20März
2013

Ich bin dann mal weg

Flagge Kolumbiens

Jede große Reise beginnt mit einem kleinen Schritt. Nun ja, mein erster Schritt war etwas größer und brachte mich nach Kolumbien. La República de Colombia ist im Nordwesten von Südamerika gelegen und hat eigentlich alles, was man sich für den Urlaub wünschen kann: vom Karibikstrand bis zum 5000er ist alles vertreten. Dazu noch eine reiche Geschichte an Hochkulturen und deren Aufstieg und Fall. Die Natur ist unglaublich abwechslungsreich und für die Wählerischen unter uns besteht die Option sich zwischen Pazifik- und Atlantikküste zu entscheiden. Es ist also für jeden etwas dabei.

Die Reise an sich war recht angenehm, da die Deutsche Bahn mal pünktlich war und auch trotz zum Teil unfreundlichen Personals des Frankfurter Flughafens bin ich letztlich meinen Rucksack losgeworden – am Schalter 446, welcher auch Kleintiere annimmt... Versteh das wer will.

Mein Rucksack? Jup, für eine Runde um den Globus ist das eindeutig praktischer als ein Rollkoffer. Man muss so natürlich leider berücksichtigen, welches Gewicht man eigentlich tragen kann. Nun ja, damit ihr mal ein Bild davon bekommt, hier das vorher und nachher vom Packen:

   

Nach gut 12 Stunden Flug und einer Stunde Verspätung war ich dann endlich in Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens. Nach kleineren Problemen schon am Flughafen zwecks Geld abheben, kam ich dann doch erst gegen 22 Uhr im Musicology Hostel an – also 4 Uhr früh der deutschen Zeitrechnung.

Nach einer eiskalten Nacht (ja, auch in Kolumbien kann's kalt werden) konnte ich in den nächsten zwei Tagen die Stadt erkunden. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Bogotá auf einer Höhe von etwa 2800m liegt. Das hat zum einen zur Folge, dass es nur zwischen 10 und 20 Grad Celsius warm ist, andererseits ist das eine gehörige Umstellung für den Körper. Man fühlt sich also, auch wenn man im Schneckentempo unterwegs ist, als würde man einen Marathon rennen. Spektakulärerweise selbst im Bett... Zusätzlich hatte ich, wie schätzungsweise jeder zweite Tourist hier, auch noch Kopfschmerzen. Nun ja, Augen zu und durch, denn es gab viel zu sehen: Das historische Stadtviertel La Candelaria, den Plaza de Bolívar (der nur so von Tauben bevölkert wird), die Kirche von San Francisco, die Kathedrale, die Museumskirche von Santa Clara, die Kapelle von Sagrario und so einige historische Gebäude. Auf meiner Liste ganz oben stand das Goldmuseum, denn ich hatte gelesen, dass nur schlappe 15% des Bestandes zu einer Zeit ausgestellt werden. Wenn man die ganzen Schulklassen mal weglässt, war es tatsächlich beeindruckend, auch wenn ich irgendwie mehr erwartet hatte. Trotzdem kann man hinterher kein Gold mehr sehen...

Dann gibt es noch den Monserrate, einen Berg direkt vor der Haustür, auf den man zu Fuß, per Standseilbahn oder auch Seilbahn hinauf kommen kann. Nachdem es ordentlich geregnet hatte, ging es für mich erst zum Sonnenuntergang hoch, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt, auch wenn die Fotos dank des Dunstes über der Stadt nicht wirklich was geworden sind.

Ein weiteres Museum, in das ich mehr durch Zufall als alles andere reingegangen bin, ist das Museo Botero. Der Teil ist recht gewöhnungsbedürftig, weil der Künstler nur dicke Sachen gemalt hat. Personen, Tiere, selbst Brot und Obst kann dick aussehen. Toll war jedoch, dass es eine direkte Verbindung zu weiteren Museen gab. Hierzu gehört das Geldmuseum und einige Bildergalerien.

     

Das erste, woran man sich schnell gewöhnt, wenn man unterwegs ist, sind die ganzen Polizisten. Rings um den Präsidentenpalast gibt es Rucksackkontrollen und auch sonst in jedem Museum wird man entweder durch den Metalldetektor geschickt oder mit dem Handgerät untersucht. Rucksäcke werden grundsätzlich gefilzt. All das trägt aber auch dazu bei, dass man sich spätestens nach Sonnenuntergang, wenn man meist schon auf dem Rückweg ins Hostel ist, sicherer fühlt. Bogotá ist und bleibt nicht ganz harmlos, aber mit normalen Vorsichtsmaßnahmen passiert eigentlich nichts.

Weiterhin begreift man auch sehr schnell, dass man schauen muss, wohin man seine Füße setzt. Löcher im Boden bis zu einem Meter tief sind ganz normal...

Neben all dem sollte ich wohl die ganzen Leute erwähnen, denen ich begegnet bin. Kandidat Nummer eins ist ein 63-jähriger Therologiedozent, der von jetzt auf gleich beschlossen hatte, mir einen privaten Rundgang durch die Innenstadt zu spendieren. Weitere Personen waren die Taxifahrer, die mit einer Engelsgeduld und viel Freude Konversationen mit mir aufgebaut haben und das trotz der Tatsache, dass mein Schulspanisch gehörig eingerostet ist. Witzig in diesem Zusammenhang war die Tatsache, dass ich vom kolumbianischen Fernsehen angehalten wurde und spontan zu irgendeiner Rechtsfrage etwas sagen sollte... Ich schwöre, ich seh nicht mal im Ansatz aus, wie die Durschnittskolumbianerin!

Die Person, die mich am meisten beeindruckt hat, war ein Angestellter eines Einkaufszentrum. Hierzu muss ich ein bisschen weiter ausholen und zu dem Punkt kommen, der den Beginn der Reise schon ein bisschen versaut hat. Mir wurden meine nassen Treckingsandaletten geklaut und das am ersten Tag. Wie kann man auch so dusselig sein und die außerhalb des Spindes trocknen lassen zu wollen??? Ich kam mir jedenfalls ordentlich veralbert vor und außer von einer Mitarbeiterin des Hostels kam auch nicht wirklich Hilfe. Das Ende vom Lied und die schätzungsweise enttäuschendste Tatsache ist, dass es niemand von außerhalb des Hostels war, denn es gibt eine 24-Stunden-Überwachung. Ein anderer Reisender hat also meine Sandalen weggefunden. Nett.

Fazit: Ich brauchte Neue. Bogotá ist hierfür, wie ich mittlerweile weiß, nicht besonders geeignet. Zurück zum Einkaufszentrum, das ziemlich weit weg von Hostel ist. Ich hatte per Internet herausgefunden, dass es um die Ecke davon einen Outdoorladen gibt. Der hatte keine Sandaletten. Die drei Läden im Einkaufszentrum leider auch nicht. Gut, also wieder zurück – oder zumindest das war der Plan. Da aber mittlerweile draußen die Welt am untergehen war und einfach alles dank Regen weggeschwommen war (inklusive der dritten Etage des Einkaufszentrum, denn wer braucht schon wasserdichte Dächer?), waren Taxis rar gesät. Ich hätte eine Stunde warten müssen... Zur Erläuterung: es gibt offizielle und inoffizielle Taxis in Bogotá und als Tourist sollte man sich an die offiziellen halten und jeder Kolumbianer wird einem gern helfen eins zu bestellen. Bei Regen ist das Ergebnis allerdings eher unbefriedigend. Nun also zu jenem Mitarbeiter, dessen Job darin besteht, dafür zu sorgen, dass Kunden glücklich sind. Zum einen hat er versucht noch Sandaletten zu finden, was leider auch scheiterte, und zum anderen stand er letztlich mit mir an der Straße um ein vertrauenswürdiges inoffizielles Taxi anzuhalten. Das Ergebnis war super!

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass Bogotá ganz interessant ist, jedoch nicht noch mal auf meiner Liste an Reisezielen stehen wird. Die Leute, die man trifft, sind unglaublich nett und spätestens, wenn man ein bisschen Spanisch kann, freuen sie sich ungemein. Mein persönlicher Touristenführer hat über drei Stunden durchweg gesprochen und es hat ihn nicht gestört, dass meine Antworten dank Kopfschmerzen unglaublich kurz und grammatikalisch superschlecht ausfielen.

Wunderbar war auch das Essen (außer im Hostel, das war unglaublich schlecht). Überall gibt es Straßenstände und die kleinen Restaurants in den Seitenstraßen, die weniger einladend aussehen, haben eine Auswahl an sehr viel in Öl gebratenen Sachen, deren Namen ich nicht mal weiß. Meist reichte die Frage, was denn drin ist, um die Entscheidung zu treffen, ob man es wirklich essen möchte oder nicht. Auch Kaffee wird auf der Straße verkauft, nebst frisch gepresstem Orangensaft und einigen anderen sehr süßen Getränken, heiß oder kalt, die sich alle lohnen. Neben den ganzen Ständen mit Essen kann natürlich auch viel anderes gekauft werden. Witzigerweise gibt es alle fünf Meter immer Schilder, die einen darauf aufmerksam machen, dass man für sehr wenig Geld in alle Netze telefonieren kann. Das klingt wie normale Handywerbung, ist es aber nicht. Es gibt an fast jedem Stand angekettete Handys, mit denen man telefonieren kann und das ist hier ganz normal.

So, das soll's zu Bogotá gewesen sein. Neues gibt es erst, wenn ich aus der Verlorenen Stadt wieder zurück bin. :)

Öffentliches Telefonieren