22Juli
2013

Ost, Nord, Nordwest

 Südafrika ist ein Mekka für Vogelbeobachter

Nach Durban war es eine ganz schön lange Fahrt. Nun ja, man glaubt ja immer gar nicht, wie groß Südafrika ist, aber spätestens, wenn man etwas davon wirklich sehen will, dann hat man schon längere Strecken vor sich. Trotz allem ist es nichts verglichen mit Australien. ;)

Unser erster Anlaufpunkt war der Flughafen, weil es dort eine Zweigstelle von Thrifty gibt. Dort haben wir wieder einmal gelernt, dass Schnelligkeit nicht unbedingt zu den Eigenschaften von Südafrikanern gehört. Nach einer halben Stunde, in der sich auch der Chef des Laufburschen gefragt hat, wo der denn nun bleibt, war klar, dass wir unser Ersatzrad bekommen würden. Nett wie sie waren, haben sie es auch gleich wieder unter dem Wagen verstaut – natürlich erst nachdem sieben Leute darüber philosophiert haben, ob das Rad denn jetzt auch das Richtige ist oder nicht. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, uns gleich selbst in die hauseigene Werkstatt fahren zu lassen. Nein, es muss der Monteur samt Rad gebracht werden.

Nach dieser netten kleinen Episode haben wir uns im Chaos, das sich Großstadt Durban nennt, auf die Suche nach einem Hostel gemacht. Wir hatten ein paar auf der Liste, von denen wir eines nicht mal gefunden haben, das zweite von außen recht zweifelhaft aussah und das dritte der Volltreffer am Strand war. Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass Internet in Südafrika ein bisschen Glückssache ist. Selbst wenn man Zugang dazu haben sollte, so kann man sich darauf verlassen, dass in den üblichen Suchmaschinen für Hostels nicht unbedingt besonders viele zu finden sind. Die meisten haben maximal ihre eigene Homepage, wenn überhaupt. Da zum Glück bekannt ist, dass es auch viele ausländische Rucksacktouristen in Südafrika gibt, haben sich einige Leute die Mühe gemacht, ein kostenloses kleines Taschenbuch heraus zu bringen, welches regelmäßig aktualisiert wird und in jedem Hostel zu haben ist: das Coast to Coast. Jeder sollte seine Kopie davon haben, denn ohne es ist man aufgeschmissen. Selbst mit kann man aber auch noch in Probleme geraten. So wie wir eben in Durban, wenn man selbst mit unserem Navi Mrs. Garmin das Hostel, welches unglaublich toll beschrieben war, nicht finden kann.

Letztlich sind wir im Anstey's Beach Backpackers untergekommen, was ein bisschen außerhalb liegt, dafür aber den Strand praktisch vor der Tür hat.

Unser nächster Tag hatte das einzige Ziel, wieder aus Durban zu verschwinden. Trotzdem hatten wir uns vorgenommen, doch mal den Victoria Street Market anzuschauen. Daraus wurde nur zum Teil etwas, da uns nicht ganz klar war, dass es sich hierbei um ein ganzes Viertel handelt und es dort nur so von Menschen wimmelt. Die Einfahrt zum bewachten Parkhaus zu finden, ist auch ein Abenteuer und wir haben es natürlich erst gesehen, als wir schon wieder vorbei gefahren waren. Parkplätze außerhalb des Parkhauses gab es wohl auch, aber da der Busbahnhof direkt daneben ist, ist es sicherlich fraglich, ob man seinen Mietwagen dort wirklich unbeaufsichtigt stehen lassen will. Wir haben uns dagegen entschieden und sind nach Norden gefahren.

Kleinere Umwege brachten uns dann nach St. Lucia, ein Touristennest, in dem es nicht viel mehr als Hotels und eine Hand voll Restaurants gibt. Unsere Unterkunft fanden wir wieder nach dem Prinzip der Suche direkt vor Ort, da weder unser Coast to Coast noch das Internet besonders hilfreich in dieser Hinsicht waren. Das gilt jedoch für die gesamte Region knapp südlich und südwestlich von Swaziland. Wir fanden in der Shonalanga Lodge ein Dach über dem Kopf für die nächsten zwei Tage und in der Dame am Empfang auch jemanden Engagiertes, der uns all unsere Touren organisierte und unermüdlich Fragen beantwortete. St. Lucia (irgendwie können sich die Leute nicht entscheiden, ob sie es nun Englisch Saint Lucia oder Portugiesisch Santa Lucia aussprechen wollen) ist prinzipiell ein idealer Ort, um sich den iSimangaliso-Wetland-Park anzuschauen. Hier gibt es vor allem unglaublich viele Nilpferde und Krokodile. Auch der ein oder andere Elefant soll hin und wieder vorbei kommen. Ein Besuch in St. Lucia ist jedenfalls nicht vollständig, wenn man nicht eine Runde mit dem Boot auf dem Fluss gefahren ist, der die Insel, auf der der Ort liegt, vom Festland trennt.

Im iSimangaliso-Wetland-Park Die Hauptattraktion des Parks: Hippos Und man kommt echt nah heran Man beachte den verächtlichen Blick, den schon das Junge perfekt beherrscht Ja, Krokodile gibt es natürlich auch Noch ein letzter Blick auf die Mangroven am Ufer

Weiterhin liegt das Hluhluwe Umfolozi Game Reserve nur etwa eine Stunde entfernt. Unser Reiseplan sieht auch einen Besuch im Krüger Nationalpark vor, aber wir waren der Meinung, man kann sich auch auf dem Weg mal einen von den kleineren Parks anschauen. Unser Reiseführer in Buchform war in dieser Hinsicht sehr ausführlich. In den meisten Parks kann man zwischen Autosafaris mit dem eigenen fahrbaren Untersatz und geführten Halb- oder Ganztagestouren entscheiden. Wir haben Letzteres gemacht, denn sonst geht mehr Zeit für An- und Abfahrt drauf als für den eigentlichen Park. Es gibt wie immer viele Anbieter solcher Touren und der Preis unterscheidet sich nicht wesentlich. Wir hatten jedoch keine Auswahl, da wir leider einsehen mussten, dass immer noch Schulferien waren und neben den ganzen ausländischen Touristen, die natürlich auch jeden Nationalpark mitnehmen, sehr viele einheimische Touristen unterwegs waren. Unser Veranstalter war Euro Zulu, welche aber sehr gut waren, insbesondere das Auto selbst, da die Seiten des Safariautos mit schiebbaren Glasfenstern versehen waren, was bei Regen und Wind schon recht praktisch sein kann. Und ja, wir hatten natürlich zwei Tage lang Regen, wenn auch nicht die ganze Zeit. Unsere Ausbeute an Tieren, die wir gesehen haben, hielt sich in Grenzen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass man sich über jedes einzelne freut, weil man es zum ersten Mal in freier Wildbahn (oder zumindest so gut wie frei) zu Gesicht bekommen hat. Bei uns umfasste das Impalas, – wer jetzt an schöne Chevys denkt, der hat entweder einen Faible für Autos oder aber gewisse Serien zu oft gesehen ;) – einen Elefanten, ein Nashorn, ein Löwenpärchen und eine ganze Menge Giraffen („giraffic park“ wie unser Guide es treffend beschrieb). Man bekommt neben der Tatsache, dass die Guides einfach jedes Tier auch aus der größten Entfernung benennen können, auch viele Infos zu den Tieren selbst. Eine solche Tour, egal in welchem Park, lohnt sich auf jeden Fall.

Ein Bonus bei unserer Tour war, dass Braai enthalten war. Das ist ein Begriff, der uns zum ersten Mal im Reiseführer begegnete und dann auch sehr schnell in der Realität Südafrikas. Unter einem Braai versteht man nichts anderes als Grillen beziehungsweise BBQ. Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass die Thüringer hier Rekordhalter waren, so kann ich jetzt zumindest sagen, dass die Südafrikaner dem in nichts nachstehen. Und da wird nicht etwa ein lausiges Brätel auf den Grill gehauen, nein, da landet das Steak drauf. „Gebraait“ werden kann übrigens immer und überall. So gut wie jeder Picknickplatz hat einen oder mehrere fest installierte Grills. Und die Südafrikaner nutzen das auch bei jeder Gelegenheit. Beeindruckend.

Viel witziger wird es dann natürlich, wenn der eigene Bruder unerwartet die Ehre erhält, doch mal bitte auf die Steaks und ein bisschen seltsam aussehenden, aber umso besser schmeckenden Würste aufzupassen. Ich würde sagen, er hat seine Aufgabe gut gemeistert, aber das Grillen liegt ja bekanntlich im Blut. :)

Unser erstes Zebra! Die ersten Antilopen: Tiefland-Njalas Ein Breitmaulnashorn Ein Löwenpärchen! Die zwei hatten eine andere Planung für den Tag als von Touristen beobachtet zu werden. ;) Braaimeister Robert

Nach zwei Tagen in St. Lucia ging es weiter Richtung Krüger Nationalpark. Da die Strecke aber doch recht lang ist, hatten wir beschlossen, zwischendurch noch einen Stopp einzulegen. Die Karte verriet uns, dass Pongola ein guter Ort zum Übernachten sein sollte. Das Internet (ja, das Coast to Coast hatte zu dieser Region schlicht und einfach gar keine Meinung mehr) spuckte auch einige Guest Houses aus, die ich hier mal mit Pension übersetzen will. Erstaunlicherweise liefen wir hier schon in das Problem, dass das ein oder andere auf unserer Liste ausgebucht war. Wir waren überrascht, aber offensichtlich kamen wir langsam in die beliebteren Reisegebiete.

Trotz allem fanden wir eine sehr nette Unterkunft und zwar im The Guest House Pongola, welches unglaublich schick eingerichtet ist. Ja, der Preis schraubt sich, je näher man an den Krüger Nationalpark kommt, immer weiter in die Höhe, aber verglichen mit Australien ist das alles immer noch verhältnismäßig billig. Internet war auch hier wieder ein Problem, aber das überraschte uns langsam nicht mehr. Wir waren es gewöhnt. Netterweise hat uns die Inhaberin ihren Privatcomputer nutzen lassen.

Wir waren also in Pongola, einem Ort, von dem keiner von uns beiden vorher schon mal etwas gehört hatte. Ich bin auch immer noch der Meinung, dass man das nicht haben muss, aber zumindest an Unterkünften mangelt es nicht. Praktisch ist auch die Tatsache, dass das Ithala Game Reserve nur eine Stunde davon entfernt liegt. Wir waren der Meinung, dass wir mittlerweile wieder halbwegs in unserer Zeitplanung lagen, und zwei Nächte an einem Ort wieder nicht verkehrt wären, wenn man dafür sogar einmal testen kann, wie es ist, mit dem eigenen Auto auf Safari zu gehen. Wir haben schließlich nicht ohne Grund unser kleines Monster von einem Auto gemietet. Gut, ein Grund war sicherlich, dass wir den Straßenverhältnissen in Südafrika nicht getraut haben. Mittlerweile sind wir ja eines Besseren belehrt worden und wissen, dass zumindest außerhalb der Nationalparks das Standardtouristenauto (Toyota Yaris) vollkommen ausreicht.

Zurück zum Ithala Game Reserve, einem recht kleinen Park, der aber ganz nett ist, wenn man eh in der Nähe ist. Viel gesehen haben wir nicht. Die Natur war toll und Antilopen, insbesondere Impalas gab es zu hauf, genauso wie Giraffen. Sonst war die Ausbeute jedoch recht mager. Mehrere Strauße haben wir jedoch gesehen. Das war toll, weil wir damit irgendwie so gar nicht gerechnet hatten. Genauso mit der Schildkröte, die gemütlich über die Straße lief.

Eine beeindruckende Landschaft soweit das Auge reicht (Ithala Game Reserve) Ein Büffel Gut getarnte Zebras   Nicht ganz Galapagosgröße, aber nahe dran 

Von Pongola aus ging es nach Hazy View. Am südlichen Rand des Krüger Nationalparks, welcher unser nächstes Ziel sein wird, gibt es einige kleinere Orte und theoretisch viele Unterkünfte, weil es billiger ist außerhalb des Parks zu übernachten als drin. Praktisch haben wir auch hier wieder feststellen müssen, dass die Hauptsaison mitten im Gange zu sein scheint. Wir haben jedenfalls erst im fünften Anlauf eine Unterkunft bekommen, welche aber wirklich toll war: die Gecko Lodge. Witzigerweise gab es hier viele Deutsche und das nicht nur unter den Gästen. Die Inhaberin ist auch eine Auswanderin.

Hazy View an sich bietet rein gar nichts Interessantes, aber das machte nichts. Uns war nur die Lage wichtig, welche wirklich ideal ist. Im Umkreis befinden sich drei verschiedene Tore in den Krüger Nationalpark. Man kann sich also einfach eines davon heraus suchen. In unserem Fall ist das das Numbi Gate, einfach weil es nah dran ist und auch, weil es eines der größeren ist. Damit haben wir dann die Chance direkt am Tor unsere Buchungen für die Camps innerhalb des Parks zu machen, da wir, wie auch schon seit etwa einer Woche, nichts vorgebucht haben. Aber davon beim nächsten Mal mehr.

Hm, kein Widder, aber fast ;)