10Mai
2013

Wellington – kleine Hauptstadt ganz groß

Muss man mehr dazu sagen?Wie schon angedeutet, bin ich recht spät in Wellington eingetroffen. Die Marlborough Sounds, durch die auch die Fähre fährt, hatte ich ja schon gesehen, jedoch sind mir aufgrund der Uhrzeit die Blicke auf die Südinsel sowie die Nordinsel entgangen. Nun ja, so schlimm fand ich das jetzt auch nicht, aber manch einer legt darauf Wert, die dreieinhalbstündige Fahrt im Hellen zu machen.

Die erste Nacht in Wellington habe ich im World Wide Backpackers verbracht. Das war eine der schlimmsten Nächte überhaupt, wenn ich ehrlich bin. Prinzipiell ist die Idee eines 3er-Zimmers toll, aber wenn man als dritte Person keine Chance hat, an das Fenster heran zu kommen, und es eine Bullenhitze in dem Zimmer ist, dann ist das schon blöd. Noch bescheuerter ist es dann logischerweise, wenn man das Hochbett über der Tür erwischt... Nun ja, Augen zu und durch – dachte ich und stellte fest, dass die Wände so dünn waren, dass man hören konnte, was im Nachbarzimmer vor sich ging... Zum Glück hatte ich Ohrstöpsel. Das Frühstück war auch nichts Besonderes und die Lage des Hostels noch weniger, folglich war mein Entschluss umzuziehen leicht gefasst.

Trotzdem habe ich mich erst einmal auf den Weg ins Zentrum gemacht. Die Touristeninfo ist eigentlich immer ein guter Anlaufpunkt, egal wo man hinkommt (die Öffnungszeiten sind immer 9-17 Uhr). Hier ist es auch ganz egal, wie klein das Dorf ist. Es gibt immer eine I-Site oder ein Doc Center – ersteres ist die Touristeninformation, letzteres die Wander- und Nationalparkinformation. Ich wusste, dass es in Wellingtons Umgebung viele Herr der Ringe Drehorte gab und aus diesem Grund auch Touren angeboten werden. Ich wollte also eigentlich nur erst einmal eine Übersicht haben, um mich besser entscheiden zu können. Wie es der Zufall wollte, war ich jedoch zur rechten Zeit am rechten Ort und konnte die Tour, für die ich mich letztlich mit Hilfe der Prospekte entschieden hatte, sofort antreten. Wartezeit bis zur Abholung: 10 Minuten. :)

Also ging es wieder auf nach Mittelerde. In und um Wellington gibt es zwei Touren, die man auch leicht verbinden kann. Gesagt, getan. Los ging es mit der Valley Tour, die ins Hutt Valley führt und beispielsweise den Steinbruch, in dem Helms Klamm und Minas Tirith gebaut wurden, umfasst. Nun ja, man kann hinein schauen, aber da der Steinbruch tatsächlich noch genutzt wird, ist kein Reinkommen. Abgesehen davon ist nichts von den Sets übrig geblieben. Auch nicht die Treppe mit 122 Stufen, die ein armer Arbeiter drei Wochen lang mit einem Presslufthammer in den Stein hauen durfte und die dann sage und schreibe 4 Sekunden im Film zu sehen war... In 500 Jahren graben Archäologen diese Treppe dann aus und fragen sich, welchem Kult diese wohl diente. :)

Weiterhin besuchten wir die Gärten von Isengard, die Stelle, wo Aragorn nach seinem Sturz mit dem Warg angespült wurde, sowie Bruchtal (Kaitoke Regional Park). Auch von diesen Schauplätzen ist nichts mehr übrig, was gerade bei Bruchtal sehr schade ist. Die Tourveranstalter machen jedoch das Beste daraus, auch sehr zur Belustigung der Beteiligten. Wer wollte nicht schon immer mal Legolas spielen? Egal wie albern man mit einer blonden Perücke und Elbenohren aussieht? Ich schwöre übrigens, dass das Goblinohren waren! ;)

Hier befanden sich die Gärten von Isengard. Gandalf und Saruman haben hier Kriegsrat gehalten. Hier wurde Aragorn angespült Hier geht's zum Campingplatz Bruchtal ;) Hinter diesem Baum befand sich Elronds Haus Weltberühmter Baum ;)

Original Fälschung (ich bin einfach keine Blondine) Ich bin so groß wie Gandalf!!! 

Der zweite Teil meiner Tour war dann die City Tour, die die Schauplätze in Wellington direkt umfasst. Hierzu gehören die Wälder bei Hobbingen, wo sehr viele Szenen aus dem ersten Film spielen. Es ist schon erstaunlich, wie viel direkt in Wellington gedreht wurde (oder genauer beim Mount Victoria), ohne dass es damals jemanden interessiert hat. Wie meinte unsere Touristenführerin gerade bezüglich der von der Straße sichtbaren Sets im Steinbruch? Alle sind vorbei gefahren und wussten, dass dort der Herr der Ringe gedreht wurde. Erst nachdem der erste Film in den Kinos war, wurde den Leuten jedoch bewusst, wie groß dieses Projekt wirklich werden würde und dann wollten sie natürlich die Sets sehen – die dann schon lange wieder abgebaut waren.

Der letzte Punkt auf der Liste war dann die Weta Cave, ein kleines Museum mit Dokumentationsvorführung direkt bei den Werkhallen von Weta. Weta kennt spätestens jeder, der sich genauer mit dem Herrn der Ringe befasst hat und weiß, dass Weta Workshop und Weta Digital für alles, was Kostüme und Special Effects angeht, zuständig waren. Abgesehen davon hat es diese Firma, die von Peter Jackson mit gegründet wurde, innerhalb von 20 Jahren geschafft, die zweitgrößte weltweit zu werden. Zu Stoßzeiten artbeiten über 11.000 Personen an den Projekten, zu denen unter anderem auch Avatar gehörte. Größer als Weta ist nur noch Pixar. Kein Wunder, dass auch zum Teil von „Wellywood“ im Zusammenhang mit Neuseelands Filmindustrie gesprochen wird.

Blick auf Wellington Zu viel Auenlandtabak Hier scheuchte Frodo die Hobbits von der Straße als der Ringreiter kam Der Schwarze Reiter und sein Ross! :) Ohne Worte: Aber trotzdem willkommen in der Weta Cave Altbkannter kleiner

Damit war mein Ausflug ins Land des Herrn der Ringe wieder vorbei und ich zurück in der Realität. Und damit stand ich vor meinem kleinen Problem, dass ich ja noch ein neues Hostel brauchte. Gut, dass ich vorher mit dem Kanadier Michael, den ich auf der Schifffahrt im Doubtful Sound kennengelernt hatte, per e-mail in Kontakt stand und wusste, dass er mich in Wellington wieder einholen würde (unsere Reiserouten für die Südinsel unterschieden sich doch ein bisschen, weswegen wir nicht wussten, ob es überhaupt klappen würde). Da ich dann auch noch wusste, dass er im YHA Wellington City sein würde, zog ich kurzerhand dort ein. Noch am selben Abend klopfte es dann an meiner Tür. ;)

Das YHA ist ein ganz normales, wenn auch riesiges Hostel. Ich war in einem 6er-Zimmer und Frühstück gab es keins. Aber das scheint auf der Nordinsel sowieso nicht wirklich die Regel zu sein. Insgesamt war es aber ganz in Ordnung und vor allem die Lage war super.

Tag zwei verbrachte ich dann mit Michael. Los ging es mit einer halbstündigen Wanderung auf Mount Victoria zum Sonnenaufgang. Danach ging es ins Te Papa, das Nationalmuseum von Wellington und wahrscheinlich das größte, was es in Neuseeland gibt. Auf sechs Etagen findet sich von Maorigeschichte bis hin zu Geographie alles, was das Herz begehrt. Wenn man will, kann man sicherlich Tage darin zubringen, aber ein normaler Tourist verbringt in etwa vier Stunden darin. Für Schulklassen ist es wahrscheinlich auch ein Pflichtprogramm einmal im Jahr.

Danach haben wir uns noch Cuba Street angeschaut, was die Hauptmeile für Cafés, Restaurants und ein paar Läden darstellt. Ein bisschen Zeit sollte man hier mitbringen, damit man sich einfach irgendwo hinsetzen und die Leute beobachten kann, die hier von normal bis skurril einfach alles umfassen. Es ist jedenfalls sehr witzig. Abgesehen davon ist Kaffeetrinken in Wellington ein Muss! Aus welchen Gründen auch immer gibt es den besten Kaffee Neuseelands in der Hauptstadt. Und es ist tatsächlich egal, in welches Café man geht, solange man einen Bogen um Starbucks macht.

Ansonsten kann man sich natürlich noch andere Toruistenattraktionen anschauen. Hierzu gehöre Civic Square (ein Platz mit der Bibliothek, einer Galerie und der Rückseite der Information), der Bienenstock (ein Gebäude, in dem sich die meisten Ministerien befinden), das Parlament (in dem es stündlich kostenlose Führungen gibt) und den Botanischen Garten. Von Letzterem kann man mit der Standseilbahn wieder ins Stadtzentrum zurück fahren und sich den Sonnenuntergang im Hafenviertel anschauen.

Der Hafen von Wellington Cuba Street Civic Square Der Bienenstock Das Parlament

Am Abend war ich noch zum krönenden Abschluss im Embassy Theatre, was das Kino ist, in dem die letzten zwei Herr der Ringe Filme, King Kong sowie auch der Hobbit Weltpremiere gefeiert haben. Leider war die letzte Vorstellung vom Hobbit am Vortag gelaufen, also musste ich mir wohl oder übel Star Trek Into Darkness am Premieretag anschauen. Ich war nicht böse drüber. :)

Sonnenaufgang im Hafen von Wellington