29März
2013

Lebewohl an Kolumbien

Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge aus Kolumbien fort um mich Peru zu widmen. Als Start einer Reise kann ich meine Erfahrungen wahrlich nicht empfehlen, aber nun ja. Fangen wir der Reihe nach an.

Nachdem ich aus der Verlorenen Stadt zurückgekommen war, bin ich in einem neuen Hostel abgestiegen, dem Drop Bear Hostel. Insgesamt ein echt tolles Hostel, welches seine riesigen Räume nicht komplett mit Betten zustellt, sondern tatsächlich Platz lässt. Was natürlich noch besser war, war die Tatsache, dass für die ersten zwei Nächte von insgesamt vier nur drei Personen in unserem 10-Personen Schlafsaal waren. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle beichten, dass ich natürlich in etwa nach der billigsten aber auch besten Unterkunft an den jeweiligen Orten suche und das sind nun mal meistens die 10er- und 12er-Schlafsäle. :)

Wie dem auch sei, ich habe das Gefühl, dass die Hostels in Santa Marta mehrheitlich super sind, aber die Lage lässt meist zu wünschen übrig. Nun ja, Bus oder Taxi oder auch Motorradtaxis schaffen hier Abhilfe. Weiterhin ist Santa Marta nichts besonderes. Es eignet sich als Sprungbrett für Touren in den Tayrona National Park oder nach Taganga zum Tauchen (auch wenn man dann gleich dort Schlafen kann; wer auf Parties steht, ist dort sowieso besser aufgehoben, hab ich mir sagen lassen). Außerdem kommt man von Santa Marta aus auch gut in die Sierra Nevada de Santa Marta oder weiter an die Nordküste Kolumbiens (Palomino soll unglaublich toll sein).

Gut, für mich hieß es also gleich nach meiner Rückkehr versuchen, einen Tauchtermin in Taganga zu bekommen. Das hatte auch für den übernächsten Tag geklappt. Also hatte ich einen weiteren, um mich auszuruhen und zu überlegen, was ich am letzten Tag machen wollte.

Das Tauchen an sich war ganz in Ordnung. Es lohnt sich jedoch nicht wirklich, wenn man schon einige andere Plätze der Welt gesehen hat – Karibik, Rotes Meer, Indischer Ozean, … Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, aber dafür ist es der billigste Ort der Welt, um Tauchen zu lernen – in der Schnellbesohlung, was für den einen oder anderen auch abschreckend sein kann.

Was mich jedoch am meisten davon abgehalten hat, mich auch noch am letzten Tag in die Fluten zu stürzen, war die Tatsache, dass es für meine Verhältnisse viel zu kalt war. Ja, ich bin Warmduscher in dieser Hinsicht, auch liebevoll Warmwasser- oder Tropentaucher genannt. :)

Trotz allem war der Tag ganz nett, wenn man von einer leichten Unterkühlung mal absieht – und von der Tatsache, dass ich natürlich erst im Hostel festgestellt habe, dass ich mein Handtuch vergessen hatte … Nun ja, Tollpatschigkeit muss bestraft werden.

Der letzte Tag bestand planmäßig darin, dass ich nach Tayrona fahren wollte, um mir den Park anzuschauen, um mich letztlich an einen der laut Bildern und Erzählungen unglaublich schönen Strände zu legen. Das hat auch ganz gut geklappt, außer, dass ich mich von einem privaten Busunternehmen hab über's Ohr hauen lassen. Machte nichts, ich hatte sowieso darauf spekuliert, dass ich mit meinem internationalen Studentenausweis für weniger Geld reinkommen würde. Leider musste ich am Eingang dann aber feststellen, dass der Nationalpark wegen Überfüllung geschlossen war und ich in etwa zwei bis drei Stunden hätte warten und hoffen können, dass ich dann vielleicht reinkäme. Das fand ich natürlich nicht so besonders. Ich muss jedoch zugeben, dass ich vergessen hatte, dass die Semana Santa war, die Heilige Woche vor Ostern, in der die meisten einfach Urlaub haben und mal schön an die Küste zum Baden fahren.

Folglich beschloss ich, ich würde nach Rodadero fahren, dem Naherholungsgebiet der Kolumbianer. Dort gibt es auch Strand und außerdem sollte es von dort möglich sein, nach Playa Blanca, dem schönsten Strand außerhalb von Tayrona, zu laufen. Gesagt, getan. Also hab ich mich vom völlig überfüllten Strand in Rodadero an der Küste entlang auf dem Weg gemacht, was in einigen Teilen schon eine abenteuerliche Kletterpartie war. Trotzdem war die Aussicht auf Rodadero unglaublich.

Ich war jedenfalls fast am Strand vor Playa Blanca, an dem nur Kolumbianer waren, die dort mit ihren eigenen Booten hingefahren waren, da waren zwei Typen hinter mir, die offensichtlich schneller als ich waren. Nett (oder doof), wie ich war, hab ich sie natürlich vorbei gelassen. Keine zwei Sekunden später hatte einer ein riesiges Messer in der Hand und beide waren sehr deutlich, dass sie meinen Rucksack haben wollten. Ich hab erst einmal angefangen zu diskutieren, aus welchen Gründen auch immer, aber ich hatte natürlich keine Chance. Mein Handy verschwand dann auch noch aus meiner Hosentasche und mein Reiseportemonnaie, was man leider unter der Hose sehen konnte, auch. Glück im Unglück hatte ich, weil sie mir nichts getan haben und weil ich halbwegs geistesgegenwärtig selbst in der einen Tasche rumgewühlt habe um einen Geldschein rauszufummeln, sonst wären meine Kreditkarte und mein Mini-USB-Stick wahrscheinlich auch weg gewesen.

Danach waren die Typen natürlich sofort wieder weg und ich bin den Strand entlang gerannt, weil ich nicht wusste, ob vielleicht noch was hinterher kommen würde. Die erste Frage der Kolumbianer dort war, ob ich überfallen worden wäre. Bei meiner Flucht sind dann auch noch meine keine Woche alten Sandaletten kaputt gegangen – Made in China sag ich dazu nur. Die Kolumbianer am Strand haben sofort die Küstenwache, die eh davor Patrouille fuhr, aufmerksam gemacht. Danach haben sie sich um mich gekümmert. Es gab Wasser, beruhigende Worte und zum Schluss sogar eine Bootsfahrt zurück nach Rodadero und persönliche Begleitung zur Polizei. Und natürlich Geld, damit ich wieder bis ins Hostel zurück kam.

Fazit: Rucksack weg und damit eingeschlossen mein Fotoapparat (daher in diesem Beitrag auch keine Fotos), mein mp3-Player, mein Handy, mein Reisetagebuch, der Herold (ja, ich wollte am Strand ein bisschen schwere Lektüre lesen), mein am Vortag noch gerettetes Handtuch, ein bisschen Geld, mein internationaler Studentenausweis und einige Wechselklamotten. Ach ja, logischerweise auch Sonnencreme und Insektenschutz, was in Kolumbien entweder nichts taugt oder unglaublich teuer ist.

Was lernen wir daraus? Froh sein, dass nichts weiter passiert ist, nicht allein auf Wegen wandeln, auf denen sonst offensichtlich immer nur mehr als eine Person unterwegs ist und nicht gleich alles mitnehmen, was man eventuell behalten wollte. Und eine weitere Lehre ist auch, dass man manchmal schon vorher die Segel streichen sollte, wenn der Tag schon nicht gut los ging.

Entsprechend bescheiden war dann auch der Rest des Tages, aber ein langes Telefonat nach Hause half schon enorm. Ärgerlich war noch, dass es über eine Stunde dauerte, bis wir endlich mein Handy sperren lassen konnten. Ansonsten haben sich alle im Hostel ganz lieb um mich gekümmert – von den anderen Gästen über das Personal bis hin zu Chef. Einen riesigen Dank an dieser Stelle!!!

Im Nachhinein ärgert man sich hauptsächlich über sich selbst. Warum hab ich den Tag nicht vorher abgebrochen? Warum musste ich auch mein Tagebuch und meinen mp3-Player mitnehmen? Warum hab ich meine Sonnenschutzbluse nicht angezogen, wo ich doch die ganze Zeit drüber nachgedacht hatte? Warum hab ich die Kerle nicht gebeten, mir wenigstens die Sonnencreme zu lassen? Tausend Sachen. Trotzdem hab ich einen wunderbaren Schutzengel gehabt, der dafür gesorgt hat, dass ich die eine Kreditkarte sowie das Geld, was ich brauchte, um zum Flughafen zu kommen, aus unerfindlichen Gründen im Hostel gelassen hatte. Er hat auch dafür gesorgt, dass ich meine zweite Kreditkarte und den USB-Stick, an dem sich auch der zweite Spindschlossschlüssel befindet, habe retten können (der andere Schlüssel war im Portemonnaie).

Es ist somit sicherlich nachvollziehbar, dass ich froh bin, aus Kolumbien fort zu kommen und das trotz der Tatsache, dass die Leute unglaublich nett sind, es wahrscheinlich noch tausend Sachen mehr zum anschauen gibt.

Aber jetzt geht es auf nach Peru in der Hoffnung, dass es von jetzt an nur noch bergauf geht. Und natürlich, dass ich wenigstens die Hälfte meiner Sachen ersetzen kann. :)