14Mai
2013

Mit dem Auto quer durch den Norden

Rahui, Mount Ngauruhoe und Mount Ruapehu aus der Ferne

Ich habe bei meinen Reisen auf der Südinsel festgestellt, dass ein Auto manchmal wirklich praktisch gewesen wäre. Mit einem fahrbaren Untersatz hätte ich nicht per Anhalter fahren müssen, um nicht auf die doch recht ungünstig gelegenen Buszeiten angewiesen zu sein. Abgesehen davon, kann man sich dann unterwegs alles anschauen, was man will. Mein Entschluss, mir trotz der Tatsache, dass ich noch nie auf der linken Straßenseite gefahren bin, ein Auto zu mieten, stand also gegen Ende meines Aufenthaltes im Süden fest. Ich wollte auch nur ein kleines Auto, um von A nach B zu kommen. Schlafen wollte ich schon gern weiterhin in Hostels – gerade in Neuseeland gibt es viele Möglichkeiten im Auto zu schlafen, die überall angeboten werden, und es gibt auch viele Plätze, an denen man kostenlos nachts stehen und schlafen kann. Man sollte sich solche suchen, denn sonst ist man ganz schnell 200 NZ$ los, wenn man erwischt wird.

Nun hieß es, sich mit den tausenden von Autovermietungen auseinander zu setzen. Es ist irre, wie viele es davon zumindest in Neuseeland gibt. Das teuerste sind zumeist die Versicherungen (Vollkasko oder Teilkasko), die man jedoch nicht nehmen muss, wenn man nicht will. Da ich, wie schon angedeutet, jedoch ein wenig an meinem fahrerischen Können auf der falschen Straßenseite zweifelte und das Auto für 10 Tage haben würde, kamen solche Abschläge nicht in Frage. Letztlich entschied ich mich für Omega, einfach, weil die gerade ein gutes Angebot hatten.

Früh um 7 Uhr machte ich mich also auf meinen 4km Fußweg zur Autovermietung, weil „Wellington City“ in diesem Fall irgendwie doch „Wellington Ferry Terminal“ bedeutete... Mit dem Auto ging es zurück zum Hostel um meine Sachen und Michael einzusammeln sowie erst einmal schön zu frühstücken. Michael? Richtig gelesen. Der Gute hatte eine ähnliche Reiseroute wie ich für die Nordinsel im Kopf, jedoch zwei Tage weniger Zeit. Wir beide wollten unbedingt Tongariro Crossing, einen Wanderweg, machen. Nun wurde Michael jedoch gesagt, dass für die nächsten zwei Tage das Wetter schlecht sein würde und er doch lieber noch warten sollte. Womit ich ihm anbot, mir Gesellschaft zu leisten, weil das genau in meine Reiseplanung passte. Also hatte ich für mehrere Tage Begleitung, was sich auch als gut herausstellte, denn gerade der Anfang im Bezug auf die Autofahrten war ein bisschen gefährlich. Spätestens wenn der Beifahrer (wohlgemerkt auf der linken Seite sitzend) panisch „Stop!“ ruft und einem eindrücklich rät, den Rückwärtsgang einzulegen, um die Schnellstraßenausfahrt rückwärts wieder runter zu fahren, ist man dankbar, dass man nach dem 4-Augen-Prinzip fährt. ;)

Station 1 auf der Liste war Hastings im Osten der Nordinsel. Eine etwa 4-stündige Fahrt brachte uns dorthin, jedoch zu spät für irgendwelche geführten Weintouren – ja, der Grund, um in diese Region zu fahren, ist hauptsächlich Wein. Was ist also Plan B? Eine Nacht bleiben und am nächsten Tag eine Tour mitzumachen? Nee, da verliert man einen Tag, weil man danach logischerweise nicht mehr fahren kann. Man kann auch einfach Plan C nehmen und selbst mit dem Auto drei Weingüter anfahren und schauen, wie weit man kommt. Da ich Fahrer war, habe ich hauptsächlich an Michaels Weinen gerochen und mal genippt. Verkostet hat er, weil er noch nie eine Weintour mitgemacht hatte, ganz im Gegensatz zu mir. In dieser Weinregion sind die Weinverkostungen jedoch nicht kostenlos, aber die Preise sind ganz annehmbar und nicht zu teuer.

Mein treuer Weinreben in Hastings

Danach fuhren wir noch die 25 Minuten nach Napier, der Art Deco-Stadt schlechthin. Die Straßen im Stadtzentrum sind in dieser Hinsicht wirklich hübsch, auch wenn die Baustellen es ein wenig kompliziert machen, als Tourist wirklich zu wissen, wo man jetzt hin muss.

Untergekommen sind wir im Criterion Art Deco Backpackers im auf 6-Mann-Zimmer umfunktionierten 8er-Zimmer. Insgesamt ist das ein wirklich schönes Hostel mit tollem Aufenthalts- und Fernsehraum.

Der nächste Tag bescherte uns einen netten Spaziergang zum Strand, durch die Straßen und zu einem Miniwochenendmarkt, bei dem es sogar einen deutschen Bäckerstand gab, der richtiges Brot und Pfannkuchen verkaufte! Unglaublich toll! Insbesondere, wenn man einem Kanadier erst einmal erklären darf, warum man sich so freut und mit was man das Brot isst und vor allem wann. Auch die Erklärung, dass Pfannkuchen keine Donuts sind war recht witzig. :)

Der Strand in Napier Emerson Street im schönsten Art Deco-Stil Sehr passend: Ein

Weiter ging es zum Taupo See, dem größten See Neuseelands. Der kann sich sehen lassen und ist im Sommer sicherlich rettungslos mit Wassersportlern überfüllt.

Von dort ging es ein klein wenig zurück Richtung Süden, genauer nach Turangi, einem Örtchen, von dem weder Michael noch ich je gehört hatten. Warum wir dort anhielten? Wir hatten uns einige Hostels im Tongariro Nationalpark herausgesucht. Wir wussten jedoch, dass wir dort erst nach 17 Uhr ankommen würden und damit alle I-Sites oder auch Doc Center zu haben würden. Tongariro Crossing, was wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten, ist jedoch ein Wanderweg, der nur in eine Richtung zu laufen ist (also wie rum ist prinzipiell egal, aber man läuft halt nur hin und nicht wieder zurück). Demzufolge brauchten wir ein Shuttle und die bucht man meist über die Informationen oder Hostels, da wir aber nicht sicher waren, dass unsere Hostels das machen würden, hielten wir an der nächsten Info, die wir fanden – in Turangi.

Dort gab es sogar Shuttles, die einen vom Parkplatz am Ende des Weges abholten und zum Anfang brachten. Das war natürlich ideal, weil wir so unser Auto dort stehen lassen und völlig ohne Zeitdruck, spätestens um so-und-so-viel Uhr wieder am Parkplatz sein zu müssen, laufen konnten.

Wir landeten im Riverstone Backpackers, einem sehr kleinen, aber unglaublich tollen Hostel. Wer es dort hinein schafft (im Sommer ist das sicherlich schwer, aber wir waren gerade mal fünf Personen, was es sehr entspannt machte), der kann sich glücklich schätzen.

Turangi an sich bietet nicht viel – es sei denn, man ist vielleicht Angler – aber der Ort eignet sich wunderbar als Basislager für Touren in der Region und davon gibt es so einige. Die bekannteste ist natürlich Tongariro Crossing.

Der Taupo See mit Mount Ruapehu und Mount Ngauruhoe im Hintergrund Ohne Worte Blick auf den Ort Taupo und natürlich den See Tongariro Fluss in Turangi

Nachdem wir recht früh hatten aufstehen müssen, erreichten wir kurz vor 8 Uhr den Startpunkt der etwa 19km langen Strecke durch eine sehr vielfältige Vulkanlandschaft. Sonnencreme ist sicherlich keine schlechte Idee, auch wenn wir mehr einen starken Windschutz gebraucht hätten. Insgesamt sind 5-7 Stunden für die Strecke angesetzt. Es gibt jedoch noch die Möglichkeit, Mount Ngauruhoe zu besteigen, auch besser bekannt als der Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe. Das Wetter hätte laut Wetterbericht toll sein sollen, wenn auch sehr windig. Leider kam es anders als gehofft – was uns jedoch nicht davon abhielt, trotzdem die 3 Stunden Tour auf den Vulkan anzutreten. Wir konnten während der zwei Stunden zum Fuß des Schicksalsberges zuschauen, wie die Wolke darüber wuchs und wuchs... Machte ja noch nichts. Sie könnte ja vielleicht aufreißen. Pustekuchen. Wir sind trotzdem mutig die 700 Höhenmeter hinauf geklettert und bis irgendwo zwischen 50 und 100 Metern vom Kraterrand entfernt war das auch kein Problem. Dann kamen wir in die Region, die fest im Griff des Windes war. Böen bis 75km/h erwiesen sich zumindest für mich als eine Herausforderung. Ich hatte Michael gesagt, er solle schon hoch klettern und ich würde nachkommen. Dumm nur, dass ich die nächsten fünf oder auch zehn Minuten an einen Stein geklammert verbrachte, weil ich mehrfach von den Füßen geweht worden war... Der arme Michael fror derweil am Kraterrand, weil die Temperatur wohl knapp unter Null Grad Celsius lag, was nicht so schlimm ist, wenn man sich bewegt. Bleibt man aber im Windschutz sitzen, dauert es nicht lange und man ist ein Eiszapfen. Irgendwann hab ich es auch hoch geschafft und die obligatorischen Siegerfotos gemacht. Danach waren wir schnell wieder auf dem Weg nach unten, weil es Dank der Wolke eh nicht viel für uns zu sehen gab.

Mount Ngauruhoe mit beginnender Wolke Mount Ruapehu Direkt am Fuß des Schicksalsberges (Mount Ngauruhoe) Steil bergauf: Michael (in blau) beim Klettern Geschafft! Ich habe den Schicksalsberg trotz widriger Bedingungen bezwungen! Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Blick in den Krater von Mount Ngauruhoe Michael beim Vulkan herunter schlittern (auch Ja, es war wirklich steil

Danach ging es weiter durch Mordor. Die Vulkanlandschaft mit ihren Schwefelgerüchen und dampfenden Löchern, Seen und weiten Arealen sowie der Farbenvielfalt des Gesteins waren wirklich beeindruckend.

Der südliche Krater Das Gelände ist einfach gigantisch Der rote Krater Die Smaragdseen Schwefeldampf: Es stinkt herrlich nach verfaulten Eiern... Und noch einmal der rote Krater, der seinen Namen eideutig zu recht bekommen hat Der blaue See Einfach genial 3 Stunden später: Der Schicksalsberg verabschiedet sich von seiner Wolke - wie gemein! Rahui - der Vulkan, der erst kürzlich ausgebrochen ist und zur Sperrung von Tongariro Crossing über mehrere Monate geführt hat (wir waren Tag 3 der Wiedereroffnung) Zurück in die Vegetation!

Nach fast neun Stunden erreichten wir dann das Auto und kurz vorher auch wieder die Vegetation. Zum Abschluss gönnten wir uns dann noch eine Stunde in den Thermalquellen von Tokaanu. Den Tip hatten wir von unserem Herbergsvater erhalten und es war unglaublich toll, die müden Knochen einmal kochen zu lassen.

Thermalquellen von Tokaanu (man geht jedoch in einem Swimmingpool baden) Kochender Schlamm! Das Lichtspiel war wirklich beeindruckend Und noch ein paar Thermalquellen :)

Eigentlich war der Plan für den nächsten Tag dann, sich von Michael zu verabschieden, weil er sich ein Auto mieten wollte, um entweder in den hohen Norden zu fahren (Poor Knights Island, wo man schön tauchen gehen kann) oder aber nach Coromandel, was auch so einige Sehenswürdigkeiten hat. Ich wollte jedoch erst einmal nach Rotorua zwecks bunter Schwefelquellen und auch Hobbiton auf dem Weg dorthin.

Folglich ging die Suche nach einer Autovermietung für Michael los. Es stellte sich aber heraus, dass Taupo, bis wohin ich ihn mitgenommen hätte, nicht wirklich Autovermietungen hatte. Und mit dem Bus fahren, wäre eine Tortur von einer Tagesreise mit Umsteigen geworden. Jetzt hing ich da mit der Überlegung, dass wir beide ja nach Waitomo wollten, halt nur zu unterschiedlichen Zeitpunkten, weil es dort Glühwürmchenhöhlen gibt und man Black Water Rafting machen kann. Von Turangi aus nahm sich die Strecke nach Waitomo und nach Rotorua nicht viel. Folglich entschied ich, dass ich mit Michael nach Waitomo fahren würde, um ihn dann am nächsten Tag in Hamilton bei einer Autovermietung rauszuwerfen.

 Eine Straße ist nach mir benannt!!!

Also auf nach Waitomo zum Black Water Rafting! Hier gibt es unterschiedliche Versionen und wir hatten uns für die Abysstour entschieden: Also 35m in die Höhlen Abseilen, dann mit einer Zipline noch ein paar Meter tiefer und letztlich mit einem Schwimmring ins etwa 5 Grad Celsius kalte Wasser springen – natürlich im 7mm Neoprenanzug und mit Fleecestrickjacke beziehungsweise -pullover drunter. Helme und Gummistiefel gab es auch für jeden. :) Die Tour war ein 5-stündiges Unterfangen inklusive Einkleiden und allem Drum und Dran (auch heiße Schokolade und Tee unter der Erde).

Fertig angezogen für's Black Water Rafting! Unter der Erde im 5 Grad Celsius kalten Wasser - im Anzug ist's erstaunlich warm Und Wasserfallklettern gehört auch gazu

Danach entschieden wir uns, noch die Stunde nach Hamilton zu fahren und dort im YHA Microtel abzusteigen. Das war okay, aber nichts, was ich unbedingt weiterempfehlen würde.

Der nächste Tag bedeutete dann, wirklich Abschied von Michael nehmen. Er hat zwar nicht das gewünschte Auto bekommen (entweder hatten die keine Autos mehr zu vermieten oder aber zu irren Preisen mit einem Ein-Weg-Zuschlag, der sich gewaschen hatte), aber den guten Tip von der Hertz-Autovermietung, dass er doch einfach mit dem Bus nach Auckland zum Flughafen fahren und sich dort ein Auto für die letzten drei Tage mieten sollte, wenn er eh von dort fliegt. Das hat er dann auch in die Tat umgesetzt und unsere Wege trennten sich am Busbahnhof. Während er sich in den Norden begab, führte mein Weg gen Osten, aber dazu im nächsten Beitrag mehr. :)

Abschied von Michael in Hamilton