17April
2013

Bustouren durch Peru

Erster Blick auf den Titicacasee

Nachdem ich von meiner Tour nach Machu Picchu zurück nach Cusco gekommen war, stand fest, dass ich noch in etwa eine Woche zur freien Verfügung hatte. Was macht man nun also? Peru hat so viele Möglichkeiten, einige davon waren für mich allerdings zu weit weg, weil ich ja von Cusco aus weiterfliegen will. Folglich blieben Nazca mit seinen in den Stein gearbeiteten Linien, die man nur von oben richtig erkennen kann, der Norden Limas, in dem man wunderbar mit sehr wenigen Touristen in den Anden wandern gehen kann, sowie das Amazonasgebiet außen vor. Letzteres, weil ich ja schon mal die Ehre eines Besuches vor vielen Jahren hatte und jetzt andere Prioritäten gesetzt habe. Also wohin sollte es gehen? In den Süden von Cusco und folglich Peru. Ich hatte von anderen Reisenden gehört, dass es dort einiges zu sehen gibt.

Dank des Salkantay Trails wusste ich, dass Charlotte, eine Finnin, in die selbe Richtung wollte. Sehr praktisch, wenn man noch nie in Südamerika Bus gefahren ist. Also verabredeten wir uns für den Tag nach unserer Rückkehr. Ich hatte am Vormittag noch etwas Zeit und nutzte diese für eine kleine Touristentour in der Kirche der Companía de Jesus. Danach hießt es für Lotte und mich Wäsche zum Waschen abgeben, was auch ganz interessant war, denn meine sämtlichen Klamotten dürfen nicht in den Trockner, wenn ich sie behalten will. Letztlich ging alles gut.

Danach ging es zu Fuß zum Busbahnhof, da wir wussten, was die Preise für eine Busfahrt bei den Touristenreisebüros kosteten und wir auf billigere Tickets hofften – die Rechnung ging auch auf und wir hatten einen schönen Spaziergang inklusive des Besuchs der Inkastatue, die einen netten Blick über Cusco bietet und die Geschichte des Inkas Pachacuteq erzählt, der ein bisschen unserem Barbarossa gleichkommt.

Pachacuteq-Statue

Des Rest des Tages bis zur Abfahrt des Nachtbusses 10:30 Uhr verbrachte ich mit Ausfüllen des Polizeiberichts (wie schon in einem anderen Beitrag erläutert) sowie Packen. Abends ging es noch ins Centro de Arte Nativo de Qosqo zu einer Tanzvorführung traditioneller peruanischer Tänze. Die Kostüme waren wirklich schick. Warum diese bunte Mischung an Touristenattraktionen? Einiges davon ist im Boleto Turistico de Cusco mit enthalten und dass das Ticket eine Woche gültig ist und mich dank nicht vorhandenem Original des ISIC recht teuer gekommen war, wollte ich soviel davon nutzen, wie möglich. :)

Dann ging es zum Nachtbus. Es gibt auch Tagbusse, aber wenn man die acht Stunden Fahrt in die Nacht verlegt, dann kann man sich einmal das Geld für das Hostel sparen und zum anderen verschläft man mit einem bisschen Glück auch noch die ganze Strecke. Das Glück hatte ich leider nicht, weil die sogenannten Semi-Camas (Halbbetten), die ein bisschen besser als Flugzeugsitze sind und sich weiter zurücklehnen lassen, doch irgendwie unbequem waren und man uns außerdem zu Tiefkühlkost verarbeiten wollte. Nun ja, das wusste ich ja vorher, weil das scheinbar in ganz Südamerika so Tradition ist.

Am nächsten Morgen gegen 5 Uhr kamen wir dann in Puno an. Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, bis sich die Bustür öffnen ließ, aber das störte uns herzlich wenig. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich dann von Lotte, weil es für sie gleich nach La Paz in Bolivien weiterging. Ich suchte mir dann im Busbahnhof schon ein kleines Reisebüro, was mir die Möglichkeit bot, eine Nacht auf einer der Inseln im Titicacasee zu verbringen.

Ach so, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass der einzige Grund für die meisten – mich eingeschlossen – nach Puno zu reisen, die Tatsache ist, dass es direkt am Titicacasee liegt und einen Hafen hat. Es gibt auch noch einiges in der Umgebung von Puno zu sehen, aber dafür braucht man mehr als nur zwei Stunden. In Puno selbst gibt es außer der Kathedrale wohl nichts.

Wie dem auch sei, für mich ging es also früh um 8 Uhr weiter mit dem Boot in Richtung der Urosinseln, der schwimmenden Inseln auf dem See. Die Boote sind unglaublich langsam, was die langen Fahrtzeiten erklärt, aber nach etwa anderthalb Stunden erreichten wir dann unser erstes Ziel: die schwimmenden Inseln. Die Indianer, die heute diese Touristenattraktion betreiben, haben zur Zeit der Eroberungszüge der Inkas die Flucht angetreten. Anfänglich auf Booten bis sie entdeckten, dass sie das schwimmende Schilf zu ihrem Vorteil nutzen konnten, und die schwimmenden Inseln bauten und mit Aufwand erhielten. Somit entgingen sie der Eroberung. Heute ist es nur noch interessant, die Erklärung dazu zu erhalten und selbst mal auf dem doch etwas weichen Boden gestanden zu haben. Sonst ist es nur noch ein größerer Verkaufsstand für Souvenirs.

Schwimmendes Schilf im Original Eine Urosinsel - die schwimmt!

Danach ging es weiter nach Amantani, der zweitgrößten Insel im Titicacasee. Die größte ist die Sonneninsel auf der bolivianischen Seite. Dorthin soll sich ein Ausflug inklusive Übernachtung absolut lohnen, nur hatte ich die Zeit nicht. Amantani selbst ist recht übersichtlich. Bei unserer Ankunft erwarteten uns schon die Frauen der Familien, die uns für eine Nacht ein Dach über dem Kopf bieten sollten. In Gruppen von zwei bis vier Personen wurden wir verteilt. Nur die, die als letzte gebucht hatten, wozu ich natürlich gehörte, fanden erst ein bisschen später Unterkunft – und zwar im größten Haus im Ort. Hier kamen dann schon wieder Hostelgefühle auf, weil es so viele Zimmer gab. Zu den vier Personen unserer Reisegruppe kamen kurze Zeit später noch acht Personen eines anderen Reiseveranstalters. Jetzt hatten wir wirklich unser Hostel. Den Kommentar hierzu fand unser Guide nicht so witzig wie wir. :)

Das Mittagessen sowie auch später das Abendessen und das Frühstück waren sehr gut und offensichtlich recht unterschiedlich bei den einzelnen Familien. Bei einigen gab es Fisch, bei anderen nur vegetarisch. Meist waren verschiedene Sorten von Kartoffeln dabei. Peru hat schließlich über 2500 davon.

Zum Beobachten des Sonnenuntergangs ging es dann entweder zum Sonnen- oder zum Mondtempel hinauf. Danach hieß es dann sich einkleiden lassen und zwar in den traditionellen Kleidern der Einwohner. Bei sieben Frauen war das natürlich ein Problem für unsere Hausherrin, aber Not macht erfinderisch und ich glaube so einige der Nachbarinnen haben ausgeholfen. Letztlich hatte jede von uns eine Bluse, einen Unterrock, einen Überrock und eine Mischung aus Schal und Tuch. Die Herren liefen kollektiv in Ponchos und Mützen herum. Es war schon ein recht seltsames Bild, alle zusammen mit den Dorfbewohnern auf dem Tanzsaal zu sehen. Gefeiert wurde dann trotzdem ein bisschen.

Blick auf Amantani vom Boot aus Die Frauen der Gastfamilien Der Sonnenuntergang vom Mondtempel aus gesehen Touristin und Einwohnerin

Das alles klingt jetzt so, als würde das komplette Dorf nichts anderes machen, als jeden Tag Touristen durchzufüttern und abends dann eine kleine Tanzveranstaltung abzuhalten. Es gibt auf Amantani 10 Gemeinden und jeden Tag ist eine andere Gemeinde dran. Folglich haben die Leute neun Tage für ihre normale Arbeit, welche in der Landwirtschaft besteht, und dann kümmern sie sich einen Tag um Touristen.

Tag zwei brachte uns dann nach Taquile, einer weiteren Insel. Hier kann man auch mal nett drüber laufen, sich den Hauptplatz anschauen und ansonsten die Aussicht genießen. Viel gab es hier also auch nicht.

Auf Taquile Die Weite des Titicacasees

Da ich am späten Nachmittag wieder in Puno war, stand ich vor der Wahl entweder dort ein Hostel zu suchen und am nächsten Tag mit dem Bus sechs Stunden nach Arequipa zu fahren, oder gleich einen der Nachtbusse zu nehmen. Sechs Stunden sind jetzt aber nicht die Welt und wenn der letzte Bus 23 Uhr fährt, kommt man logischerweise schon 5 Uhr am Ziel an. Was sollte ich da bitte machen? Also entschied ich mich für einen Bus, der schon 18 Uhr fuhr, und organisierte mir im Internetcafe gleich noch ein Hostel vor Ort.

Arequipa ist ein sehr hübsches Städtchen südwestlich von Puno (ich kann leider nur einen Punkt auf der Karte verlinken ...), in dem man viel Zeit mit Sehenswürdigkeiten verbringen kann. Ich hatte genau einen Tag dafür, weil ich die folgenden zwei gern in den Colca Canyon wollte. Ich hatte gehört, dass eine Tagestour der absolute Horror wäre und man eigentlich drei Tage wandern gehen sollte. So viel Zeit hatte ich dann doch nicht, weil ich rechtzeitig wieder in Cusco sein musste, um meinen Flieger nach Panama Stadt zu bekommen.

Also hieß es ein bisschen in den Reisebüros shoppen gehen, weil ich wusste, wie viel ich in etwa maximal bezahlen sollte. Nebenbei spielte ich natürlich Tourist nach bester Manier: Der Plaza de Armas, die Kathedrale, die Kirche von Santa Augustin, das historische Gebäude Casa del Moral, das Museum der Sanctuarias Andinas, in welchem sich eigentlich Juanita, das Mädchen aus dem Eis befinden sollte – zur Zeit ist sie allerdings in den USA zur Restauration … -  (absolut empfehlenswert!!! Man muss eine Führung mitmachen, die aber so gut wie nichts kostet und wirklich toll gemacht ist), mit einer beeindruckenden Kapelle und das Kloster von Santa Catalina. Letzteres ist eine Stadt in der Stadt und man ist ganz schön lange beschäftigt, sich sämtliche Straßen und Häuser darin anzuschauen. Der Eintrittspreis ist Wucher, aber es lohnt sich trotzdem. So viel also zum Thema, es gibt viel zu sehen. Ich war den ganzen Tag unterwegs.

Die Kathedrale Der Plaza de Armas Die Kirche von Santa Augustin Das Kloster von Santa Catalina Kreuzgang im Kloster Einer der vielen Innenhöfe Eine Straße der Stadt in der Stadt Das Kloster von San Francisco de Asís  Die Kirche der Companía de Jesus

Tendenziell kann man auch auf die umliegenden Vulkane hinauf gehen. Das sind Touren von mindestens zwei Tagen und man hat die Wahl zwischen einem knapp unter 6000er (der Hausvulkan Misti) und einem über 6000er (Chachani), wobei letzterer wohl leichter zu besteigen sein soll. Wenn ich zu viel Zeit gehabt hätte, hätte ich mich ja glatt für die Dreitagestour auf den 6000m hohen Vulkan entschieden. Vielleicht ist es aber ganz gut, dass ich doch eine recht beschränkte Tagesanzahl zur Verfügung und ich mich schon für den Colca Canyon entschieden hatte. :)

Blick auf dem Chachani Der Vulkan Misti

Der nächste Tag brachte mich dann früh um kurz vor 3 Uhr schon aus dem Bett, da die Abholzeit so zeitig war. Irre! Nach drei Stunden Fahrt gab es dann Frühstück in Chivay und dann ging es zum "Kondore anschauen" beim Cruz del Condor. Wir hatten sogar das Glück, dass sich einige der Giganten blicken ließen, aber so aus der Ferne wirken sie nicht so als hätten sie eine Flügelspannweite von über drei Metern … Danach wurde unsere kleine Truppe, welche insgesamt aus sechs Personen und dem Guide bestand, am Straßenrand aus dem Bus geworfen und los ging es zu Fuß in den Canyon hinein. Die Distanz des Tages waren 11,5km. Haken an der Sache waren mal wieder die Höhenmeter: 1100m bergab, aber nur von 3287m auf 2160m - also halb so wild. Nun ja, dieses Mal wusste ich vorher, worauf ich mich eingelassen hatte. :)

Blick in den Colca Canyon Ein Kondor! Die Wanderbegeisterten

Die Nacht verbrachten wir in einem Hüttencamp und ich hatte sogar meine eigene Hütte. Nett. Tag  zwei begrüßte uns mal wieder 4:15 Uhr, damit wir theoretisch 4:45 Uhr hätten loslaufen können um die 1100 Höhenmeter wieder hinauf zu klettern. Tja, wir hatten die Rechnung ohne einen unserer Kollegen gemacht, der eine Viertelstunde länger brauchte … Kann man nicht ändern. Dankenswerterweise mussten die letzten zwei, zu denen ich gehörte, nur etwa 20 Minuten in der Sonne laufen, die sofort die Wärme mitbrachte. Danach war es nur noch ein kurzes Stück bis zum wohlverdienten Frühstück in Cabanaconde. Insgesamt waren wir drei Stunden unterwegs und haben dabei gerade mal 5,4km zurück gelegt. Wir Schnecken. :)

Nach dem Frühstück warteten wir noch einige Zeit auf den Bus und hatten dabei die Gelegenheit, zum einen die Kirche des kleinen Ortes zu besuchen und zum anderen der Dorfversammlung beizuwohnen. Man hatte uns zwar vorher gesagt, dass diese immer sonntags auf dem Dorfplatz abgehalten wird, aber wer hat denn schon eine Vorstellung davon, wie so etwas wirklich aussieht? Die gesammelten anwesenden Touristen jedenfalls fanden es witzig, die Leute hübsch nach Männlein und Weiblein getrennt auf dem Bürgersteig sitzen zu sehen, während der Dorfvorstand die monatlichen Ausgaben vorlas.

Blick auf die Vulkane Wir haben die 1200 Höhenmeter überlebt! Die Dorfversammlung auf dem Dorfplatz Vulkanhochplateau auf der Rückfahrt Für alle, die es wissen wollen: Cocablätter im Original Fertiger Cocatee ;)
Danach ging es zu den heißen Quellen von Chacapi, welche ganz nett waren, aber insgesamt war ich dann doch ein bisschen zu verwöhnt durch Santa Teresa. Von dort aus kam noch das Mittagessen wieder in Chivay und dann die Rückfahrt mit einigen kleineren Fotostops.

Insgesamt war die Zweitagestrekkingtour ganz nett, aber mit den Erzählungen vom Canyon konnte die Realität nicht wirklich mithalten. Wahrscheinlich bin ich aber durch den Salkantay Trail vorgeschädigt und hatte einfach zu hohe Erwartungen. Ähnlich war es ja auch schon mit dem Titicacasee. Ja, er ist der höchste, schiffbare See der Welt, aber ich hab schon Beeindruckenderes gesehen.

Trotz allem bin ich froh, die Reise in den Süden Perus angetreten zu haben. Am selben Tag, an dem ich aus dem Colca Canyon zurück nach Arequipa gekommen bin, ging es auch wieder mit dem Nachtbus zurück nach Cusco. Zehn Stunden Busfahrt. Dieses Mal war es wieder eine andere Busgesellschaft als vorher (die zwei Busunternehmen waren auch schon unterschiedlich) und ich muss sagen, dass ich trotz der Tatsache, dass gewisse Leute einfach nicht zuhören können und ich wieder nur ein Semi-Cama bekommen hatte, wunderbar geschlafen habe. Die Sitze waren unglaublich bequem und das ganze Unternehmen war vom Ablauf her (Gepäckaufgabe versus einfach Gepäck unten im Bus einstapeln, in einem Aufenthaltsraum warten versus draußen auf dem Bussteig herumstehen, …) eher wie ein Flugunternehmen beziehungsweise ein Flughafen organisiert. Sehr angenehm. Es ist also doch ein gewaltiger Unterschied zwischen den Busunternehmen zu verzeichnen. Cruz del Sur und Oltursa sind die zwei besten und vor allem sichersten.

Ich kam also – mal wieder – 6 Uhr früh in Cusco an und begab mich in mein Standardhostel. Dort durfte ich sogar ohne schon eingecheckt zu haben, in der Personaldusche duschen und dann auch mit das Frühstücksbuffet nutzen. Daumen hoch für das Milhouse!

Den Rest des Tages verbrachte ich dann mit einem kurzen Trip zum Kloster von La Merced und danach mit Fotos sortieren und Blogeinträgen schreiben. Daher bekommt ihr jetzt auch Schlag auf Schlag alles, was ich in Peru erlebt habe, zu lesen. :)

Weiter geht es nun nach Panama Stadt, was nur ein kurzer Zwischenstop zwischen Südamerika und Ozeanien ist – sonst wäre die Reisezeit unverschämt lang geworden. Allein schon nach Panama zu kommen, dauert den ganzen Tag (anderthalb Stunden von Cusco nach Lima und dann nach einem mehrstündigen Aufenthalt dort dreieinhalb Stunden Flug nach Panama Stadt). Ich freue mich, Südamerika zu verlassen, aber ich weiß auch, dass es noch unglaublich viel dort zu entdecken gibt und dafür sicherlich mehr als eine Reise notwendig sein wird. Mal schauen, wann es wieder soweit sein wird. :)

Alpaka! Ich will eins haben!!!