19April
2013

Zwischenstop: Panama Stadt

Flagge Panamas Da meine Reise eigentlich nach Neuseeland gehen soll, war klar, dass der Weg dorthin etwas weiter sein würde. Es gibt von Südamerika aus nur in etwa zwei Flugstrecken, um nach Ozeanien zu kommen. Nummer eins ist Santiago de Chile, was ich nicht wusste. Der andere Weg geht über die USA – entweder Los Angeles oder Houston. Ich hatte mich für L.A. entschieden, aber die Reisezeit hat mich dann doch erschlagen. Da ich mein Flugticket nach Meilen bezahlt habe, kann ich an jedem Flughafen, den ich passiere auch gern länger aussteigen. Kein Problem. Also beschloss ich, dass ich mir gleich noch Panama Stadt anschauen könnte, wenn ich eh schon mal da wäre. L.A. ist eher etwas, was ich mir mit Freunden noch mal anschauen würde. Eine Runde Casino und dann ab ins Nappa Valley zum Weintrinken. :)

Nun ja, also zwei Tage, drei Nächte Panama Stadt. Einen ganzen Tag habe ich schon gebraucht, um von Cusco bis hierher zu kommen. Ich bin im Hostel Los Mostros abgestiegen und das war ganz gut so. Von hier aus kann man zumindest ein Touristenziel erlaufen und ansonsten sind die Bushaltestellen keine fünf Minuten entfernt. Ein riesiges Einkaufszentrum gibt es auch noch und das Hard Rock Cafe ist auch mit drin. Sehr praktisch.

An und für sich heißt es, dass Panama Stadt recht schön sein soll. Ich kann das nicht bestätigen. Ich mag die Stadt nicht. Was kann man sich trotzdem anschauen? Das Casco Antiguo, was so viel wie das alte Stadtviertel ist. Vom Hostel kann man innerhalb einer Stunde hinlaufen und das an der Cinta Costera, was in etwa die Promenade am Meer darstellt. Die soll für Sport und Freizeit genutzt werden und auch für Touristen sicher sein. Daher patrouilliert die Polizei hier auch. Das alte Stadtviertel gehört zum Weltkulturerbe – das kann Vorteile und auch Nachteile haben. Im Augenblick überwiegen eindeutig die letzteren. Insgesamt ist fast jedes zweite Haus eine Ruine: die Fassade bröckelt, Fenster und Türen fehlen ganz und entweder sind Böden eingebrochen oder zumindest die Treppen sind nicht existent. Panama Stadt scheint jedoch Geld zu haben und folglich wird an jedem Haus und an so gut wie jeder Straße gebaut. Es ist unglaublich laut, dreckig und man weiß nicht so recht, wo man langlaufen soll. Vielleicht wird es irgendwann wieder schön, aber im Augenblick ist es ein Graus.

Blick auf die Hochhäuser von Panama Stadt Blick auf Casco Antiguo Die Kathedrale Das Nationaltheater Ruine einer Kirche Blick in die Kirche So sieht jedes zweite Haus aus ...

Weiterhin gibt es noch den Panamakanal. Der gerade mal 82km lange Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. 14000 Schiffe passieren ihn pro Jahr und das seit fast 100 Jahren. 1904 begannen die Bauarbeiten, über 45000 Leute waren beteiligt und 10 Jahre später war die Eröffnung. Mittlerweile wird an einer Erweiterung gebaut (seit 2007) um größere Schiffe passieren zu lassen und wer einmal gesehen hat, wie saugend die Giganten durch die Schleusen passen, der versteht auch warum. Mal schauen, ob sie es bis 2015 auch wirklich schaffen. ;)

Ich wollte eigentlich nur zur Brücke der Amerikas, aber mit Hinlaufen ist das wieder so eine Sache. Theoretisch hätte man das vom Casco Antiguo aus innerhalb von 20 Minuten machen können. Ich wurde dieses Mal glücklicherweise von zwei Leuten darauf hingewiesen, dass das Stadtviertel nicht sicher sei und sogleich wurden die Herrn von der Polizei heran gewunken und ich in ein Taxi verfrachtet. So viel also zu der Idee, zu laufen. Als Tourist wird man automatisch zur Mirafloresschleuse geschickt. Wie kommt man dahin? Ich fand es am nächsten Tag heraus.

Aber immer der Reihe nach, da ich ja auch noch ein weiteres Ziel hatte und das zuerst angelaufen bin: Panama la Vieja, die Ruinen der Siedlung, die Panama wohl mal war. Die liegen ein klein bisschen außerhalb und genau entgegen gesetzt vom Panamakanal, sind mit dem Bus aber gut zu erreichen. Dafür braucht man eine tolle Karte für Metrobus. Mit Wegbeschreibung kriegt man die aber ganz gut. Da man die Ruinen aber nicht gleich von der Haltestelle aus sieht und ich langsam genug von unsicheren Stadtteilen hatte, war ich drauf und dran einfach in den nächsten Bus wieder einzusteigen. Gut, dass ich dann doch noch nachgefragt hatte, denn einmal um die Ecke ist man schon beim Museum und auch beim Beginn der Ruinen. Die Infotafeln sind ganz interessant und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass es nur Klöster dort gab. Trotzdem lohnt sich der Ausflug.

Erstes Kloster in Panama la Vieja Blick vom Turm der ehemaligen Kathedrale auf Teile des Dorfplatzes Noch ein paar Ruinen

Von dort aus begann dann das Abenteuer, zum Panamakanal zu gelangen. Bus Nummer 1 war noch kein Problem. Mit dem kommt man aber nur bis zu einem riesigen Busbahnhof namens Albrook. Dort wieder weg zu kommen, war eine ganz andere Geschichte. Man muss nämlich mit einem anderen Busunternehmen fahren, dafür braucht man natürlich wieder eine neue Karte … Und besonders vertrauenswürdig sahen diese Busse auch nicht aus. Sie entsprechen ein bisschen einer Mischung aus amerikanischen Schulbussen und uralten Trucks, die man mit Sprühfarbe alle unterschiedlich dekoriert hat. Nun ja, letztlich waren auch die ganz sicher.

Rausgeschmissen wird man am Kraftwerk Miraflores und als Tourist fragt man sich, ob das so stimmt. Aber alles hat seine Richtigkeit und dann kann man endlich den Panamakanal anschauen – der erstaunlich klein wirkt, wenn man so davor steht. Dann kann man den Schiffen beim Durchschleusen zuschauen und den Infos über die Lautsprecher zuhören. Den halben Tag wird in eine Richtung geschleust, den anderen in die andere. Ich hab also Schiffen aus der Karibik zugeschaut, wie sie Richtung Pazifik fuhren. Miraflores ist eine von zwei Pazifikschleusen und hat zwei parallel verlaufende Anteile, so dass zwei Schiffe unmittelbar hintereinander durch können. Mit Booten werden die Riesen rein geholt und dann über Leinen an Zugmaschinen befestigt. Die Ausbildung zum Schleuser dauert 10 Jahre und es gibt etwas über 200 davon. Zwei arbeiten immer parallel. Irre!

Haus und Schleusentüren sind tatsächlich seit 100 Jahren in Betrieb (200 Mio. Dollar Erhaltungskosten pro Jahr...)Die Mirafloresschleuse mit einfahrendem norwegischen Schiff Norwegisches Schiff in der zweiten Stufe der Schleuse (schon abgesenkt) Wartende Schiffe und eines, was gerade in die Schleuse geholt wird

Vom Kanal wieder weg zu kommen war noch interessanter als hin zu kommen. Ich wäre gern Taxi mit anderen Touristen gefahren, aber die waren entweder mit Bussen da oder grundsätzlich schon zu viert. Also Bus. Nun ja, das Warten allein war schon nervenaufreibend, denn wenn man als einzige Touristin mit 10 Herren an der Haltestelle steht, dann hat man langsam schon einen Blick in Richtung des hoffentlich kommenden Busses, einen auf die Herren und einen in Fluchtrichtung zurück zur Schleuse. Letztlich war alles gut und irgendwann kam auch endlich ein Bus (der erste fuhr einfach vorbei), der wieder nach Albrook fuhr. Dort begann das Suchen nach dem richtigen Bus wieder von neuem. Unglaublich unorganisiert und die Schilder helfen nicht wirklich. Wenn man aber einmal richtig ist, dann stehen sie alle hübsch in einer Reihe und keiner drängelt …

Das waren also meine Erlebnisse in Panama Stadt. Reicht auch. Ich freue mich jetzt riesig auf Neuseeland, auch wenn das verglichen mit Südamerika unglaublich teuer werden wird. Selbst Panama ist schon wahnsinnig teuer im Vergleich zu Kolumbien und Peru. Ozeanien wird das Ganze dann auf eine neue Stufe heben. Aber wenigstens kann man da nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen herum laufen ohne die Gefahr, gleich überfallen zu werden. Ich bin jedenfalls froh, Panama Stadt zu verlassen. Abgesehen von der Erholung zwischen den Flügen hat sich der Stop nicht gelohnt.

Magroven und Watt bei Panama la Vieja