiedene Frühstücksvarianten sowie auch wunderbares Mittagessen anbietet und zwar zu echt guten Preisen (Australien ist unverschämt teuer...). Danach haben wir uns mit unserem kleinen Toyota Yaris (man ist mit einem Auto einfach unabhängiger) auf gemacht, die weitere Umgebung anzuschauen. Ungünstig war, dass jetzt der Blinker auf der anderen Seite des Lenkrads im Vergleich zu unserem Wohnmobil war, was dazu geführt hat, dass wir häufiger mal den Scheibenwischer unfreiwillig betätigt haben. Aber das gehört eben dazu. Ich frage mich sowieso, ob ich in Deutschland dann nicht genau dasselbe Problem haben werde, weil alle Automarken ihre eigene Version haben.

Aber zurück zur Umgebung von Cairns! Als Erstes ging es zum Mangroven Boardwalk, der sich an der Straße zum Flughafen befindet. Hier haben wir verschiedene Sorten an Mangroven gesehen und einiges auf den Informationstafeln darüber gelesen. Ein Nachteil an den meisten Mangroven ist allerdings, dass sich nicht nur Krebse und bestimmte Sorten an Vögeln, Fischen und Schnecken besonders wohlfühlen, sondern auch Mücken. Die gab es wie Sand am Meer und wir konnten zuschauen, wie die Anzahl an Stichen wuchs. Ein Gutes hat es mit Robert unterwegs in solchen Gebieten zu sein: Sein Blut ist interessanter für die Mücken. Sprich: Zum Schluss hatte ich drei und er wahrscheinlich 13 Stiche. :)

Weiterhin hatte man uns die Crystal Falls wärmstens empfohlen, wenn auch mit dem Nachsatz, dass es für das Baden in den Badelöchern, die im dazugehörigen Fluss vorhanden sind, derzeit zu kalt sei. Das hat einige Einheimische jedoch nicht davon abgehalten... Brr! Nun ja, zum Glück war die Beschilderung ganz gut, denn die Strecke dort hin ist schon ein bisschen unübersichtlich. Besonders beeindruckend war der Wasserfall nicht, was aber auch daran liegen könnte, dass der Teil, der schätzungsweise interessant wäre, durch einen hohen Zaun abgesperrt war.

Dann also zurück an den Rand des Stadtgebietes, wo es einen Botanischen Garten gibt. Hier gibt es auch einige umfunktionierte runde Tanks, die zeitweise Ausstellungen beinhalten oder aber auch irgendwelche Musik- oder Sportgruppen.

Danach hieß es sich den Nachtmarkt anschauen. Wir hatten – wie wahrscheinlich alle Touristen, die gesagt bekommen, dass man dort unbedingt hin muss – irgendwie eine falsche Vorstellung von dem, was uns letztlich erwartete. Ja, es ist eine Art Markt in einer Halle, aber wenn er mal einen anderen Ursprung gehabt haben mochte, so ist er jetzt das, was man schon fast als Touristenfalle bezeichnen kann. Es gibt wenig Auswahl an Essen (Fisch und Chinesisch steht im Vordergrund), viele Massagestuben und einiges an Souveniers. Sprich, man braucht dort nicht zwingend hin. Cairns kann in dieser Hinsicht mit bedeutend Besserem aufwarten, wie wir ein paar Tage später herausfanden.

Nach dem Kulturschock belohnten wir uns mit Eis. Warum ich das erwähne? Weil das Eis bei Devine Gelato Italiano wirklich noch hausgemacht ist und man vom Chef beziehungsweise seiner Frau bedient wird. Abgesehen davon sind die Kugelgrößen beeindruckend. :)

Für diese zweite Nacht kamen wir im Cairns Central YHA unter. Wie meinte mal jemand treffend? „Wenn es sonst nichts gibt, es gibt immer ein YHA (trifft übrigens auch für Neuseeland zu). Es hat einfache und saubere Zimmer, sprich, zum Übernachten reicht es.“ Genauso war es auch. Also nichts Besonderes, aber gut.

Am nächsten Morgen hieß es dann früh aufstehen, damit wir eingesammelt und auf unser Tauchboot gebracht werden konnten. So viel jedenfalls zur Theorie. Wir haben unseren Abholservice beim ersten Anlauf irgendwie verpasst, aber glücklicherweise haben sie uns am Ende ihrer Runde doch noch eingesammelt. Los ging es auf dem Tagesboot Sea Quest, was bis zum letzten Platz gefüllt war mit wenigen Tauchern und vielen Schnorchlern oder auch nur Sonnenanbetern auf dem Sonnendeck. Das war also nicht besonders schön, aber nun ja. Zwei Tauchgänge standen uns bevor, von denen wir jedoch nur einen gemacht haben. Zum einen war das Wasser für uns Warmwassertaucher wirklich kalt (24 Grad Celsius) und zum anderen hilft es nicht die Kälte abzuhalten, wenn der geliehene Tauchanzug zu groß ist (bei mir) oder im Falle meines Bruders sogar nur ein Shorty (kurze Arme und Beine)... Ich kam also zitternd und mit blauen Lippen nach nicht einmal einer Stunde wieder auf dem Boot an. Heißer Tee und trockene warme Klamotten haben geholfen. ;)

Nach dem Mittagessen wechselten die über Nacht auf dem Meer bleibenden Taucher auf das Boot Tukka. Hier passen gerade mal 30 Gäste drauf, was sehr angenehm ist, insbesondere, wenn gar nicht so viele da sind, wie das bei uns der Fall war. Die Kabinen sind klein, aber fein und das Essen wirklich gut. Abgesehen davon macht es Spaß, sich mit der Crew und auch den Tauchguides zu unterhalten, weil die einige Geschichten erzählen können. :)

Noch besser wurde es, als wir neue Tauchanzüge bekamen, die bedeutend besser passten und uns die nächsten zwei Tauchgänge des Tages ermöglichten. Der letzte Tauchgang des Tages war ein Nachttauchgang, was für uns das erste Mal seit vielen Jahren war. Trotz allem haben wir gut und sicher wieder zum Boot zurück gefunden.

In diesem Zusammenhang sollte ich vielleicht erwähnen, dass man entweder mit einem Guide oder allein tauchen kann. Wir haben letzteres gemacht, weil wir das schon gewöhnt sind.

Am ersten Tauchtag hätten wir also insgesamt vier mal unter Wasser gehen können. Am zweiten Tag standen noch einmal drei Tauchgänge zur Option. Auch hier haben wir einen weggelassen, weil wir trotz besserer Anzüge durchgefroren waren.

Zwischen den Tauchgängen wurden meist die Tauchplätze gewechselt. Gesehen haben Robert und ich die folgenden: Troppos sowie Playground (beide gehören zum Norman Reef), sowie Coral Garden (Saxon Reef).

Zum Tauchgebiet kann ich sagen, dass das Riff wirklich schön ist. Die Korallen- und Fischvielfalt ist riesig! Wir hatten nur ein bisschen Pech, was die Wolken angeht, denn beide Tage war der Himmel bedeckt, was die Farben unter Wasser stark dämpft. Witzig war auch der Nachttauchgang, bei dem man erst einmal ins Raubfischaquarium hinter der Plattform springen darf. Haie und Verwandte der Thunfische jagen alles, was sich ins Licht wagt (nicht die Taucher, die sind nicht im Beuteschema und sowieso zu groß). Es gibt auch Fische, die gelernt haben, alles zu jagen, was durch Taucher zu lange mit der Taschenlampe angeleuchtet wird. Gruselig ist, dass diese über einen Meter groß werden, was recht einschüchternd sein kann, wenn sie blitzschnell im Dunkeln an einem vorbeischießen wie Schatten...

Fazit: Ich kann die Region eindeutig empfehlen. Insbesondere, wenn man über Nacht auf einem Boot ist, weil man dann automatisch ein bisschen weiter draußen ist als die meisten Tagesboote, was dazu führt, dass weniger Taucher oder auch Schnorchler unterwegs sind.

Für uns ging es an dem Tag mit dem Tagesboot wieder zurück nach Cairns, aber nur, um das Auto einzusammeln und die Küstenstraße hinauf nach Port Douglas zu fahren. Dort kamen wir in der Parrotfish Lodge unter. Die Unterkunft ist ganz in Ordnung. Das Frühstück hat es dann aber rausgerissen. Abgesehen davon gab es kostenlos Internet, was in Australien fast schon wieder eine Seltenheit ist.

Port Douglas? Genau, davon hatten wir vorher auch nichts gehört. Wir haben aber in der Touristeninformation in Cairns erfahren, dass man, wenn man die Zeit dafür hat, doch mal im Daintree Nationalpark vorbei schauen sollte. Okay, warum also nicht. Der nächste halbwegs belebte Ort vor den Toren des Parks ist Port Douglas, also haben wir uns dort für eine Nacht einquartiert. Viel zu sehen gibt es nicht, aber es ist ein nettes Örtchen, mit vielen Restaurants und einigen Läden. Erstaunlicherweise war sogar recht viel Betrieb.

Da wir nicht ohne zu wissen, was wir eigentlich alles machen könnten, in den Nationalpark fahren wollten, haben wir auch in Port Douglas wieder einmal die Information aufgesucht. Fieserweise muss man schon die Angestellten fragen, ehe die den kostenlosen Übersichtsplan herausrücken. Der enthält wirklich alles Wichtige und wenn die Leute nett sind, dann werden auch persönliche Tipps verteilt. :)

Damit ging es dann zur Fähre, die eigentlich den einzigen Zugangsweg darstellt. Im Park selbst kann man einige Spaziergänge machen. Davon haben wir den Jindalba Boardwalk sowie den Dubuji Boardwalk gemacht. Beide sind kurz, haben aber Informationstafeln zu Vegetation und Tieren.

Ein Blick über den Daintree Natrionalpark Und in die andere Richtung So sehen die schickesn Stege der Boardwalks aus

Weiterhin haben wir sehr viel Zeit im Daintree Discovery Centre verbacht. Hier kann man einen Baumkronenpfad sowie einige Wege am Erdboden erkunden und dabei umfangreichen Informationen des Sprechers des Audioguides lauschen. Es gibt sogar Erweiterungen auf Wunsch, die dann die Ansicht der ortsansässigen Aborigines enthalten. Außerdem kann man sich auch noch mit dem „Professor“ unterhalten, der tatsächlich so aussieht, wie man sich die typischen Entdecker vorstellt – inklusive des albernen Hutes, der goldenen Brille und des authentischen weißen Bartes. Wer länger in der Region ist, kann mehrfach wieder kommen, da das Ticket eine Woche gültig ist. Die Idee ist auch nicht verkehrt, weil einen die Informationsfülle schlicht und einfach erschlägt. Es lohnt sich aber auf jeden Fall!

Danach haben wir uns noch Cape Tribulation angeschaut, weil das einfach zum Pflichtprogramm gehört. Hierbei handelt es sich im Endeffekt um einen wirklich schönen Strand, der im Sommer sicherlich rettungslos überfüllt ist. Aber die Ostküste Australiens hat augenscheinlich sowieso sehr viele schöne Strände. Irgendwo sollte sich also immer einer finden, den man für sich allein haben kann. ;)

Blick von der Aussichtsplattform am Cape Tribulation Schöner Strand Mangroven mitten im Meer und auf dem Strand Ein Traum, oder? Das Ergebnis der Arbeit kreativer Minikrebse Grünzeug!

Auf dem Rückweg hielten wir noch kurz bei der Daintree Icecream Company an. Auch das ist nicht verkehrt. Es gibt sogar Konkurrenz etwa hundert Meter weiter die Straße entlang. Welcher Eishersteller der Bessere ist, weiß ich nicht zu sagen. Für die Daintree Icecream Company kann ich aber garantieren, dass sie sehr kreative Sorten hat: Sour Sop (schmeckt ähnlich wie Zitrone) und Wattle Seed (ähnlich Cappuccino) seien hier nur als Beispiel genannt, weil wir die in unserer Mischung mit Mango und der Chocolate Pudding Fruit hatten. Das vorgegebene Menü ändert sich jedoch immer wieder.

Nach diesem Ausflug in den Regenwald ging es wieder zurück nach Cairns. Dieses Mal sind wir im Geckos Backpackers untergekommen. Das ist eines von den kleinen, heimischen Hostels, die sich alle in einem Viertel versammelt haben. Hier sollte man vorbuchen, aber wahrscheinlich ist es ganz egal in welchem man unterkommt, weil sie alle sehr hübsch sind. Das Geckos ist auf jeden Fall empfehlenswert, weil es tolle renovierte Zimmer und Bäder hat und auch das Internet kostenlos ist.

Der nächste Tag war unser letzter in Cairns. Viel hatten wir nicht geplant vor unserem Abflug, aber Rustys Market stand auf jeden Fall auf der Liste. Wir haben nämlich herausgefunden, dass an den Wochenenden bis zu drei verschiedene Märkte zu finden sind. Wir waren nur auf Rustys, aber der ist toll. Es gibt von frischem Kaffee, über Gebäck bis hin zur thailändischen Suppenküche einiges an Leckereien. Viel toller ist jedoch die Auswahl an frischen Früchten und Gemüse. Es ist billig und wird zum Teil auch in kleinen Mengen verkauft. Ein halber Blumenkohl beispielsweise ist leicht zu haben. Wer als Backpacker also endlich einmal wieder selbst frisch kochen möchte (ich zähle die Obst- und Gemüseabteilung der Einkaufsläden jetzt mal nicht mit), der ist hier an der richtigen Adresse.

Eigentlich wollten wir dann nur noch ein bisschen die Esplanade entlang schlendern und das Meer anschauen (was wir später auch noch gemacht haben), aber wir blieben erst einmal bei einem Parkhaus hängen. Hier gab es eine Ausstellung von Autos mit dem Titel Holden vs. Ford. Es ging hauptsächlich um die Restauration von Oldtimern sowie das Aufmotzen von Rennautos (also eher in Richtung Stockcar). Die privaten Besitzer saßen natürlich auch alle daneben und haben gern aus dem Nähkästchen geplaudert. Das ein oder andere Auto hätte ich auch gern mit nach Hause genommen.

K.I.T.T.! Ich will auch einen!

Damit war unsere Zeit im schön warmen Cairns aber auch schon wieder vorbei. Es hieß alles einpacken und sich erneut zum Flughafen begeben, damit man den nächsten Flieger erreichen kann. Dieses Mal geht es nach Sydney und in die Blue Mountains, also die Blauen Berge. :)

Witzige Schilder im Daintree Nationalpark