14Juni
2013

Von den Tassies zu den Aussies

Blick auf Melbournes Zentrum

Von Tasmanien ging es wieder nach Melbourne. Hier hatten wir zwei Tage, um uns ein bisschen zu erholen. Oder auch, damit uns endlich die Erschöpfung einholen konnte und uns beide krank werden ließ, jeweils in unterschiedlichem Ausmaß. Das ging bis hin zu einem kleinen Krankenhausbesuch mit einiger Verwirrung zwecks Herkunft des Reisepasses und des Führerscheins – normalerweise ist das Land immer dasselbe, nicht jedoch, wenn man zwar noch Deutscher Staatsbürger, aber nach Norwegen ausgewandert ist, wie mein Bruder. :) Es war aber alles in Ordnung und mit einem netten Händeschütteln sind wir auch ohne Medikamente wieder abgezogen. Es ist schon erstaunlich wie heilend zwei Stunden Warten in der Notaufnahme sein können...

Aber zurück zu Melbourne! Wir haben uns ein wenig im Stadtzentrum umgesehen und sind (wohlwissend) direkt über die temporäre Ausstellung Hollywood Costumes im ACMI gestolpert. Wir hatten vorher davon im Veranstaltungskalender gelesen. Also auf ging es! Leider durfte man keine Fotos machen, aber es war schon genial, die Originalkostüme zu sehen, die die Schauspieler für Filme an hatten. Dazu gab es noch Kommentare von den Designern, den Regisseuren und zum Teil auch von den Schauspielern. Nur um mal ein paar Beispiele zu nennen: Es gab die Garderobe von Johnny Depp (Fluch der Karibik 4, Sweeney Todd), Robert Downey Jr. (Sherlock Holmes 2), Will Smith (Independency Day), Merryl Streep (Iron Lady, Mamma Mia!, …), … Und vieles mehr! Es gab auch Kostüme zu viel älteren Filmen, wie „Vom Winde verweht“, „My Fair Lady“, „Frühstück bei Tiffany“ und „Die Vögel“. Es war wirklich genial.

Ansonsten kann man in Melbourne natürlich unglaublich viel machen. Zum einen gibt es kostenlos eine Stadtrundfahrt per Bus und eine per Straßenbahn. Letztere haben wir gemacht. Wenn der Ansager der Haltestellen gut drauf ist, bekommt man auch einige witzige Details zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten.

Dann gibt es Führungen im Parlament, die kostenlos sind, man kann durch die schier endlosen Einkaufsstraßen schlendern (und dann in den Einkaufszentren, die sich hinter einigen Fassaden verstecken, verlieren), man kann Kinos suchen (und nur mit Hilfe von undeutlichen Karten finden), in Galerien gehen oder einfach nur das Essen genießen, wenn man ein gutes Restaurant gefunden hat. Degraves Street ist hier eine gute Adresse für kleinere Restaurants und auch so spektakuläre Sachen wie eine Suppenküche im weiteren Sinne (siehe Fotos).

Flinders Street Station (U-Bahn) Kathedrale am Federation Square Theater am Federation Square Degraves Street Suppenküche in der Degraves Street Das Parlament

Ein bisschen Werbung auch an dieser Stelle wieder: Das Cumulus Inc. ist ein tolles Restaurant für den etwas volleren Geldbeutel. Hier wird das Essen eigentlich grundsätzlich am Tisch geteilt, was eine geniale Idee ist. Abgesehen davon ist das Essen unglaublich gut und die Bedienung hat Spaß bei der Arbeit. Das kann man nur empfehlen! Weiterhin sind wir per Zufall in Roule Galette French Creperies gelandet. Deren Crepes sind vorzüglich und das Personal ist tatsächlich französischen Ursprungs!

So, jetzt aber genug! Untergekommen für die Nacht sind wir im City Centre Budget Hotel. Nun ja, das war ganz okay, aber nichts Weltbewegendes.

Wichtig war für uns, dass wir unser Wohnmobil am nächsten Tag einsammeln konnten. Das war auch schon wieder ein kleines Abenteuer, weil der Taxifahrer natürlich nicht wusste, wo Britz seine Vermietung hatte und mit deren Wegbeschreibung, die wir aus dem Internet hatten, auch nichts anfangen konnten. Hinzu kam, dass er ein rettungsloser Choleriker war... Na ja, letztlich sind wir kurz vor Ladenschluss dann doch noch angekommen und konnten unser Riesenbaby, einen Merzedes Sprinter, in Empfang nehmen. Eine sehr kurze Einweisung später saßen wir am Steuer auf dem Weg zum Einkaufen und dann weiter nach Phillip Island, was südöstlich von Melbourne liegt.

Unser kleines Baby für die nächsten zwei Wochen

Für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie es ist, ein Wohnmobil zu fahren: Es ist wie LKW fahren, zumindest würde ich das mal mutig behaupten. Anfahren dauert länger, der Bremsweg ist auch echt lang und man hat einen interessanten Wende- und Kurvenradius. Es macht aber wirklich Spaß, so ein Monster zu fahren, da man sehr weit oben sitzt und weit über alle anderen Autos hinweg schauen kann. Abgesehen davon haben wir uns ja gleich noch das Modell mit Toilette und Dusche geleistet, weil man ja nie weiß, ob man nicht doch mal wild campen muss.

Nach 21 Uhr kamen wir letztlich auf Phillip Island an und zwar in Newhaven. Das war dann der Moment, in dem wir gelernt haben, dass die Öffnungszeiten eines Campingplatzes wirklich unpraktisch sind: Früh geht es zwar zwischen 7 und 9 Uhr los, aber zugemacht wird zwischen 17.30 und 18 Uhr... Wir konnten uns glücklich schätzen, dass die Angestellte des Phillip Island Caravan Parks noch da war und uns problemlos herein gelassen hat. In der Nacht haben wir nämlich auch noch gelernt, dass es verdammt kalt werden kann. Ja, es ist Winter und wir sind an der Südküste Australiens unterwegs, aber das ist kein Grund, dass man auf einen kleinen Heizlüfter angewiesen ist, der die ganze Nacht durchlaufen muss...

Am nächsten Tag haben wir uns auf den Weg gemacht, die Insel zu erkunden. Unser Hauptgrund hierher zu kommen, waren Pinguine, aber wir haben festgestellt, dass es noch viel mehr gibt. Mit dem 3 Park Pass ging es gleich erst einmal zu den Koalas im Koala Conservation Centre. Hier wollten wir unbedingt hin, weil man in Australien ja nie weiß, ob man die Tiere wirklich in freier Wildbahn zu Gesicht bekommt. Letztlich konnte man im Informationszentrum unglaublich viel über Koalas lernen und sie sich dann während kleiner Spaziergänge im Freigehege anschauen.

Von dort ging es zu einer kleinen Inselrundfahrt. Phillip Island ist wirklich nicht groß und mit dem Auto kommt man leicht von A nach B. Die Dörfer sind jedoch nicht so interessant, wie man vielleicht glauben könnte. Schöner ist dann schon die Fellrobbenstation am anderen Ende der Insel (The Nobbies genannt). Hier kann man wieder viel lesen, wenn man will, ein bisschen spazieren gehen und hoffen, dass man Fellrobben sieht. Eigentlich gibt es Unmengen davon, aber da wir wirklich stürmisches Wetter hatten, hatten sich auch die Fellrobben auf eine vorgelagerte Insel zurückgezogen und wir gingen leer aus.

Zum Sonnenuntergang ging es zur Penguin Parade (Park zwei im 3 Park Pass). Hier kann man logischerweise viel über Pinguine lernen und, viel wichtiger, von Tribünen aus zuschauen, wie die kleinen Pinguine (die heißen wirklich so!) von ihrem Tagesausflug aus dem Meer zurück an Land kommen und sich dann über ein recht großes Gebiet in ihre Erdhöhlen begeben. Es ist wirklich lustig, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie an der richtigen Stelle aus dem Wasser gekommen sind, und sie erst einmal unentschlossen herumtapsen oder sogar wieder zurück ins Wasser schlittern. Leider durfte man keine Fotos machen...

Eine schlafende Koaladame im Koala Conservation Centre Ausblick von The Nobbies

Da wir an diesem ersten Tag auf der Insel festgestellt haben, dass es noch so einiges mehr zu entdecken gibt, haben wir auch den kompletten nächsten Tag hier verbracht. Los ging es mit dem Wildlife Park, einem recht unscheinbaren Schild an einer der Hauptstraßen, gefolgt von einem ebenso unspektakulären Gebäude. Letztlich handelt es sich jedoch um eine sehr interessante Art von Zoo, in der man mit dem Bezahlen des Eintritts eine Tüte mit Futter in die Hand bekommt und in etwa die Hälfte aller Tiere auf dem Gelände wirklich füttern darf. Der Hauptgrund für uns, hierher zu kommen, war die Information, dass sie 12 Tasmanische Teufel haben, und da wir die auf Tasmanien nicht sehen konnten, wollten wir das gern hier nachholen, wenn die Möglichkeit schon mal bestand.

Auf ging es also mit unserer Tüte Futter in der Hand! Hilfreich ist natürlich der Zettel, der an der Tür hängt, welche Tieren man denn nun wirklich füttern darf. Bei uns hat es allerdings über eine Stunde gedauert, bis wir ihn gefunden hatten... Nun ja, trotz allem hatten wir schon Pademelons, und verschiedene Wallabies gefüttert. Letztlich kann man auch die schwarzen Schwäne, eine bestimmte Sorte Enten, Cassowaris (im Deutschen Kasuare) und sogar Emus füttern. Ach ja, auch Kängurus, die sind aber eventuell zu faul oder einfach nur zu cool um aufzustehen und sich das Futter zu holen... Cassowaries und Emus sind recht abenteuerlich. Während erstere noch netter versuchen, die Krümel einzeln von der Hand zu picken (bloß keine Hautfalten erwischen lassen! Das tut weh!), haben letztere die kreative, aber fiese Variante: Einmal brutal auf die Handfläche hacken und dann dass Futter vom Boden aufpicken... Abgesehen davon wissen sie genau, dass in den unscheinbaren braunen Papiertüten das Futter ist und wenn man nicht aufpasst, dann hat man ganz schnell den Schnabel drin. Ein Emu ist furchteinflößend, wenn es sich von hinten anschleicht. Folglich musste zum Schluss immer einer Emus in Schach halten, wenn der andere Kängurus füttern wollte, weil die beiden zielsicher im selben Gehege untergebracht waren.

Unsere ersten Kandidaten für's Füttern: Pademelons Ein hungriges kleines Wallaby Ein wacher Koala! Das es sowetwas überhaupt gibt... Wallabymutti mit Baby Zwischen zwei Wallabies Angeber... Ein schwarzer Schwan (ein netter, im Gegensatz zu einem seiner Kollegen) Faule Dingos Endlich!!! Ein Tasmanischer Teufel beim Sonnenbaden!!! Ein Emu - man sieht meine Skepsis... Nur Kängurus haben es drauf so lässig auszusehen (graue und rote Kängurus) Graue Kängurumama mit Baby Ein Echidna (mit dem Schnabeltier verwandt)

Vom Wildlife Park ging es weiter nach Churchill Island (Ticket Nummer drei im 3 Park Pass). Auf dieser kleinen Insel kann man nett spazierengehen. Ansonsten ist die Hauptattraktion eine Farm mit altem Herrenhaus und Dingen wie Schafschervorführungen, Lasso schwingen, Bumerang werfen, dem Melken von Kühen, die Arbeit mit Hütehunden und einigem mehr. Logischerweise ist das ein guter Anlaufpunkt für Familien.

Zur Belohnung ging es für uns danach in Pannys Schokoladenfabrik. Eine witzige Ausstellung zum Thema, wo die Schokolade herkommt und wie sie hergestellt wird, kombiniert mit Schokoladenkunst und einigen Spielen (wenn man gewinnt, bekommt man Schokolade :) ), ist nicht nur für Kinder interessant. Die heiße Schokolade ist echt gut und auch ein Schokoladenfondue kann man sich schmecken lassen. ;)

Recht spät ging es für uns an dem Tag wieder Richtung Melbourne. Dieses Mal haben wir jedoch in Dandenong im BIG 4 Dandenong Tourist Park übernachtet. Der einzige Grund hierfür war die Tatsache, dass wir es nicht mehr rechtzeitig bis Melbourne geschafft hätten und zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, wie leicht es sein konnte, einen Spät-Check-In zu organisieren. Ein Positives an diesem Park ist auf jeden Fall, dass kostenlose und vor allem unglaublich gute Wifi.

Der nächste Tag brachte uns an Melbourne vorbei zu unserem nächsten Ziel: Der Great Ocean Road – aber dazu mehr im nächsten Beitrag. :)

Die erste Begegnung mit einem grauen Känguru