Berichte von 07/2013

03Juli
2013

Von den Blauen Bergen kommen wir...

In den Blauen Bergen

Noch am Abend des Tages, an dem wir mit dem Flieger in Sydney angekommen waren, ging es mit dem Mietauto (Hyundai I20) in die Blauen Berge, genauer nach Katoomba. Da wir ein bisschen wenig Zeit für die Region eingeplant hatten – sage und schreibe drei Tage – hieß es also jede Minute nutzen. Untergekommen sind wir im The Flying Fox Backpackers. Problemlos konnten wir hier einen Spät-Check In organisieren und haben auch unser schickes Zimmer schnell gefunden. Verglichen mit Cairns war es schweinekalt. Gut, dass es auch gleich einen kleinen Heizkörper gab sowie schön dicke Decken. Frühstück war auch inbegriffen und die Chefin hatte beschlossen, dass es Eierkuchen für die Gäste gab. Super! Also wir können das Hostel eindeutig empfehlen. Hinzu kommt, dass man bei Zeitmangel auf gute Tipps angewiesen ist. Die haben wir dann auch an der Rezeption hinsichtlich Wanderstrecken bekommen. Umso besser ist es natürlich, wenn die entsprechende Person die Routen selbst alle schon mal gelaufen ist und ein bisschen einschätzen kann, wie viel Zeit dafür notwendig ist.

Wir wussten, dass man in den Blue Mountains auf jeden Fall die Drei Schwestern und die Wentworth Falls gesehen haben sollte. Zu beiden kommt man auch mit dem Auto ganz gut. Bei Letzteren muss man jedoch ein bisschen laufen, sonst sieht man gar nichts davon.

Wir sind jedenfalls erst einmal vom Hostel aus los gelaufen und haben uns die Drei Schwestern angeschaut. Vor dort sind wir die Giant Staircase, also die Gigantische Treppe, hinunter, was an sich schon ein kleines Abenteuer ist. Es lohnt sich jedoch, denn wenn man unten ankommt, haben meist schon alle anderen Touristen aufgegeben und sind wieder umgekehrt. Man kann dann also in aller Ruhe unterhalb der drei Schwestern wandern gehen. Das haben wir auch gemacht und zwar auf dem Federal Pass. Nach etwa drei Stunden, von denen die letzte halbe Stunde fieses Treppenklettern wieder auf das Plateau hinauf bedeutete (wie kamen wir nur darauf, dass wir die Strecke, die wir die Giant Staircase runter sind, nicht genauso steil nur an anderer Stelle wieder rauf müssten???), kamen wir wieder am Hostel an.

Die Drei Schwestern Ausblick von Echo Point Über den Wolken ;) Und mehr davon! Wasserfälle gibt es überall Treppen über Treppen...

Von dort ging weiter nach Wentworth Falls. Das erwähne ich aus zwei Gründen. Zum einen ging es von hier aus natürlich wieder wandern, zum anderen mussten wir vorher was zum Mittag essen und das taten wir dann auch in Schwarzes Bakery Patisserie & Coffee Shop. Ja, Schwarz ist ein deutscher Name und die Inhaber sind gelernte deutsche Bäckermeister. Blechstreuselkuchen, Pfannkuchen und ähnliches ließen grüßen. Von richtigen Brötchen und Brot ganz zu schweigen. Für meine Wenigkeit bedeutete das ein Stückchen Heimat nach über drei Monaten. Man glaubt gar nicht, wie sehr man dunkles Brot aus Sauerteig (nicht eingefärbtes Weißbrot) doch vermisst...

Aber eigentlich ging es ja ums Wandern. :) Es ging also in die nächste Runde. Dieses Mal den Darwin Walk bis zu den Wentworth Falls. Von dort ging es erst einmal neben dem Wasserfall in die Tiefe, also wieder vom Plateau hinunter. Auch hier sind die Stufen abenteuerlich, aber wenn man die historischen Fotos sieht, dann hat man keine Bedenken mehr. Die Damen sind mit langen schweren Röcken, mit breiten Hüten und eventuell sogar noch mit einem Sonnenschirmchen auf selbigem Weg unterwegs gewesen. Verrückte Touristinnen, ganz eindeutig. Beim Overland Track war es übrigens genauso...

Man kommt in etwa bis auf die Hälfte des Wasserfalls, aber in seiner Gänze bekommt man ihn nicht zu sehen. Wer das will, der hat schätzungsweise ein tagesfüllendes Programm vor sich. Wir sind dann auf halber Höhe weiter gelaufen und zwar entlang des National Pass'. Das ist eigentlich auch ein Rundweg, aber wir haben nur in etwa die Hälfte davon gesehen. Die Ausblicke sind beeindruckend, und auch hier ist der Aufstieg auf das Plateau wieder anstrengend. Man zweifelt dann ein bisschen an seiner eigenen Kondition, wenn die Trailrunnerin zum zweiten Mal an einem vorbei rauf und wieder runter gerannt ist... Aber diese Leute sind auch in wahnsinnig guter Verfassung. Ich hätte mir bei der Strecke schon dreimal die Knochen gebrochen. ;)

Auf dem Weg zu Wentworth Falls Dahinter geht es 187m in die Tiefe Wentworth Falls von unten Lauter kleine Rinnsale

Nach diesem zweiten Wanderausflug ging es dann zurück zum Auto und wieder nach Sydney. Die Blue Mountains bieten natürlich noch bedeutend mehr als wir in einem Tag geschafft haben, insbesondere, wenn man kletterbegeistert ist, aber wir waren über diesen Einblick sehr froh.

In Sydney angekommen ging es geradewegs ins Hostel. Eva's Backpackers hieß es und ist ganz solide. Die Bäder sind Spitzenklasse und selbst wenn es hieß, dass das Wifi nur im Erdgeschoss funktionieren würde, so hatten wir auch in der zweiten Etage noch keine Probleme damit. :)

Einen Abstecher haben wir noch zum Abendessen um die Ecke in die Elisabeth Street gemacht. Hier gibt es ein ganz kleines Restaurant mit dem treffenden Namen Dumpling & Noodles. Genau das gibt es dort auch und zwar in allen Formen und Varianten. In der Pfanne gebratene Dumplings waren Neuland, sind aber unbedingt empfehlenswert.

Der nächste Tag bedeutete dann recht früh aufstehen. Wir hatten noch in Cairns nach Touren durch das Opernhaus geschaut, denn wenn man schon mal da ist, dann sollte man doch einen kleinen Blick hinter die Kulissen werfen. Wer sich für eine der ersten beiden Touren entscheidet, der bekommt sogar Rabatt. Folglich standen wir Punkt 9 Uhr im Opernhaus und los ging es. Die Führung beinhaltet einige Videos über die Geschichte und dann eine kleine Führung mit Besichtigung der Säle. Insgesamt hat das Opernhaus sechs Säle in verschiedenen Größen, vom großen Saal über den Opernsaal bis hin zu kleinen Bühnen für Kabarett. Man kommt nicht in alle Säle rein, was aber vom jeweiligen Spielplan abhängt.

Das Wahrzeichen Sydneys hat eine faszinierende Geschichte. Angefangen damit, dass der Entwurf ein paar Linien mit Kohle auf weißem Papier waren und schon lange verworfen worden war bis hin zu der Tatsache, dass die Bauzeit eigentlich drei Jahre betragen und ein Budget von etwa 7 Millionen Australischen Dollar haben sollte. Letztlich wurde die Dachkonstruktion im wahrsten Sinne des Wortes erst während des Baus erfunden (bis dahin waren solche Bögen unmöglich), die Bauzeit betrug 12 Jahre und es flossen 100 Millionen Australische Dollar. Irre. Aber nun ja, vom Gespött wurde das Projekt zur Erfolgsgeschichte.

Das Opernhaus aus der Nähe Im Opernhaus (Mut zur Farbe beim Teppich) Zwischen den beiden Haupthäusern

Nach der Führung haben wir uns für die Schnellversion des Anschauens der Sehenswürdigkeiten entschieden: Der Hop On, Hop Off-Bus. Anderthalb Stunden führen durch die gesamte Stadt und im Ticket inbegriffen war die Erweiterung in die Vororte. So viel Zeit, diese weiteren anderthalb Stunden auch noch mitzunehmen, hatten wir dann auch wieder nicht. Für uns ging es noch ein bisschen zu Fuß durch die Stadt. Das Hard Rock Café besuchen, China Town anschauen, George Street entlang wandeln. Zum Schluss landeten wir wieder am Wasser, genauer in der Cockle Bay, und dann gleich im Lindt Chocolate Café. Das es so etwas gibt, wussten wir bis dahin nicht, aber der Besuch lohnte sich absolut. Man darf sich seine heiße Schokolade selbst aus der geschmolzenen Schokolade und dem Milchschaum zusammenrühren... Einfach Lecker! Von den Pralinen und dem Lindteis ganz zu schweigen.

Die Harbour Bridge Ein Blick auf die Fähren In einem der alten Kaufhäuser Und ein anderes davon von außen

Ich stelle fest, dass Sydney eher eine kulinarische Reise als alles andere war. Aber das ist keineswegs im negativen Sinne zu verstehen. Es gibt unglaublich viel Auswahl und es macht Spaß einiges davon auszuprobieren.

Damit war unsere Zeit auch schon wieder vorbei und dieses Mal müssen wir alles ordentlich im Rucksack verstauen, da es vom fünften Kontinent auf den schwarzen Kontinent geht. Aber dazu beim nächsten Mal mehr. :)

Ein letzter Blick auf das Opernhaus

05Juli
2013

Planlos nach Südafrika

Flagge Südafrikas

Vierzehneinhalb Stunden Flug. Direkt von Sydney nach Johannesburg. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Vierzehn Stunden, dreißig Minuten. Ich wusste bisher nicht einmal, dass es so lange Flüge überhaupt gibt. Man lernt eben nie aus.

Völlig gerädert kamen wir am frühen Nachmittag in Johannesburg, von den Einheimischen auch liebevoll Jo'burg genannt, an. Wir sind jetzt übrigens in der selben Zeitzone wie Deutschland (okay, nicht ganz, aber dank Sommerzeit ist keine Zeitverschiebung mehr vorhanden). Am Flughafen haben wir unser Auto für die nächsten vier Wochen eingesammelt. Das ist auch so eine Geschichte. Ja, wir sind nie die schnellsten, wenn es um die Buchung von Mietwagen geht, aber das war nie ein Problem. Dieses Mal sagte uns die Autovermietung ganz einfach per e-mail schon vorher, dass der Wagen, den wir haben wollten, nicht mehr da wäre. Die Alternative war dann einige hundert Euro teurer. Nett. Nein danke. Also haben wir kurz vor der Angst noch mal den Anbieter auf Thrifty gewechselt. Bisher waren wir mit Hertz oder auch Apollo ganz gut gefahren. Selbst billiger-mietwagen.de war ganz hilfreich, aber nun ja, was in einem Land gut funktioniert, muss leider nicht dasselbe im nächsten sein.

Mit Hilfe des Navis – dieses Mal eine Mrs. Garmin – ging es zum Hostel namens Diamond Diggers. Prinzipiell gibt es eine riesige Auswahl in Johannesburg, man muss also wissen, was man will. In unserem Fall hieß das nahe am Flughafen und vor allem in einer sicheren Gegend. Johannesburg hat trotz eindeutiger Verbesserungen in den letzten Jahren immer noch den Ruf einer der gefährlichsten Städte der Welt. Diamond Diggers ist im Vorort Kensington und den kann man durchaus als sicher bezeichnen. Es ist eine Wohngegend mit hohen Mauern und Zäunen sowie mehr als genug Stachel- oder auch Klingendraht. Das wiederum geht allerdings damit einher, dass an den Hostels, von denen es einige gibt, nicht dran steht, was sie sind. Man muss also mutig klingeln, um heraus zu finden, ob man wirklich richtig ist, da nichts auf eine Herberge hindeutet... Das ist ziemlich irritierend, vor allem, wenn man wie wir nicht vorgewarnt ist. Abgesehen davon ist Johannesburg so groß, dass die Adresse, die Diamond Diggers hat, in etwa dreimal vorkommt, was auch nicht hilfreich ist...

Es ging jedoch alles gut und mit viel Geduld beim Klingeln, ließ uns dann auch tatsächlich noch jemand rein. Das Hostel ist in einem schönen alten Wohnhaus untergebracht, mit entsprechender Einrichtung. Ja, es hat sicherlich bessere Zeiten gesehen, aber insgesamt war es echt toll. Hinzu kommt, dass Graham, der Inhaber, ein Quell der Informationen ist und auf jede gestellte und ungestellte Frage eine Antwort weiß.

Wir standen am nächsten Tag erst einmal vor dem Problem, was wir in Johannesburg machen sollten. Im Reiseführer steht seitenweise zur Stadt, aber nicht viel davon interessierte uns wirklich. Graham konnte helfen und schickte uns ins Apartheidmuseum. Erwartet habe ich persönlich nicht viel davon, aber es ist beeindruckend, wie viel Zeit man darin verbringen kann. Wir hatten mit zwei Stunden gerechnet und waren nach über vier wieder draußen. Und das, obwohl wir lange nicht alles gelesen hatten, was zur Verfügung stand. Eine derzeitige Ausstellung über Nelson Mandela hat es uns in dieser Hinsicht auch nicht einfacher gemacht.

Das ist auch ein Thema, dass uns in Johannesburg dank der Südafrikanischen Version der BILD Zeitung verfolgt hat. Jeden Tag hingen an den Laternenmasten die „Schlagzeilen“. Der Name Mandela war spätestens auf jedem zweiten davon. Wenn es also so etwas wie eine Königsfamilie in Südafrika gibt, dann sind es die Mandelas. Das bedeutet, dass alles durch die Presse gezogen wird, was geht. Dem einen oder anderen ist das auch einfach nur peinlich.

Nun ja, wir werden sehen, in wie weit das auch außerhalb von Johannesburg der Fall sein wird.

Blick auf das Zentrum von Johannesburg von Kensington aus Stadt soweit das Auge reicht

Den Rest des Tages haben wir dann mit dem weiteren Studium unseres Reiseführers (Footprint South Africa mit Namen) verbracht. Irgendwann muss man ja eine Idee davon bekommen, wo man in Südafrika eigentlich hin will, richtig? Das klingt so einfach. Für Australien haben wir das auch irgendwie geschafft, aber mit Südafrika ist das ein bisschen anders. Wir wissen, dass wir in die Drakensberge sowie in den Krüger Nationalpark wollen. Auch der Blyde River Canyon steht auf der Wunschliste, aber das ist auch schon alles. Keine Zeitplanung, kein gar nichts. Wir werden sehen, wie das wird.

Nach der zweiten Nacht haben wir einen weiteren von Grahams Tips in Angriff genommen: Collectors Treasury. Das ist gleich um die Ecke vom Diamond Diggers und Graham fährt seine Gäste auch gern hin, weil man es doch erst einmal übersehen kann, aber selbst mit der Info, dass es eine Fundgrube für Buchliebhaber ist, hatten wir keine Vorstellung davon, was uns erwartete. Von außen ist es eine Art Lagergebäude und wenn man den Eingang erreicht hat, dann stapeln sich schon die ersten Bücher auf der Treppe. Dann steht man vor einer vergitterten Tür und wird erst einmal gefragt, was man möchte. Das war ein bisschen irritierend, aber nicht weiter schlimm, denn schon ging die Tür ins Reich der Bücher auf.

Etwa zwei Millionen Bücher stapeln sich wohl sortiert in windschiefen Metall- und Holzregalen, einige in größeren Räumen, andere in verwinkelten Gängen. Wo der Platz schon lange nicht mehr ausreichte, türmen sich die Bücherstapel auf dem Boden, so dass treten zum Abenteuer wird. Man kann in allen Kategorien stöbern: Südafrikanische Geschichte, Biographien, Pflanzen- und Tierkunde, Medizin, Kochbücher, Romane, Lexika, die gesammelten Werke von Goethe, Schiller, Werder und und und. Letztere natürlich auch auf Deutsch. Von Kinderbüchern bis hin zu katalogdicken Büchern mit konkreten Anweisungen zum Frisieren für Damen und Herren inklusive Bildern vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts findet sich alles. Englisch, Afrikaans, Niederländisch, Deutsch, Französisch, Italienisch. Aktuelle Bücher von "Die Tribute von Panem" bis hin zu zweihundert Jahre alten, massiven in Leder gebundene Nachschlagewerke oder auch Erstausgaben von Sir Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes". Wer suchet, der findet und wer weiß, was er will, der kann auch die Inhaber fragen, denn die wissen ganz genau, was sie haben und wo es steht. Es ist alles zu verkaufen, überall steht ein Preis drin und von 40 Cent bis hin zu mehreren tausend Euros ist auch alles vertreten.

Die Inhaber sind seit vierzig Jahren im Geschäft und kaufen nur lokal ein. Sammlungen, die aufgelöst werden, Flohmärkte, Nachlässe, einfach alles. Mittlerweile kaufen sie auch Bücher zurück, die sie vor vierzig Jahren verkauft haben. Es macht jedenfalls unglaublich viel Spaß zu stöbern, weil man es ganz ungestört machen kann. Wer also Bücher mag, der kann locker über zwei Stunden zwischen den Regalen zubringen. Ach ja, die Schallplattensammlung ist natürlich auch nicht zu verachten, aber dazu weiß ich weniger zu erzählen, weil ich dafür leider keine Begeisterung habe. :)

Die Treppe zum Reich der Bücher Und los geht's! Regale über Regale mit Büchern Schallplatten gibt''s auch

Nach diesem Ausflug in die Welt der Bücher ging es noch kurz (oder auch länger) einkaufen, da wir uns ein bisschen ausstatten mussten. Vier Wochen sind eine lange Zeit und spätestens gen Norden wird es sicherlich auch wärmer. Folglich brauchten wir eine Kühlbox. Weiterhin haben wir uns die billigste Decke besorgt, die wir finden konnten, damit wir unsere Rucksäcke im Auto abdecken können. Wie meinte Graham? Man kann Sachen im Auto lassen, aber dann besser nicht offensichtlich. Man sollte einfach keine Gelegenheiten schaffen und etwas Abgedecktes ist weniger interessant als etwas frei herum Liegendes. Wer natürlich einen Kofferraum hat, der hat das Problem weniger. Da wir jedoch einen Nissan NP300 haben, gibt es so etwas wie einen Kofferraum nicht. :)

Nachdem wir endlich alles hatten – Johannesburg ist gesegnet mit riesigen Einkaufszentren – ging es los Richtung Südosten, genauer Richtung Bergville. Auch das ist ein Tipp von Graham, weil er von uns wusste, dass wir in die Drakensberge wollen. Wie gut der Hinweis ist, werden wir sehen. :)

Ein letzter Blick auf eine erstaunliche Sammlung :)

06Juli
2013

Lesotho – Königreich im Himmel

Flagge Lesothos

Wie schon angedeutet, ging es nach Bergville, auch wenn ich besser sagen sollte, etwa 20km davon entfernt mitten ins Nirgendwo. Da befindet sich nämlich das Amphitheatre Backpackers (später mehr dazu). Kaum waren wir nach knapp drei Stunden Fahrt über gute Autobahnen, die alle mautpflichtig sind, sowie einem sehr interessanten Abschnitt der R74 (Schotterstraße und das seit fünf Jahren, weil irgendjemand das Geld genommen und einfach damit abgehauen ist...), wurde uns auch schon die gesamte Palette der Aktivitäten dort unterbreitet. Und warum auch nicht? Klar, wir wollten wandern, aber wo genau, das war uns auch nicht ganz klar. :)

Damit entschieden wir recht schnell, dass wir uns gleich am nächsten Tag mit der Tour nach Lesotho begeben würden. Der Reiseführer hatte uns schon darauf hingewiesen, dass es zwei kleinere Länder gibt, die entweder ganz oder zu einem Gutteil von Südafrika umschlossen sind: Lesotho und Swaziland. Weiterhin wussten wir, dass Lesotho als das höchste Land der Welt gilt. Ja, in der Tat, nicht etwa Tibet oder Nepal, auch wenn dort die höchsten Gipfel der Erde liegen. Der Grund, warum Lesotho diesen Titel hat, ist die Tatsache, dass der tiefste Punkt höher als der tiefste Punkt in all diesen Ländern liegt. Nichts in Lesotho liegt unter 1400m. Daher auch der Name Königreich im Himmel oder Königreich in den Bergen.

Unsere Tour brachte uns über eine unscheinbare Schotterstraße, die irgendwo durch einen Ort geht und nicht beschildert ist, zum Monatsa Pass. Hier bekamen wir den Ausreisestempel von Südafrika und dann ging die Fahrt weiter über eine nigelnagelneue Straße durchs Niemandsland bis zu dem Punkt, an dem wohl mal die Blechhütte mit dem Grenzposten von Lesotho stand – die wurde jedoch irgendwann mal weggeweht, weswegen es einfach mal keinen Stempel im Reisepass gibt. Das ist übrigends Allgemeinwissen in Lesotho, weswegen es keine Probleme an allen anderen Posten gibt, wenn man keinen Einreisestempel vorzuweisen hat...

Kaum war dieser Punkt erreicht, ging die Schotterstraße wieder los. Nun ja, ich sollte es wohl eher Feldweg nennen, denn abenteuerlich ist schon ein zu nettes Wort. Wir wurden durch unseren Guide Adrian jedoch schnell darauf aufmerksam gemacht, dass solche Straßen in diesem Teil des Landes ganz normal seien und alle Autos, die hierher kommen oder auch den Einheimischen gehören (was sehr wenige sind), Allradantrieb haben. Unser Touristengefährt natürlich nicht. Wo kämen wir denn da hin?

Der erste Halt war ein kleines Dorf, das eine besondere Beziehung zum Amphitheatre Backpackers hat, da einige der Schulgebäude durch sie gestiftet worden sind. Abgesehen davon sind sie die Einzigen, die Touristen in diese Region bringen dürfen. Die Guides sind auch so pfiffig, dass das Betteln der Kinder gleich unterbunden wird. Auch wenn es um Süßigkeiten geht. Sprich, man selbst spielt Attraktion für die Kleinen, die einen mit großen Augen anschauen und auch mal mutig ungefragt die Hand nehmen. Fotografieren ist auch kein Problem, weder von den Kindern noch von den Erwachsenen. Keiner fragt nach Geld oder Ähnlichem. Das ist unglaublich angenehm, aber ungewohnt.

Schule mit Blick auf die Berge Unglaubliche Landschaft Die zwei Jungs haben uns die ganze Zeit begleitet Noch mehr Landschaft Typische Deckenmode

Nach einigen Infos zur Bevölkerung, zum Schulwesen, zur Regierung und Geschichte, ging es für uns Richtung einiger Höhlen mit alten Sanmalereien. Diese sind hier natürlich nicht geschützt, aber auch hier leisten die Guides gute Arbeit, indem den Kindern sofort gesagt wird, dass man an solchen Wänden nicht herum kritzelt und auch nicht Drei Gewinnt spielt.

Weiter ging es zu einem ganz normalen Haus, wo jedoch immer frisch gebrautes Bier zu haben ist. Die Fahnen außerhalb sagen an, wo man Bier oder Essen haben kann. Das bezieht sich jedoch auf die Rinderhirten, die umher ziehen, damit diese auch in den Genuss von Essen kommen. Als Tourist kann man aber auf jeden Fall mal das Bier kosten, was wirklich nicht nach Bier schmeckt.

Nächster Halt war die Hütte eines Sangomas, eines Hexendoktors beziehungsweise Medizinmannes. Gabriel, der ansässige Sangoma hat uns seine Geschichte erzählt und dass es seine Berufung ist. Er hatte laut Eigenaussage gar keine andere Wahl. Hinzu kommt, dass es keine Ausbildung gibt. Ein Sangoma muss also einfach wissen, wie der Job funktioniert. Für mich klingt das alles ein bisschen fantastisch, aber wenn man die Auswahl an Kräutern und anderen Zutaten in den Gläsern und Dosen sieht, dann glaubt man gern, dass hier Medizin gemischt werden kann. Es gibt übrigens auch Kräuterapotheken und das nicht nur in Lesotho sondern auch in Südafrika, wo man die Heilmittel, die der Sangoma angeordnet hat, auch bekommen kann.

Die Sangomas maßen sich übrigens nicht an HIV zu kurieren oder Krebs heilen zu können. Wenn sie etwas finden, dass sie nicht behandeln können, dann verweisen sie auch an den normalen Arzt – der meist mindestens zwei Stunden entfernt ist.

Ein witziger Fakt noch: Sangomas können sich selbst nicht heilen. Sie müssen entweder zu einem anderen Sangoma oder aber einfach zum Arzt. :)

Ein Blick auf das Dorf von oben Unser kleiner Freund zeigt uns die Malereien Sanmalerei, die ein Eland darstellt Man gebe einem Kind eine professionelle Kamera Gelbe Fahne = es gibt Bier Hauptverkehrsstraße Der Sangoma Gabriel

Letzter Stopp auf unserer Tour war dann noch das Haus eines Lehrers. Hier gab es gute Hausfrauenkost zum Probieren. Klassischerweise muss man natürlich mit den Fingern essen, aber uns störte das wenig. Das Rezept wurde jedoch leider nicht verraten...

Danach ging es den holprigen Weg wieder zurück nach Südafrika und wir bekamen unseren Einreisestempel in den Pass. :)

Lesotho ist eines der ärmsten Länder der Welt. Trotzdem kommen die Leute gut klar. An Wasser mangelt es nicht, jeder hat Land zu bestellen oder Tiere zu hüten und zumindest Grundschulen gibt es nahezu überall. Selbst das Problem HIV wurde leichter und erfolgreicher angegangen als in Südafrika, trotz der augenscheinlich arg begrenzten Mittel. Das Leben ist einfach, Decken sind die vorherrschende Mode (aber nicht täuschen lassen, die Motive haben eine tiefere Bedeutung) und Gummistiefel das praktischste Schuhwerk. Es klingt vielleicht ein bisschen naiv, aber wenn die Leute mit dem zufrieden sind, was sie haben, dann sind sie eindeutig glücklich. Klar haben sie ihre Sorgen, aber es sind wenigstens keine Luxusprobleme und wenn der Fortschritt noch ein bisschen auf sich warten lässt, wird es wohl auch noch ein Weilchen so bleiben.

Typisches Rundhaus in Lesotho

12Juli
2013

Von Drachen und Bergen

Ausblick mit Leiter im Vordergrund

Ich hatte im letzten Beitrag schon erwähnt, dass wir im Amphitheatre Backpackers untergekommen waren. Das ist ein super Hostel, darüber lässt sich nicht streiten. Gut, es ist sicherlich das Einzige weit und breit, was aber einfach daran liegt, dass Leute, die im Besitz von Land sind, dieses nicht so leicht heraus rücken. Sprich, man braucht die ein oder andere Beziehung und dann noch eine große Portion Glück, wenn man ein solches Projekt auf die Beine stellen will. Den Inhabern des Amphitheatre ist das vor 12 Jahren gelungen, und sie haben sich auf die Fahne geschrieben, eine Basis für Freiluftliebende zu stellen, egal ob im Camper, im Zelt oder in den Zimmern. Die Zimmer sind wunderbar, denn sie haben sogar eine Heizung – das ist in Südafrika nicht selbstverständlich und spätestens in den Bergen wird es im Winter in den Nächten empfindlich kalt. Da will man gern mehr haben als nur eine zusätzliche Decke.

Hinzu kommt, dass das Hostel sehr gutes Essen anbietet, man braucht also abends nicht mal auf die Suche zu gehen. Ohne Auto ist das auch nicht wirklich möglich. Das ist also der einzige Nachteil des Amphitheatre. Entweder man ist selbst mobil oder man ist auf die angebotenen Ausflüge angewiesen. Die Frage, wie man dann dort hin kommt, wenn man kein Auto hat, ist trotzdem leicht zu beantworten: In Südafrika ist BazBus unterwegs. Die fahren zu sehr günstigen Preisen von A nach B und ihre Stopps sind die Unterkünfte. Man kann natürlich auch mutig mit den lokalen Bussen fahren. Das sind, wie in Kolumbien schon, Kleinbusse (ich schwöre, Toyota hat Südafrika klammheimlich übernommen), die offenbar von den Fahrern nur gemietet werden. Sie sind immer, zumindest von außen, blitzblank, denn Busputzen ist einmal am Tag normal. Er muss ja gut aussehen. Ansonsten scheint das System ganz einfach zu sein: Man steht am Straßenrand und winkt, wird eingeladen und in etwa da wieder rausgeworfen, wo man hin will. Der Busfahrer fragt natürlich vorher, denn wenn es nicht auf seiner Strecke liegt, muss man eben auf den Nächsten warten.

Man braucht jedoch keine Sorgen haben, dass man mal nicht mitgenommen wird, auch wenn der Bus eigentlich zum gewünschten Ziel fährt. Ein Bus ist nie voll. Es passt mindestens noch eine weitere Person rein. Diese Regel funktioniert auch noch, wenn die laut Hersteller sicherlich irgendwo festgehaltene maximale Personenzahl lange überschritten ist. Auch Kisten, Kartons, Hühner, Reissäcke oder was auch immer man mitnimmt, passt auf jeden Fall rein. Ganz egal, ob die vier Meter langen Bretter vertikal aus dem Fahrerfenster herausragen. Also wer Abenteuer mag, der kann es gern ausprobieren. Es soll eine sehr billige Reisevariante sein. :)

Robert und mich betraf das ja nicht. Wir waren mit unserem Auto sehr mobil. Trotzdem haben wir auch den zweiten Tag im Amphitheatre eine ihrer Touren in Anspruch genommen, weil sie genau dorthin ging, wo wir sowieso hinwollten: Auf das Amphitheatre selbst. Das ist nämlich eine bestimmte Formation in den Drakensbergen. Drakensberge ist übrigens Afrikaans und bedeutet Drachenberge. :)

Der Anfahrtsweg ist leider fast zwei Stunden pro Richtung, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Der Weg ist ganz gut zu finden, abgesehen von einer mit Steinen überladenen kleinen Rinne , die man hinauf muss. Das wird dann schon wieder haarig. Es haben aber alle geschafft, der eine braucht eben ein bisschen länger als der andere, aber das ist ja auch egal. Die 72-jährige Japanerin in unserer Gruppe jedenfalls hat es auch geschafft. Hut ab! Aber wer mit 62 noch zum Base Camp des Mount Everest gelaufen ist, der zählt schätzungsweise als sehr fit.

Die Ausblicke vom Amphitheatre sind toll. Es geht 1000 Meter in die Tiefe und wenn das Wetter nicht ganz so diesig ist, kann man auch erstaunlich weit schauen. Leider wird viel der Graslandschaft abgebrannt, was für ordentlich Rußpartikel in der Luft sorgt. Sämtliche Brände sind kontrolliert gelegt und sollen unkontrollierte Buschfeuer verhindern. Nun ja, ich finde, man kann es aber auch übertreiben.

Erster Ausblick aus die Umgebung Rußpartikel überall - leider Die gerade Linie im Berg ist der Weg :) Schon irgendwie toll, oder? Die kleine Rinne, die uns zum Plateau bringen sollte Ich mit Spaß beim Klettern Robert mit Bergziege irgendwo in der Ahnenliste... Oben! Und ja, da geht es höllisch steil runter. Mittag am Rande des Abgrundes

Wie dem auch sei, man ist gleich auch noch beim zweithöchsten Wasserfall der Welt, dem Tugela Falls, und kann zuschauen, wie er sich über die Kante stürzt. Sicherlich ist er im Sommer nach dem Regen beeindruckender, aber auch der höchste Wasserfall der Welt, Angel Falls in Venezuela, ist nur ein kleines Rinnsaal, was sich fast 1000 Meter in die Tiefe stürzt. Letzteren kann man auch nur vom Flugzeug aus anschauen.

Frei wie ein Vogel - im wörtlichen Sinnen Ein Blick auf das andere Ende des Amphitheatres Der Tugela, der sich zur Kante schlängelt Und hier stürzt er in die Tiefe - niedlich. ;) Runter kommt man nur über abenteuerliche Leitern Ja, sie können schwingen Ohne Worte. Ein letzter Ausblick bevor wir wieder in den Bus mussten

Aber zurück nach Südafrika! Nach diesem Tag auf dem Amphitheatre hatten wir beschlossen, dass wir uns den Tugela Falls auch mal von unten anschauen wollten. Wir wussten, es gibt einen Wanderweg dorthin, also sind wir in den Royal Natal & Rugged Glen National Park, der eine halbe Stunde entfernt ist, gefahren und sind auf die 14km-lange Tour gegangen. Eine kostenlose Karte gab's am Eingang. An sich ist der Wanderweg sehr entspannt. Auf der Wanderkarte findet sich irgendwann der kleine Vermerk: Boulder Hopping. Auf der Leihkarte vom Hostel (die haben zu fast allen Nationalparks der Umgebung die entsprechenden Karten, so dass man sich die nicht kaufen braucht, wenn es keine kostenlose gibt, was leider meistens der Fall ist) stand sogar ein kleines „go as far as you dare“ - „Geh so weit wie du dich traust.“ Gut, wer weiß schon, was einem das sagen soll.

Die Antwort bekamen wir nach 6,4km. Hier schien der Weg einfach zu Ende zu sein und man landete plötzlich im Flussbett. Und das mit einer Kletterei, die selbst mit kleinem Tagesrucksack schon interessant ist. Soweit so gut. Danach lernten wir dann auch, was Boulder Hopping bedeutete. Klar, von Bouldern (freies Klettern bis in etwa in eine Höhe von 5m an entsprechenden Kletterwänden zum Training für's richtige Klettern) hatte ich schon gehört – ich kenne aber auch Leute, die das in ihrer Freizeit machen. Boulder Hopping ist die etwas andere Variante. Man kann es wörtlich nehmen, denn man hüpft von Gesteinsbrocken zu Gesteinsbrocken. Und zwar soweit, wie man es sich zutraut. In unserem Fall hieß dass, dass wir immer noch einen Kilometer vom Fuß des Wasserfalls entfernt waren, als wir aufgaben und umkehrten. Die meisten kommen offensichtlich schon gar nicht so weit. Trotzdem lohnt sich der Wanderweg. Man kann ja selbst entscheiden, wann man umdreht und auch die 6,4km pro Richtung reichen schon, um sich die Gegend anzuschauen.

Das Amphitheatre Es gibt tatsächlich grün in Südafrika Strickleitern sind sehr beliebt... Ja, das IST der Weg Mut, Fittness und ein bisschen Wahnsinn sind Voraussetzung Auch abwärts war das Vergnügen ein zweifelhaftes Da, wo der weiße Punkt ist, ist der Tugela Fall Boulder Hopping wir kommen! Beweisfoto Ein letzter Blick auf das Flussbett des Tugela Rivers

Der nächste Tag führte uns ins Champagne Valley, genauer in das Cathedral Peak Mountain Reserve. Unser Südafrikabuch hatte uns verraten, dass man auf den Cathedral Peak hinauf kann. Also wollten wir das gern machen. Zum Glück hatten wir vorher mit der Chefin des Amphitheatres gesprochen, denn um wirklich auf die Bergspitze zu kommen, braucht man eigentlich den ganzen Tag und einen weiteren um wieder runter zu kommen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man für alle Fälle das ein oder andere an Kletterausrüstung dabei haben sollte und am #besten einen Guide und Zelte und Notproviant und und und. Äh, nein danke? Kletterfreund bin ich leider nicht und mein Bruder auch nicht. Abgesehen davon ist Cathedral Peak gerade im Winter für seine Wetterumschwünge berüchtigt. Es saßen schon Leute vier Tage oben fest und als sie endlich runter konnten und sie letztlich im Amphitheatre wieder eintrafen, war es nachts um 2 Uhr.

Das reichte uns, um uns gegen die Tour zu entscheiden. Es gibt in der Gegend aber auch noch genügend andere Wanderwege. Der, für den wir uns entschieden haben, ist der Mhlwazini / Ndedema Hike. Im ersten Teil folgt er dem Gipfelweg zu Cathedral Peak, biegt dann aber ab und verläuft auf der Höhe (Contour Path). Gefunden haben wir das auch alles, aber der Querweg hatte es in sich. Prinzipiell wieder sehr leicht zu laufen, aber die Krux kam leider früher als später als wir an der einen oder anderen Stelle einfach nicht mehr wussten, wo der Weg war. Offensichtlich laufen nicht besonders häufig Leute genau dort entlang. Und alle vor uns schienen dasselbe Problem an den selben Stellen zu haben. Letztlich gab es viele kleine Trampelpfade und wie das immer so ist, hat man eine hundert Prozent Chance den falschen zu nehmen... Das Ende vom Lied war dann, dass wir an mehr als einer Stelle mutig entweder die Hänge hinauf oder aber hinunter gekraxelt sind. Was waren wir doch dankbar für unsere Wanderstöcke.

Fazit: Die Region ist beeindruckend. Die Ausblicke wirklich atemberaubend und der eine oder andere Pavian schaut auch mal mit seiner Familie vorbei. Wenn man auf Sonne sowie auf etwas kältere Temperaturen eingestellt ist, dann ist zumindest im Winter das Wandern sehr angenehm. Man muss allerdings schon ein bisschen fitter sein, da die Höhenmeter nicht zu unterschätzen sind. Nicht zum ersten Mal habe ich mich gefragt, warum mein Bruder mit einer Bergziege verwandt ist, ich aber mit einem asthmatischen Staubsauger...

Die Zeitangaben auf der Wanderkarte aus dem Amphtitheatre sind auch mit Vorsicht zu genießen. Vier Stunden waren angegeben, gebraucht haben wir über sechs. Distanzangaben hätten uns mehr geholfen.

Hochplateau, auch wenn es nicht so aussieht Seht ihr den Drachen? Kammwege sind toll Auch hier gab es wieder einige grüne Tupfen

Für den nächsten Tag hatten wir uns dann etwas weniger Anstrengendes heraus gesucht: Die Drakensberg Canopy Tour. Hier wird man mit einem Klettergürtel versehen und dann in eine kleine Schlucht gefahren, in der man dann von Plattform zu Plattform mit Hilfe einer Zipline segeln kann. Insgesamt zwölf Ziplines gibt es hier und man ist schon einige Stunden beschäftigt, weil man ja auf die anderen Gruppenmitglieder warten muss. Es ist eine witzige Angelegenheit, aber nach zwölf solcher kleinen oder auch größeren „Flüge“ (die längste Zipline ist 179m), reicht es dann auch.

Wieder im Amphitheatre angekommen, haben wir uns mal wieder mit der Inhaberin unterhalten, da wir nach fünf Nächten und einer weiteren in Planung fast schon Stammgäste waren. Es stellte sich heraus, dass, wenn man schon sechs Nächte da war, die siebte kostenlos ist. Hm, was jetzt? Eigentlich hatten wir alles durch, was wir uns anschauen wollten, aber einmal keine Unterkunft bezahlen, ist natürlich auch nicht verkehrt. Folglich haben wir noch eine Nacht dran gehängt. Wenn man bedenkt, dass wir anfangs nur eine Nacht gebucht hatten, ist es schon erstaunlich, wie leicht man an Orten, die einem gefallen, hängen bleiben kann. :)

Für unseren letzten Tag suchten wir uns dann Monk's Cowl aus. Auch das war in etwa eine Stunde vom Amphitheatre mit dem Auto entfernt (wie eigentlich alles bis auf den Royal Natal). Wie schon in den anderen Nationalparks gibt es auch hier viele verschiedene Wanderwege (die man alle auf der kostenlosen Karte findet). Da, wie an anderer Stelle schon mal erwähnt, zur Zeit viel abgebrannt wird, können manche Wanderwege auch gesperrt sein. In unserem Fall betraf das Nandi Falls, wo wir eigentlich hin wollten, aber na ja, es gab genügend Ausweichmöglichkeiten. Also begaben wir uns zu den Sterkspruit Falls und den Pools, was eine kleine Runde von 2,5km ist. Nach einer Stunde waren wir am Ausgangsort und konnten sogar behaupten, einige Antilopen gesehen zu haben. Danach haben wir die nächste Runde in Angriff genommen. Erst ging es zu The Sphinx, von dort weiter bis fast zu Blindman's Corner und dann über den Keartland's Pass zurück. Die Strecke umfasst etwas über 11km und wir sind sie in erstaunlichen drei Stunden gelaufen – inklusive Mittagspause.

Auch diese Wandergegend ist echt schön, hat aber gewaltig Höhenmeter zu bieten. Wen das nicht stört, der hat eine schöne Auswahl an Strecken, mit denen man auch mehr als einen Tag füllen kann.

Panorama in Monk's Cowl Und wieder einb paar Höhenmeter... Nur fliegen ist schöner ;) Abschied von einer tollen Wanderregion

Zurück im Amphithearte haben wir dann doch mal angefangen unsere sieben Sachen zu packen, damit wir am nächsten Tag weiter ziehen können. Auch wenn wir dem Amphitheatre Aufwiedersehen sagen, so heißt das noch lange nicht, dass das auch für die Drakensberge gilt. Die umfassen nämlich gefühlt halb Südafrika. Wir haben in den nördlichen Drakensbergen begonnen und werden uns jetzt weiter Richtung Süden begeben und zwar immer an der Ostgrenze Lesothos entlang. Unser nächstes Ziel ist Giant's Castle.

Vorher jedoch ging es noch zum Frühstück in unser Lieblingslokal. Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen. Nachdem sich das Abendmenü im Hostel wiederholte, beschlossen wir, dass wir doch mal schauen könnten, was Bergville an Restaurants zu bieten hat. Ergebnis: nicht viele, aber ein ganz tolles ist dabei. Dieses geht unter dem Namen Bingelela und liegt etwa zwei Kilometer außerhalb von Bergville Richtung Amphitheatre Backpackers. Dieser Zufallsfund unsererseits begleitete uns mehrere Abende, da das Essen ausgezeichnet ist (höchstpersönlich von der kreativen Chefin zusammengestellt und zwar jedes einzelne Gericht) und zu wirklich günstigen Preisen angeboten wird. Abgesehen davon ist es immer wieder schön, wenn man die Belegschaft erheitern kann, wenn sie einen immer wieder sieht und dann schon kennt und weiß, dass man doch gern direkt neben dem Kaminfeuer sitzen möchte. Frühstück haben sie auch im Angebot, aber uns fehlte noch Nachtisch in der Sammlung, also haben wir das zum Frühstück bestellt – sehr zur Belustigung der Angestellten. :)

Aber genug davon! Auf nach Giant's Castle!

Wolken und Lichtspiele, davon haben die Drakensberge mehr als genug (Cathedral Peak)

14Juli
2013

Fünf Leute für ein Rad

Sanimalereien (Main Cave, Giant's Castle)

Wie schon angedeutet, blieben wir in den Drakensbergen, dieses Mal jedoch weiter südlich. Habe ich schon erwähnt, dass die Drakensberge im Englischen witzigerweise Drakensberg heißen? Wenn man dann noch schön den Artikel „the“ davor setzt, bekommt man schnell den Eindruck, dass man nur von einem Berg redet. Böser Trugschluss, wie so einige englischsprachige Reisende schon festgestellt haben. ;)

Giant's Castle war unser nächster Wegpunkt, also auf geht’s! So weit weg kann das ja gar nicht sein – zumindest sah es auf unserer Karte nicht so aus. Auch Mrs. Garmin meinte, dass die Kilometer nicht das Problem seien. Trotzdem waren wir über fünf Stunden im Auto. Wahnsinn. Ja, man kann auf den Autobahnen fahren, wenn man das möchte, aber das sind meist mautpflichtige Straßen und je länger die Strecke, desto mehr geht das ins Geld. Gut, dass man dem Navi beibringen kann, solche Straßen zu meiden. Die Parallelstraßen, also die Landstraßen sind auch in wunderbarem Zustand, man muss also nicht Autobahn fahren, wenn man nicht will.

Als wir endlich ankamen, haben wir zum wiederholten Male feststellen müssen, dass unser linkes Hinterrad irgendwie Luft verloren hatte. Zur Erläuterung: Das hatten wir nach vier Tagen in Bergville schon einmal, also haben wir es an der Tankstelle wieder aufpumpen lassen. Dann noch einmal zwei Tage später und letztlich nochmals bevor wir auf unsere Fahrt nach Giant's Castle gegangen sind. Uns war also schon klar, dass da was im Argen lag, aber wie schlimm, das sollten wir wenig später herausfinden.

Erst einmal hieß es Einchecken. Im Giant's Castle Nature Reserve gibt es nicht viele Optionen, was Unterkünfte angeht, es sei denn, man will täglich zwischen 20 und 50km pro Richtung fahren. Wenn man, wie wir, endlich mal einfach vom Zimmer aus loslaufen will, dann muss man ins Giant's Castle Main Camp. Billig war es definitiv nicht, aber günstiger als erwartet und sogar inklusive Frühstück. Unser erster Bungalow hatte ein Bienennest im Schornstein, weswegen wir noch einmal umgezogen sind. Schön war auch wieder die Episode, als die eine Rezeptionistin noch mal hinterher kam und meinte, sie hätte noch einen anderen Bungalow mit Doppelbett. Ich sollte hierzu sagen, dass mein Bruder Robert und ich grundsätzlich als Paar durchgehen und sobald wir diesen Irrtum aufklären, sind immer alle peinlich berührt. Ebenso die Rezeptionistin, die uns etwas Gutes tun wollte mit einem Doppelbett. :)

Dieser kurze Zeitraum reichte unserem schon angesprochenen linken Hinterrad um vollkommen platt zu werden. Umparken stand also nicht mehr auf dem Plan und Flicken, wie wir eigentlich gedacht hatten, erschien auch nicht mehr sinnvoll. Also blieb unser Auto erst einmal mit schönem Platten genau da, wo es war.

Rettungslos platter Reifen...

Nächster Schritt: Thrifty anrufen und fragen, was man bitte tun soll. Ja, Reserverad drauf machen klingt nach etwas, worauf man selbst kommt, aber uns ging es ja darum, ob wir ein neues Ersatzrad kaufen mussten oder ob wir bei der nächsten Dienststelle eines einsammeln könnten. Nach endlosem Weiterverbinden innerhalb des Callcenters landeten wir bei unserer Vermietung vom Flughafen in Johannesburg. Ein Glück hatten wir uns eine südafrikanische SIM-Karte gekauft und entsprechend einige Minuten zum Telefonieren (hier Airtime genannt), sonst wäre es dank Roaming unglaublich teuer geworden... Wie dem auch sei, der Schlauberger am anderen Ende fragte noch, ob wir jemanden in der Nähe hätten, der uns das Reserverad drauf ziehen könnte und unsere Antwort war logischerweise ja, da es ja den Hausmeister des Resorts gibt, der so etwas mit Sicherheit kann. Im nächsten Atemzug sagt der gute Mann uns dann, dass am nächsten Tag 9 Uhr früh einer da sein würde mit einem neuen Ersatzreifen und zwar extra aus Johannesburg. Man beachte, dass sind mindestens drei Stunden Fahrt pro Richtung. Okay, wir werden nicht diskutieren, wenn Thrifty der Meinung ist, dass das die beste Lösung ist.

Trotz allem waren wir noch eine kleine Runde spazieren gehen (ich weigere mich, dass wandern zu nennen). Wir haben den River Walk Nummer 2 gemacht. Er sollte etwa zwei Stunden dauern, wir waren nach etwa anderthalb wieder zurück. Es hätte sicherlich auch schneller gehen können, wenn wir die Wegbeschreibung nicht falsch verstanden hätten. Nun ja, ein bisschen durch den Busch entlang irgendwelcher unwegsamer Tierpfade hat noch keinem geschadet. Folglich wissen wir aber auch nicht ganz, was wir eigentlich von den 4,5km gelaufen sind, die für diesen Weg angesetzt sind.

Der nächste Tag kam und wir bekommen 8.30 Uhr beim Frühstück einen Anruf aus Johannesburg von einem, der tatsächlich ein bisschen mitdenken kann. Erste Frage: „Wollt ihr wirklich, dass ich komme? Das sind drei Stunden pro Richtung, die Mautgebüren, die Benzinkosten, meine Arbeitsstunden. Das bezahlt alles ihr. Habt ihr nicht jemanden, der euch einfach das Reserverad drauf ziehen kann?“ Äh, ja? Hatten wir doch gestern schon gesagt... Das Ende vom Lied war dann, dass unser Gesprächspartner meinte, dass das die beste Lösung sei und wir eventuell bei einer Thriftyvermietung mal ein neues Ersatzrad holen könnten. So einfach kann's gehen.

Gut, nächstes Ziel des Tages: Jemanden finden, der weiß, wie's funktioniert. Ja, wir hatten keine Ahnung, weil die Schlauberger von Thrifty das Handbuch zum Auto nicht mitgeliefert haben. Folglich wussten wir nicht einmal, wie wir das Reserverad UNTER dem Auto hervor holen sollten. Wie es der Zufall wollte, kam gerade der Hausmeister vorbei als wir noch nach dem Reifentyp geschaut haben. Trockene Feststellung: „Den müsst ihr wohl wechseln. Braucht ihr Hilfe?“

Und damit hatten wir schon das erste Problem gelöst. Der Hausmeister kam nach einer Weile mit Unterstützung zurück und wir konnten dann zuschauen, wie fünf Leute ein Rad wechselten. Gut, das ist vielleicht falsch formuliert. Der Chef stand daneben und hat zugeschaut. Einer lag unter dem Auto und hat den Wagenheber bedient (ich wüsste immer noch nicht, wo ich den ansetzen sollte...) und zwei haben schon am Rad herum geschraubt. Der jüngste im Bunde war zum Zuschauen und Lernen mit dabei. Ein sehr amüsantes Unterfangen, wirklich. :)

Also hatten wir das Reserverad aufgezogen und das andere, was man wirklich nur noch wegwerfen kann, unter dem Auto sicher verstaut. Sehr schön. Wir konnten dann noch ein bisschen wandern gehen, was den Tag dann eindeutig noch mal verbessert hat. Wir wussten von anderen Rucksacktouristen, dass der Wanderweg World's View unglaublich schön sein sollte, also haben wir den auch in Angriff genommen. 14km in etwas über vier Stunden. Das ist ein guter Schnitt, aber der Weg ist auch verhältnismäßig flach – zumindest, wenn man ihn mit den meisten anderen Wanderwegen in den Drakensbergen vergleicht, die eigentlich alle irgendwo mehrere hundert Höhenmeter am Stück rauf oder runter haben. Wie dem auch sei, die Aussicht auf das Panorama der südlichen Drakensberge ist atemberaubend schön.

Wir hatten aber aufgrund der „kurzen“ Wanderung am Nachmittag noch ein bisschen Zeit. Da wir sowieso noch zu den sogenannten Main Caves, den Haupthöhlen, wollten, haben wir das dann auch noch gemacht und insgesamt etwa fünf Kilometer zu unserem Tagespensum hinzu gefügt. Die Main Caves sind keine richtigen Höhlen sondern mehr Überhänge. Sie sind definitiv einen Besuch wert, denn sie enthalten sehr gut erhaltene und geschützte Sanmalereien. Das ist auch der Grund, warum man nur mit Ticket reinkommt. Positiv ist hierbei, dass man einen Guide zur Seite gestellt bekommt, der einem dann auch noch Einiges dazu erzählen kann. Haken an der Sache: Die Tickets gibt es an der Rezeption des Hotels...

Panorama von Giant's Castle Auf dem World's View Wanderweg Noch einmal das unglaubliche Panorama der südlichen Drakensberge Ausblick von World's View - es hat seinen Namen verdient Sanimalereien: Elands sind hier dargestellt

Nun ja, damit war auch dieser Tag fast vorbei. Wie es der Zufall wollte, haben wir aber noch eine Tanzvorstellung der örtlichen Jugendlichen direkt im Hotel anschauen können. Sie gehören zu einer Gruppe, die traditionelle Zulutänze lernt und vorführt und somit ihren Familien geldtechnisch unter die Arme greifen. Sprich: Trinkgeld war erwünscht, aber nachdem, was und wie lange getanzt wurde, haben eigentlich alle gern etwas gegeben. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man durch Zufall so etwas miterlebt und nicht horrende Eintrittspreise in irgendwelchen „Cultural Villages“ ausgeben muss.

Die Zulutanzgruppe (nein, wir wissen nicht, wie da das weiße Kind reingekommen ist)

Unser letzter Tag in Giant's Castle wurde natürlich auch noch für eine kleine Wanderung genutzt. Dieses Mal stand der Bergview Walk auf dem Plan. Der umfasst nur 5km und nach etwa anderthalb Stunden waren wir auch schon wieder zurück. Während der Wanderung haben wir so einige Tiere zu Gesicht bekommen. Bisher hatten wir Affen und kleine Antilopen gesehen, aber dieses Mal hatten wir sogar das Glück Elands zu sehen. Elands sind auch Antilopen (witzigerweise kann man sie im Deutschen wohl auch Elenantilopen nennen – fiese Kombination an Buchstaben), jedoch recht groß. Bei den San galten sie als heilige Tiere, weswegen sie sehr häufig in den Malereien zu sehen sind.

Ich wusstenicht mal, dass es solche Schilder gibt... Nette Idee, aber an der Umsetzung scheiterte es wohl (Giant's Castle Main Camp)

Nach unserem Tagessoll an Frischluftaktivitäten ging es weiter im Auto um an unseren nächsten Zielort zu kommen. Unterwegs hieß es nochmals Reifen überprüfen (ich hoffe inständig, dass das Reserverad hält und wir keine weiteren Pannen haben werden) und natürlich Tanken. Hatte ich schon erwähnt, dass Tankstellen ein ganz eigenes Flair in Südafrika haben? Zum einen darf man nicht selbst tanken, sondern es gibt einen Tankwart, der sich um alles kümmert, und zum anderen wird immer die Scheibe geputzt. Nach Öl und Wasser wird auch gefragt und auch das Kontrollieren der Reifen ist Aufgabe des Tankwarts. Wenn man also zum ersten Mal an die Tankstelle kommt, ist das etwas gewöhnungsbedürftig, weil man nicht weiß, ob man Trinkgeld geben muss oder nicht (man kann, und es ist auch erwünscht). Abgesehen davon ist es am Anfang schon etwas befremdlich, wenn man mitten in der Pampa als einzige Personen mit weißer Hautfarbe unterwegs ist...

Noch besser wird es dann nur, wenn die Nachmittagsstunden heran sind und sich die Tankstelle zum Dorfplatz entwickelt. Sämtliche Kleinbusse der Region finden sich dann plötzlich ein, auf den Mauern werden Obst- und Gemüsestände aufgebaut und auch ansonsten bekommt man den Eindruck, dass der Zeitpunkt um Klatsch und Tratsch auszutauschen jetzt endlich da ist.

Man gewöhnt sich aber daran und letztlich stellt man auch immer wieder fest, wie freundlich die Leute sind. Die Chancen sind in Südafrika bedeutend höher als in Deutschland, dass einem unerwartet geholfen wird oder man von wildfremden Leuten gefragt wird, wie es einem denn geht.

Auch das gesamte Leben macht einen anderen Eindruck. Natürlich bekommt man als Tourist nicht den besonders tiefen Einblick, aber wir können mit Sicherheit sagen, dass sich das Leben zumindest in den ländlichen Gegenden hauptsächlich auf der Straße abspielt. Da wird Gras für die Dächer geschnitten, gelesen, telefoniert, sich unterhalten, einfach geschlafen, die Kühe und Ziegen gehütet, der Einkauf nach Hause getragen und gespielt. Einfach alles. Sonntags ist das dann auch in entsprechender Sonntagskleidung zu erleben.

Abgesehen davon laufen viele auch sonst gut gekleidet herum, was im krassen Gegensatz zu den für europäischen Standard recht ärmlich wirkenden Häusern steht. Aber man weiß ja nie, wo die Herren und Damen arbeiten. Da muss der eine oder andere schon im Anzug oder Kostüm erscheinen. Wenn man dann nicht den örtlichen Bus nutzt, wird eben gelaufen – und wenn es zwei Stunden pro Richtung zur Arbeit geht. Das ist schon spektakulär.

Die Alternative ist, per Anhalter fahren. Da wird auch bei Touristen mal der Zeigefinger heraus gehalten. Anfangs ist es allerdings schon komisch, weil man ja gewöhnt ist, dass Leute mit Schild am Straßenrand stehen oder den Daumen raus halten. In Südafrika scheint es je nach Region Regeln zu geben, wo man stehen darf und wie genau man ein Auto anhält. Soweit ging unser Reiseführerwissen aber dann doch nicht. Abgesehen davon ist den Leute auch ganz egal, wie sie mitgenommen werden. Es ist nicht ungewöhnlich, die Leute hinten auf der Ladefläche von Pickups sitzen zu sehen, gleich neben der Ziege und dem Bündel Holz. Oder auch hinten auf der überdachten Ladefläche der Geländewagen. Manchmal sind da sogar Bänke eingebaut. Ich glaube kaum, dass der Hersteller das so angedacht hat, aber selbst die Polizei nutzt die Wagen so. Da passen nämlich gestapelt gut und gern um die zehn Leute rein. :)

Aber genug erst einmal von der Kultur, die man so ganz nebenbei erleben kann. Für uns geht es noch ein Stück weiter in den Süden der Drakensberge – und nein, wir haben immer noch nicht genug, weswegen wir den Tipp von zwei Japanern dankend annehmen und uns Richtung Sani Pass aufmachen.

Eine Blume mitten im unter Aufsicht abgebrannten Gebiet

16Juli
2013

Lesotho Klappe die zweite

  Auf dem Weg zum Sani Pass

Es hat doch ganz schön lange gedauert, um von Giant's Castle bis kurz vor den Sani Pass zu kommen. Um genau zu sein um die fünf einhalb Stunden... Man sollte meinen, dass die Straßen, sobald man sich von A nach B bewegt, immer länger werden. Nun ja, wir sind letztlich doch dort angekommen, wo wir hin wollten. Wir wussten, dass es die Sani Lodge gibt und hatten diese auch ins Auge gefasst. Wie das auch schon in Giant's Castle war, gab es hier fast keine Zimmer mehr. Eigentlich sollte man meinen, dass im Winter nicht so viele Touristen unterwegs sein sollten, da es gerade in den Drakensbergen empfindlich kalt werden kann und die meisten doch eher an den schönen Stränden, in den Nationalparks zum Großwildanschauen oder in den Weinregionen zu finden sein sollten. So viel zu der Theorie. :)

Nun ja, wir wussten wieder einmal nicht viel über die Region als wir ankamen. Wie der Name schon sagt, liegt der Sani Pass direkt vor der Haustür. Das ist einer der Pässe, die nach Lesotho führen. Gut, da waren wir ja schon einmal, also waren wir grundsätzlich erst einmal an allen anderen Optionen interessiert. Es gibt auch eine ganze Auswahl an Wanderwegen, die man allein oder auch geführt machen kann. Sanmalereien hatten wir schon gesehen und ein Basothodorf ebenfalls. Also was nun? Es gab die Option auf eine der Bergspitzen direkt an der Grenze Lesothos zu wandern, allerdings nur mit Guide. Soweit so gut, aber die Frage war, ob das überhaupt möglich sein würde, da wir zum einen nur zwei Personen waren und zum anderen eines der Tourautos auf dem Weg zurück vom Pass seinen Geist aufgegeben hatte (es ist schon spektakulär, wie die Vorderräder in zwei verschiedene Richtungen zeigen können). Letztlich wurde für uns aber alles möglich gemacht und so haben wir uns am nächsten Tag zum zweiten Mal nach Lesotho begeben. So viel zum Thema einmal reicht. :)

Der Sani Pass wird prinzipiell in jedem Reiseführer erwähnt. Abenteuerlich ist ein zu schmeichelhaftes Wort als Beschreibung. 9km liegen zwischen den Grenzen von Südafrika und Lesotho, aber auf dieser Strecke werden mehr als 1300 Höhenmeter überwunden. 12 Haarnadelkurven auf unbefestigter Straße bringen einen in einer knappen Stunde auf ein Niveau von 2873m über dem Meeresspiegel. Nicht hilfreich sind die Baumaßnahmen, aber das ist in Südafrika (eigentlich im Niemandsland zwischen den beiden Ländern) kein Problem. Es gibt ja genügend Fähnchen wedelnde Personen. Das wiederum ist bei der ersten Begegnung irritierend, weil man keine Ahnung hat, wie man darauf reagieren soll. Unser Guide Stuart war da sehr pragmatisch bei der Erklärung: So lange ignorieren, bis sie einem panisch vor das Auto springen. :)

Stuart war ein toller Guide, der sehr viel über die Region erzählen konnte. Seine eigene Lebensgeschichte war auch unglaublich interessant, denn er gehört zu denen, die mal Landwirte in KwaZulu Natal waren (KwaZulu Natal ist eines der Bundesländer von Südafrika). Er hat den Anschlag auf sein Leben überlebt und nur ein Stück Ohr und ein Auge eingebüßt. Seine Nachbarn hatten nicht so viel Glück. Hier wurde übrigens kein Unterschied gemacht, ob der Bauer schwarz oder weiß war (Stuart ist schottischen Ursprungs, seine Nachbarn waren jedoch alle schwarz). Es ist beeindruckend, wenn man solche Einblicke in die Geschichte des Landes aus erster Hand bekommt. Die Apartheid und deren Umsturz hängen noch wie ein Schatten über Südafrika.

In Lesotho angekommen (diese Mal gab es einen Grenzposten und wir haben sogar einen Stempel in den Reisepass bekommen!), ging unsere knapp vierstündige Wanderung los. Wirklich anstrengend sind die etwa 11km eigentlich nicht – vorausgesetzt, man ist die Höhe gewöhnt. Und ja, zum Schluss muss man ein klein bisschen klettern, um auf den Eastern Hodgson's Peak zu kommen. Wer das nicht will oder wenn der Aufstieg vereist ist, dann kann man als Alternative auf den Western Hodgson's Peak. Beide zusammen formen die Giant's Cup.

Zwei Dassies (z. Dt. Klippschliefer) beim Sonnenbaden - nächster lebender Verwandter: der Elephant :) Ausblick von Lesotho auf Südafrika Ja, es gab Eis... Giant's Cup Unser Tagesziel: Estern Hodgon's Peak Ausblick von Berggipfel - das Hochland rechts ist Lesotho, das Flachland links Südafrika

Danach ging es wieder Richtung Auto mit einem kleinen Zwischenstop beim höchsten Pub Afrikas in der Sani Mountain Lodge. Die kennen dort sogar Glühwein – nicht „spiced wine“ oder „mulled wine“, wie es im Englischen eigentlich heißt, sondern richtig Glühwein. Irre.

Damit war unser Tagesausflug ins Königreich im Himmel dann auch schon wieder vorbei. Wir blieben zwar zwei Nächte in der Sani Lodge, aber trotz allem hieß es wieder einmal packen. Der nächste Tag brachte uns gleich ein paar kulinarische Höhepunkte. Wir bekamen den Tipp, dass es in Himeville eine Bäckerei gäbe, die unter anderem Deutsches Brot herstellen würde. Das war natürlich ein Traum nach endlosen Tagen Toastbrot. Im The Rose and Quail wurden wir auch fündig. Egal, ob man nun unbedingt Deutsches Brot haben will oder etwas anderes. Es gibt eine ungeheure Auswahl an Gebäck aller Art. Kaffee sowie einige kleinere Gerichte gibt es natürlich auch zum dort essen. Gleich danach haben wir uns auf den Weg zur Underberg Cheesery gemacht, da in sämtlichen Supermärkten die Auswahl an Käse recht begrenzt ist und wir bisher einfach kein Glück bei unserer Wahl hatten. Umso mehr Möglichkeiten hat man dann in der kleinen Käserei. Solche lokalen kleinen Unternehmen gibt es in KwaZulu Natal übrigens häufiger. Wir können nur empfehlen, einfach mal anzuhalten und etwas mitzunehmen.

Von Underberg geht es jetzt weiter Richtung Osten, genauer nach Durban. Irgendwoher müssen wir ja unser neues Ersatzrad bekommen. ;)

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An dieser Stelle etwas Organisatorisches: Mein Pensum an Fotos sprengt leider die frei zur Verfügung stehenden Kapazitäten dieses Blogs. Daher habe ich einen weiteren erstellt, damit auch die verbliebenen Einträge in der gleichen Form wie bisher erstellt werden können. Die Adresse für die nächsten Blogeinträge ist folgende:

http://einmal-um-die-welt-teil-2.auslandsblog.de/

Vielen Dank für euer Verständnis! :)

Tolles Lichtspiel bei den 12 Aposteln

22Juli
2013

Ost, Nord, Nordwest

 Südafrika ist ein Mekka für Vogelbeobachter

Nach Durban war es eine ganz schön lange Fahrt. Nun ja, man glaubt ja immer gar nicht, wie groß Südafrika ist, aber spätestens, wenn man etwas davon wirklich sehen will, dann hat man schon längere Strecken vor sich. Trotz allem ist es nichts verglichen mit Australien. ;)

Unser erster Anlaufpunkt war der Flughafen, weil es dort eine Zweigstelle von Thrifty gibt. Dort haben wir wieder einmal gelernt, dass Schnelligkeit nicht unbedingt zu den Eigenschaften von Südafrikanern gehört. Nach einer halben Stunde, in der sich auch der Chef des Laufburschen gefragt hat, wo der denn nun bleibt, war klar, dass wir unser Ersatzrad bekommen würden. Nett wie sie waren, haben sie es auch gleich wieder unter dem Wagen verstaut – natürlich erst nachdem sieben Leute darüber philosophiert haben, ob das Rad denn jetzt auch das Richtige ist oder nicht. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, uns gleich selbst in die hauseigene Werkstatt fahren zu lassen. Nein, es muss der Monteur samt Rad gebracht werden.

Nach dieser netten kleinen Episode haben wir uns im Chaos, das sich Großstadt Durban nennt, auf die Suche nach einem Hostel gemacht. Wir hatten ein paar auf der Liste, von denen wir eines nicht mal gefunden haben, das zweite von außen recht zweifelhaft aussah und das dritte der Volltreffer am Strand war. Ich weiß nicht, ob ich schon erwähnt habe, dass Internet in Südafrika ein bisschen Glückssache ist. Selbst wenn man Zugang dazu haben sollte, so kann man sich darauf verlassen, dass in den üblichen Suchmaschinen für Hostels nicht unbedingt besonders viele zu finden sind. Die meisten haben maximal ihre eigene Homepage, wenn überhaupt. Da zum Glück bekannt ist, dass es auch viele ausländische Rucksacktouristen in Südafrika gibt, haben sich einige Leute die Mühe gemacht, ein kostenloses kleines Taschenbuch heraus zu bringen, welches regelmäßig aktualisiert wird und in jedem Hostel zu haben ist: das Coast to Coast. Jeder sollte seine Kopie davon haben, denn ohne es ist man aufgeschmissen. Selbst mit kann man aber auch noch in Probleme geraten. So wie wir eben in Durban, wenn man selbst mit unserem Navi Mrs. Garmin das Hostel, welches unglaublich toll beschrieben war, nicht finden kann.

Letztlich sind wir im Anstey's Beach Backpackers untergekommen, was ein bisschen außerhalb liegt, dafür aber den Strand praktisch vor der Tür hat.

Unser nächster Tag hatte das einzige Ziel, wieder aus Durban zu verschwinden. Trotzdem hatten wir uns vorgenommen, doch mal den Victoria Street Market anzuschauen. Daraus wurde nur zum Teil etwas, da uns nicht ganz klar war, dass es sich hierbei um ein ganzes Viertel handelt und es dort nur so von Menschen wimmelt. Die Einfahrt zum bewachten Parkhaus zu finden, ist auch ein Abenteuer und wir haben es natürlich erst gesehen, als wir schon wieder vorbei gefahren waren. Parkplätze außerhalb des Parkhauses gab es wohl auch, aber da der Busbahnhof direkt daneben ist, ist es sicherlich fraglich, ob man seinen Mietwagen dort wirklich unbeaufsichtigt stehen lassen will. Wir haben uns dagegen entschieden und sind nach Norden gefahren.

Kleinere Umwege brachten uns dann nach St. Lucia, ein Touristennest, in dem es nicht viel mehr als Hotels und eine Hand voll Restaurants gibt. Unsere Unterkunft fanden wir wieder nach dem Prinzip der Suche direkt vor Ort, da weder unser Coast to Coast noch das Internet besonders hilfreich in dieser Hinsicht waren. Das gilt jedoch für die gesamte Region knapp südlich und südwestlich von Swaziland. Wir fanden in der Shonalanga Lodge ein Dach über dem Kopf für die nächsten zwei Tage und in der Dame am Empfang auch jemanden Engagiertes, der uns all unsere Touren organisierte und unermüdlich Fragen beantwortete. St. Lucia (irgendwie können sich die Leute nicht entscheiden, ob sie es nun Englisch Saint Lucia oder Portugiesisch Santa Lucia aussprechen wollen) ist prinzipiell ein idealer Ort, um sich den iSimangaliso-Wetland-Park anzuschauen. Hier gibt es vor allem unglaublich viele Nilpferde und Krokodile. Auch der ein oder andere Elefant soll hin und wieder vorbei kommen. Ein Besuch in St. Lucia ist jedenfalls nicht vollständig, wenn man nicht eine Runde mit dem Boot auf dem Fluss gefahren ist, der die Insel, auf der der Ort liegt, vom Festland trennt.

Im iSimangaliso-Wetland-Park Die Hauptattraktion des Parks: Hippos Und man kommt echt nah heran Man beachte den verächtlichen Blick, den schon das Junge perfekt beherrscht Ja, Krokodile gibt es natürlich auch Noch ein letzter Blick auf die Mangroven am Ufer

Weiterhin liegt das Hluhluwe Umfolozi Game Reserve nur etwa eine Stunde entfernt. Unser Reiseplan sieht auch einen Besuch im Krüger Nationalpark vor, aber wir waren der Meinung, man kann sich auch auf dem Weg mal einen von den kleineren Parks anschauen. Unser Reiseführer in Buchform war in dieser Hinsicht sehr ausführlich. In den meisten Parks kann man zwischen Autosafaris mit dem eigenen fahrbaren Untersatz und geführten Halb- oder Ganztagestouren entscheiden. Wir haben Letzteres gemacht, denn sonst geht mehr Zeit für An- und Abfahrt drauf als für den eigentlichen Park. Es gibt wie immer viele Anbieter solcher Touren und der Preis unterscheidet sich nicht wesentlich. Wir hatten jedoch keine Auswahl, da wir leider einsehen mussten, dass immer noch Schulferien waren und neben den ganzen ausländischen Touristen, die natürlich auch jeden Nationalpark mitnehmen, sehr viele einheimische Touristen unterwegs waren. Unser Veranstalter war Euro Zulu, welche aber sehr gut waren, insbesondere das Auto selbst, da die Seiten des Safariautos mit schiebbaren Glasfenstern versehen waren, was bei Regen und Wind schon recht praktisch sein kann. Und ja, wir hatten natürlich zwei Tage lang Regen, wenn auch nicht die ganze Zeit. Unsere Ausbeute an Tieren, die wir gesehen haben, hielt sich in Grenzen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass man sich über jedes einzelne freut, weil man es zum ersten Mal in freier Wildbahn (oder zumindest so gut wie frei) zu Gesicht bekommen hat. Bei uns umfasste das Impalas, – wer jetzt an schöne Chevys denkt, der hat entweder einen Faible für Autos oder aber gewisse Serien zu oft gesehen ;) – einen Elefanten, ein Nashorn, ein Löwenpärchen und eine ganze Menge Giraffen („giraffic park“ wie unser Guide es treffend beschrieb). Man bekommt neben der Tatsache, dass die Guides einfach jedes Tier auch aus der größten Entfernung benennen können, auch viele Infos zu den Tieren selbst. Eine solche Tour, egal in welchem Park, lohnt sich auf jeden Fall.

Ein Bonus bei unserer Tour war, dass Braai enthalten war. Das ist ein Begriff, der uns zum ersten Mal im Reiseführer begegnete und dann auch sehr schnell in der Realität Südafrikas. Unter einem Braai versteht man nichts anderes als Grillen beziehungsweise BBQ. Wenn ich vorher geglaubt hatte, dass die Thüringer hier Rekordhalter waren, so kann ich jetzt zumindest sagen, dass die Südafrikaner dem in nichts nachstehen. Und da wird nicht etwa ein lausiges Brätel auf den Grill gehauen, nein, da landet das Steak drauf. „Gebraait“ werden kann übrigens immer und überall. So gut wie jeder Picknickplatz hat einen oder mehrere fest installierte Grills. Und die Südafrikaner nutzen das auch bei jeder Gelegenheit. Beeindruckend.

Viel witziger wird es dann natürlich, wenn der eigene Bruder unerwartet die Ehre erhält, doch mal bitte auf die Steaks und ein bisschen seltsam aussehenden, aber umso besser schmeckenden Würste aufzupassen. Ich würde sagen, er hat seine Aufgabe gut gemeistert, aber das Grillen liegt ja bekanntlich im Blut. :)

Unser erstes Zebra! Die ersten Antilopen: Tiefland-Njalas Ein Breitmaulnashorn Ein Löwenpärchen! Die zwei hatten eine andere Planung für den Tag als von Touristen beobachtet zu werden. ;) Braaimeister Robert

Nach zwei Tagen in St. Lucia ging es weiter Richtung Krüger Nationalpark. Da die Strecke aber doch recht lang ist, hatten wir beschlossen, zwischendurch noch einen Stopp einzulegen. Die Karte verriet uns, dass Pongola ein guter Ort zum Übernachten sein sollte. Das Internet (ja, das Coast to Coast hatte zu dieser Region schlicht und einfach gar keine Meinung mehr) spuckte auch einige Guest Houses aus, die ich hier mal mit Pension übersetzen will. Erstaunlicherweise liefen wir hier schon in das Problem, dass das ein oder andere auf unserer Liste ausgebucht war. Wir waren überrascht, aber offensichtlich kamen wir langsam in die beliebteren Reisegebiete.

Trotz allem fanden wir eine sehr nette Unterkunft und zwar im The Guest House Pongola, welches unglaublich schick eingerichtet ist. Ja, der Preis schraubt sich, je näher man an den Krüger Nationalpark kommt, immer weiter in die Höhe, aber verglichen mit Australien ist das alles immer noch verhältnismäßig billig. Internet war auch hier wieder ein Problem, aber das überraschte uns langsam nicht mehr. Wir waren es gewöhnt. Netterweise hat uns die Inhaberin ihren Privatcomputer nutzen lassen.

Wir waren also in Pongola, einem Ort, von dem keiner von uns beiden vorher schon mal etwas gehört hatte. Ich bin auch immer noch der Meinung, dass man das nicht haben muss, aber zumindest an Unterkünften mangelt es nicht. Praktisch ist auch die Tatsache, dass das Ithala Game Reserve nur eine Stunde davon entfernt liegt. Wir waren der Meinung, dass wir mittlerweile wieder halbwegs in unserer Zeitplanung lagen, und zwei Nächte an einem Ort wieder nicht verkehrt wären, wenn man dafür sogar einmal testen kann, wie es ist, mit dem eigenen Auto auf Safari zu gehen. Wir haben schließlich nicht ohne Grund unser kleines Monster von einem Auto gemietet. Gut, ein Grund war sicherlich, dass wir den Straßenverhältnissen in Südafrika nicht getraut haben. Mittlerweile sind wir ja eines Besseren belehrt worden und wissen, dass zumindest außerhalb der Nationalparks das Standardtouristenauto (Toyota Yaris) vollkommen ausreicht.

Zurück zum Ithala Game Reserve, einem recht kleinen Park, der aber ganz nett ist, wenn man eh in der Nähe ist. Viel gesehen haben wir nicht. Die Natur war toll und Antilopen, insbesondere Impalas gab es zu hauf, genauso wie Giraffen. Sonst war die Ausbeute jedoch recht mager. Mehrere Strauße haben wir jedoch gesehen. Das war toll, weil wir damit irgendwie so gar nicht gerechnet hatten. Genauso mit der Schildkröte, die gemütlich über die Straße lief.

Eine beeindruckende Landschaft soweit das Auge reicht (Ithala Game Reserve) Ein Büffel Gut getarnte Zebras   Nicht ganz Galapagosgröße, aber nahe dran 

Von Pongola aus ging es nach Hazy View. Am südlichen Rand des Krüger Nationalparks, welcher unser nächstes Ziel sein wird, gibt es einige kleinere Orte und theoretisch viele Unterkünfte, weil es billiger ist außerhalb des Parks zu übernachten als drin. Praktisch haben wir auch hier wieder feststellen müssen, dass die Hauptsaison mitten im Gange zu sein scheint. Wir haben jedenfalls erst im fünften Anlauf eine Unterkunft bekommen, welche aber wirklich toll war: die Gecko Lodge. Witzigerweise gab es hier viele Deutsche und das nicht nur unter den Gästen. Die Inhaberin ist auch eine Auswanderin.

Hazy View an sich bietet rein gar nichts Interessantes, aber das machte nichts. Uns war nur die Lage wichtig, welche wirklich ideal ist. Im Umkreis befinden sich drei verschiedene Tore in den Krüger Nationalpark. Man kann sich also einfach eines davon heraus suchen. In unserem Fall ist das das Numbi Gate, einfach weil es nah dran ist und auch, weil es eines der größeren ist. Damit haben wir dann die Chance direkt am Tor unsere Buchungen für die Camps innerhalb des Parks zu machen, da wir, wie auch schon seit etwa einer Woche, nichts vorgebucht haben. Aber davon beim nächsten Mal mehr.

Hm, kein Widder, aber fast ;)

26Juli
2013

Elephantastischer Krüger

Elephant Crossing inklusive Touristen

Unsere Planung sah vier Nächte im Krüger Nationalpark vor. Soweit die Idee. Die Umsetzung gestaltete sich etwas komplizierter als erwartet. Gut, eigentlich hätten wir durch die vorherigen Schwierigkeiten mit dem Finden von Unterkünften gewarnt sein sollen. Aber nun ja, wie das eben so ist, hinterher ist man immer schlauer. Also als Fazit an dieser Stelle schon: Ja, die Schulferien waren endlich vorbei, aber die Hochsaison für europäische Touristen hat gerade erst begonnen. Sprich, man sollte immer vorbuchen, wenn es um den Krüger Nationalpark geht. Hätte der Reiseführer ja auch mal sagen können.

Aber egal. Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, haben wir den Park über das Numbi Gate erreicht. Hier wurden wir dann auch von einer unglaublich netten Dame betreut, die ihr Möglichstes getan hat, um uns Unterkünfte zu beschaffen. Wie schon gesagt, ein Unterfangen, was sich als aufwendig heraus stellte. Für die erste Nacht erhielten wir einen Bungalow in Lower Sabie. Da wollten wir auch tatsächlich hin, nur wären wir gern zwei Nächte geblieben. Das war nicht drin und unsere einzige Option für die nächste Nacht war Pretoriuskop. Wer jetzt mal die Karte vom Krüger zur Hand nimmt, der wird sehen, dass dieses Camp keine halbe Stunde vom Numbi Gate entfernt ist. Sprich, einmal durch den kompletten Süden des Parks am Tag eins und über andere Wege zurück zum Ausgangspunkt am Tag zwei. Hätte schlimmer sein können. Nämlich zum Beispiel wie Tag drei. Alle Bemühungen unserer lieben Helferin scheiterten an ausgebuchten Camps und so gab es für unsere dritte Nacht nur genau eine Option: Satara, was knapp 200km von Pretoriuskop entfernt liegt. Auch die vierte Nacht wurde uns im Endeffekt vorgegeben, da es wie schon in Lower Sabie auch in Satara nur Unterkunft für eine Nacht gab. Wir durften also auch für die letzte Nacht im Park noch mal den Standort wechseln und zwar ins Olifants.

Nun ja, es war ja auch ein bisschen unsere eigene Schuld, weil wir nichts vorgebucht hatten, aber wer konnte denn ahnen, dass es so arg kommen würde. Trotzdem waren diese ersten anderthalb Tage wirklich schön. Am Anfang hält man auch noch für jede Herde Impalas an, weil man denkt, dass die wirklich toll sind. Es dauert jedoch nicht lange, bis man begreift, dass es von diesen Tieren so viele gibt, dass man sie gefühlt alle 5 Meter vor die Linse bekommen kann. Auch Zebras, Kudus, Giraffen und Elefanten gehören in diese Kategorie. Ja, richtig gelesen, auch Elefanten. Es ist schon erstaunlich, wie viele es von den Dickhäutern gibt und wie oft sie einem den Gefallen tun, entweder über die Straße zu laufen oder wenigstens irgendwo herum zu stehen. Letzteres ist dann schon wieder ein bisschen fies. Ein Elefant, der sich nicht bewegt, kann leicht übersehen werden. Klingt verrückt, weil die bekanntlich irre groß sind, aber trotzdem kann man sie ganz leicht übersehen. Man merkt das spätestens dann, wenn man wieder einmal Touristenregel Nummer eins beachtet: Wenn irgendwo ein Auto steht, sollte man auch anhalten und schauen, was es denn zu sehen gibt. Wenn man nichts sieht: fragen.

Sprich, man fährt ein bisschen langsamer und schaut, was es vielleicht zu sehen gibt. Es ist schon witzig, wenn man den Elefant erst beim dritten Anlauf sieht, auch wenn er keine fünf Meter vom Auto entfernt ist. Ich schwöre, die könnten auch rosa sein und man würde sie trotzdem übersehen können.

Prinzipiell übersieht man aber sicherlich über zwei Drittel aller Tiere, die im Park unterwegs sind. Gemein ist das bei den großen Fünf, denn die will eigentlich jeder gern gesehen haben. Dazu gehören Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Das scheint eine recht wahllose Sammlung zu sein, denn spätestens Nilpferde und Geparden würden ganz gut noch rein passen, aber die fünf Tierarten stammen noch aus der Zeit der Großwildjäger. Die großen Fünf sind die, die die besten Trophäen abgeben.

Die Großkatzen sind jedoch bedeutend interessanter, wenn man sie denn mal zu Gesicht bekommt. Wir hatten gleich am ersten Tag das Glück ein paar Löwen zu sehen, die sich auf Steinen im Fluss sonnten. Keine hundert Meter weiter lag dann auch der faule Leopard herum.

Kleines neugieriges Geschöpf am Straßenrand: ein Zwergmungo Leoparden fressen auf Bäumen - wer findet die tote Impala? Das McDonalds des Buschs: Impalas - sie haben sogar ein M auf dem Hinterteil Der erste richtige Überblick über den Krüger Nationalpark Endlich! Ein Bild von unserem kleinen Monster :) Eine Herde von knapp 30 Elefanten - irre! Hier ein paar mehr Vertreter der Herde Ein Meerkatzenjunges Hippos und das außerhalb des Wassers! Impalas, Hippos und Krokodile

Nun ja, im Krüger gibt es strenge Regeln, an die man sich halten muss, insbesondere was die Zeiten außerhalb der Camps angeht. Ich will nicht wissen, wie viel man bezahlen darf, wenn man es denn nicht vor Toresschluss schafft, anzukommen. Die Tore der Camps und auch des Parks sind grundsätzlich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. Es gilt ein Nachtfahrverbot. Wer also doch mal in der Dämmerung auf Schnappschussjagd gehen möchte, der muss sich den Touren in den Camps anschließen. Die sind aber, wie in allen anderen Parks auch, wirklich gut. Die Guides haben Ahnung von dem, was sie da tun. Wir wollten gern eine solche Tour mitmachen, aber wie wir schon am Numbi Gate lernen mussten, war der Krüger rettungslos überfüllt. Folglich waren auch diese Touren häufig ausgebucht.

Wir hatten also auch in der Hinsicht wenig Glück am ersten Tag. Wir entschieden uns dann für die Sonnenaufgangswanderung. Es ist doch etwas anderes, wenn man schön sicher in seinem Auto sitzt und sehr gut gepflegte Straßen entlang fährt, als wenn man zu Fuß mit zwei mit Gewehren ausgestatteten Guides unterwegs ist. Abgesehen davon war die Belehrung gewöhnungsbedürftig, denn eigentlich hätte man gern gelacht. Reden ist so gut wie verboten, Verweise auf Tiere, die man sieht, macht man per Klopfzeichen, wenn Gefahr im Verzug ist, schreit man und bleibt dann wo man ist, bis man etwas anderes gesagt bekommt. Und das hat man gefälligst auch zu tun, egal was da kommt. Wenn man später dann erzählt bekommt, dass zweimal in der Woche zuvor eine Nashornmutti die Gruppe im Visier hatte, wird einem schon anders. Insbesondere, wenn man selbst keine hundert Meter von der Dame mit ihrem Kalb entfernt steht.

Prinzipiell sieht man aber zu Fuß weniger Tiere als vom Auto aus. Das hat den einfachen Grund, dass die Tiere die Autos und ihre Geräusche gewohnt sind. Sie wissen auch, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Hinzu kommt, dass sie den Geruch kennen, den ein Auto typischerweise hat. Zu Fuß sieht das Ganze schon wieder anders aus. Hier hat jedes der menschlichen Tierchen einen anderen Geruch und so mancher männlicher Kollege auf vier Beinen könnte sich in seinem Herrschaftsbereich verletzt fühlen, wenn man ihm zu nah kommt. Sprich, alles, was neu an Gerüchen kommt, wird erst einmal grundsätzlich gemieden.

Es lohnt sich trotzdem, denn es ist etwas ganz anderes, sich wilde Tiere aus der Sicherheit seines fahrenden Käfigs anzuschauen. Auf Augenhöhe wird es schon fast zum Nervenkitzel, selbst wenn man gar nicht so viel zu Gesicht bekommt.

Sonnenaufgang über dem Krüger Nationalpark Nashorndame mit Kalb Auf Augenhöhe mit der Landschaft

Nach unserer morgendlichen Tour ging es weiter in Richtung des nächsten Camps, also wieder Richtung Numbi Gate. Wir haben dieses Mal sogar die Schotterstraßen genutzt. Man staunt nicht schlecht, wie der ein oder andere Tourist seinen Mietwagen behandelt. Ja, die Straßen sind in wunderbarem Zustand, aber trotzdem. Selbst mit unserem kleinen Monster waren wir zum Teil vorsichtiger unterwegs.

Am späten Nachmittag hatten wir unser Reiseziel des Tages erreicht. Damit endete dann auch der gute Teil dieses Tages. Innerhalb von zwei Stunden legte es erst meinen Bruder und dann mich lahm. Etwas an unserem Mittagessen war nicht ganz in Ordnung gewesen und wir hatten eine recht anstrengende Nacht als Folge. Das ist dann der Moment, wo man sich die richtigen Medikamente wünscht und feststellen muss, das gerade die nicht da sind. Aber nun ja, ein bisschen WHO-Lösung hilft ja auch schon – entweder beim Verschlechtern des Zustandes (es lebe Salz bei Übelkeit!) oder später auch beim Verbessern.

Der nächste Tag war dann also auch nicht so der entspannteste. Erstmal hieß es einen Toaster finden (gehört leider nicht zur Standardausstattung), denn labbriger Toast hilft gar nichts, wenn einem immer noch schlecht ist. Zum Glück sind die Angestellten auch hier wieder unglaublich nett gewesen. Nun ja, mir ging es zu dem Zeitpunkt wieder blendend, Robert jedoch nicht. Also war ich diejenige, die die etwa 200km am Steuer verbringen durfte. Letztlich war das jedoch ganz gut so, denn so konnte mein Bruder noch ein bisschen ausruhen und später dann alle möglichen Tiere erspähen, die ich mit Sicherheit übersehen hätte. Es gesellten sich Schabracken-Schakale und auch Kronenducker in unsere Sammlung. Ach ja, und natürlich noch ein ganz interessantes, wenn auch unerwartetes Tier: Es hat drei Beine und ist aus Metall. Oben drauf befindet sich ein kleiner Kasten und bei bestimmten Situationen blitzt es dann rot auf. :)

Ein Nashorn ganz aus der Nähe Und gleich nebenan eine ganze Herde davon Eine Elefantenfamilie beim Baden Ja, da ist ein Elefant versteckt Nämlich genau der freche hier

Man beachte, im Krüger ist maximal 50km/h erlaubt auf Asphaltstraßen und nur 40km/h auf Schotter. Prinzipiell glaubt man, dass man schneller fahren kann, aber man lernt schnell, dass man dann keine Tiere finden wird. Klar, alles, was sich nicht bewegt, sieht man eh nicht (bestes Beispiel ist erstaunlicherweise der Elefant), aber je schneller man vorbei gefahren ist, desto weniger hat man auch den Löwen oder den Schakal gesehen. Abgesehen davon hatten wir die Ehre dann einen echten Blitzer zu finden. Gut, dass ich immer schön vorschriftsmäßig gefahren bin.

Ich hab es mir natürlich nicht nehmen lassen, noch mal umzudrehen und den netten Herrn hinter der Hecke um ein Foto zu bitten. :)

Der Herr vom Blitzdienst :)

Letztlich waren Robert und ich sehr froh nach über acht Stunden im Auto endlich im Olifants Camp anzukommen. Dennoch haben wir uns noch einer Nachtsafari angeschlossen, bei der aber außer einigen Antilopen nur Springhasen und jede Menge Kaninchen gesichtet wurden.

Der nächste Tag hatte dann endlich eine kürzere Strecke für uns in petto. Es ging ins Letaba Camp und wir waren dankbar und genossen es, nicht unter Zeitdruck zu stehen. Hinzu kam, dass es uns auch gesundheitlich wieder bedeutet besser ging.

Die Landschaften sind wirklich beeindruckend Kronenduckermama mit Jungem Selbst Giraffen sind erstaunlich gut getarnt Büffel!

Dadurch, dass wir relativ früh für unsere Verhältnisse ankamen, hatten wir auch die Chance, uns doch mal einer vom Camp aus organisierten Safari anzuschließen. Wir entschieden uns für die Sonnenuntergangsfahrt, weil wir damit gute Chancen auf die Tiere hatten, die wir bis dahin noch nicht zu Gesicht bekommen hatten.

Los ging es gleich mit mehreren Löwen. Hinzu gesellten sich Leoparden, Hyänen (so ein Hyänenwelpenhaufen im Dickicht ist unglaublich niedlich) und einige Antilopen. Der Spaß an solchen Fahrten kommt eigentlich wirklich dadurch, dass einige der Passagiere im Auto einen Scheinwerfer in die Hand bekommen und selbst damit die Straßenränder und das Hinterland ableuchten dürfen. Sobald man etwas sieht, muss man sich bemerkbar machen. Mein Bruder war einer von denen, die diese Ehre hatten, und es ist schon erstaunlich, was für ein gutes Auge er hat. Einer der Leoparden geht auf sein Konto.

Abgesehen davon, dass es früh und abends unglaublich kalt wird, sind die Fahrten zu diesen Zeiten toll. Glücklicherweise werden auch Decken zur Verfügung gestellt. Trotzdem sollte man sich warm anziehen. Manchmal braucht man aber auch gar nicht wirklich aus dem Camp hinaus, weil sich die Tiere entweder bis rein trauen (Impalas) oder aber außen herum ihre Runden drehen (Leoparden oder auch Hyänen).

Sonnenuntergang im Krüger Nationalpark Ein Löwe!!! Wer sieht die Hyänenwelpen? Ein Leopard gleich vor dem Tor des Camps

Nach dieser letzten Nacht war unsere kleine Rundreise durch den Krüger Nationalpark dann auch schon wieder vorbei. Wir nutzen den nächsten Tag, um noch eine schöne Runde durch den Park zu fahren und ihn letztlich durch das Phalaborwa Gate zu verlassen. Von dort aus hatten wir noch einige Stunden vor uns, da unser nächstes Reiseziel Graskop war. Aber davon beim nächsten Mal mehr. :)

Ein letzter Elefant, der gemächlich die Straße vor unserem Auto überquert

29Juli
2013

Blyde River Canyon

Ausblick in den Blyde River Canyon

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, begaben wir uns nach Graskop. Auch dieses Städtchen gehört zu denen, die wir vorher nicht kannten. Der einzige Grund, aus dem wir uns dort einfanden, ist die Tatsache, dass es an einem Ende des Blyde River Canyons liegt und dass das Coast to Coast hier ein paar Vorschläge zu Unterkünften hatte. Damit haben wir uns in die sogenannte Panorama Region begeben, welche den östlichen Teil der Drakensberge und das sich anschließende Flachland (Lowveld) umfasst.

Den Blyde River Canyon hatten wir uns bei unseren Recherchen als Zwischenziel auf der Rückfahrt nach Johannesburg ausgesucht, weil die Bilder, die wir dazu fanden, absolut toll waren. Die nähere Suche zu Wanderwegen ging in zwei sehr verschiedene Richtungen. Zum einen fanden wir schlicht und einfach gar nichts außer der Andeutung, dass es in einem Resort wohl die Möglichkeit dazu gäbe. Zum anderen mussten wir feststellen, dass die Auswahl an Tageswanderungen tatsächlich übersichtlich ist, es aber in etwa ebenso viele Mehrtagestouren gibt.

Wenn man sich den Blyde River Canyon auf der Karte anschaut, so stellt man fest, dass er nicht so unglaublich lang ist. Mit seinen gerade mal 26km ist er trotzdem der drittgrößte Canyon der Welt (nach dem Grand Canyon, USA, und dem Fish River Canyon, Namibia). Die Hauptattraktionen sind Aussichtspunkte, die sich entlang des Canyons verteilen, und deren größte Ansammlung kurz vor Graskop liegt.

Folglich haben wir unsere Unterkunft vom Standort her ganz gut gewählt. Ausgesucht haben wir uns letztlich das Graskop Valley View Backpackers. Wir hatten sogar Glück noch ein Zimmer zu bekommen. Es dauerte keine halbe Stunde, und die nächsten Backpacker wurden reihenweise wieder weggeschickt. Schon erstaunlich. Insgesamt ist es ein niedliches Hostel, in dem es jedoch zur Abwechslung mal funktionierendes Wifi gab. Im Krüger Nationalpark hatten wir so etwas gar nicht, was aber nicht verwundert, wenn man sich in die Wildnis begibt. Trotzdem ist es hin und wieder ganz nett, wenn man doch mal nach E-mails schauen oder die nächsten Reiseziele recherchieren kann. In Bezug auf Informationen zur Region ist das Valley View wirklich gut. Hier wurde sich sogar die Mühe gemacht, einen gesamten Ordner mit Wanderungen und anderen Tagesaktivitäten zusammenzustellen. In etwa die Hälfte davon kann man auch auf eigene Faust machen. Die Beschreibungen sind in dieser Hinsicht wirklich gut. Selbst sämtliche Eintrittspreise für die Aussichtspunkte sind enthalten, auch wenn sie nicht mehr ganz aktuell waren. Der einzig richtig große Nachteil des Hostels waren die Matratzen. Unbequem und durchgelegen ist noch geschmeichelt. Aber wer weiß, wie es bei einem nächsten Besuch aussähe, denn man konnte entsprechende Beschwerden auch gleich an die Chefin weiterleiten, welche postwendend beschloss, die nächste Nacht selbst dort zu schlafen um es zu testen. :) Abgesehen davon war es schweinekalt, denn Heizungen sind nicht überall eine Selbstverständlichkeit. Wie dankbar war ich für dicke Socken und unsere Kuscheldecke, auch wenn das alles erst so richtig in der zweiten Nacht geholfen hat.

Den ersten Tag haben wir folglich mit einigen kleineren Wanderungen verbracht. Los ging es fast am anderen Ende des Canyons, genauer im Forever Resort. Hier muss man sich anmelden und bekommt dann eine kleine Karte. Ganz maßstäblich ist sie nicht, denn nicht nur wir hatten ein paar Probleme zu entscheiden, ob wir an der ein oder anderen Stelle richtig waren, aber mit ein bisschen Fantasie und einem Gedächtnis für die Zeichen, die die Wege markieren (Vogel ist hier nicht gleich Vogel!), kommt man letztlich doch wieder dort an, wo man hin will. Los ging es für uns von World's End. Von dort folgten wir immer A1. An deren Ende ging es nahtlos in B1 über und entlang dieses Weges auch zurück zum Resort. Hier sahen wir auch das einzige Mal seit zwei Kontinenten eine Schlange, beziehungsweise ihren Schwanz als sie blitzartig in einer Spalte verschwand. Nach etwa drei Stunden waren wir wieder zurück. So schön die Region ist, umso anstrengender war der Weg. Wer eine Abneigung gegen starke Steigungen und unmögliche Stufenhöhen von nicht vorhandenen Treppen hat, dem kann man nur abraten. Die Runde, die wir gelaufen sind, führt einmal in den Canyon rein und logischerweise muss man irgendwann auch wieder raus... Nun ja, wir wussten ja, worauf wir uns eingelassen haben. Da es mir gesundheitlich jedoch nicht ganz so wunderbar ging, empfand ich einige Teile der Wanderung unglaublich anstrengend. Irgendwie hat mein Bruder zwar zwei Tage gebraucht, um unsere kleine Eskapade im Krüger zu überwinden und ich gerade mal eine Nacht, dafür kam es bei mir mit flauem Magen zwei Tage später wieder zurück und blieb hartnäckig bis wir die Panorama Region verließen.

Vom Forever Resort ging es wieder Richtung Graskop. Auf dem Weg entlang der Panorama Route nahmen wir noch zwei Sehenswürdigkeiten mit. Am Vortag hatten wir uns schon die Three Rondavels (die Drei Rundhäuser) angesehen, wie immer kurz vor Ende der Öffnungszeiten, weswegen wir da den Sonnenuntergang mit anschauen konnten. Dieses Mal legten wir einen Stopp bei Bourkes Luck Potholes ein, welche wirklich spektakulär aber überteuert sind. Danach ging es noch zu Berlin Falls, welche sehr schick waren – insbesondere, weil wir schon wieder knapp vor Sonnenuntergang da waren. Hatte ich erwähnt, dass in Südafrika die Sonne einfach herunter fällt?

Die Three Rondavels Auf dem B1-Wanderweg vom Forever Resort aus

Für unseren letzten Tag standen dann alle restlichen Touristenattraktionen auf dem Plan. Hierzu zählten bei uns Lisbon Falls, Wonder View und God's Window. Es ist schon irre, wie viele Touristenbusse sich auf den Parkplätzen stapeln können. Und natürlich, wie viele kleine Souvenirstände es geben kann. Nun ja, dafür haben sie die Parkplätze bewacht und man braucht sich keine Sorgen machen, wenn man doch mal ein bisschen die verschiedenen Wege erkundet, um entweder einen besseren Blick auf den Wasserfall zu bekommen oder aber, weil eines der Schilder behauptet, dass es um die Ecke Regenwald geben soll. So schön die Aussichtspunkte auch sind, die Menge an Touristen ist gruselig. Noch irritierender ist es, wenn sich ganze Reisegruppen Deutscher darunter finden. Klar, den ein oder anderen deutschsprachigen Touristen hatten wir vorher auch getroffen, aber die Anzahl war gering. Folglich war es ungewohnt Deutsch als Hauptsprache um sich zu haben, wenn es sonst Zulu, Afrikaans oder Englisch war.

Lisbon Falls

Danach ging es zum Mittagessen wieder nach Graskop. Aus unerfindlichen Gründen ist das Städtchen für Pancakes bekannt. Hier sind damit jedoch gefüllte Eierkuchen gemeint, die es mit süßen aber auch herzhaften Füllungen gibt. Der Initiator der ganzen Sache ist Harrie's Pancakes. Folglich sind wir auch dort eingekehrt (mit etwa drei Gruppen von Touristen). Fazit dieses Experiments ist, dass die Pancakes wirklich gut sind. Wer sich nicht zur Kette Harrie's Pancakes (es gibt drei oder vier Restaurants davon in Südafrika) begeben will, der kann sich aus sämtlichen anderen Restaurants eines aussuchen. Jedes davon hat seine eigenen Pancakespezialitäten.

Von Graskop aus ging es nach Pilgrim's Rest. Auch das Dörfchen hatten wir erst beim Lesen unseres Footprint Reiseführers gefunden. Es ist ein altes Goldgräberdorf und versucht damit jetzt Touristen anzuziehen. Prinzipiell ist es wirklich niedlich, aber man könnte noch einiges mehr daraus machen. Haken an der gesamten Idee ist der Fakt, dass sie die Touristen selbst gleich wieder verärgern. Wir waren es ja schon gewohnt, dass an vielen Stellen, wo man das Auto parken kann, Leute mit leuchtend gelben Sicherheitswesten herum laufen und ihre Dienste als Aufpasser auf das Auto anbieten. Hier scheint es klare Regeln zu geben, wer so etwas machen darf und für welchen Bereich derjenige zuständig ist. Gerade bei großen Parkplätzen in den Drakensbergen oder auch bei anderen Touristenattraktionen ist das üblich. Die paar Cent hat man meist auch übrig, besonders, wenn man dann erfährt, dass es ohne diese Leute tatsächlich üblich ist, dass einfach mal das gesamte Auto geklaut wird. Abgesehen davon gibt es hier einen Unterschied zwischen Abzocke (ein fester Preis, der rettungslos überhöht ist, wird hinterher verlangt) und dem Normalzustand (es wird erklärt, wer sie sind, dass sie nicht angestellt sind und das sie sich über einen kleinen Betrag freuen, aber sie dürfen keinen verlangen).

So viel also zu Parkplatz- oder Autowächtern. Die gab es auch in Pilgrim's Rest. Die wären ja auch kein Problem gewesen. Was wir nicht wussten, war, dass sich hier die Touristenfänger (von denen wir glücklicherweise verdammt wenigen begegnet sind) auf das Autowaschen spezialisiert haben. Die Schilder, dass praktisch alle Parkplätze gleichzeitig „Autowaschanlagen“ sind, sieht man natürlich auch erst, wenn es schon zu spät ist. In unserem Fall reichte einem der Autowäscher die Zeit, die wir in der Information sowie mit der Buchung unseres Hotels zubrachten (Ja! Tatsächlich! Aber etwas anderes gab es auch nicht. ;) ), unser Auto ungefragt zu waschen. Es war auch wirklich nötig, aber für die Unverfrorenheit (und weil wir die Preistafel erst danach gesehen haben) gab es weniger Geld. Die Rezeptionistin des Hotels gab uns noch einen vorgedruckten Zettel für das Auto, der unter Androhung von Strafe das Autowaschen verbot. Sehr interessant.

Den Rest des Tages verbrachten wir schlafend (ich) oder lesend (mein Bruder) im Hotelzimmer, da es angefangen hatte, zu regnen. Ach ja, wir verbrachten die Nacht im Royal Hotel von Pilgrim's Rest. Mehr Auswahl gab es auch nicht wirklich (eine weitere Unterkunft gibt es wohl) und da wir außerhalb der Saison da waren, hat es nur die Hälfte gekostet und gab es sogar noch kostenlos Frühstück. Das Zimmer war toll, mit Heizung und einer richtigen Badewanne! Ich glaube, das letzte Mal, dass ich eine Badewanne gesehen habe, war in Neukaledonien im Hotel. Es war also ein voller Erfolg, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass zwischenzeitlich das Wasser nur noch kalt aus der Leitung kam.

Den nächsten Tag haben wir uns dann die Goldwäscherei am Fluss angeschaut und sind danach weiter Richtung Westen gefahren. Unser Tagesziel war eigentlich Cullinan, worüber ich jedoch das nächste Mal schreiben möchte. Auf dem Weg dorthin hatten wir noch ein kleines Erlebnis, was ich einfach an dieser Stelle erwähnen möchte. Prinzipiell findet man an den Straßen in Südafrika hin und wieder Restaurants. Spätestens in Ortschaften, wo eine Tankstelle ist, geht man nicht leer aus. Irgendetwas Herausragendes findet man jedoch nur, wenn man wagemutig doch mal anhält und einkehrt. Von Außen muss es ja auch nicht so toll aussehen, solange es innen wunderbar ist. Das wussten wir ja schon und man kann sich darauf gut einstellen.

Viel irritierender ist es dann, wenn man in einen Ort kommt, der in keinem Reiseführer erwähnt wird, und es einen einfach aus den Socken haut. Dullstrom ist einer dieser Orte. In unserem Fall auch der einzige dieser Art. Wir wissen immer noch nicht, was an diesem Dorf so besonders ist, aber sämtliche Häuser der Hauptstraße sind entweder neu oder restauriert. Das ein oder andere Wohngebiet sieht auch aus als würde es der sehr reichen Oberschicht gehören. Es gibt zahlreiche Restaurants, Cafés, den ein oder anderen Souvenirladen, eine Fleischerei, eine Käserei, mindestens eine Bäckerei, verschiedene Unterkünfte... Und das alles wie aus dem Bilderbuch. Wer aber gerade Appetit hat, der ist hier eindeutig richtig. Wir hatten uns das Charlie C's ausgesucht, welches wirklich hübsch ist und sehr gutes Essen hat.

Soviel also zu kleinen Überraschungen unterwegs. Wie schon erwähnt, Cullinan ist das nächste Ziel, worüber ich beim nächsten Mal berichten werde.

Blyde River Canyon