25Juni
2013

Draußen hinten = Outback

Bis zum Horizont und noch viel weiter!

Robert und ich hatten uns eine gut ausgeklügelte Planung von Australien erstellt, was auch notwendig war, damit wir frühzeitig die Zwischenflüge sowie unser Wohnmobil buchen konnten. Dieser tolle Plan ging jedoch schon zu dem Zeitpunkt, da wir auf Phillip Island waren, nicht mehr auf. Wir mussten also an einigen Stellen Abstriche machen (siehe Great Ocean Road und Adelaide), damit wir rechtzeitig nach Alice Springs kommen konnten, wo ein Inlandsflug auf uns wartete. Wer eine Karte von Australien vor sich hat, der wird sehen können, dass die Strecke von Adelaide bis Uluru (Ayers Rock) etwa 1500 Kilometer umfasst. Unsere optimistische Planung sah dafür einen Tag vor. Zum Glück fiel uns dieser Fehler rechtzeitig auf.

Von Adelaide ging es folglich schnurstracks nach Norden. Wir hatten uns ein GPS mit dem Wohnmobil organisiert, weil wir nicht wussten, wie gut wir zurechtkommen würden. Mrs. Navman, wie wir die emotionslose Frauenstimme nach einer Weile getauft hatten (die Marke des GPS war Navman und wir hatten die Stimme mit Titel Karen), verkündete uns, als wir endlich aus Adelaide heraus waren, völlig trocken:

„Folgen Sie der Straße für 540km.“

Einmal kurz gestutzt, auf die Anzeige gestarrt und festgestellt, dass die Dame recht hat. Erstaunlich. Es gibt nichts außer einer geraden Straße mit einigen riesigen Farmen für Kühe und Schafe, die man nicht mal mehr von der Straße aus sehen kann. Nur eingestaubte Schilder weisen alle 50 oder 100km darauf hin. Ähnlich verhält es sich mit Ortschaften und Tankstellen. Man sollte also immer einen gut gefüllten Tank haben und auch lieber schon mal tanken, wenn man eigentlich der Meinung ist, dass halbvoll auch reicht (ganz egal, dass die Preise immer unverschämter werden, je tiefer man im Niemandsland ist). Im Outback liegen bleiben ist keine gute Idee, zumindest nicht im Sommer. Wie meinte ein netter Australier zu uns? „Wir grillen uns jedes Jahr einen Deutschen. Einen weiteren verfüttern wir an die Krokodile.“ Die Erklärung ist ganz einfach: In Deutschland findet man gefühlt alle 10km eine Tankstelle und alle 5km einen Ort. Wenn man mit dem Auto liegen bleibt, kann man also einfach los laufen und Benzin oder gleich Hilfe holen. Im Sommer im Outback heißt das aber bei über 40 Grad Celsius gegrillt zu werden, was dann einen Hitzetod zur Folge haben kann. Was die Krokodile angeht, so bezieht sich das logischerweise nicht auf das Outback, sondern auf die feuchteren Regionen, die so schöne ruhige Gewässer haben, die einfach zum Schwimmen einladen. Meist steht ein großes Schild daneben, dass man das lieber bleiben lassen sollte, weil man sich sonst nicht sicher sein kann, mit allen Körperteilen oder gar lebend wieder heraus zu kommen. :)

Was uns sehr bald auf unserem Weg klar wurde, war, dass wir eine sehr langweilige Fahrt vor uns haben würden. Die Straße ist mit dem Lineal gezogen und zum Teil so flach und gerade, dass man die Hitze flimmern sehen kann – man beachte, es ist Winter, wir hatten also Glück und die Temperatur war tagsüber angenehme 17 bis 20 Grad Celsius und nachts frostig bis unter Null... Die Karte bestätigte die Vermutung, dass nichts Aufregendes für viele hunderte von Kilometern kommen würde und auch die Straßenschilder, die hin und wieder auftauchten, verhießen in der Hinsicht nichts Gutes. Hier ein paar Beispiele:

1222km Alice Springs
480km Werkstatt
450km Campingplatz
130km Telefon

Irre!

Nun ja, bei von Mrs. Navman angekündigten 850km bis Coober Pedy kann man sich vorstellen, dass man fast 10 Stunden unterwegs ist. Pausen sind wie auch regelmäßige Fahrerwechsel hier das Einzige, was einen am Einschlafen hindert. Glücklicherweise erinnern einen unzählige Schilder daran, dass man doch spätestens alle zwei Stunden rasten soll. :)

Am frühen Abend kamen wir  in Coober Pedy auf dem Oasis Tourist Park an und stellten fest, dass es hier überall recht voll war. Wir erfuhren, dass das Outback gerade im Winter Hochsaison hat, weil man es dann tatsächlich dort aushalten kann. Abgesehen davon ziehen die Reiselustigen aus dem kalten Süden gen Norden. Man trifft unterwegs also viele Autos an mit Wohnwagen, einige Wohnmobile und auch Wagen mit Anhängern, die man zu Zelten umfunktionieren kann.

Eine weitere Besonderheit, die man als Tourist erst lernen muss, ist das Grüßen. In Neukaledonien wird man erbarmungslos von jedem gegrüßt, auch von Fußgängern. In Australien wird eigentlich nur im Outback gegrüßt und dann auch eigentlich jeder, der vorbei kommt. Anfangs klappt das natürlich noch nicht und man merkt gegen Ende seiner eigenen Tour, wenn man an Streckenpunkte gelangt, wo „neue“ Touristen sich ins Outback wagen. Hier wird man wieder recht selten gegrüßt.

Beeindruckend sind auch die Road Trains, die man liebevoll mit „Straßenzügen“ übersetzen kann, was die Bedeutung des deutschen Wortes jedoch vollkommen ignoriert. Es wäre ja auch schlimm, wenn sich ganze Straßenzüge oder gar Häuserzüge auf die Straße begeben würden. :) Nein, mal im Ernst, Road Trains sind LKW, die länger als normal sind und meist drei Anhänger haben. Wer also überholen muss, dem wird geraten, dass er dafür einen Kilometer keinen Gegenverkehr haben sollte. Da meist jedoch eine vierspurige Straße vorliegt, ist das kein Problem. Trotz allem sind diese Dinger Wahnsinn. Spätestens wenn dann wirklich ein überbreites Vehikel kommt (nicht einfach nur Oversize, was häufiger auftritt), wird ein Warnauto vorweg geschickt. Dann sollte man sich auch mit Wohnmobilen von der Straße begeben und am besten gleich anhalten.

Da kommt der übergroße Road Train Und hier haben wir ihn in voller Größe - Wahnsinn!

Wie schon erwähnt, war unser erstes Ziel Coober Pedy. Nicht etwa, weil wir so viel darüber gelesen hätten, sondern einfach, weil es in etwa in der Mitte zu unserem eigentlichen Ziel, Ayers Rock beziehungsweise Uluru, liegt. Wenn man aber schon mal da ist, kann man sich auch ein wenig umschauen.

Coober Pedy ist die Stadt in Australien mit dem geringsten Niederschlag und entsprechend grün sieht es dort auch aus. Wenn es mal ein oder zwei Bäume gibt, dann nur durch die Bemühungen der Anwohner. Insgesamt macht der Ort nicht viel her, aber man erfährt schnell, dass in etwa die Hälfte der Bewohner unter der Erde wohnt. Der Grund hierfür ist ganz einfach: Im Sommer ist es in den Wohnhöhlen angenehme 23 Grad Celsius kühl und im Winter, wenn nachts die Temperaturen in den Keller gehen, bleibt es immer noch bei schön warmen 21 Grad Celsius. Es gibt folglich alles an Touristenattraktionen unter der Erde: Galerien, Cafés, Restaurants, Hotels. Sogar ein Hostel gibt es, wo man unter der Erde sein Zelt aufschlagen kann, wenn man nicht im Schlafsaal schlafen möchte.

Weiterhin gibt es rings um Coober Pedy die größten Opalvorkommen der Welt. Folglich kann man hier Minen besuchen und Schmuck anschauen und kaufen.

Neben all diesen Dingen kann man auch noch ein bisschen über Entstehungsgeschichte erfahren. Es gibt viele Informationen darüber, wie die Gegend in der weiten Vergangenheit einmal ausgesehen haben könnte. Anhand von archäologischen Funden, die auch zum Teil ausgestellt sind, kann man sehen, dass diese trockene Region einmal ein gigantisches Inlandsmeer war.

Je nachdem, wie viel Zeit man dafür investieren will, sollte man sich eventuell einen Tag mehr Zeit hier nehmen. Es gibt auch noch Touren in die weitere Umgebung, wie beispielsweise die sogenannte angemalte Wüste und die Breakaways, die abbrechenden Berge.

Willkommen im Outback Ein Blick auf Coober Pedy Eine der Opalminen Eines der Opalfelder

Uns reichte eine kleine Tour durch den Ort, da wir sowieso schon genug Zeit verloren hatten. Folglich ging es für uns auf den nächsten Mammutstreckenabschnitt: 730km bis nach Yulara, dem komplett für Touristen angelegten Ort bei Uluru/Ayers Rock, und für uns natürlich wieder der Campingplatz davon (Ayers Rock Campground). Auch hier kamen wir wieder zu fortgeschrittener Stunde an, aber glücklicherweise sind die Öffnungszeiten der Campingplätze im Outback bedeutend touristenfreundlicher als in den Städten. Bis 20 oder gar 21 Uhr ist hier keine Seltenheit, was einfach daran liegt, dass die Distanzen riesig sind und man doch mal etwas länger brauchen kann.

Mount Conner auf dem Weg nach Yulara

Eigentlich wollten wir uns gern den Sonnenuntergang bei Uluru anschauen, aber dafür waren wir dann doch eine halbe Stunde zu spät. Folglich beschlossen wir, dass der Sonnenaufgang auch reichen musste. Auch dafür waren wir ein bisschen spät dran, aber wir konnten dem Schauspiel wenigstens zum Teil beiwohnen. Was einem nämlich keiner sagt, ist, dass man von Yulara aus noch über eine halbe Stunde bis zum Stein braucht... Nun ja, hinterher ist man immer schlauer. Wer die Chance hat, der sollte sich übrigens den Sonnenuntergang anschauen. Alle, die wir getroffen haben, und die beides gesehen haben, sind hier einer Meinung.

Kata Tjuta beim Sonnenaufgang Uluru/Ayers Rock Und die Sonne hat es über den Horizont geschafft! Kata Tjuta und Uluru

Nach dem fast noch frostigen Ereignis (viele standen in Decken und Mützen gehüllt frierend da), haben wir uns ins Besucherzentrum begeben. Man kann hier viel über die Mythen und Legenden sowie das Leben der Aborigines erfahren. Erstaunlicherweise trifft man nicht einen einzigen auf dem Gelände an. Weder unter dem Personal noch anderswo. Nun ja, wir waren nicht die Einzigen, denen das aufgefallen ist.

Da wir Uluru aus der Ferne gesehen hatten, wollten wir ihn natürlich auch aus der Nähe anschauen. Hierfür gibt es den 10,6km langen Basewalk. Hinterher hat man den Stein aus jedem nur erdenklichen Winkel gesehen. Auch einige Malereien sind in der Tour inbegriffen.

Wer will, kann auch auf Uluru hinauf, es wird aber darum gebeten, es nicht zu tun. Witzigerweise wird kein guter Grund dafür hervorgebracht. Ich dachte immer, dass es sich um einen heiligen Ort für die Aborigines handelt. Letztlich steht aber auf den Warnschildern nur, dass der Weg nicht ungefährlich ist und schon mehrere Dutzende Todesopfer gefordert hat und die Aborigines dann trauern. Folglich kann man denen, die diesen wirklich unglaublich anstrengenden Aufstieg antreten, von Bänken aus gemütlich zuschauen. Wir haben es bleiben lassen und uns köstlich über einige Familien amüsiert, die in etwa 20 Höhenmeter weit kamen und dann dank quengelnder Kinder wieder umgedreht sind. :)

Einmal ganz nah dran an Uluru Und noch mal an anderer Stelle Wer sieht das Affengesicht? Wasserlöcher gibt es einige Und noch ein bisschen mehr Ein Foto in die andere Richtung: Outback pur Zeichnungen von Aborigines

Das Ticket, das man für den Nationalpark kaufen muss, gilt für drei Tage. Wer also mehr Zeit mitgebracht hat, hat auch mehr davon. In dem Ticket sind auch die Olgas, Kata Tjuta genannt, enthalten. Die sind meiner Meinung nach sogar noch ein bisschen spektakulärer als Uluru, auch wenn wir sie nur aus der Ferne gesehen haben. Die Olgas sind noch etwa 50km weiter weg, aber dort kann man tatsächlich richtig nah heran und auch ein bisschen besser wandern gehen.

Für uns ging es nach dem beeindruckenden Haupttouristenziel Australiens ein kleines Stück weiter Richtung Norden und zwar zum Kings Canyon. Zum einen hatten wir davon gelesen und zum anderen hatte uns jeder, der gehört hatte, dass wir im Outback unterwegs sein würden, geraten, hier unbedingt ein oder zwei Tage zu verbringen.

Hier haben wir es tatsächlich geschafft, uns den Sonnenuntergang anzuschauen, welcher auf dem roten Boden ein wirklich schönes Lichtspiel hervorbringt. Der riesige Vollmond tat sein übriges.

Beginn des Sonnenuntergangs in Kings Canyon Inklusive Einmal tolle Rottöne

Für die nächsten zwei Nächte haben wir uns dann im Kings Canyon Resort einquartiert. Auch hier war es recht gut besucht, aber bei weitem nicht so überfüllt, wie in Yulara. Dort haben sich die Touristen fast totgetreten...

Am nächsten Tag haben wir uns gleich früh auf zum Canyon begeben. Ziel des Tages war zum einen der kleine Kings Creek Walk (1km) und zum anderen der Kings Canyon Rim Walk (6km mit möglichen Abstechern zu besonderen Stellen, welche eine Verlängerung von 2km ergeben). Der erste Wanderweg geht im Canyon entlang, der zweite auf dem Rand. Beide sind wirklich schön, aber der Kings Canyon Rim Walk ist schon anstrengend mit seinen steilen Anstiegen und auch wieder zwischenzeitlichen Abstiegen, selbst wenn es Treppen gibt. Die sind nicht zwingend ergonomisch gebaut... Eigentlich ist die Bezeichnung „Rand“ in diesem Fall nicht ganz korrekt. Natürlich folgt man zum Teil dem Canyonrand, aber ein Gutteil der Strecke verläuft auch weiter weg davon, was den Weg jedoch um so schöner macht, weil man viel von der zerklüfteten Umgebung zu Gesicht bekommt. Wer schöne Ausblicke, eine unglaublich tolle Landschaft und ein bisschen Bewegung mag, der ist in Kings Canyon eher an der richtigen Adresse als bei Uluru – das ist übrigens eine Meinung, die viele vertreten, die beides gemacht haben.

Kings Creek Walk Im Canyon Erster Blick vom Rim Walk aus Kante? Nicht immer ;) Unendliche Weiten... Eine von zwei beeindruckenden Abbruchkanten Der Garten Eden Und noch ein Bild davon Die andere Abbruchkante Da geht's gaaanz steil runter

Von Kings Canyon aus ging es am nächsten Tag nach Alice Springs, weil hier unser Flieger gehen sollte. Die Werbung in den ganzen Informationszeitschriften ist wieder einmal sehr blumig. Alice Springs ist dann immer eine tolle Outback-Stadt mit Flair und vielen kleinen Dingen, die man tun kann. Weder Robert noch ich können das bestätigen. Es gibt nicht viel, was man machen kann. Gut, einen Outback Botanischen Garten, einen Spazierweg zu den historischen Gebäuden der Stadt, die auch nicht wirklich etwas her machen und einige kleinere Museen oder auch Ausstellungen, deren Themen uns aber nicht zusagten. Interessant ist dann schon eher wieder der Royal Flying Doctor Service, der seit 1953 in die entlegenen Regionen des Outback fliegt um dort die Basis- und Notfallversorgung vorzunehmen. Weiterhin ist hier die School of the Air zu erwähnen, die früher per Radio und heute per Internet den Schulunterricht auf den Farmen ermöglicht. Beide Einrichtungen kann man besuchen.

Ansonsten gibt es nichts in Alice Springs, was es meiner Meinung nach rechtfertigen würde, dass in der Tat alle Campingplätze bis auf den letzten Platz belegt sein müssten. Wir haben zum Glück noch einen Stellplatz im MacDonnell Range Holiday Park bekommen...

Ganze Horden an Papageien auf dem Campingplatz

Nun ja, wir waren jedenfalls nicht böse drum, als wir dann unser Wohnmobil abgeben und uns zum Flughafen begeben konnten. Der einzige Grund für mich noch mal nach Alice Springs zu kommen, wären die verrückten Festivals, die hier veranstaltet werden. Kamelrennen, Mützentage sowie die Henley on Todd, ein mehrtägiger Spaß mit Bootrennen im trockenen Flussbett stehen hier auf dem Plan. Die Bilder zu Letzterem sind wirklich witzig.

Trotz allem haben wir genug von roter Erde und recht eintöniger Vegetation und freuen uns auf ein bisschen Meeresluft. Unser Flieger am späten Nachmittag wird uns dann auch nach Cairns an die Ostküste Australiens bringen, womit wir uns vom Northern Territory nach Queensland begeben und wieder in der Zeitzone landen werden, die uns eine Differenz von acht Stunden zu Deutschland bringt. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. :)

Uluru im Postkartenformat