13August
2013

Eine Reise geht zu Ende

Nächtliches Panorama in meiner wunderschönen Heimatstadt

Ein bisschen Statistik:

138 Tage (Für alle, die sich jetzt wundern: Es waren von vornherein nur 139 und durch die Überquerung der Datumsgrenze habe ich einen weiteren Tag verloren. „In 140 Tagen um die Welt“ klang einfach besser. ;) ), 8 Länder, 20 Flüge, 6 Mietautos, knapp 10.000 Kilometer im Auto, etwa 2 Tage reine Reisezeit in Bussen, 4 Mehrtageswanderungen, mehrere hundert Kilometer zu Fuß, 70 verschiedene Unterkünfte (ich zähle das Wohnmobil als eins).

Das ist eine kleine Zusammenfassung einer Weltreise. Einer kleinen, wohlgemerkt, da ich ja nur schlappe viereinhalb Monate unterwegs war. Mit meinem straffen Zeitplan bin ich des öfteren auch mal belächelt worden. Der ein oder andere Rucksacktourist hat diese Zeitspanne in einem Land verbracht oder aber zumindest auf einem Kontinent. Nun ja, ich habe nie behauptet, dass ich mir die einfachste Version ausgesucht habe, aber Fakt ist, dass ich es jederzeit wieder genauso machen würde. Ja, ich hoffe aus meinem kleinen Kapitel „Pleiten, Pech und Pannen“ am Anfang gelernt zu haben und so etwas vermeiden zu können, aber ansonsten würde ich nichts ändern wollen. Vielleicht wenige Details, aber das Gesamtbild bleibt.

Ich bin froh, diese Reise angetreten zu haben. Ich habe viele Leute kennen gelernt, viele wunderschöne Orte dieser Welt gesehen und ein bisschen Freiheit und Grenzenlosigkeit geschnuppert. Wenn ich vorher schon reisebegeistert war, so ist es durch meine ganzen Erfahrungen nicht weniger sondern eher noch mehr geworden. Für einige Sachen würde ich mir mehr Zeit nehmen, andere überspringen, aber letztlich macht es ungemein Spaß, unabhängig durch die Welt zu ziehen und das zu tun, was man selbst möchte. Es gibt keinen vorgeschriebenen Plan, keine Pauschalreise, keine 52-Mann-starke Busreisegruppe. Ja, das bedeutet Aufwand, denn man muss selbst herausfinden, was man tun und was man gesehen haben möchte. Zum Glück gibt es viele Reiseführer in den Buchhandlungen und das Internet für die Suche. Viel interessanter sind jedoch die Dinge, über die andere Reisende berichten, Tipps, die sie geben, und Ideen, die sie einem in den Kopf setzen können. Spontanität ist sicherlich wichtig, aber nicht notwendig, wie ich anhand von Australien lernen konnte. Südafrika war ja das genaue Gegenteil, was aber auch nicht verkehrt war.

Wenn mich jemand fragt, wo ich noch einmal hin reisen möchte, so sage ich „überall“. Gut, auf Panama Stadt und Neukaledonien kann ich leicht verzichten, aber alle anderen Länder halten noch so viele Wunder bereit, dass ich keine Einwände hätte, sie nochmals zu besuchen. Wenn ich wählen müsste, wäre Neuseeland Wunsch Nummer Eins, dicht gefolgt von Kolumbien. Warum? Einfach weil beide Länder noch so viele landschaftliche Sehenswürdigkeiten haben, dass ich sie wirklich gern sehen würde. Problematisch wird das Ganze nur, wenn man bedenkt, wie viele Länder diese Welt noch hat. :)

Eines davon ist bekanntlich Deutschland und dahin hat es mich jetzt verschlagen. Mein Rückflug kam nicht unerwartet, aber die Ankunft war trotzdem unwirklich. Zum einen hat es mich wirklich fertig gemacht nach zehn Stunden Flug um 5 Uhr morgens gesagt zu bekommen, dass es in Frankfurt schon 26°C seien und die Tagestemperatur irgendwo knapp unter 40°C liegen sollte. Ich hatte also innerhalb kürzester Zeit ein T-Shirt, eine kurze Hose und meine Sandaletten an (man beachte, in Südafrika war es mittlerweile tiefster Winter, also verdammt kalt). Zum anderen sprachen nun wirklich fast alle Personen um mich herum Deutsch. Nach über vier Monaten in Ländern, deren Amtssprache alles andere als Deutsch ist, wird es auch nicht leichter, wenn man zwei davon mit seinem Bruder gereist ist. Man denkt eher in Englisch (in Südamerika Spanisch) und geht automatisch davon aus, dass einen die Umstehenden nicht verstehen können. Nun ja, es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebt habe und mehr als ein paar denkwürdige Stilblüten (Denglisch hallo!) bleiben später meist nicht im Gedächtnis.

Nach einer wirklich entspannten Zugfahrt wurde ich am Bahnhof von meinen Eltern in Empfang genommen. Ich habe mich wahnsinnig gefreut, sie wieder zu sehen. Ähnlich war es mit meinen Großeltern und anderen Verwandten sowie Freunden und Bekannten im Verlaufe der nächsten Tage. Mit ihnen allen hatte ich maximal per Skype oder E-Mail Kontakt.

Ich habe mein Zimmer bei meinen Eltern zu Hause wieder bezogen und festgestellt, dass es ein bisschen seltsam ist, sich dauerhaft "niederzulassen". Vorher habe ich spätestens alle zwei Tage den Ort gewechselt (Ausnahmen bestätigten hier die Regel), alle meine Habseligkeiten wieder eingepackt und ein neues Bett irgendwo anders gesucht. Jetzt konnte ich mich in mein eigenes Bett kuscheln und musste nicht wieder am Abend zusehen, dass alles abreisefertig war. Schon irgendwie eine tolle Angelegenheit.

Mein Kleiderschrank hat mich rettungslos überfordert. Ich habe eine sehr lange Zeit mit einer Hand voll Klamotten gelebt (von denen die Hälfte mittlerweile Bekanntschaft mit der Mülltonne geschlossen hat). Ich wusste, was ich wo in meinem Rucksack hatte, was ich irgendwann einmal waschen musste und somit war meine Auswahl sehr begrenzt. Jetzt stand ich vor einem richtigen Kleiderschrank mit für mich unbegreiflich vielen T-Shirts, Hosen, Röcken (Wahnsinn! So etwas habe ich?) und und und. So albern es klingt: Es ist mir sehr schwer gefallen, mir da etwas herauszusuchen.

Das war nicht das Einzige, was den Anfang irgendwie seltsam gemacht hat. Wenn man immer unterwegs ist, von einem Abenteuer zum nächsten, dann ist Stillstand ungewohnt bis zu einem Grad, dass man nicht so recht weiß, was man mit sich anfangen soll. Ja, Sachen waschen, Souvenirs verschenken, sich mit Familie und Freunden treffen, aber sonst? Wie soll es weitergehen? Hat man eine Vorstellung davon, wo man hin will?

Ich gebe gern zu, dass ich über eine Woche gebraucht habe, bis ich langsam an dem Punkt war, dass ich einen groben Plan hatte, was ich akut tun wollte und musste.

In dieser ersten Woche hatte ich natürlich mit der Hitze zu kämpfen (irgendwie kann man sich seine Haut nicht ausziehen...). Das war trotz allem kein Grund in den eiskalten Baggersee zum Abkühlen zu springen. Das haben alle anderen getan, während ich einfach nur bis über's Knie im frostigen Wasser stand. :)

Ich hatte auch mit dem normalen Straßenverkehr meine Probleme. Ein paar Tage bin ich nicht gefahren, da ich nicht wusste, ob das eine so gute Idee wäre. Für mich fuhren alle Autos auf der falschen Straßenseite. Ich saß dann letztlich auch auf der falschen Seite im Auto um selbst zu fahren und der Schalthebel war auch irgendwie nicht da, wo er hingehörte (ein verräterischer Fensterheber hatte dort Stellung bezogen). Blinker und Scheibenwischer waren natürlich auch vertauscht, was zu einigen hektischen Scheibenwischbewegungen auf trockener Windschutzscheibe geführt hat. Schlimm waren Parkplätze, weil ich hier ganz leicht auf der linken Seite fahren konnte... Abgesehen davon hätte ich in einigen Situation als Beifahrer gern "Vorsicht!" gerufen, auch wenn alles in Ordnung war. Mein von drei Monaten auf der linken Straßenseite geprägtes Gehirn sah das halt nur ein bisschen anders.

Mittlerweile geht aber auch das. Mein Kleiderschrank schüchtert mich auch nicht mehr ein und ich denke, dass ich mich wieder halbwegs an den Alltag zu Hause gewöhnt habe. Ich weiß, dass mein Bruder gar keine Wahl hatte als sofort wieder im Leben anzukommen. Bei ihm ging zwei Tage nach unserer Ankunft die Arbeit wieder los. Er scheint damit aber keine Probleme gehabt zu haben. :)

Was bleibt also noch zu sagen? Nicht viel. Ach ja, Thrifty hat sich bei uns mittlerweile auch zwecks des Ersatzreifens gemeldet. Wir durften tief in die Tasche greifen und das nicht nur für das neue Rad sondern auch für die Bearbeitung des Schadens. Nun ja, die ganze Aktion ist und bleibt ohne Worte.

Ansonsten kann ich jedem, der vom Reisen träumt, nur empfehlen, den Schritt einer großen Reise zu wagen, egal, ob allein oder nicht. Vorausgesetzt natürlich, man träumt von einer Weltreise. Die Erfahrungen, Begegnungen und Erlebnisse sind jeden Aufwand wert. Das ist jedenfalls meine Meinung. Wenn ich mich an all die Gespräche mit anderen Reisenden erinnere, so geht es offensichtlich auch den meisten so, wenn sie erst einmal die große Freiheit der Welt geschnuppert haben. :)

Für mich jedenfalls war es eine absolut tolle Erfahrung. Ich freue mich darauf, vielleicht irgendwann wieder eine Weltreise anzutreten. Bis dahin heißt es jedoch im normalen Leben Fuß zu fassen und zu schauen, was es dort zu entdecken gibt. ;)

In diesem Sinne möchte ich mich bei allen bedanken, die mich vor und während meiner Reise unterstützt haben, hier insbesondere meine Eltern und mein Bruder. Ich möchte auch meinen Dank an alle aussprechen, die es tatsächlich bis hierhin geschafft haben zu lesen. Da dieser Blog mehr oder weniger mein Reisetagebuch ist (nachdem das eigentliche in Kolumbien abhanden gekommen ist), ist er auch etwas ausführlicher geworden als anfänglich beabsichtigt. Mir hat es jedoch sehr viel Spaß gemacht, meine Erlebnisse und auch einige meiner vielen Fotos hier festzuhalten.

Also vielen Dank und vielleicht auf ein weiteres Mal! :)