20Mai
2013

Abschied von Mittelerde

Sonnenuntergang am Heißwsasserstrand auf der Halbinsel Coromandel

Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit doch vergeht. Mein Aufenthalt in Neuseeland ist vorbei und ich kann eindeutig sagen, dass vier Wochen einfach zu kurz für dieses Land auf der anderen Seite der Erde sind. Aber immer hübsch der Reihe nach.

Nachdem ich mich von Michael verabschiedet hatte, begab ich mich ins Waikato Museum in Hamilton. Prinzipiell sind Museen in Neuseeland kostenlos. Meist werden nur Gebühren fällig für Sonderausstellungen. Das Waikato Museum an sich war für mich nicht so interessant, weil ich nicht so viel Zeit mit dem Lesen endloser Texte über Geschichte verbringen wollte. Ich wollte nur in die Sonderausstellung, welche eine Wanderausstellung von Kostümen der World of Wearablearts war. Zwar war auch diese Ausstellung nicht riesig, aber die Kostüme um so beeindruckender.

Danach begab ich mich noch in die Gärten von Hamilton. Zumindest laut der Touristeninformation sollten diese sehr bekannt und schön sein. Außerhalb von Hamilton scheinen aber nicht ganz so viele davon zu wissen... Mir jedenfalls haben sie gefallen, da sie sehr unterschiedlich waren und vom Kräutergarten bis hin zum chinesischen Garten alles umfassen.

Wie bei Nightmare before Christmas oder Alice im Wunderland - in den Gärten von Hamilton Italienischer Renaissance Garten Ebenfalls der italienische Garten

Das Ziel des Tages war dann allerdings doch noch etwas entfernt: Hobbiton. Bei Matamata gibt es eine Schaffarm, die schon zu Zeiten des Drehs des Herrn der Ringe Drehort für Hobbingen war und es für den Hobbit wieder wurde. Beim ersten Mal wurden alle Sets wieder abgebaut, wie überall in Neuseeland. Beim zweiten Mal stand jedoch die Frage im Raum, ob nicht doch wenigstens dieses Set stehen bleiben konnte. Und siehe da: Seit zwei Jahren kann man tatsächlich durch Hobbingen wandeln, sich Beutelsend zumindest von außen anschauen und im Grünen Drachen ein Hobbitbier trinken. Der Eintrittspreis hat sich gewaschen, aber das hat mich natürlich nicht von meinem Ausflug nach Mittelerde abhalten können. In meiner zweistündigen Tour waren wir nur 9 Personen und wir waren kollektive Herr der Ringe-Fans. Erstaunlicherweise sind wohl 40% der Leute, die zu Besuch kommen, gar keine Fans sondern nur Leute, die die Daheimgebliebenen neidisch machen wollen oder den Auftrag in Form von „Wenn du schon mal da bist...“ bekommen haben.

Willkommen in Hobbingen!!! Man wartet darauf, dass ein Hobbit die Tür aufmacht und sich beschwert, warum denn so viele Leute da herum stehen Im Hintergrund kann man schon Beutelsend sehen Wir kommen näher... Und jetzt sind wir da!!! Die Tür zu Beutelsend steht sogar offen - ob jemand zu Hause ist? Hier saß Bilbo als ihn Gandalf auf ein Abenteuer ansprach, was dankend abgelehnt wurde :) Blick auf den Partybaum, die entsprechenden Zelte von Bilbos 111. Geburtstag sowie den Grünen Drachen im Hintergrund Hier sehen normal große Leute aus wie Hobbits Und hier muss man schon wirklich klein sein um nicht als Rise durch zu gehen! Hier wohnten Sam, Rosie und ihre Kinder Ein letzter Blick auf Hobbingen

Nach meinem Ausflug in die Hobbitwelt und in eine Fülle an Infos über Bau und Dreh, ging es weiter nach Rotorua. Dort habe ich mich zwei Nächte im Crank Backpackers einquartiert. Die Kletterwand, die man durch die gläserne Rückwand sieht, ist beeindruckend, aber ansonsten sind die Betten eine Katastrophe. So eine durchgelegene Matratze habe ich wirklich noch nirgendwo erlebt. Wer also Rückenprobleme hat, sollte diesem Hostel fern bleiben.

Was kann man in der Region Rotorua alles machen? Wie immer in Neuseeland sind alle Funsportarten, die man sich wünschen kann, vertreten. Weiterhin gibt es mehrere Parks, in denen man sich die vulkanische Aktivität in Form von Thermalquellen, Geysiren und Schwefeldämpfen anschauen kann. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit so etwas kostenlos zu machen, aber da muss man schon genau wissen, wo es was zu finden gibt (von brodelnden Schlammlöchern und Schwefeldampf mal abgesehen, denn das kann man am Stadtrand von Rotorua schon haben).

Ich für meinen Teil bin in den Park Wai-O-Tapu Thermal Wonderland gefahren und habe mir den Geysir Lady Knox angeschaut und logischerweise alles an kreativen Farben, was der Park zu bieten hat. Was den Geruch nach faulen Eiern angeht, der logischerweise mit Schwefel verbunden ist: den hat man schon in der Stadt Rotorua und wird ihn auch erst wieder richtig los, wenn man die Region verlässt. Also entweder man gewöhnt sich irgendwann dran oder man sollte sich andere Sehenswürdigkeiten der Nordinsel anschauen. ;)

Danach begab ich mich zum OGO. Davon hatte ich vorher noch nie etwas gehört, aber die Bilder, die es dazu gibt und zum ZORB, was beides dasselbe ist, haben mich neugierig gemacht. Wer wollte nicht schon immer mal mit einer durchsichtigen Gummikugel, die ein bisschen Wasser enthält, den Hügel runter rollen? Fazit: Es macht sehr viel Spaß, aber es ist viel zu kurz und die Eingangsklappe ist leider aus einem Material, was recht unangenehm werden kann, wenn man mit den Knien und Fußrücken darüber rutscht.

Der Geysir Lady Knox Sehr hilfreiche Schilder, Klappe die 1. Die Palette des Artisten Noch ein Bild von der Palette Hilfreiche Schilder - Klappe die 2. Der Champaner See Der Ngakoro See Etwa 70-80 Grad Celsius hat der Champagner See Für die Neugierigen: So sieht OGO aus

Ein weiterer Grund, der mich nach Rotorua brachte, waren die zwei Maoridörfer, die es dort gibt, und die Shows sowie traditionelles Essen anbieten. Ich verbrachte also den Abend im Mitai Maori Village und sah mir verschiedene Tänze an (unter anderem den Haka, den Kriegstanz), ließ mich ein bisschen in die Kultur entführen und genoss zum Schluss noch ein gutes Hangi – ein Essen, dass im Boden für mehrere Stunden gegart wird.

Wie man an dieser Auswahl an Aktivitäten gut sehen kann, wäre ich ohne ein Auto aufgeschmissen gewesen. Natürlich gibt es all diese Dinge auch per Shuttle oder mit Touren, aber man ist immer an die vorgegebenen Zeiten gebunden und das bedeutet meist, dass man nur eine Sache pro Tag machen kann. Ich bin nach wie vor froh, dass ich mich für ein Auto entschieden habe und kann es auch nur jedem empfehlen. Bei einem nächsten Besuch würde ich mir auch für die Südinsel schon ein Auto mieten.

Tag zwei begann dann mit einer kleineren Wanderung im Redwood Forest bei Rotorua. Danach begab ich mich auf die unerwartet lange Fahrt nach Coromandel. Ich hatte gehört, dass die Halbinsel sehr schön sein soll, und da ich noch ein paar Tage übrig hatte, klang das doch nach einem guten Plan. Zumindest so lange, bis ich begriff, dass die Straßen dort denen im tiefsten Thüringer Wald Konkurrenz machen können. Wenn man bei Tempo 30km/h das Gefühl hat, man würde rasen, dann sollte einem das schon zu denken geben...

Auf dem Weg nach Coromandel sah ich mir noch den Heißwasserstrand an. Bei Ebbe kann man hier ein lustiges Schauspiel beobachten: Irgendwo zwischen 50 und 100 Touristen aller Nationalitäten stehen mit Schaufeln bewaffnet am Strand und buddeln kleine oder auch größere Löcher, um die Füße darin zu versenken. Bis 65 Grad heiße Quellen kommen dann nämlich bis kurz unter die Sandoberfläche und man kann sich mit ein bisschen Glück sogar Badewannen graben und darin im heißen Wasser entspannen. Aber Vorsicht, es kann wirklich heiß werden!

Ein Maori-Krieger Im Redwood Forest Die Bäume sind wirklich gigantisch Es soll Glück bringen einen Redwoodbaum zu umarmen :) Blick auf Rotorua inklusive Schwefeldampf im Vordergrund Ebbe: Torusiten mit Schaufeln versuchen an das heiße Wasser unter dem Strand zu kommen... ... damit man wenigstens warme Füße hat, wenn das Wasser an sich schon kalt ist :)

Die Kathedralenhöhle (Cathedral Cove) hätte ich mir auch gern angeschaut, aber ich war ein bisschen spät dran und wäre nur noch im Dunkeln dort angekommen, weswegen ich diesen Ausflug streichen musste.

Erst gegen 19 Uhr erreichte ich endlich mein Hostel, die Tui Lodge in Coromandel. Es gibt 3er-Zimmer und auch sonst ist die Einrichtung echt genial. Einziger Nachteil: Internet gibt es nur an einem Computer dort und der Preis ist schon wieder unverschämt.

Insgesamt kann man in Coromandel nicht wirklich viel machen, vor allem nicht, wenn man kein eigenes Auto hat, wie mir die anderen Hostelbewohner mitteilten. Ich habe mir die Driving Creek Railway, kurz DCR, angeschaut. Ein weltbekannter Töpfermeister hat diese Schmalspurbahn eigenhändig über 30 Jahre gebaut. Hintergrund war einfach nur der, dass er den Ton irgendwie aus dem hügeligen Gelände seines erworbenen Anwesens transportieren wollte. Erst Anfang der 90er Jahre wurde es offiziell zur Touristenattraktion und mittlerweile könnte der gute Mann Millionär sein, wenn er das Geld, was jährlich eingenommen wird, nicht nur für die Instandhaltung und Wiederaufforstung seines Geländes sowie zur Förderung der Künstler, die zu ihm kommen, nutzen würde. Die DCR ist eine niedliche Touristenattraktion, aber nichts Spektakuläres.

Danach habe ich mich noch mal mit Michael getroffen. Der war erst im Norden der Nordinsel gewesen und hatte dann beschlossen, dass er auch noch unbedingt nach Coromandel wollte. Er hat die Kathedralenhöhle sogar gesehen... Nun ja, nach dem Mittagessen haben wir uns noch die Kauri Grove sowie den Waiau Wasserfall angesehen, bevor sich unsere Wege dann wirklich trennten, weil sein Flieger noch am selben Tag ging.

Auch ich habe mich dann nach Auckland begeben, aber nicht, weil ich unbedingt in die Großstadt wollte, sondern einfach, weil der Wetterbericht für den nächsten Tag so schlecht war, dass mir von der 7 Stunden Wanderung zu den Pinnacles am Beginn der Coromandelhalbinsel abgeraten worden war. Letztlich hatte ich super Wetter, wenn man mal von dem total verregneten Sonnenaufgang auf Mount Eden absieht. Ach ja, ich habe die letzten zwei Nächte in der Oaklands Lodge im Stadtteil Mount Eden verbracht. Das war wirklich schön. Einziger Nachteil: Man muss mit dem Bus ins Stadtzentrum, was aber nicht viel kostet und sehr gut erklärt ist.

Von Auckland selbst habe ich nicht viel gesehen, weil ich den Tag in Devenport (dem Naherholungsgebiet auf der anderen Seite der Bucht mit vielen Cafés und Restaurants) sowie auf Rangitoto, einer nur etwa 600 Jahre alten Vulkaninsel verbracht habe. Die Insel war ganz nett. Man kann bis zum Krater hoch und sich auch ein paar Lavahöhlen anschauen – vorausgesetzt man hat eine Taschen- oder Stirnlampe dabei. Sprich: Ein netter kleiner Tagesausflug, der einen entspannten Abschluss meines Aufenthaltes in Neuseeland darstellte.

Den späten Nachmittag habe ich dann im Hafenviertel verbracht, bis die Sonne untergegangen war. Viel zu sehen gibt es dort meiner Meinung nach nicht (es sei denn, man mag Fisch, dann gibt es den Fischmarkt zu bestaunen), aber die Umgestaltung ist auch noch in vollem Gange. Abgesehen davon macht es bestimmt Spaß, mit Freunden die Happy Hour in den Bars zu nutzen.

Devenport im Vordergrund, Auckland im Hintergrund Blick auf Rangitoto von Devenport aus Auf der Vulkaninsel Rangitoto Wanderweg auf Rangitoto Mangroven, die auf Lavagestein wachsen - einzigartig auf der Welt (Rangitoto) Im Hafenviertel von Auckland Sonnenuntergang über der Hafenbrücke

Damit war meine Zeit in Neuseeland dann auch wirklich um und es hieß, alles so zu packen, dass ich zum ersten Mal seit 4 Wochen wieder in den Flieger steigen konnte. Es war schon ein komisches Gefühl, sich von diesem kleinen Land zu verabschieden, für das 4 Wochen einfach nicht genug sind. Die Liste der Dinge, die ich gern noch sehen und tun möchte, ist eher gewachsen während meiner Zeit hier, als dass sie kürzer geworden ist. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich an den Linksverkehr, die sehr seltsamen Ladenöffnungszeiten (gegen 18 Uhr ist alles zu) und die doch recht herzliche Kiwimentalität gewöhnt. Auch die Witze über die Australier sind schon fast alltäglich geworden. Das Einzige, was einen nach einem Monat in Südamerika sehr irritiert, ist die Tatsache, dass es tonnenweise Deutsche, Briten und Franzosen dort gibt. Alle anderen Nationen sind bedeutend weniger vertreten, was daran liegt, dass diese drei Länder es sehr einfach haben, ein Work und Travel Visum für Neuseeland zu bekommen.

Die Natur besonders auf der Südinsel ist einfach atemberaubend, die Wanderwege absolut toll und es gibt so viel zu erleben, dass man mindestens zwei bis drei Monate investieren kann, ohne, dass es langweilig wird. Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, dass ich auf jeden Fall noch mal nach Neuseeland reisen möchte, vielleicht auch für einen längeren Zeitraum, aber das wird sich zeigen. :)

Ich bin ein Zwerg gegen die Zwergenstatue im Flughafen von Auckland