30April
2013

Im Land des Herrn der Ringe

Eine Karte von Mittelerde :)

Es ist weithin bekannt, dass die Herr der Ringe Trilogie und jetzt auch die Hobbit Trilogie in Neuseeland gedreht wurde beziehungsweise noch wird. Der ein oder andere Tourist kommt nur deswegen hierher. In meinem Fall ist das nicht der Grund, jedoch definitiv ein Bonuspunkt. ;)

Ich hatte im Vorfeld der Reise den Reiseführer zu den Schauplätzen gelesen und mir einiges notiert – für den Fall, dass ich in die entsprechenden Regionen kommen sollte. Die erste Begegnung mit dem Herrn der Ringe hatte ich natürlich schon im Flugzeug. Danach kam ein tolles Bild im Flughafen von Auckland und dann natürlich die gesamte Umgebung von Queenstown, die einen schon beim Verlassen des Flughafens begrüßt. Die Remarkables, zu deutsch die Bemerkenswerten, sind die Kulisse für die Nebelberge. Von dem ein oder anderen werden sie auch liebevoll die Extendables, die Dehnbaren, genannt, weil sie in so vielen verschiedenen Versionen (normal, gespiegelt, mehrere Male zusammen gesetzt, mit wegretuschierten Bergen, …) verwendet wurden und noch werden.

Sobald sich Drehorte in der Nähe befinden, werden Touren dorthin angeboten. Da ich eh nach Glenorchy fahren wollte, einem Ort nordwestlich von Queenstown, und es dort einige Drehorte gibt, ergab es sich, dass ich mich einer Herr der Ringe Tour dorthin angeschlossen habe. Der Name der Tour war Paradise (nur zur Information, da es noch andere Versionen zu anderen Orten gibt).

Da es erst nachmittags los ging, hatte ich vormittags noch die Chance, mir den Kiwi Birdlife Park anzuschauen. Zu Neuseeland muss man wissen, dass es früher nur genau zwei einheimische Säugetierarten hier gab und zwar zwei sehr niedlich kleine Fledermaussorten. Alle anderen Säugetiere wurden eingeführt und haben eventuell auch negative Konsequenzen gehabt. Warum? Ganz einfach, weil Neuseeland aufgrund seiner jahrhundertelangen Isolation eine reichhaltige Auswahl an Vögeln und Pflanzen hat, die es nur hier gibt. Insbesondere auf die Artenvielfalt der Vögel sind die Neuseeländer sehr stolz und versuchen alles, um deren zum Teil auf der Roten Liste stehende Vertreter zu retten – allen voran natürlich ihren Nationalvogel, den Kiwi. Da der nachtaktiv und sehr scheu ist, hat man als Tourist außer in Vogelparks eigentlich keine Chance ihn zu sehen und wenn sich schon eine ganze Nation stolz den Namen eines Vogels leiht (die Neuseeländer bezeichnen sich als Kiwis), dann musste ich doch wissen, wieso. Nur Fotos im Internet anschauen zählte da nicht.

Also auf in den Birdlife Park! Da gab es natürlich als Hauptattraktion den Kiwi und ich muss zugeben, dass meine Vorstellung von dem flugunfähigen Vogel doch ein bisschen falsch waren. Ich dachte irgendwie, er hat die Größe einer Wachtel, aber nein, die Tierchen haben Basketballgröße! Und sie sehen auch in der Realität witzig oder besser ein bisschen albern aus. Abgesehen davon sind sie unglaublich flink. Also egal was man sonst in Neuseeland tut, man sollte einen Kiwi mal in live und in Farbe gesehen haben, selbst wenn es in einem der Dunkelhäuser ist, in denen die Laufvögel (sie sind den Straußen und Emus ähnlicher als allen anderen, selbst wenn die Größe nicht hinhaut) auf europäischer Zeit gehalten werden, damit die Touristen sie „nachts“ bei der Futtersuche beobachten können. Es lohnt sich und bei eigentlich jeder Attraktion, wo man den Vogel bewundern kann, geht zumindest ein Teil des Eintrittsgeldes in die Rettung seiner und anderer Arten. Schließlich gibt es hier auch die einzige Papageiensorte, die oberhalb der Schneegrenze lebt – und liebend gern Schuhe isst …

Ein Kea, der Papagei, der oberhalb der Schneegrenze lebt

Nun aber genug zu den Tieren. Vielleicht eins noch: Aufgrund der Tatsache, dass systematisch Tiere mitgebracht wurden, landeten auch Hasen hier. Da die sich aber so stark vermehrten, fand man es eine gute Idee stouts, eine Art Wiesel einzuführen, um sie zu jagen. Das ging ein bisschen nach hinten los, da Vogeleier natürlich einfacher zu beschaffen sind. Ähnlich ist es mit den Possums, die in Australien krank aussehen und vom Aussterben bedroht sind, während sie hier das blühende Leben sind und eine Zahl irgendwo zwischen 70 und 80 Millionen umfassen. Fazit: Wenn die Neuseeländer ein Possum auf der Straße sehen, dann wird gut gezielt und Gas gegeben, denn nur ein überfahrenes Possum ist ein gutes Possum … Willkommen bei den Kiwis.

Nach diesem kleinen Ausflug in die Tierwelt wieder zurück zum eigentlichen Thema: Der Herr der Ringe. Wie schon angedeutet, begann die Tour nach dem Mittag und führte in die Gegend um Glenorchy. Neben den schon erwähnten Nebelbergen, den Remarkables, die als Kulisse dienten, gab es natürlich noch andere Schauplätze. So beispielsweise den, an dem Frodo, Sam und Gollum die Olifanten sehen. Dann hatten wir Ausblicke auf Deer Heights, wo der Angriff der Warge stattfand und Aragorn schön im Fluss baden ging. Weiterhin hatten wir die Chance die Wetterspitze und Amon Hen zu sehen. Neben Informationen zu den Schauplätzen und Anekdoten vom Dreh, gab es auch ein paar kleine Hinweise auf Dinge, die absichtlich im Film eingebaut wurden. Ich jedenfalls freue mich auf das nächste Mal, dass ich die Special Extended Edition anschaue.

Hier haben Fordo, Sam und Gollum gekocht (Hase) Hier haben Frodo, Sam und Gollum die Olifanten gesehen (ich war Gollum!) So sah es beim Dreh aus Hier sollten die Olifanten sein :) Und weil sie einfach eine so große Rolle spielen: Die Remarkables Amon Hen Hier wurde etwas für Teil zwei oder drei vom Hobbit gedreht Das Filmset zum letzten Drehort Hier wurde eine riesige Projektion mit Hilfe des Computers eingefügt - weiß wer, welche? Die andere Seite des Geländes von? Na? Genau! Isengard! Ja, es gab auch Elbenmäntel und Gimlis Axt :) Der Wald, wo das Ende der Gefährten besiegelt wurde Boromir sowie Merry und Pippin Die Vorlage für die Totensümpfe

Soviel zu Glenorchy, was eine schöne Umgebung hat und als Ausgangs- oder Endpunkt für den Routeburn Track sicherlich ganz nett, aber sonst ein verschlafenes Kaff ist.

Da ich mich jetzt doch schon eine ganze Weile im Süden der Südinsel aufgehalten hatte, musste ich langsam aber sicher beginnen, mir einfallen zu lassen, wie ich nach Norden komme – schließlich geht mein Flieger von Auckland. :) Station eins war nicht gerade weit weg von Queenstown und auch nur ein Tagesausflug: Arrowtown. Auch das ist ein sehr kleines Dorf, hat jedoch mal die Zeit des Goldrausches und somit der chinesischen Arbeiter mitgemacht. Man kann sich hier also die Überreste und Rekonstruktionen des chinesischen Dorfes anschauen sowie im Museum alles, was man bei den Ausgrabungen gefunden hat.

Willkommen in Arrowtown! Rekonstruierte Häuser der chinesischen Arbeiter Noch eine Rekonstruktion mit schön herbstlichem Baum Unglaublich schön und kitschig

Ansonsten ist Arrowtown bekannt dafür, dass es im Herbst eine ungemeine Farbenvielfalt hat. Da ich ja hier im Herbst bin, war das der ideale Zeitpunkt. Mit dem Bus ging es also nach Arrowtown einfach nur, um sich die Gegend anzuschauen, die Farben zu bewundern und vielleicht auch ein bisschen, um auf Schauplatzjagd zu gehen. Ja, auch hier wurden wieder Szenen des Herrn der Ringe gedreht und zwar Arwens und Frodos Flucht durch die Bruinenfurt sowie der Verlust des Rings durch Isildurs Tod und den Fund durch Smeagol und Deagol. Gut, dass ich schon am Vortag von unserer Tourleiterin ein paar Tips bekommen hatte, wo ich dazu hinlaufen musste. ;)

Eine umwerfende Farbenvielfalt Weil's so schön ist gleich noch ein bisschen mehr davon Der Schauplatz für die Bruinenfurt im Herrn der Ringe Und noch mal :) Irgendwo in dieser Region wurde Isildurs Tod sowie der Ringfund durch Smeagol und Deagol gefilmt Es sieht ja auch so aus als wäre das Flussvolk hier zu Hause

Ansonsten habe ich einen ausgedehnten Spaziergang gemacht und mich darüber gefreut, einfach weg vom Trubel in Queenstown zu sein. Ich musste jedoch wieder nach Queenstown zurück, um mein Gepäck zu holen und mich dann in den Bus nach Wanaka zu setzten. Mein Weg in den Norden der Südinsel hatte endlich richtig begonnen. Nach weniger als anderthalb Stunden hatte ich Wanaka erreicht und um ehrlich zu sein, war die Stadt auch nur ein Zwischenstop. Ich wusste jedoch, dass man dort schön in der Umgebung wandern gehen kann und das wollte ich auch tun. Also verbrachte ich die Nacht im YHA Hostel Purple Cow, was ganz in Ordnung war. Man schläft meist in 6er-Bungalows, die eine kleine Küche haben. Das war dann doch mal was anderes als sonst.

In Wanaka kann man übrigens auch ins Cinema Paradiso gehen, was ein kleines Kultkino ist. Man hat die Auswahl zwischen Sofas und alten Kinositzen oder auch einem Auto. In der Pause, die es immer im Film gibt, egal ob er nun Überlänge hat oder nicht, gibt es ofenfrische Cookies zu kaufen und auch echt guten Kaffee. Wenn also gerade ein Film läuft, den man sehen will, dann sollte man die Chance nutzen. Es gibt solche kleinen Kultkinos in mehreren Orten, zum Beispiel auch das Dorothy Brown in Arrowtown. Für alle Neugierigen: Ich hab Iron Man 3 gesehen. :)

Der nächste Tag begann für mich gegen 7 Uhr – dieses Mal hatte ich es selbst so gewählt, weil ich ja, wie schon angedeutet, wandern gehen wollte. Danach ging es eine größere Runde auf den Mount Iron und von dort bis Alberttown und zurück zum Wanaka See. Für die etwa 20km brauchte ich 5 Stunden. Ich hatte ideales Wetter und brauchte letztlich sogar Sonnencreme.

Der Wanaka See Blick vom Mount Iron auf Wanaka Blick in die andere Richtung vom Berg aus Der Abfluss vom Wanaka See Man kann hier wohl sehr gut angeln Ja, ich habe Herbstlaub im Wasser fotografiert... Hier geht der Abfluss aus dem See wirklich los Noch mal der Wanaka See Blick auf die Vegetation am Rand des Sees

Damit war ich gegen 14 Uhr wieder zurück und konnte mein Zeug einsammeln. Der Plan war eigentlich, einen Nachmittagsbus nach Franz Josef zu nehmen, weil das die nächste Station meiner Reise in den Norden sein sollte. Ungünstig nur, wenn es genau einen Bus dorthin gibt und der früh am Morgen fährt … Was kann man dann tun? Entweder einen weiteren Tag in Wanaka bleiben oder sich mit dem Sport des per Anhalter Fahrens anfreunden. Dazu aber mehr im nächsten Eintrag. ;)

Ein Kiwi! ;)